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Mir ist kalt. Und meine Wange tut weh. Eigentlich tut alles weh. Als hätten sich lange, metallische Stäbe in jeden einzelnen Knochen meines Körpers gebort, während meine Haut auf Trockeneis verbrennt.

„Jetzt mach schon die Augen auf, Mädchen."

Erschrocken fahre ich zusammen. Sollte ich bis gerade eben noch gehofft haben, dass ich nur in einem extrem seltsamen Traum feststecke, hat sich das soeben in Luft aufgelöst.

„Hey!"

Unsanft werde ich in die Seite gestoßen, weswegen ich leise stöhne und blinzelnd die Lider hebe.

Was zur Hölle ist denn das? Und wer ist dieser Typ, der über mich gebeugt und mir damit eindeutig zu nahe ist?

„Na endlich", grummelt er, während ich panisch zur Seite rutsche, so weit wie möglich von ihm weg. Meine Haut schabt über kaltes, unangenehmes Metall. Erschrocken löse ich den Blick von ihm, um ihn auf mich selbst zu richten.

Ich bin nickt. Warum verdammt nochmal bin ich nackt?

Panisch versuche ich mich mit den Händen zu bedecken. Ein seltsames, keuchendes Geräusch kriecht meine Kehle herauf und lässt sich nicht aufhalten.

„Was soll das?", frage ich ungläubig blinzelnd. „Wo sind meine Sachen?"

Der Kerl, ein bulliger Mann mit Glatze und einer breiten, groben Nase verdreht die kleinen, nahezu knopfartigen Augen. „Immer die selben Fragen. Seh ich aus wie dein beschissener Kummerkasten?"

Mit jedem Wort, das er mir förmlich entgegenspuckt, habe ich das Bedürfnis, etwas kleiner zu werden.

Kopf hoch, Lu, lass dich nicht einschüchtern. Du hast keine Angst. Du hast nie Angst!

„Hör auf mich so blöd anzuglotzen und steh auf. Ich hab' nicht ewig Zeit", brummt er. Da ich nicht sofort reagiere, weil ich einen aufkommenden Würgereiz unterdrücken muss, packt er mit seiner riesigen Pranke meinen Oberarm und zerrt mich grob auf die Beine. Er reißt mich so hart hoch, dass ich Mühe habe, meine Brüste und meine Scham weiterhin zu verdecken.

„Hab dich nicht so, kleine Schlampe. Dich hat hier eh schon jeder nackt gesehen." Ein widerliches, anzügliches Grinsen huscht über seine wulstigen Lippen

In meiner Brust wallt ein heißes, unangenehmes Gefühl auf. Zorn. Und Scham, unendlich große Scham.

Wie konnte das nur passieren?

Angestrengt versuche ich mich zu erinnern, während ich aus dem kahlen, kleinen Raum gezogen werde, direkt auf einen ebenso nichtssagenden, düsteren Gang.

Der Gedanke daran, wo ich war, bevor ich hier aufgewacht bin, löst sich für einen Moment in Luft auf, als wir am Ende des Gangs angelangt sind, den ich hinter dem Mistschwein her getrippelt bin mit zusammengepressten Oberschenkeln.

Der Typ fischt einen Schlüsselbund aus seiner weißen, weiten Stoffhose.

Sind wir in einem Krankenhaus? Oder in einer Irrenanstalt?

Verdammt nochmal, was ist bloß passiert?

Das Schloss klickt, er stößt die Tür auf und mich hinter her in einen hellen, lichtdurchfluteten Raum, obwohl an keiner der vier sterilen, nüchternen Wände ein Fenster den Blick nach draußen zulässt.

In der Mitte steht eine Behandlungsliege. Ein Stuhl, besser gesagt. Die Rückenlehne ist hoch geklappt. Als würde er mich erwarten. Daneben wurde ein kleiner Beistelltisch platziert auf dem allerlei medizinischer Kram liegt, bei dessen Anblick mir erneut schwindelig wird.

„Was machst du denn", knurrt mich der Kerl hinter mir genervt an, als ich zurück taumele. Mit seinen schwieligen, groben Fingern stößt er mich wieder vor. Ich muss die Hände von meinem Körper lösen, um mich am Stuhl festzuhalten, damit ich nicht stürze.

Obwohl ich den Blick abwenden will, starre ich nun geradewegs auf die silberne, flache Schale direkt vor meinem Gesicht, auf der eine einzelne, nicht aufgezogene Spritze auf mich warten.

Vielleicht ist es doch ein Traum. Vielleicht ist es doch nicht echt. Es kann nicht echt sein. Es darf einfach nicht echt sein.

„Du sollst dich hinsetzen, dämliche Pute. Was ist daran so schwer zu verstehen?"

Unsicher sehe ich mich um, versuche, irgendwas in diesem verfluchten Raum zu finden, was mir helfen kann.

Ich könnte ihn mit der Spritze attackieren, aber erstens glaube ich nicht, dass er das zulassen würde und zweitens wäre das vermutlich wie ein lästiger Mückenstich für ihn.

Sonst stehen nur zwei weiße, geschlossene Regale an den Wänden. Weiter nichts.

Denk nach, Lu, du bist doch nicht auf den Kopf gefallen.

Hinsetzen", werde ich mit Nachdruck aufgefordert und noch ehe ich irgendwas tun kann, greifen seine Hände um meine Taille und heben mich auf den Stuhl.

„Lass mich los!", fauche ich, womit ich meine belegte Stimme erfolgreich verstecken kann. Er drückt meine Handgelenke auf die Armlehnen und als ich nach ihm treten will, löst er eine Pranke, um mir mit solch einer Wucht eine zu knallen, dass der Schlag einige Sekunden in meinem Kopf widerhallt.

Einige Augenblicke bin ich wie betäubt, kann gar nicht fassen, was er getan hat.

Ich wurde noch nie geschlagen.

Ich wurde auch noch nie gezwungen, mich auf einen unheimlichen Arztstuhl zu setzen, neben dem eine Spritze auf mich wartet.

Und ich bin noch nie nackt in einem völlig fremden Gebäude aufgewacht.

Das ekelerregende Lachen des blöden Drecksacks klingelt dumpf in meinen Ohren.

„Das reicht, du kannst uns jetzt alleine lassen", dringt plötzlich eine Stimme zu mir durch. „Luisa und ich schaffen den Rest alleine."

Blinzelnd versuche ich mich zu beruhigen, atme so tief ein und aus wie ich kann und kämpfe gegen die Tränen, die in meiner Nase brennen.

Du weinst nicht, Lu. Du weinst nicht vor anderen.

Vor mir klart ein mittelgroßer, normal gebauter Typ auf. Dunkelblond, mit einer geraden Nase, dunklen Augen und einem Lächeln, bei dem mir die Galle hochkommt. „Tut mir leid, er ist manchmal etwas...einfach."

Ich antworte nicht. Starre ihn geradeaus an und vergesse sogar ein paar Sekunden lang zu atmen, so angespannt bin ich. „Wer sind Sie?", frage ich so fest ich kann.

„Michael", entgegnet er sanft und streckt seine Hand aus.

„Was soll das hier?", ignoriere ich sein Angebot und muss mir Mühe geben, vor seiner Bewegung nicht zurück zu zucken.

Du hast keine Angst, Lu. Du hast nie, nie, nie Angst.

Seufzend zieht er seine Hand zurück, um sie in die weiten Taschen seines weißen Kittels sinken zu lassen.

Er ist Arzt.

Zumindest gibt er sich als solcher aus.

„Du bist hier, weil wir dich ausgesucht haben, Luisa", kommt er der Sache endlich etwas näher. „Du bist eine von wenigen."

Wütend funkele ich ihn an. „Soll ich mich jetzt geehrt fühlen, oder was?"

Er lacht. Ein melodisches, schönes Lachen. Ein bisschen kratzig. Und doch gibt es kein Geräusch, das mich im Moment mehr anwidern könnte.

„Mir reicht' s", poltere ich und will ungelenk vom Stuhl klettern, aber da ist Michael plötzlich nicht mehr so freundlich und zurückhaltend und angenehm, nein. Sofort macht er einen Schritt auf mich zu, greift nach meinen Schultern und schiebt mich zurück. Er ist stark, stärker als er aussieht und stärker, viel stärker als ich. Während ich mich mit aller Macht gegen ihn wehre, sieht er nicht mal so aus, als würde es ihn sonderlich anstrengen, mich gegen die Lehne zu pressen.

„Ruhig, Luisa, es ist einfacher, wenn du mitmachst, glaub mir. Und wenn du es nicht tust, ändert das nichts, außer, dass du Schmerzen hast. Also hör auf dich zu wehren", lächelt er mich mit geraden, weißen Zähnen an.

So ein verfluchter Wichser!

Vielleicht ist es blödsinnig, aber mir fällt in diesem Moment, da ich körperlich nicht weiter komme, nichts besseres ein, als laut zu schreien. So laut, dass Michael mit den Augen rollt, aber leider immer noch nicht so aussieht, als könnte ich ihn damit beeindrucken. Stattdessen sagt er irgendwas, das ich aber nicht verstehe, weil mein eigenes Gebrüll alles übertönt, bis er es aufgibt. Eine Hand löst er von mir, woraufhin ich mich erneut versuche aufzusetzen, doch Michael ist zu schnell, zu geübt, zu überlegen. Den anderen Arm winkelt er an, um mit dem dazugehörigen Ellenbogen meine recht Schulter festzunageln und mit der Hand die linke Schulter zurück zu halten. Nun hat er eine Hand frei und ich habe keine Ahnung, wie er das macht, aber binnen eines winzigen Augenblicks hat er mit ihm erst mein eines Handgelenk mit einem Gurt an der Armlehne befestigt, um dann das Gleiche mit dem verbliebenen zu tun.

Ich bin so überrumpelt, dass ich sogar vergesse zu schreien.

„Ich hab übrigens gesagt, dass dich hier eh keiner hört. Wir sind weit, sehr weit unter der Erde", informiert er mich nüchtern, während er meine Füße packt, um sie ebenfalls zu fixieren. „Hat' s dir jetzt die Sprache verschlagen?", feixt er und betrachtet mich triumphierend, wie ich völlig wehrlos vor ihm sitze.

Ich kann nicht mal mehr die Oberschenkel zusammen drücken. Dem Zorn weicht Angst, heiße, grausame Angst, die in mir aufsteigt und plötzlich wird mir furchtbar kalt.

Was, wenn er...wenn er jetzt...

Als wollte er meine Furcht bestätigen, gleitet sein Blick, der gerade noch meinem Gesicht golt, nun genüsslich erst zu meiner frei gelegten Brust und dann immer tiefer.

„Du zitterst ja, kleines Mäuschen", stellt er fest und diesmal ist da noch etwas anderes außer Spott in seiner Stimme.

Es ist ein tiefes, unergründliches Grollen.

Seine Hand legt sich auf meinen Arm, ganz leicht und dennoch wird mir augenblicklich übel.

„Keine Angst, das, wovor du dich gerade fürchtest, passiert heute nicht." Seine Fingerspitzen streichen meine Haut entlang zum Schlüsselbein, zeichnen es mit sachten Bewegungen nach, die mir den Atem rauben.

Warum sollte er mir die Wahrheit sagen?

Er hat heute gesagt, Lu, verdräng das nicht.

„Wir beginnen ganz am Anfang", informiert er mich plötzlich wieder distanzierter, löst sich von mir und wendet sich zu dem Beistelltisch neben uns. Routiniert zieht er die oberste Schublade auf, um ein kleines Fläschchen mit einer klaren Flüssigkeit herauszuholen. Es ist nicht beschriftet, kein Etikett. Nur eine kleine, schwarze Zahl ist auf den Deckel gedruckt worden.

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„Was ist das?", frage ich, da ich endlich meine Stimme wiedergefunden habe, die leider icht mehr annähernd so selbstsicher klingt wie vorhin.

„Etwas Gutes", antwortet Michael knapp, während er die Spritze damit aufzieht.

„Ich will das nicht", murmele ich, doch die Worte klingen weit entfernt, als hätte ich sie gar nicht selbst gesprochen. Meine Brust wird eng, als er prüfend gegen die Nadel tippt.

Nun wendet er sich wieder zu mir und schenkt mir erneut ein warmes, herzliches Lächeln.

Verfluchter Mistkerl.

„Wenn du dich nicht wehrst, tut es nicht weh. Das verspreche ich dir."

Er lässt mir keinen Wimpernschlag Zeit, darüber nachzudenken.

Ein Schmerz

Feuer

Feuer in meiner Brust

In meinen Armen

In meinen Beinen

In meinem Kopf

Bis in die Fingerspitzen

SO GROSS

SO SO SO UNFASSBAR STARK

ES

TUT

SO

WEH

sei stärker, lu.

ES TUT SO WEH

SO

UNFASSBAR

WEH

Ein Eismeer

nein

ein ganzer Scheiterhaufen

ich stehe auf ihm

verbrenne in der Kälte

erfriere im Feuer

du bist stärker, lu.

Ein Messer

nein

tausend Messer

ein Schwert

das sich

in meinen Hals schiebt

langsam

langsam

langsam

Es tut weh

so

so

so

weh

ES TUT SO WEH

„Lass los, Luisa."

wehr dich nicht

dann hört es auf

wehr dich nicht

er hat es versprochen

wehr dich nicht

wehr dich nicht

wehr dich nicht

luisa.

Doch.

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