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Ich weiß nicht, warum, aber irgendwie wird es besser. Mein Fuß, meine Angst, selbst Sam reißt sich zusammen. Alle machen einen entspannteren Eindruck, vor allem Sloan, falls das überhaupt noch möglich ist. Dank meiner Verletzung habe ich außerdem jeden Abend einen Grund, nicht zu den nächtlichen Treffen voller Wein oder Bier zu erscheinen, wofür ich mehr als dankbar bin. Leider sehe ich auch Jake einige Tage kaum. Er sagt unsere Treffen ab, wirkt dabei zwar immer ziemlich unglücklich, aber er sagt ab. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass mehr dahinter steckt, als er mir sagt. Er behauptet nämlich, dass er jetzt häufiger abends zum arbeiten eingeteilt wird und tagsüber ist es einfach zu auffällig, wenn wir uns treffen, das sehe ich ein. Zu viele wissen schon von uns. Und auch wenn ich mir sicher bin, dass Sally oder Sarah uns nicht verraten würden, muss man es nicht auf die Spitze treiben.

Zumindest dachte ich das. Zweieinhalb Wochen nach meinem Unfall nimmt Michael mir die Schiene vom Fuß, betrachtet ihn nochmal eindrücklich und beglückwünscht mich dann zu meiner Genesung. „Mach die nächsten Tage etwas langsamer, aber belaste ihn ruhig." Ich nicke, will gerade aufstehen und ihn fragen, ob ich damit entlassen bin, als mir selbst einfällt, dass ich da noch etwas vergessen habe.


Nach der Injektion wartet Sally vor meinem Zimmer auf mich. Sie sitzt auf dem Boden, den Rücken gegen die Tür gelehnt und schenkt mir einen seltsamen Blick, als ich vor ihr stehe und sie anlächele.

„Können wir reden?", fragt sie, richtet sich auf und nickt Richtung Zimmer.

„Klar." Ich versuche, locker zu klingen. Sally wirkt ernst. Auch sie habe ich die letzten zwei Wochen kaum gesehen. Ein- oder zweimal hat sie mich besucht, dann plötzlich nicht mehr. Sie wirkt verändert.

Sobald ich auf meinem Bett sitze und sie am Fußende steht, sichtlich angespannt, beginnt sie zu reden. „Du solltest das beenden."

Stirnrunzelnd warte ich darauf, dass sie vielleicht ein paar mehr Worte verliert, die mir verraten, was ich genau beenden soll. Für sie ist aber scheinbar alles gesagt.

„Wovon sprichst du?"

„Von dir und diesem Typ."

Ich weiß sofort, dass sie von Jake spricht. „Hä?", stelle ich mich trotzdem dumm.

Genervt verdreht sie die Augen und stöhnt theatralisch auf. „Du weißt genau, wen ich meine."

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. „Klar. Aber warum stört es dich auf einmal?"

Unsicher presst sie die Lippen zusammen. „Die Paarung steht an."

Obwohl mir kurz kalt ums Herz wird, zucke ich nicht mit der Wimper. „Ja und?"

Plötzlich verändert sich etwas in ihrer Haltung. Gerade noch stand sie ablehnend mit vor der Brust verschränkten Armen, mehr als anklagend vor mir. Jetzt wird ihr Blick weicher, sie wirkt beinahe verzweifelt, kommt zu mir und setzt sich neben mich auf mein Bett.

„Ich weiß, mit wem du gepaart wirst. Und ich weiß, dass diese Person es nicht ertragen würde, wenn du neben ihr noch jemand anderen hast. Ich mache mir Sorgen um dich."

Sie lügt. Das ergibt keinen Sinn. Wenn wir gepaart werden, sollen wir bereits auf der Ebene sein, dass uns fast alles egal ist. Gefühle gehören da nicht hin, zumindest keine echten, aufrichtigen.

„Woher weißt du es?", versuche ich das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. Irgendwas sagt mir, dass ich sie auf ihre Schwindelei nicht ansprechen sollte. Vielleicht hat Michael sie ja geschickt.

Schulterzuckend starrt sie auf ihre Hände. „Hab eine Liste rum liegen sehen bei meiner Injektion."

„Aha. Und mit wem darf ich mich bald auf Befehl vergnügen?" Es ist mir einfach so raus gerutscht. Keine Ahnung, warum ich plötzlich so locker bin. Das ist ein Thema, das eigentlich alles andere als einfach ist für mich. Vielleicht werde ich gleichgültiger. Oder eine bessere Schauspielerin.

Sally schenkt mir einen verstohlenen Blick. „Gibt es denn jemanden, den du dir wünschen würdest?"

Ich verziehe kopfschüttelnd den Mund. „Eigentlich nicht."

„Und uneigentlich?"

„Gott, Sally, jetzt sag es einfach!"

„Es ist Steve."

Steve? Wer war nochmal Steve? War das der, der immer den Alkohol besorgt hat? Ich kann mich nicht mal mehr daran erinnern, wie er aussieht.

„Steve war der, der den Wein oder das Bier klarmacht, oder?"

„Gemacht hat", korrigiert sie mich. „Wir treffen uns nicht mehr."

Ich muss mir auf die Zunge beißen, um nicht nachzufragen, weshalb sie sich nicht mehr so gut wie jeden Tag gemeinsam betrinken. „Aha", sage ich stattdessen. Nicht zu viele Fragen stellen. Nimm die Dinge hin.

Einen Augenblick lang sitzen wir schweigend nebeneinander. Dann atmet Sally tief durch, klopft sich auf die Oberschenkel und steht auf.

„Das war' s auch schon", informiert sie mich mit hörbar bemüht heiterer Stimme. „Nimm es dir zu Herzen."

Sally ist keine drei Minuten zur Tür raus, da klopft es erneut. Genervt stöhnend stehe ich auf, rechne mit Sam oder Sloan – mit irgendjemandem, auf den ich gerade absolut keine Lust habe also, marschiere zur Tür und dann passiert plötzlich so viel auf einmal, dass ich im Nachhinein betrachtet nicht sagen kann, wie ich auf meinem Bett gelandet bin, ob Jake oder meine eigenen Füße mich getragen haben. Ich weiß nur, dass er mich küsst, dass er mich endlich küsst und es sich so anfühlt, als würden wir seit Jahren nichts anderes tun.

Es ist so schön, dass ich sogar die Kameras vergesse.

Vermutlich haben wir stundenlang einfach so dagelegen. Vielleicht waren es auch nur ein paar Minuten. Ein paar sehr intensive Minuten. Angefühlt hat es sich wie eine kleine, glückliche Ewigkeit. Jake hat seine Arme um mich geschlungen, mein Kopf liegt auf seiner Brust, ich höre seinen Herzschlag. Obwohl es so vieles gibt, was ich ihn gerne fragen würde und langsam die Angst zurück in meine Knochen kriecht, da mir bewusst wird, was wir jeglicher Beobachtung ausgesetzt getan haben. Ich vertraue Jake. Ich habe ihm immer geglaubt, wenn er sagte, er kriegt das alles hin und irgendwann habe ich ihm zumindest glauben wollen. Aber jetzt, nachdem er kopflos und ohne Vorwarnung in mein Zimmer gestürmt kam und mich so ungestüm geküsst hat, wie mich noch nie jemand zu küssen gewagt hat, kann er mir einfach nicht mehr weißmachen, er würde das alles in Ordnung bringen. Wir haben kein einziges Wort miteinander geredet, seit er hier ist. Ich weiß nicht, was ich sagen soll und ich habe das Gefühl, ich sollte auch nichts sagen. Es ist nur ein Gefühl und vielleicht wäre es sogar besser, wenn wir das Geschehene mit Worten irgendwie relativieren würden, auch wenn ich keine Ahnung habe wie, aber ich bringe keinen Ton über die Lippen.

Wie kann man in der selben Sekunde so unfassbar glücklich und gleichzeitig voller Sorgen sein?

„Weißt du noch...", setzt Jake plötzlich leise an, aber seine Stimme ist so rau, dass er sich räuspern muss. „Weißt du noch, was ich ganz am Anfang mal zu dir gesagt habe? Als du noch unten warst? Weißt du das noch, Seven?"

Hölzern nicke ich. Er nennt mich Seven und ich weiß instinktiv, was das bedeutet.

Spiel mit, Lu. Was ich jetzt sage, sage ich für die Kameras. Was ich gerade getan habe, habe ich für die Kameras gemacht. Ich habe dich geküsst, weil jemand, der uns hinter einem Bildschirm sitzend beobachtet, es von mir verlangt hat.

„Vergiss es nicht."

Und plötzlich bin ich mir nicht mehr so sicher, ob meine Schlussfolgerungen stimmen. Was meint er damit? Was hat er zu mir gesagt? Und warum wiederholt er es nicht?

Vielleicht, weil er nur meinen Namen, der nicht mein Name ist, für die Kameras gesagt hat. Die Botschaft an sich könnte er ernst gemeint haben.

Aber auf was zur Hölle spielt er an?

Dass ich nur spielen können muss? Tja, genau das habe ich gerade nicht getan. Und er auch nicht.

„Ich muss los", sagt er auf einmal und nur ein paar Sekunden später stehen wir an meiner Tür. „Wir sehen uns."

Ich nicke, er beugt sich vor und küsst mich auf den Schopf. Scheinbar überlegt er es sich dann aber anders, schließt seine Arme um mich und zieht mich an sich.

„Sprich mich nicht darauf an", flüstert er. Diesmal soll scheinbar wirklich nur ich hören, was er sagt. Er klingt angespannt und nervös. Sehr nervös. Er drückt mich noch etwas enger an sich. „Versprich es, Lu."

Ich nicke, so unauffällig ich nur kann.

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#seven