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Fyn bringt mich nicht zurück. Zurück zu den Anderen, meine ich. Zurück zur Zelle. Als er an der Tür haltmacht, hinter der die Injektion auf mich wartet, bin ich sogar etwas erleichtert im ersten Moment.

„Es kann heute alles vorbei sein", sagt Fyn leise, sehr, sehr leise und sieht mich eindringlich an. Nicht mit diesem starren, leblosen Blick, nein. „Du musst nicht zu den anderen Mädchen zurück."

Schweigend warte ich darauf, dass er mir irgendeinen Hinweis gibt. Irgendetwas, das mir hilft.

Er legt seine Hand auf den Türgriff, behält mich aber weiter im Auge. „Du musst nur spielen können, Lu."

Mit diesen Worten öffnet er die Tür, greift nach meinem Handgelenk und zieht mich bestimmt hinein.

„Guten Morgen, Liebes", begrüßt Michaels samtige Stimme mich gut gelaunt. „Du siehst gut aus. Und du riechst fantastisch."

Fyn hält mich immer noch sachte am Arm. Es ist das erste Mal seit ich hier bin, dass mir eine Berührung nicht unangenehm ist. Ich kann den Blick nicht von ihm wenden.

Ist das wirklich alles? Hat er es nur deswegen geschafft, weil er ihnen was vorgemacht hat?

Das macht mir Angst, weil ich nicht weiß, ob ich das auch kann. Irgendwie hatte ich gehofft, dass es noch etwas anderes war, das ihn gerettet hat. Etwas, das es leichter gemacht hätte.

„Du kannst jetzt gehen, Fyn."

Augenblicklich lässt Fyn mich los, wendet sich ab und geht.

Ich muss nur spielen können. Nur spielen, nicht mehr.

„Ist alles okay? Hat er dich angefasst?"

Langsam drehe ich mich in Michaels Richtung. Er steht neben dem Stuhl, die Hände in den Kitteltaschen versunken und mich beobachtend.

„Alles okay", sage ich hölzern. „Wir können anfangen."

Ich zwinge mich zu einem Lächeln. Es fühlt sich so an, als würde es mindestens genau so falsch aussehen wie das Lächeln, dass Fyn mir anfangs geschenkt hat. Und das Michael mir jedes Mal entgegenbringt.

Falsch.

Michael scheint das nicht zu bemerken, sein Grinsen wird noch etwas breiter. „Heute so motivitert? Das höre ich gern."

Weil ich nicht weiß, was ich sagen soll, nicke ich nur.

Er streckt seine Hand nach mir aus. „Lass uns beginnen."


Ich bin stärker als der Schmerz

stärker

und ich bin leiser

leiser leiser leiser

ich bin besser

als er


du schläfst, lu

es ist ein traum

er tut weh, aber

es ist

nur ein Traum


beweg dich nicht

nicht schreien

bloß nicht weinen


du darfst

nicht mal zucken


keine Ahnung

ob es funktioniert

denn

ich spüre mich nicht

ich bin nur Schmerz

nichts als Schmerz

heißer

versenkender Schmerz


auf einer weichen

weichen

Wolke

sie dämpft es

sie hüllt mich ein


bis ich

aussehe

als würde ich wirklich

wirklich

wirklich

schlafen.


Zumindest hoffe ich das.


Gut gemacht.


„Erstaunlich. Ich hätte nicht gedacht, dass sie aufgibt. Sie kam mir so stark vor."

„Soll sie zu den anderen Gören?"

„Nein. Bring sie in ihr Zimmer. Und sorg dafür, dass sie etwas zu Essen bekommt. Und Kleidung. Richtige Kleidung."

Das ist ein Test, ein Test, Lu.

Du musst ihn bestehen.

„Hey, nicht so schnell." Ich habe die Augen noch nicht mal vollständig geöffnet, da habe ich mich schon hoch gestützt. Fyn sitzt neben mir auf der Liege, legt eine Hand in meinen Rücken, weil mir schwindelig wird und hält mich fest.

„Es geht schon", murmele ich, blinzele mehrmals, doch als ich ihn wieder ansehe, verschwimmt sein Gesicht vor mir.

„Nein, es geht nicht", murmelt er besorgt und will mich zurück ins Kissen schieben, aber ich drehe mich mit dem Rücken an die Wand und lasse mich dagegen sinken.

„Hat es funktioniert?", nuschele ich leise und reibe mir die schmerzende Stirn.

Fyns Mundwinkel zuckt, dann nickt er kaum merklich.

Es hat funktioniert.

Zwar war es nicht die letzte Injektion, aber sie glauben es. Sie denken, dass ich aufgebe. Das werde ich ihnen noch ein paar Mal öfter unter Beweis stellen müssen, aber wenn ich das geschafft habe, dann...

Dann bekommst du trotzdem noch deine Injektionen. Jeden einzelnen Tag.

Das hat Michael gesagt.

Es wird besser oben, alles wird besser. Solange ich meine Injektion nehme.

„Du musst essen", erinnert Fyn mich. Ich mag seine Stimme. Ich weiß nicht genau warum, aber ich mag sie.

Vielleicht weil sie mich nicht belügt.

Auch wenn er mir immer noch nicht gesagt hat, wie er wirklich heißt. Und ich werde ihn nicht fragen, noch nicht. Vielleicht erzählt er es mir irgendwann selbst.

Vielleicht wenn ich hoch komme.

Ich will nicht, dass er Schwierigkeiten bekommt.

„Lu", es ist nicht mehr als ein Wispern. „Lu, du wirst es schaffen."

Langsam habe ich das Gefühl den Verstand zu verlieren. Jedes Mal, wenn Fyn mich aus dem kleinen Raum weg bringt, in dem ich zu Essen und einen Schlafplatz bekomme, habe ich Angst, zu den anderen Mädchen zurück zu müssen. Und wenn ich das nicht muss, sondern zu Michael und der Spritze und dem schlimmsten Schmerz meines Lebens geführt werde, fällt mir immer wieder ein Stein vom Herzen.

Vielleicht gibt es ja verschiedene Arten verrückt zu werden. Ich werde auf eine andere Art verrückt als Arya und die siebzehn weiteren Mädchen in der Zelle. Falls es überhaupt noch so viele sind, ich war schon seit drei Tagen nicht mehr dort.

Das Gefühl nicht geliebt, nicht mal akzeptiert, gehasst zu werden bereitet mir so, so unendlich viel mehr Unwohlsein als das Wissen darüber, was mit mir passiert, wenn Fyn mich zu Michael begleitet.

„Wir sollten uns einen Namen für dich ausdenken."

Fyn steht noch in der Tür, als Michael mich mit diesem einfachen Satz begrüßt.

Ist das gut? Oder nicht? Was bedeutet das?

Unsicher huscht mein Blick zu Fyn, der mir schweigend zu verstehen gibt, dass ich mir keine Sorgen machen brauche.

Weil es gut ist.

Michael denkt, ich habe meinen Namen bereits vergessen. Zumindest will er das mit dieser Aussage überprüfen. Ich sehe wieder zu ihm und nicke. „Darf ich ihn mir aussuchen?"

Er lächelt, sieht über mich hinweg und macht eine auffordernde Kopfbewegung in Fyns Richtung. Ich höre die Tür, die hinter mir geschlossen wird. Fyn ist weg.

„Setz dich", fordert Michael mich auf. Ich gehorche.

Sobald ich Platz genommen habe, legt er eine Hand auf meinen Arm, der in einem grauen, langärmligen Sweater steckt und beginnt über den Stoff zu streichen. Als wäre es das Normalste der Welt.

Als würde ich ihn nicht hassen.

„Du hast dich wirklich gut gemacht in den letzten Tagen. Das schätze ich sehr. Du hast dich innerhalb kürzester Zeit in eine reife, junge Dame gewandelt und das bockige, kratzbürstige Mädchen abgelegt."

Lächel ihn an, Lu. Du kannst ihn auf gar keinen Fall schon wieder anspucken.

„Deswegen möchte ich dich belohnen."

„Komme ich hoch?", rutscht es mir etwas zu euphorisch raus.

Kopfschüttelnd lacht er. „Noch nicht. Kleine Schritte, Liebes. Alles zu seiner Zeit. Erstmal kommt dein Name."

Soll ich ihn fragen, was mit meinem alten Namen passiert ist? Soll ich so tun, als wüsste ich gar nicht mehr wie er lautet? Oder wäre das zu auffällig?

Nein, ich sage besser nichts. Wenn ich nicht protestiere, müsste ihm das schließlich signalisieren, dass ich keine Einwände habe. Weil ich nicht wüsste, was dagegen spricht. Weil ich nicht wüsste, dass mein Name Luisa ist und genau der dagegen spricht.

„Ich habe mir bei dir sehr viele Gedanken gemacht", fährt Michael fort. Seine Hand liegt mittlerweile auf meiner Schulter, wandert in meinen Nacken und ich spüre seine Fingerspitzen auf meiner Haut.

Lächeln, du musst lächeln. Hör nicht auf zu lächeln, Lu.

„Du bist eine schöne Frau. Eine besondere Frau. Du verdienst einen besonderen Namen."

Ich komme mir so blöd vor, während ich ihn wie ein treudoofer Welpe anglotze, darauf bedacht, dass meine Mundwinkel da bleiben wo sie sind. Jedes einzelne beschissene Wort, dass er über die Lippen bringt, bringt mich innerlich ein bisschen mehr zum Kochen.

Dieses falsche Rumgeschleime und jetzt auch noch sein Drang, mir zu nahe zu kommen, ekelt mich noch viel mehr an, als würde er mich einfach wie alle anderen wie Dreck behandeln.

Vielleicht tut er das ja gar nicht. Vielleicht ist er ja zu allen so. Das kann ich nicht wissen.

„Ist alles okay?"

Hastig nicke ich. Er soll jetzt endlich aufhören um den heißen Brei herum zu reden. Mein Gesicht tut weh, so angespannt bin ich. Keine Ahnung, wieso er mir das trotzdem abkauft. Ich bin sicher eine grottige Schauspielerin. Wenn ich er wäre, würde ich mir kein Stück glauben.

Aber ich bin nicht er. „Seven", höre ich ihn sagen. „Dein Name ist Seven."

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