60.

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Als Shadow aus dem Badezimmer kommt, habe ich uns schon Apfelpunsch gemacht - ich schätze, jetzt trinken wir das hier eben - und die Suppe, die Mom uns vorher gekocht hat, ebenfalls erhitzt. Danach kann er noch Lasagne und Schokolade essen, falls er überhaupt etwas herunterbringt. Mom hat sich in ihr Zimmer verzogen und gemeint, dass sie sich noch eine Folge einer Soap-Serie reinzieht und dann schlafen geht. Das Ganze hat sie damit erklärt, dass sie morgen wieder arbeitet und nicht komplett übermüdet dort erscheinen kann. Aber ganz ehrlich? Wir wissen es beide besser.

Shadow sieht in meinem lilanen Oversized-Hoodie und den hellblauen Jogginghosen, die komplett verwaschen und viel zu groß für mich wären, wieder halbwegs lebendig aus. Sein Gesicht ist komplett bleich und ich habe Angst, dass er gleich umkippt, doch er scheint sich gut im Griff zu haben.

»Ich habe dir Essen warm gemacht«, informiere ich den Prinzen und deute mit meinem Kinn auf die verschiedenen Dinge. Er soll nicht verhungern, wenn wir hier genügend Essen haben. Shadow seufzt allerdings nur und reibt sich über das Gesicht.

»Danke, Hope. Ehrlich, du hast keine Ahnung, wie viel mir das gerade bedeutet.«

Ich nicke ein wenig verlegen. Was antwortet man auf so etwas?

»Kein Ding.« Oh wow. Mein Hirn ist ja mal richtig kreativ.

»Ich meine es ernst. Wieso hast du das gemacht? Ich meine, ich habe nicht auf deine Nachrichten reagiert und bin in den letzten beidenTagen vernutlich der mieseste Freund auf diesem Planeten gewesen. Wieso machst du das für mich, wenn ich es gar nicht verdiene?«

Weil ich dich liebe. Aber natürlich sage ich das nicht. Er kann es sowieso in meinem Gesicht lesen. Stattdessen zucke ich nur mit den Schultern und deute auf das Essen.

»Du solltest etwas zu dir nehmen, solange es noch warm ist.«

Sonst habe ich es nämlich grundlos warm gemacht und das wollen wir auch nicht. Außerdem machen wir dann nicht so lange Lärm, falls Mom wirklich schlafen gehen möchte. Shadow nickt knapp und setzt sich auf den Stuhl, der diesmal meinem gegenüber vor der Kücheninsel platziert ist.

In den nächsten zehn Minuten stopft Shadow einfach nur Essen in sich herein. Ehrlich. Er isst so, als hätte er in den letzten Tagen nichts gegessen. Ich weiß nicht, ob das zutrifft, aber es ist jedenfalls gut, dass er etwas zu sich nimmt, denn damit weicht auch endlich ein wenig die Bleiche aus seinem Gesicht. Und das steht ihm viel besser so.

Danach räume ich auf, während Shadow sich die Zähne putzen geht. Jetzt, da er ja eine Zahnbürste hier hat, ist das kein Problem mehr. Ich habe meine vorher schon geputzt, da wir schon gegessen haben, bevor Shadow gekommen ist. Danach habe ich mich erst wieder mit Mathe malträtiert, bevor Mom dann in mein Zimmer gekommen ist und Shadow uns dann mit der Türklingel unterbrochen hat.

Als ich in mein Zimmer komme, hat Shadow sich schon unter die Bettdecke gelegt, offenbar ist er müde.

»Willst du schlafen?«, frage ich ihn dummerweise. Nein, Hope. Er möchte nur dort chillen. Und weil Shadow nickt, mache ich mich ebenfalls bettfertig, damit ich später nicht noch herumlungern muss.

Als ich dann ein zweites Mal in mein Zimmer komme - ich bin sogar noch schnell in Moms gehuscht und habe ihr gesagt, dass wir betzt schlafen gehen - hat Shadow schon gelüftet und mein Kissen aufgestellt, sodass wir uns damit an der Wand anlehnen - ...Moment mal.

»Hast du nicht gesagt, dass du schlafen möchtest?«, führe ich meine Gedanken weiter, sodass Shadow von der Bettdecke aufblickt. Sie ist in den letzten Minuten wohl besonders interessant für ihn gewesen.

»Doch. Aber zuerst müssen wir uns unterhalten. Über mich. Und über ... die letzten Tage.«

Nur schon bei diesen Worten versteift er sich. Also gehe ich auf das Bett zu und krieche zu Shadow, weil es relativ kühl geworden ist.

»Bist du sicher, dass du mir das erzählen willst?« Theoretisch schuldet er mir nämlich keine Erklärung, auch wenn es mich brennend interessiert, was da eigentlich los gewesen ist. Was hat ihn so miserabel werden lassen, bevor er hergekommen ist?

»Ja. Du verdienst eine Erklärung«, murmelt er und breitet seine Arme aus, damit ich mich an ihn kuscheln könnte. Ich meine, ich habe nicht dagegen, aber lenkt das nicht ein wenig vom Thema ab.

»Ich kann ... es ist einfacher, so zu reden.«

Und weil ich ihm das Leben nicht unnötig schwer machen möchte, kuschle ich mich an seine Brust. Die ist schön warm und bequem. Auch wenn ich nicht genau weiß, wie das das Erzählen einfacher machen sollte, mir ist es ganz recht so.

»Du weißt ja, wieso ich in erster Linie zu dieser Schule gekommen bin, nicht wahr?«, beginnt er nach einigen Momenten des Schweigens. Ich nicke, was er spürt, damit ich ihn nicht irgendwie beim Reden unterbreche.

»Meine Mutter ist damals ... gestorben«, bringt der Prinz brüchig über die Lippen. Ich kann mir seinen gequälten Gesichtsausdruck gut vorstellen, und deshalb fange ich an, beruhigend kleine Muster auf den Stoff des Pullovers zu zeichnen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was er da durchgemacht hat, aber ich bin da für ihn.

Schliesslich hebe ich meinen Kopf sogar so, dass ich ihm in die Augen sehen kann, auch wenn ich mir dabei den Hals total verspanne. Ihm jetzt nicht in die Augen zu sehen wäre das Schlimmste, was ich für diese ... dieses was-auch-immer tun könnte.

»Aber das ist nicht die ganze Wahrheit? Der Unfall? Den hat es nie gegeben. Die Zeitungen haben es nur so dargestellt.«

Ich runzle die Stirn. Wie kann das sein?

»Ich habe gedacht, dass das Queenspaper von deinen Tanten oder so produziert wird. Ist es nicht so etwas wie Verrat, dass die euch einfach der Öffentlichkeit ausgeliefert haben? Vor allem, weil es gar nicht wahr gewesen ist?«

Shadow seufzt. Sieht ganz so aus, als wäre die ganze Geschichte komplizierter als erwartet.

»Du darfst niemandem sagen, was ich dir jetzt gerade erzählen werde, okay? Versprichst du mir das?«

Ich atme tief durch. Ich hoffe, es ist nichts all zu Schlimmes.

»Versprochen.« Ich würde es sowieso nicht weitererzählen. Ich könnte Shadow niemals einfach so ausliefern. Ich könnte ihn wahrscheinlich nicht einmal verraten, wenn ich einen guten Grund hätte.

»Rovena Quinn ist drogensüchtig gewesen. Vor einigen Monaten ist es so richtig schlimm geworden. Sie ist mit dem ganzen Druck und den Medien nicht klargekommen. Sie ist mit der Öffentlichkeit und dem Vermögen der Quinns nicht ausgekommen. Unsere Familie hat sie zerstört, auch wenn wir gar nichts getan haben. Der Name der Quinns trägt die Art von Last auf sich, die man als Berühmtheit nicht erträgt. Sie und Dad haben sich zwar unglaublich geliebt, aber es ist einfach nicht genug gewesen. Nicht für sie. Sie ist schon so eine eher schwache Person gewesen, aber all die Aufmerksamkeit und der Drang nach Perfektion...sie ist daran zerbrochen.«

Shadoe schluckt kurz, ehe er weiterspricht.

»Und dann, eben vor einigen Monaten, hat sie eine Überdosis im Blut gehabt. Zu reine Drogen oder was auch immer. Ich weiß es gar nicht mehr. Jedenfalls ist sie dann in das Auto gestiegen und hat einen Unfall gebaut. Glücklicherweise hat sie niemanden umgebracht an diesem Abend. Als sie ins Krankenhaus gekommen ist, war die Hoffnung eigentlich schon verloren. Aber irgendwie hat man die Drogen aus dem Blut gekriegt und das Blut aus dem System, ehe sie Neues erhalten hat. Eine Menge. Du kannst dir ja vorstellen, dass das ohne Dads Geld nie etwas geworden wäre.«

Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was ich mir vorstellen kann und was nicht. Die ganze Geschichte ist jetzt schon total traurig und Shadows Stimmt bricht jetzt schon ständig ein wenig ab, dass ich gar nicht weiß, ob ich wissen will, was noch folgt. Es tut mir nämlich einfach weh zu wissen, was er alles hat durchstehen müssen. Das sollte kein Mensch tun und ganz bestimmt nicht er, wenn er doch so ... unschuldig und irgendwie auch jung ist. Das ist nämlich eine ganze Menge an Dingen, die er da schlucken hat müssen.

»Sie ist zwar wiederbelebt worden, aber sie ist volle fünf Monate nur von Apparaten am Leben gehalten worden. Ihre Systeme haben irgendwann aufgehört zu funktionieren und sie hat es nach ihrer...Überdosis nie mehr geschafft, selbstständig zu atmen. Sie hat die Augen nie geöffnet. Nicht ein einziges Mal. Und jetzt kommt das Quinnspaper ins Spiel. Als Dad irgendwann endlich eingesehen hat, dass es keine Chance hat, dass sie wieder zu atmen beginnt...da hat er sie ebenfalls aufgegeben. Meine Tanten haben einen Unfall vorgeschrieben. Den Klassiker. So etwas vergisst man nach zwei Wochen. Aber die andere Geschichte? Wie wären Queenston wortwörtlich zum Frass vorgeworfen gewesen.«

Das sind sie sowieso gewesen. Shadow schliesst seine Arme fester um mich herum, denn das Ganze scheint noch weiter zu gehen.

»Am Sonntag ist Mom offiziell und so richtig sechs Wochen tot. Ich bin zum ersten Mal ins Krankenhaus gegangen und habe sie dort nicht gesehen. Ich habe nie so richtig mit ihr abgeschlossen, weil ich es nicht wahrhaben wollte. Jetzt habe ich es endlich geschafft. Und gestern ist so schlimm für Dad und mich gewesen, weil sie Geburtstag gehabt hat. Wir haben zum ersten Mal den einzigen Tag im Jahr, den wir so richtig gefeiert hätten, nicht gefeiert. Wir sind zu ihrem Grab gegangen und das hat mir dann wohl den Rest gegeben.«

Shadows Stimme ist mittlerweile so leise, dass ich ihn kaum verstehen kann. Ich halte ihn einfach und höre angestrengt zu, während ich versuche, in irgendeiner Art und Weise hilfriech zu sein. Aber wie soll ich ihm helfen, wenn er so schreckliche Dinge hat durchleben müssen?

Er hätte das niemals haben dürfen und ich fühle mich so dumm, weil ich vielleicht einfach mehr hätte tun sollen, um ihm zu zeigen, dass er nicht alleine ist. Aber dafür ist es sowieso zu spät und ich bin es eben jetzt. Also da für ihn.

»Und Hope?«, unterbricht Shadow meine Gedanken, worauf ich meinen Hopf wieder hebe und ihm in die Augen blicke.

»Ja?«

»Die Geschichte mit meinem Vater? Er ist damals so kaputt gewesen. Es soll nichts rechtfertigen oder entschuldigen, aber die wichtigste Frau in seinem Leben hat ihn da einfach verlassen. Er hat so einen Hass auf das weibliche Geschlecht gehabt und weil er mich damals so genau beobachtet hat, um sicherzugehen, dass mir nicht dasselbe wie ihm geschieht, hat er sofort gemerkt, dass ich dich von allen Mädchen im Raum am längsten angesehen habe. Er hätte dich nicht verletzten dürfen, aber es ist nach dieser ganzen Geschichte eine Weile gegangen, bis er sich wieder in den Griff gekriegt hat.«

Ich seufze und nicke. Ich kann es verstehen. Jetzt kann ich es zumindest verstehen. Vorher habe ich natürlich keine Ahnung gehabt, aber jetzt ist das Ganze eine andere Geschichte. Shadow ist alles, was seinem Vater noch geblieben ist. Ich verzeihe ihm damit nicht vollkommen, aber es verstehe die Tat. Denn ich hätte wahrscheinlich genauso gehandelt.

»Danke, dass du mir das erzählt hast«, antworte ich nach einer Weile des Schweigens. Diese Geschichte erklärt so viel und doch ist sie einfach nur traurig und ein wenig unerklärlich. Ist für Rovena wirklich nur der Tod eine Option gewesen?

»Ich habe es dir nur erzählt, weil du du bist, Hope Adams«, entgegnet Shadow, ehe er und so zurechtrückt, dass wir nun nicht mehr halb sitzen, sondern liegen.

»Ich wünschte, ich hätte für dich da sein können«, seufze ich trotzdem noch. Es tut mir fast weh, wenn ich daran denke, dass ich gedacht habe, dass mein Leben nicht so toll ist, weil ich mich komplett aussenseiterisch aufgeführt habe, während er richtige Probleme gehabt hat. Damals bin ich wirklich einen Ticken zu ahnungslos von dieser Welt gewesen.

»Du bist ja jetzt da.« Shadows Lippen streifen beim Sprechen meine Stirn, was mir einen angenehmen Schauer über den Rücken jagt. Ich kuschle mich enger an ihn, einfach weil ich das heute endlich wieder kann, was er sofort erwidert.

Shadow hat recht, wiederhole ich seine Worte in meinem Kopf. Ich bin jetzt ja hier. Und ich werde ihn ganz bestimmt dafür sorgen, dass er sich niemals wieder so mies fühlt wie heute als er vor der Haustür gestanden hat. Denn dafür bin ich ja seine Freundin. Zumindest ist das einer der vielen Gründe.

Das grosse Geheimnis ist endlich gelüftet🥳! Habt ihr erwartet, dass dies die Wahrheit ist?

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