Kapitel 38: Ein Vampir auf Rollschuhen

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"Herein", ertönte die vertraute kalte Stimme, die ich erwartet hatte.

Etwas zögerlich öffnete ich die Kerkertür und huschte in Snapes steinernes Arbeitszimmer.

Der Tränkemeister hob eine Augenbraue. "Miss Pears", stellte er fest, "sollten sie sich nicht auf die Nachtruhe vorbereiten?"

Ich trat von einem Bein auf das Andere. "Ja Sir, aber-"

"Was bringt sie dann dazu, mich zu dieser Zeit aufzusuchen?"

"Ich wollte mit ihnen reden, Sir."

Snape erhob sich von seinem Schreibtischstuhl und ging einige Schritte auf mich zu. "Ich hoffe, es hat Etwas mit meinem Unterricht zu tun, Pears und nicht mit irgendeiner Lapalie."

Ich beschloss, dass es nichts nützte, um den heißen Brei herumzureden und atmete einmal tief ein. "Ich möchte wissen, warum mir nie Jemand gesagt hat, dass Jenny eine Hexe ist."

Snape verengte die Augen. "Habe ich nicht gesagt, keine Lapalien?"

Am liebsten wollte ich mich unter seinem Blick in Luft auflösen, doch ich zwang mich, ihm standzuhalten.

"Das ist keine Lapalie, Sir", fauchte ich, "ich wurde mein ganzes Leben lang angelogen, was meine Umgebung, meine Herkunft und mein Blut betrifft und ich will, dass sie mir sagen, was meine verdammte Heimleiterin damit zu tun hat!"

Snape verschränkte die Arme.
"Ich werde ihnen nichts weiter darüber sagen", zischte Snape, "wenn Sie private Probleme mit ihrer Erziehungsberechtigten haben, besprechen sie das gefälligst mit Ihr und nerven mich nicht damit."

"Sie wissen ganz genau, dass ich bis zu den Weihnachtsferien nicht mit ihr reden kann!", hielt ich dagegen.

"Das ist nicht mein Problem", schnarrte Snape, "raus jetzt!"

"Aber-"

"Fünf Punkte Abzug für Ravenclaw, für dieses respektlose Verhalten. Und jetzt raus!", bellte Snape.

Erschrocken über seine Schroffheit zuckte ich zusammen und floh schnell aus der Tür.

Meine Beine zitterten, als ich wieder hoch in meinen Gemeinschaftsraum eilte. Was hatte ich denn bitte falsch gemacht!?

Der Gedanke an Jenny verfolgte mich noch die ganze Nacht über.

Als ich endlich nach gefühlten Ewigkeiten eingeschlafen war, in denen ich mich im Bett herumwälzte, ließ er mich auch im Schlaf nicht los.

Ich träumte davon, dass ich im Waisenhaus war, zusammen mit den anderen Waisenkindern beim Abendessen und dass auf einmal Jenny in das Esszimmer stob, den sprechenden Hut auf dem Kopf und meinen Nimbus 2001 in der Hand.
"Fünfhundert Punkte für Slytherin!", rief sie, während Dylan sich plötzlich mit Matthew duellierte und Dumbledore laut "Nimm dir noch einen Lakritzschnapper!", durch das Getöse schrie.

Als ich endlich realisierte, dass ich am Träumen war, war ich schon dabei aufzuwachen. Ich massierte mir die Schläfen. Was für ein schräger Traum!

Zum Glück wurde der Schock über meine Entdeckung schon in der ersten Schulstunde von etwas Anderem verdrängt. Heute würde die erste Stunde Verteidigung gegen die dunklen Künste bei Professor Lupin stattfinden!

Von den anderen Schülern aus Gryffindor und Slytherin hatte sich schon ein bisschen etwas über seinen Unterricht herumgesprochen, das bis jetzt sehr positiv klang.

Sie sollen mit einer praktischen Aufgabe angefangen haben, was wir in den letzten beiden Schuljahren bis jetzt generell nie getan hatten und ich hatte Irgendetwas von wegen Professor Snape in einem Kleid gehört. Was das damit zu tun hatte und wie man darauf kam, war mir jedoch ein Rätsel.

Umso gespannter war ich, als ich mich zusammen mit den Anderen schon in den Klassenraum setzte und auf Lupin wartete.
Normalerweise war der Lehrer schon vor den Schülern da, aber bei Ihm schien das anders zu sein.

Da wir von den anderen wussten, dass diese Stunde praktisch sein würde, hatte keiner seine Bücher und Schreibsachen rausgeholt, sondern nur seinen Zauberstab vorfreudig gezückt.

Aus Langeweile fummelte ich die ganze Zeit an meinem Zauberstab herum und befürchtete schon, dass jeden Moment ein Geist auftauchen würde, um mir drei Wünsche zu erfüllen. Ob es so Etwas wohl auch in Echt gab?

Endlich steckte Lupin seinen Kopf leicht lächelnd in den Klassenraum und ließ seinen Blick über uns schweifen. "Guten Morgen.", begrüßte er uns. "Ich sehe, ihr wisst schon, was euch erwartet. Also kommt, wir wechseln den Raum."

Sofort sprangen die Schüler auf und verließen aufgeregt das Klassenzimmer.

Lisa spekulierte mit Padma darüber, was jetzt geschehen würde, während ich einfach nur schweigend neben Zack herlief. Er schien ebenfalls über das nun Kommende nachzudenken und sich gedanklich alle Zauber ins Gedächtnis zu rufen, die er kannte.

Professor Lupin führte uns den leeren Korridor entlang um eine Ecke, dann den Gang entlang direkt zum Lehrerzimmer.

"Was machen wir denn hier?", murmelte Jemand, als er uns die Tür öffnete und die ersten Schüler hineintraten. Ich wurde von der Menge hinter mir hineingeschubst.

Bei dem Lehrerzimmer handelte es sich um einen länglichen, holzgetäfelten Raum, der voll von nicht zusammenpassenden Stühlen war, die um einen langen Tisch herum aufgestellt waren.

An einem Ende des Raumes war ein alter Schrank aufgestellt, an dem die Anderen sich nun aufstellten. Neugierig stellte ich mich hinter Zack an der entstehenden Schlange an.

"Heute werden wir uns mit Irrwichten beschäftigen", erhob Lupin das Wort. "Diese Wesen mögen dunkle, enge Räume und nisten sich gerne in Haushaltsgegenständen wie Spülkästen, Schubladen, unter Betten oder auch in Schränken ein."

Wie zur Bestätigung begann der Schrank neben ihm leicht zu ruckeln und zu krachen.

"Wie ihr euch sicher denken könnt, befindet sich in diesem Schrank Einer. Er ist noch etwas geschwächt von einer Unterrichtseinheit gestern, aber mithilfe von Hagrid konnte ich ihn wieder ein wenig aufpäppeln.
Aber bevor wir ihn herauslassen", er ließ den Blick durch die Schülermenge gleiten, "kann mir Jemand sagen, was ein Irrwicht ist?"

Die Hände so mancher Ravenclaws schossen hoch und ich stellte fest, dass es vor allem Diejenigen wussten, die aus Zaubererfamilien stammten. Sie hatten bestimmt schon einmal davon gehört oder sogar selber Einen gesehen.

Ich ärgerte mich, dass ich mir noch nicht das Lehrbuch für dieses Schuljahr angesehen hatte, weil ich nun überhaupt nichts mit dem Begriff anfangen konnte.

"Ja, Zack?", nahm Lupin dran.

"Irrwichte sind Gestaltwandler. Sie nehmen die Gestalt an, die seinem Gegenüber am meisten Angst bereitet, um so mögliche Feinde zu vertreiben."

Lupin nickte anerkennend. "Sehr gut. Wir wissen nicht, welche Gestalt der Irrwicht hat, wenn er dort in der Dunkelheit sitzt, doch sobald Ich den Schrank gleich öffnen werde, wird er die Gestalt dessen annehmen, vor dem die erste Person, die er sieht, sich am meisten fürchtet."

Er wandte sich Mandy zu, die ganz am Anfang der Schlange stand und nervös schluckte.

"Du wirst Ihm zwar als Erste entgegenblicken, aber du bist nicht die Einzige, der er sich stellen muss. Hast du eine Idee, warum uns das einen Vorteil verschafft?"

Mandy nickte. "Wir sind sehr viele- mit sehr vielen unterschiedlichen Ängsten. Das wird ihn durcheinanderbringen."

"Genau. Es ist immer ratsam, dich mit Mehreren einem Irrwicht zu stellen.
Um einen Irrwicht zu vertreiben, gibt es einen simplen Zauber, für dessen Anwendung es aber geistige Anstrengung braucht. Schließlich steht man seiner größten Angst gegenüber. Der Trick ist, ihn dazu bringen, seine Gestalt ins Lächerliche zu ziehen.
Zunächst üben wir den Zauber ohne Zauberstab. Nach mir bitte ... Riddikulus!"

"Riddikulus!", wiederholten wir.

"Gut", lobte Professor Lupin und sah wieder Mandy an, "du wirst den Anfang machen. Bevor ich die Schränktür öffnest- was denkst du, wird dir am meisten Angst bereiten?"

Angesprochene überlegte kurz. "Ich habe Angst vor Vampiren, glaube ich. Ich hab mal einen gesehen- der war echt gruselig."

"Ein Vampir also. Mal sehen ... du hast doch Verwandte bei den Muggeln, oder?"

Mandy nickte leicht verwirrt. "Ja- äh, meine Großeltern."

Lupin nickte. "Dann hast du doch sicher schon einmal diese Erfindung- Rollschuhe gesehen, oder?"

Mandy nickte. "Ja, ich bin sogar mal damit gefahren. Soll ich ihm welche an die Füße zaubern?"

Lupin grinste. "Das ist eine sehr gute Idee, Mandy. Möchtest du ihm vielleicht noch ein paar Hand- und Knie-Schoner verpassen?"

Mandy nickte eifrig. "Und ein Kissen am Hintern. Damit er sich beim Fallen nicht wehtut."

"Sehr gut, das wird bestimmt klappen.
Also, Mandy. Ich werde gleich auf drei die Schranktür öffnen und wenn du richtig warst, wird ein Vampir heraustreten. Ein furchteinflößender Vampir, der wahrscheinlich dem ähneln wird, den du gesehen hast. Du musst dann ganz genau an die Rollschuhe und Schoner denken, die wir uns gerade überlegt haben und sagst laut Riddikulus. Wenn alles gut läuft, und das wird es ganz bestimmt, wird der Vampir- nun ja- ordentlich ins Rollen kommen.
Bist du bereit?"

"Auf jeden Fall", erwiederte Mandy zuversichtlich und trat ein, zwei Schritte vor.

"Gut. Dann- Eins ... Zwei ... Drei!" Professor Lupin ließ einen Zauber auf den Knauf des Schrankes los und die Tür sprang auf.

Aus der Dunkelheit des Schrankes schleppte sich ein Wesen, das mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Er sah eigentlich so aus, wie die Vampire, die man in der Muggelwelt aus Büchern und Filmen kannte: bleiche Haut, tiefe Augenränder und eingefallene Wangen. Er trug viktorianische Gewänder, die von oben bis unten mit Blut befleckt waren und seine Eckzähne ragten spitz zwischen seinen Lippen hervor.

Doch was so gruselig an ihm war, waren nicht diese typischen Merkmale- es war der Wahnsinn in seinem Gesicht. Seine Zähne waren blutdurstig gebleckt, sein Mund bis zum Anschlag zu einem grotesken Grinsen verformt. Mit seinen langen, knochigen Fingern hatte er sich einzelne Haarbüschel von der nur noch spärlich bewachsenen Kopfhaut gerissen und seine weit aufgerissenen verstörenden Augen waren auf Mandy gerichtet.

Diese hielt ihm leicht zitternd den Zauberstab entgegen, sprach aber mit fester Stimme: "Riddikulus!"

Es gab einen Knall, bei dem ich zusammenzuckte und wie Lupin gesagt hatte, stand der Vampir nun auf Rollschuhen und kämpfte verdutzt um sein Gleichgewicht.

Um seine Hüfte war ein rosa Geschenkband gebunden, das ein Kissen an seinem Hinterteil fixierte. Dadurch war sein Umhang merwürdig hochgerafft und er verfing sich mit den Fingern im Stoff.
Als er dann auch noch hinfiel, lachte die Klasse laut los und Lupin winkte den Nächsten heran.

Es war Sue Li und nach einem Knall schoss auf einmal ein rasend schneller Quidditch-Spieler auf sie zu- Knall- und sein Besen hatte sich in eine Wurstkette verwandelt- nächster Schüler und nach einem Knall stand ein tollwütiger Hund vor der Klasse.

So ging es eine ganze Weile weiter, bis schließlich Zack an der Reihe war und einer zischelnden Riesenschlange gegenüber stand.

Fieberhaft überlegte ich- wovor hatte ich denn am meisten Angst? Gespenster? Nein. Matthew? Puppen?
Ich hatte echt keine Ahnung. Alpträume?

"Sam, du bist die Nächste! Wir haben Ihn gleich!"

Ehe Ich es mir versah, war Ich auch schon vorgetreten und starrte auf die vor mir liegende Schlangenledertasche- Mensch Zack, das arme Tier- Knall- und vor mir stand-

Ich schnappte nach Luft.

"Hallo Sam, schön dich wiederzusehen. Mal bei Tag. Oder- träumst du vielleicht doch nur?"
Riddle grinste gehässig. "Angst, Sam? Ich verstehe. Schließlich bin ich dein-"

"Riddikulus!"

Augenblicklich verwandelte sich Riddles Schuluniform in ein lilafarbenes Tütü, das ich in der vierten Klasse bei einer Ballettaufführung getragen hatte und er stolperte über die schmerzhaften Spitzenschuhe, die ich einmal und nie wieder ausprobiert hatte.

Das Lachen der Klasse ertönte in meinem Rücken und erleichtert stellte Ich mich zu den Anderen zur Seite.

Nach zwei weiteren Durchgängen floh der Irrwicht schließlich wieder in den Schrank und Professor Lupin schloss zufrieden die Tür.

"Einwandfreie Leistung!", rief er und steckte seinen Zauberstab in eine Umhangtasche. "Das war's für heute. Wir sehen uns nächste Woche!"

Vergnügt plaudernd strömten die Ravenclaws und Hufflepuffs aus dem Lehrerzimmer in den Korridor hinaus. Die Schulstunde war regulär erst in zehn Minuten zuende, daher war es noch ziemlich unbelebt draußen.

"Wer war das?", fragte Zack unverwandt, als er neben mir auftauchte.

"Wer war was?" Mit verwirrter Miene wandte ich mich ihm zu.

"Dein Irrwicht. Sah irgendwie-"

"Oh, das. Ach. Ich, äh-", Ich hatte keine Ahnung, was ich ihm jetzt sagen sollte. Die Wahrheit?

Ach, weißt du, das war nur Lord Voldemort in seiner Jugend. Er hat mich im Traum besucht und wollte mich auf seine Seite ziehen. Ihm hätte deine Schlange bestimmt gut gefallen!

"Ach, nur so ein Muggel aus meinem Waisenheim. Der hat mich früher gemobbt, aber inzwischen gehen wir uns aus dem Weg. Naja. Wir sehen uns, ich habe jetzt Pflege magischer Geschöpfe. Ich darf nicht zu spät kommen, hab gehört, wir arbeiten jetzt mit, äh- Flubberwürmern. Bis später!"

Bevor Zack nur Irgendetwas antworten konnte, winkte ich ihm schon zum Abschied zu und nahm um die nächste Ecke reißaus.

Ich wusste nicht, warum ich so überreagierte, aber der Anblick von Tom Riddle hatte mich schlimmer getroffen als ich gedacht hätte.

Letztes Jahr in McGonagalls Arbeitszimmer hatte ich gedacht, es wäre vorbei und ich müsste Ihm nie wieder ins Gesicht blicken.

Aber in dem Moment, in dem ich Riddle gesehen hatte, war ich mir all meiner Schwächen wieder bewusst geworden. Meiner Manipulierbarkeit, meiner Naivität und vor allem meiner Angst.

Ich war keine Gryffidor, ich war nicht tapfer und mutig und wenn Potter den dunklen Lord letztes Schuljahr nicht aufgehalten hätte- ich wusste nicht, ob ich dann noch auf seiner Seite geblieben wäre.

***

Fun-Fact 23 Früher hatte Sam im Dunkeln vor Allem Angst. Lea musste immer überprüfen, dass keine Monster unter dem Bett oder im Schrank waren.

Okay, eigentlich wollte ich das Kapitel gestern schon hochladen, aber wir sind zu meinem Opa gefahren (der kein Internet hat) und vorher hab ich's irgendwie verpeilt ^^'
Aber zu was ganz Anderem: Habt ihr eigentlich Halloween gefeiert? Wenn ja, wie? Würde mich echt interessieren...

Jedenfalls bewegen wir uns innerhalb der Geschichte ja ungefähr in der selben Jahreszeit, auch wenn die FF momentan etwas hinterherhängt...naja, ist ja eh nicht so wichtig...

Bis nächste Woche,
-Absolina

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