Enara Chansilia

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Skargon, 681. Jahr, Medophstym

"Und ihr seid euch sicher?"

"Sehr sicher, Königin. Eure Getreue trägt die Auserwählte unseres Imperiums in sich. Die erste Auserwählte, der sechsten Generation."

Die Königin warf einen Blick in das Zimmer, dessen Tür offen stand. Kinderstimmen und Lachen waren daraus zu hören, fröhlich und ohne Sorgen. Die kleinen Töchter ihrer Getreuen spielten zusammen mit der Tochter der Black-Familie Fangen in einem der gemütlichen Salons der Festung, während ihre schwangere Mutter sich auf dem Sofa ausruhte.

Larissa konnte sich einfach nicht vorstellen, dass ihre Getreue, die Mutter der Auserwählten werden sollte, denn die Auserwählten kamen nur in das Land, wenn sich die Kriege verschlimmerten und nicht bloß kleinere Auseinandersetzungen zwischen den Imperien waren.
Von Geburt an, ohne dass das Kind etwas davon wusste, lag also schon ein enormer Druck auf seinen Schultern.

"Königin, wenn ich euch einen Rat geben darf", began der Gelehrter, ein etwas älterer Mann, den sie seit ihrer Ankunft vor einem Jahr kennen und schätzen gelernt hatte. "Noch ist diese Neuigkeit sehr frisch und hat sich noch nicht wie ein Lauffeuer über das Land verbreitet. Außerdem ist der Skorpion immer das erste Imperium, welches von den Auserwählten erfährt, da es ihren zuerst bekommt. Die anderen Imperien könnten also ebenfalls nichts davon mitkriegen."

Larissa hörte ihm aufmerksam zu, doch konnte sich denken, worauf er hinaus wollte, als er sie mit einem sanften Blick ansah. "Und sie wegschicken wäre die sicherste Lösung."

Der Gelehrte nickte. "Irgendwann wird das Land sie einholen, aber bis dahin kann man den Kind ja ein wenig Frieden ermöglichen." Er folgte dem Blick der Zwanzigjährigen, der noch immer auf dem offenen Salon lag. "Ich kann die Angst und den Schmerz in euren Augen gut verstehen, junge Königin. Die Auserwählten verheißen nichts Gutes, das hat uns die Geschichte unseres Landes bereits fünf Mal bewiesen. Aber noch können eure Getreue und ihre Töchter jedenfalls eine Weile schützen."

"Ich weiß", flüsterte sie leise. Es fiel ihr schwer ihre beste Freundin gehen zu lassen, sie wegzuschicken. Im letzten Jahr, in dem sie sich irgendwie versucht hatte an das Leben als Königin und im Palast zu gewöhnen, war Myriam immer an ihrer Seite gewesen, sie war Larissas Stütze.

Und diese Frau sollte nun also Mutter der Auserwählten werden. Dann musste Myriam raus aus dem Skorpion und in die Menschenwelt. Es brauchte sich nur ein Gerücht herumzusprechen und das Land würde sich auf sie stürzen, wie wilde Tiere auf ein Stück Fleisch.

"Ich werde mit ihr reden und ihr alles erklären", antwortete sie dem Gelehrten schließlich und versuchte ihre Nervosität dabei zu gut es ging zu verbergen. "Danke, dass ihr mit mir gesprochen habt."

"Dankt mir nicht, junge Königin. Es ist meine Pflicht euch über so wichtige Dinge zu informieren", erwiderte er und verneigte sich tief vor ihr, oder zumindest so tief, wie sein schon etwas gebrechlicher Rücken es zuließ.

"Der Dank galt der Tatsache, dass ihr zuerst zu mir gekommen seid und nicht zu Ivor", erläuterte sie und konnte ihr kleines, aber stolzes Lächeln nicht verstecken. "Das bedeutet mir viel, wirklich."

"Nun, es ist eure Getreue, die dort schwanger ist, oder nicht? Mir ist eure Freundschaft nicht entgangen, während der König und Myriam nicht mehr als Höflichkeitsflosskeln miteinander wechseln." Er schenkte ihr ein letztes Lächeln, dann machte er sich auf dem Weg zurück in sein Büro. "Ich empfehle mich."

Nocheinmal atmete die junge Königin tief durch und spürte wie sich jede Zelle ihres Körpers gegen die folgende Aktion sträubte. Natürlich war es selbstverständlich, dass Myriam davon erfahren musste, aber ihr Leben würde dann an einem Punkt eine unschöne Wende einnehmen. Und wenn Larissa es ihr jetzt sagte, dann füllte es sich so an, als sei sie persönlich dafür verantwortlich.

Doch sie gab sich einen Ruck. Natürlich musste sie jetzt sprechen, denn wenn jemand ein Recht darauf hatte es zu erfahren, dann jawohl die Mutter der Auserwählten. Sie hob den langen, lilafarbenen Rock ihres Kleides an und betrat den durch das Kaminfeuer gewärmten Salon, wobei sie sich ein Seufzen verkneifen musste. Ein Jahr Palast und vornehmer Adel und sie konnte sich noch immer nicht mit langen Kleidern und hohen Schuhen anfreunden. Und dabei musste sie doch in zwei Wochen mit Ivor auf die große Versammlung. Das konnte ja was werden.

Als sie den Salon betrat und die kleinen Mädchen sie erblickten, liefen sie freudig auf sie zu. Evana, die jüngste von ihnen, streckte ihr bittend ihre kleinen Arme entgegen und zog einen Schmollmund. Sie wollte unbedingt auf den Arm der jungen Königin.

Larissa erbarmte sich mit einem Lächeln auf den geschminkten Lippen, ging in die Hocke und hob Evana beim ausstehen auf ihren Arm. Die Augen der Zweijärigen begannen zu leuchten. Schon in wenigen Wochen würde sie drei Jahre alt werden, Myriam war bereits am planen für die Feier, doch zu der würde es jedenfalls hier in Skargon nicht mehr kommen.

Hannah und Magreta standen neben der Königin und schauten sie mit staunden Augen an. Myriams erste Tochter trug ein dunkelblaues ärmerloses Kleid mit einer weißen Bluse darunter und einer Schleife, die ihren Kragen verzierte, während ihre Schwester etwas ähnliches trug lediglich in einem dunkelroten Farbton und mit kleinen gestickten Blümchen auf dem Stoff.
Magreta dagegen trug ihren Trainingsanzug und ihren verwuschelten Haaren nach zu urteilen, konnte ihr Training noch nicht lange her sein.

'Du wirst die Schönste sein, Evana, mit dem größten Herz und du wirst ein Mutter für deine Schwestern werden. Hannah, du wirst die Schlauste sein, intellegent und stätig auf der Suche nach neuem Wissen. Magreta, du wirst die Mutigste sein, die Furchtloseste, die talentiert mit ihrem Schwert gegen ihre Gegner kämpft' dachte Larissa und erinnerte sich dabei an die Worte, die der Gelehrte bei der letzten Zeremonie zu ihr und Myriam gesagt hatte. Diese jungen Mädchen würden einmal tapfere Frauen werden.

"Meine Königin", hob Myriam ihre Stimme und riss Larissa damit völlig aus ihren Gedanken. "Ich würde ja aufstehen und euch angemessen empfangen, allerdings fiel es mir schon schwer nach meiner Tasse Tee zu langen, die dort auf dem Tisch steht, also fürchte ich ihr müsst euch damit zufrieden geben." Ein Grinsen umspielte die Lippen ihrer Getreuen, während sie die Jüngere amüsiert ansah. Die Müdigkeit war ihr deutlich anzusehen, doch die Freude über Larissas Besuch konnte sie nicht verbergen. Die beiden waren gute Freundinnen geworden und nur aus Spaß hatte die baldige Mutter der Auserwählten Larissa eben mit ihrem Titel angesprochen.

"Nein, Myriam, natürlich bleibst du sitzen", erwiderte Larissa schnell und kam auf sie zu, um sich auf dem Sofa neben ihr nieder zulassen. Die kleine Evana noch immer auf ihrem Arm und nun auf ihrem Schoß. "Der neunte Monat bricht doch bald an, dann ist es ist bald soweit, da sollst du dich nicht überanstrengen."

"Dann kriegen wir eine Schwester!", rief Hannah fröhlich und Evana stieg mit einem aufgeregten Lachen und Klatschen in die Freude mit ein.

"Schwester!", rief sie fröhlich und lachte aufgeregt vor sich hin. "Schwester!"

"Noch so ein kleiner Schreihals, den ich füttern muss", fügte ihre Mutter grinsend hinzu und bekam einen beleidigten Blick von ihren Töchtern und ein kleines Grinsen von Magreta. "Konntet ihr beide euch inzwischen auf einen Namen einigen?"

"Louise!", antwortete Hannah schnell, aber Evana schüttelte nur den Kopf und zog schmollend ihre Mundwinkel nach unten.

"Nein!", entgegenete sie beleidigt. "Lucya!"

Es erstaunte Larissa bei vielen Wörtern die Kleine noch Schwierigkeiten mit der Aussprache hatte, aber die Namen der Figuren aus ihren liebsten Bilderbüchern konnte sie alle auswendig. Lucya war die Hauptperson aus einem von Evana Bilderbüchern, in dem es um Zauberer und Hexen ging und die kleine Johnsen-Tochter liebte dieses Buch über alles.

"Also steht die Wahl immer noch zwischen Louise und Lucya", fasste ihre Mutter zusammen, woraufhin ihre beiden Töchter nickten. "Habt ihr mal Papa gefragt, was er meint?"

"Ja, aber er hat gesagt, dass er mit allen Namen zufrieden ist", antwortete Hannah und ihre kleine Schwester nickte heftig. "Nicht hilfreich!"

Larissa ließ ein kleines Lachen ihre Lippen verlassen. Myriam und deren Töchter ließen sie beinahe vergessen, warum sie eigentlich hier hergekommen war. Aber leider nur fast. Ihre braunen Augen strahlten pures Glück und Zufriedenheit aus. Sie hatte einen wundervollen Mann und zwei wunderbare Töchter und bald würden es drei werden.

Larissa richtete ihren Blick ein wenig vorsichtig auf ihre Getreue, die mit einem dicken Wollpullover und einem langen, ebenso warmen Rock neben ihr saß.
Aber die junge Königin musste gar nichts mehr sagen, Myriam verstand, was sie wollte. "Hannah, Evana, Magreta", rief sie die kleinen Mädchen zu sich, die fragend ihrer Bitte nachkamen und sie mit ihren großen braunen Augen ansahen. "In der Küche bereiten sie gerade alles für das Abendessen vor. Vielleicht ist ja was beim Nachtisch übrig geblieben."

Sofort wurden die Augen der Mädchen vor Freude größer. "Na los, geht schon", erwiderte ihre Mutter, woraufhin ihre Töchter nickten und sofort aus dem Salon liefen. Myriam lehnte sich wieder etwas zurück und atmete hörbar aus. "Nach drei Schwangerschaften sollte ich eigentlich ordentlich an Muskeln zugelegt haben, soviel wie ich hier immer herumschleppe", sagte sie ein wenig Gedanken verloren und legte ihre Hand auf ihren geschwollenen Bauch. "Wenn du nur wüsstest, wie sehr deine Schwestern sich auf dich freue."

Larissa wollte sie nicht unterbrechen, auch wenn das Verlangen, endlich frei sprechen zu können, in ihr immer größer wurde. Doch Myriam wirkte so glücklich in diesem Moment, in dem sie lächelnd ihren Bauch anschaute und darüber streichelte.

"Oh, entschuldige, Larissa", sagte sie allerdings plötzlich und brach ihr Schweigen. "Ich hab mich so leicht ablenken lassen. Was willst du mir erzählen?"

Larissa öffnete ihren Mund erst, doch schloss ihn wieder so schnell sie konnte. Das würde nicht einfach werden, für keinen von beiden.
"Du kannst das Kind nicht hier bekommen", flüsterte sie schließlich, während sie es vermied ihre Getreue anzusehen, die nun fragend eine Augenbraue hob.

"Warum?"

"Du wirst umziehen müssen. Ihr alle werdet umziehen müssen. In die Menschenwelt, weit weg von Custos und Adnerstoria." Nun traute sie sich ihren Blick wieder zu heben und traf direkt auf die geschärften Augen von Myriam.

"Wieso? Was ist passiert? Geht es um Hannah und Evana?" Panik sickerte durch ihre Stimme hindurch, die Müdigkeit war wie weggeblasen, nur ihr geschärfter Blick lag auf Larissa.
"Larissa, was ist passiert?"

Ein kleines, freudloses Lachen entwich ihren Lippen. "Es ist so absurd", flüsterte sie leise. "Es tut mir leid, Myriam. Aber es ist zu deiner eigenen Sicherheit und der deiner Familie besser, wenn ihr in die Menschenwelt geht."

"Larissa, warum? Was ist passiert?" Ihre Stimme wurde energischer. "Du hast gesagt es geht um die Sicherheit meiner Familie! Also was ist los?"

Niemal hatte sie gedacht, dass es so schwer werden würde. Dass sie es nicht schaffte ihren Mund zu öffnen, egal wie sehr sie es versuchte. Die Worte schwirrten in ihrem Kopf umher und versuchten Sätze zu bilden, doch es gelang nicht.

"Larissa!", sagte Myriam nun etwas lauter und ließ Larissa ruckartig ihren Blick heben. Sie beugte sich nach vorne und zog ihre Getreue zu sich hin, sodass sie nur noch wenige Zentimeter trennten.

"Deine Tochter", ihre Stimme zitterte. "Wird die nächste Auserwählte sein."

Ein Stein fiel ihr vom Herzen, doch die Last von vor wenigen Sekunden war nur innerhalb eines Augenblickes wieder da. Ihre Getreue sah sie ungläubig an. Eine Spur von Reizbarkeit lag in ihren braunen Augen. "Was soll das? Sollte das ein schlechter Scherz sein?", fragte sie und schien nicht wirklich amüsiert über ihre Vermutung.

"Es ist kein Scherz, Myriam. Es ist die Wahrheit. Deine Tochter wird die erste Auserwählte des Landes seit über einhundert Jahren." Larissa setzte jede Hoffnung in ihre Worte, Myriam damit überzeugen zu können. "Deshalb müsst ihr Custos verlassen. Das Land würde..."

"...sich auf meine Tochter stürzen, bevor sie überhaupt geboren ist. Ein Gerücht und es würde ein ganzes Lauffeuer entfachen." In Myriams Blick lag Schmerz, man konnte ihr ansehen, wie es in ihr vorgehen musste und trotzdem meinte Larissa, es nicht im Entferntesten nachvollziehen zu können.

"Von wem weißt du das? Und seit wann?", fragte Myriam nach einer Weile und sah plötzlich wieder unendlich müde aus. Ihre Hand lag noch immer auf ihren runden Bauch und schien sich dort nun noch mehr zu festigen.

"Der Gelehrte hat es mir gesagt, bevor ich hier zu euch gekommen bin, um es dir zu sagen. Bis jetzt wissen es nur du, er und ich", antwortete Larissa ihr, während sie sah, wie in Myriams braunen Augen eine Welt zusammenbrach. Sie bröckelte und zerfiel immer mehr und mehr, bis nur noch Trümmer und Ruinen übrig waren. Eine Welt, die einst gestrahlt hatte, war nun vergraut.

"Wusste der Gelehrte noch irgendetwas anderes? Es gibt doch noch keinerlei Anzeichen, dass ein Krieg dabei ist zu beginnen", fragte sie nach einer Weile müde und lehnte sich erschöpft zurück. "Warum muss es denn meine kleine Tochter werden? Warum muss sie Zeminas Fähigkeit und Aufgabe weitertragen?"

"Ich weiß es nicht, Myriam", antwortete ihr Larissa ehrlich und sah nur mit Mühe auf die zerbochen und verzweifelte Frau. "Allerdings wusste der Gelehrte auch nichts weiteres und als Grund für einen Krieg gibt es im Moment nicht mehr, als ein angespanntes Verhältnis zwischen Stier, Krebs und Steinbock."

"Aber es muss doch etwas Großes sein, das auf uns zukommt, wenn schon die Auserwählten gerufen werden." Myriam richtete ihren Blick fragend an die Decke. "Die Anfänge des uns bekannten Landes, der Krieg Nord gegen Süd, der Verrat vom 537. Jahr des Medophstym... irgendsowas, Larissa du kannst mir nicht erzählen, dass meine ungeborene Tochter in so einen Krieg mitreingezogen wird!" Sie schluchzte auf und beugte sich wieder nach vorne,  sodass sie die junge Königin direkt ansehen konnte.

Die Mutter der baldigen Auserwählten begann zu weinen, dass Tränen ihr unaufhörlich über die Wangen liefen. "Ich will das nicht", flüsterte sie und kniff ihre Augen zusammen, als versuche sie einem bösen Traum zu entkommen. "Ich will nicht, dass meine Tochter die Auserwählte wird!"

Nun wurde ihre Stimme lauter, ihr Blick wütender und doch so verzweifelter. Ihre Tränen fielen auf ihren geschwollenen Bauch hinunter und hinterließen kaum sichtbare Flecken auf dem Wollpullover.

Wenn die Auserwählten es leicht gehabt hätten, dann würde nicht jeder sagen, er habe so ein Mitleid mit ihnen und wolle nicht an ihrer Stelle stehen. Auf den Auserwählten lag eine ungeheuerliche Last, die sie alleine tragen mussten. Niemand konnte ihnen diese Last abnehmen, sie trugen sie alleine in den Krieg und verließen mit ihr zusammen wieder das Schlachtfeld. Es war kein schönes Leben.

"Es tut mir leid", konnte Larissa nur flüstern, denn etwas anderes, das vielleicht an dieser Stelle gepasst hätte, gab es nicht. Eine Mutter hatte gerade erfahren, dass ihr Kind Teil von der Lösung eines Problems werden sollte, das bald das ganze Land beherrschen und ins Chaos stürzen sollte.

Die junge Königin traute sich nicht ihre Getreue in den Arm zu nehmen, während diese immer noch dabei war diese Neuigkeit zu verarbeiten. Myriam war komplett in ihren Gedanken über das Geschehen, obwohl sie immer noch weinend neben Larissa saß.

"Wir können euch ein tolles Anwesen in der Menschenwelt verschaffen, mit Angestellten", sagte Larissa vorsichtig nach einer Weile und griff vorsichtig nach ihrer Hand. "Und einer guten Schulausblidung für eure Kinder..."

"Nein", unterbrach Myriam sie knapp und sah auf. "Wenn wir in die Menschenwelt gehen, dann werden wir uns dort selber ein Leben aufbauen. Wir werden arbeiten gehen und wie eine normale Familie aus der Menschenwelt leben und niemand wird auch nur den Funken einer Ahnung haben, dass wir aus einem ganz anderen Grund hier sind. Es ist nett, aber wenn meine Kinder dort aufwachsen, dann nicht in einem Leben, das nur aus Geld besteht."

Die junge Königin nickte. Ihre Stimme war sanft. "Okay. Aber die Hebamme wird mit dir gehen, damit sie am Ende da ist, wenn deine Tochter geboren wird. Dann musste du nicht extra in ein Krankenhaus und bist bei der Person, die auch schon Hannah und Evana sicher zur Welt gebracht hat."

Myriam stimmte ihr zu und schenkte Larissa den schwachen Anflug eines Lächelns. "Wann hast du geplant, dass wir gehen sollen?", fragte sie.

"Noch gar nicht", erwiderte Larissa, während sie ihren Blick ins Feuer richtete. "Aber da die Geburt nicht mehr weit ist, solltet ihr so bald wie möglich gehen. Vielleicht diese Woche noch." Die Worte kamen nur schwer über Larissas Lippen. Sie verlor die wichtigste Person in diesem Palast mit Aussichten auf sie Zukunft, die nicht gerade rosig waren.

"Dann werde ich mal meinem Mann und den beiden Mädchen Bescheid sagen." Er kostete Myriam viel Kraft sich zu erheben, doch mit Larissas Hilfe schaffte sie es und stand vor der jungen Königin. Sie wischte sich mit einem Ärmel ihre Tränen aus dem Gesicht. "Die Kleinen werden das hier vermissen. Sie werden Magreta vermissen, dich vermissen."

Jetzt konnte Larissa nicht anders, als ihr um den Hals zu fallen und ebenfalls zu weinen. Die Arme ihrer Getreuen schlossen sich um sie und erwiderten ihre Umarmung mit Wärme. "Wir stehen am Rande des Ungewissen", flüsterte Myriam in die Umarmung.

"Und blicken in den tiefschwarzen Abgrund", beendete Larissa das Zitat.

"Enara Chansilia. Das soll der Name meiner Tochter werden. Enchans."

Larissa löste sich aus ihrer Umarmung und schaute Myriam mit Stolz in den Augen an. "Du willst sie nach der Kriegerin bennen?", fragte sie, woraufhin Myriam nickte.

"Nach der Kriegerin, die dutzende Könige zu Fall gebracht hat und am Ende eine liebevolle Mutter war. Der Name 'Enara Chansilia' steht für Stärke und Liebe. Wenn meine Tochter schon eine ungewisse Zukunft vor sich hat, dann will ich ihr das wenigstens mit auf den Weg geben", erklärte Myriam ihr und griff nach Larissas Hand.
"Danke für die schöne Zeit hier und pass gut auf dein Imperium auf."

Nun waren es Larissas Augen, die mit Schmerz gefüllt waren. Doch sie reckte stolz ihr Kinn, sowie Myriam es ihr gezeigt hatte. "Versprochen. Der Skorpion wird ein Imperium sein, auf das die Auserwählte stolz sein kann!"

Enara Chansilia lebte vom 101. Jahr des Kedostym bis zum 189. Jahr und ging als mutige Kriegerin und liebevolle Mutter in die Geschichtsbücher ein, die in vielen Schlachten gekämpft und Königreiche besiegt hatte und am Ende vier Kinder durch eine lange Zeit der Grausamkeit führte.
Sie starb im Alter von 88 Jahren.

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