Geschwister

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Sommer, 687. Jahr, Medophstym
"Lass das! Das kitzelt!"
Ihr kindliches Lachen war wie ein warmer Sommertag. Es fühlte sich an, als würden unzählige Schmetterlinge um ihn herumfliegen.
"Tja, du wolltest ja nicht hören!", entgegnete er ihr lachend und kitzelte das kleine Mädchen weiter.
"Aber das kitzelt doch so!", beschwerte sie sich, stieß sich von ihm weg und sprang weiter durch den riesigen  Garten, bis hin zum Blumenbeet, wo sich Tulpen, Rosen und unzählige andere Blumen stauten und den Garten in etlichen Farben erstrahlen ließen.
Das kleine Mädchen versteckte sich hinter dem Gebüsch. Ihr leises Kichern drang an das Ohr ihres Bruders und entlockte ihm ein Lachen. Die Knie seiner blauen Hose waren bereits grün von dem Gras, ebenso wie sein Hemd und das weiße Kleid seiner Schwester. Ihre Mutter würde sie dafür wieder ausschimpfen, dass sie nicht wenigstens andere Kleider für ihr Toben im Garten hätten anziehen können, aber irgenwie verdrängten die beiden das immer wieder.
Vorsichtig schlich er hinter das Gebüsch und erschreckte seine kleine Schwester, welche aufgeregt aufquieckte. Fröhlich hüpfte sie herum und lief wieder vor ihm weg, aber er war schneller, zog sie wieder zu sich und nahm sie auf den Arm.
"Ich hab dich lieb, großer Bruder", erwiderte sie kichernd, während Jack ihr eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht wischte, die unmittelbar vor ihren grünen Augen hing. Die winzigen Kristalle in ihrem Gesicht glänzten in der Sonne um die Wette.
"Ich hab dich auch lieb, Schwesterchen", antwortete er ihr.
Die beiden hörten Stimmen an der Terrassentür und drehten sich um. Ihre Eltern standen dort und neben ihnen die Privatärtzin der Coopers, Dr. Carsen. Alle drei sahen sehr besorgt aus, doch von ihrem Platz aus konnten die Geschwister nicht genau verstehen, um was es ging. Jack hatte Jacy wieder heruntergelassen, die allerdings noch immer wie gebannt auf die Erwachsenen schaute. Ihr kleiner Körper drängte sich an den ihres Bruders. "Reden die wieder über mein Herz?", fragte sie ohne ihren Blick von ihren Eltern und der Ärtzin zu nehmen.
"Vielleicht", antwortete ihr Bruder ihr nach einer Weile, obwohl es ihm schwerfiel. "Wollen wir weiterspielen und dann ein Eis essen? Die Köchin hat heute neues gemacht." Jacys Miene hellte sich augenblicklich auf. Ihre Augen begannen zu strahlen. Ihr Blick war schon Antwort genug.
~
Mitte des 696. Jahres, Medophstym
Mit einem genervten Stöhnen wachte Jack auf. Er gähnte und wollte sich wieder hinlegen, bis er realisierte wo er da eingeschlafen war. Er konnte doch nicht etwa schon wieder mit dem Kopf auf dem Tisch auf seinen Hausaufgaben eingeschlafen sein. Das musste er sich echt abgewöhnen.
Seufzend schloss er das Heft und ließ es in seinen Rucksack gleiten.
Mit Mühe erhob er sich und ging durch die halbgeöffnete Tür ins Wohnzimmer, wo er seine kleine Schwester auf der großen, weißen Leder-Couch vorfand. Sein Blick wanderte zum Esstisch, auf welchem ihre aufgeschlagenen Schulbücher neben leeren Coladosen lagen. Anschließend wanderten seine Augen zu dem angschalteten Fernseher, vor dem seine kleine Schwester jetzt saß.
Er griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus.
"Hey! Was soll das?", fauchte sie wütend und sprang auf.
"Du sollst deine Hausaufgaben machen!" Er kratzte sich am Hinterkopf und gähnte nochmal.
"Aber die sind blöd und aus meiner Klasse wird die eh niemand machen." Sie verdrehte ihre grünen Augen,  schnappte sich ihr Handy und wollte sich an ihm vorbeidrängen, doch er hielt sie auf und nahm ihr das Handy wieder aus der Hand.
"Bist du jetzt völlig gestört?" Sie versuchte an ihr Handy zu gelangen, was sich ihr durch den Größenunterschied der beiden als nicht gerade einfach erwies. "Zwing mich nicht meine Kräfte einzusetzen!"
"Dann darfst du morgen der Putzfrau und unserem Vater erklären, warum sich eine Blutlache auf dem Boden befindet. Mach einfach deine Hausaufgaben und dann sieh zu, dass du ins Bett kommst", entgegnete er ihr stur, mit der Hoffnung, sie würde es jetzt einfach machen, damit er ebenfalls ins Bett konnte. Ihr Handy piepte und eine Nachricht wurde auf ihrem Sperrbildschirm angezeigt.
"Du schreibst mit Lionard?", fragte er sie entgeistert, woraufhin sie ihm nur ein Grinsen schenkte.
"Ja, tue ich", antwortete sie schlicht und griff nach ihrem Handy, was ihr nun endlich gelang. "Ich gehe jetzt mit meinem Freund telefonieren."
"Warte mal kurz, Freund? Du bist dreizehn, Jacy! Und er ist sechzehn und ein Idiot!" Er zog sie am Arm zurück zu sich, nachdem sie gerade beinahe weggegangen wäre.
"Na und? Du bist siebzehn und hast schon so gut wie jedes Mädchen der Schule gevögelt!", entgegnete sie ihm gereizt.
"Das ist was anderes. Jetzt mach deine Hausaufgaben und dann ab ins Bett! Es ist fast zwölf."
"Du bist nicht Papa!"
"Aber dein Bruder! Und jetzt los. Sonst krieg ich von unserem Vater nämlich  wieder den Ärger." Er zog sie zum Esstisch hin und sah sie abwartend an, doch ie wich seinem Blick aus und richtete ihn stattdessen auf den Boden. Jack seufzte innerlich. Egal was los war, er konnte ihr nie lange böse sein.
"Komm schon, Schwesterchen, was ist los?" Er setzte sich auf den Stuhl und zog sie auf seinen Schoß.
"Es ist Mathe." Sie zog ein weißes Blatt unter ihren Ordnern hervor und gab es ihm. Eine rote sechs trohnte auf dem unterem Teil vom Zettel. 2 von 35 Punkten.
"Das ist jetzt die dritte in Folge", seufzte sie. "Papa wird mich umbringen."
"Das wird er nicht. Ich verspreche dir, ich werde dir bei Mathe helfen und dann steht da das nächstes Mal eine 1." Er lächelte ihr aufmunternd zu, was ihr ein kleines Lachen entlockte.
"Danke schön, aber du bist in Mathe genauso schlecht wie ich, Jacky."
"Dann fragen wir Nate, der ist ein Genie in Mathe. Aber das heißt, dass du jetzt deine Aufgaben zuende machst und dann geht's in Bett", beharrte er noch immer auf seiner Meinung, was seine kleine Schwester zum Lachen brachte. "Und wenn du heute Nacht  nocheinmal Lionard erwähnst, dann erzähl ich unseren Eltern, dass du einen Skorpion datest." Der Hochmut des Löwens und die Arroganz des Skorpions waren schon häufiger aneinander geraten.
"Na gut, ich hör auf, aber nur, wenn ich bei dir schlafen darf", erwiderte sie und sah ihn herausfordernd an.
Er seufzte und ließ ein Grinsen seine Lippen umspielen. "Von mir aus."
~
2. November, 698. Jahr Medophstym
Das Messer vor ihm auf dem Boden drehte sich und drehte sich, bis es stehen blieb und die Spitze direkt auf die Tür zeigte, bei der seine kleine Schwester erschienen war. Sie hatte sich umgezogen und abgeschminkt, trug ihren roten Pyjama und ihre Einhorn-Hausschuhe. Als sie das Messer sah verdunkelten sich ihre Augen wie auf Knopfdruck. Er schob das Bild seiner Freunde unbemerkt hinter sich ebenso wie den Edding, während sie auf ihn zu kam und das Messer aus seiner Reichweite nahm.
"Jack, du hattest mir versprochen es nie wieder zu machen." Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie umfasste das Messer fester und sah ihn mit einem Ausdruck von tiefer Trauer an.

"Hast du nicht mitgekriegt, was auf der Versammlung besprochen wurde?"
"Doch, natürlich hab ich das!", entgegnete sie ihm gereizt und hielt dass Messer so vor sich, dass sie es ihm perfekt demonstrieren konnte, was sie als nächstes machte. "Aber das kann doch nicht dein Grund sein, es schon wieder zu versuchen!" Das Messer in ihrer Hand wurde innerhalb von Sekunden mit Kristallen besetzt, bis Jacy es mit Hilfe ihrer Kräfte zerbrechen konnte und feiner Staub zu Boden rieselte. Sie hatte ihre Fähigkeiten wirklich gemeistert. "Weißt du noch was wir uns versprochen haben?"
Jack nickte nur und lehnte sein Kopf nach hinten gegen die Wand. Er hasste diese Momente, er hasste sie so sehr, aber er konnte es nicht vermeiden, obwohl er diese Momente hauptsächlich deswegen hasste, weil sein Vorhaben nie gelang.
"Sag es." Die Stimme seiner kleinen Schwester war eiskalt und messerscharf.
Er seufzte und schloss die Augen. "Wir halten immer zusammen."
"Genau und was wäre dieser Spruch wert, wenn du mich jetzt alleine lassen würdest?", fragte sie und brachte ihn dazu, dass er seine Augen wieder öffnete.
"Jacy, ich kann nicht mehr", antwortete er ihr und sah sie mit seinen grünen, müden Augen an. "Glaubst du ich habe deine Testergebnisse nicht gesehen?"
Sie unterdrückte ein Schluchzen und sah ihn weiterhin mit kalter Miene an. "Selbst wenn es zum Schlimmsten kommt, dann lass mich auf den letzten Metern nicht alleine. Kämpfe und wenn du untergehst, dann mit erhobenem Haupt und nicht so." Mit diesen Worten drehte sie sich um, verließ den Raum und knallte die Tür zu.
Jack sah auf den feinen Kristallstaub, der als einziges von dem Messer über geblieben war. Vielleicht hatte Jacy Recht. Vielleicht wäre sie jetzt alleine zu lassen schlimmer, als sie die letzten Meter noch zu begleiten und ihr Stück für Stück beim Sterben zu zusehen, doch immer eine helfende Hand für sie zu haben. Die nächsten Wochen und Monate würden nicht leicht werden, soviel stand fest.

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