201-die dunkle Schlucht

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Wimmernd liege ich hier im Bett, neben Harry, der von allem keine Ahnung hat, nichts weiß, wahrscheinlich nichts ahnt. Bis ich mir sicher bin, dass er wirklich schläft, versuche ich so leise wie möglich zu sein, mich nicht zu bewegen, um ihn nicht aufzuwecken.

Doch dann kann ich all die Trauer, Angst und den Selbsthass in mir nicht mehr zurückhalten, beginne zu schluchzen, bitterlich zu weinen und immer wieder schluckartig die Luft einzuziehen. Mein gesamter Körper zittert, ebenso meine Hände mit denen ich versuche meine Laute durch das Kissen vor meinem Mund zu ersticken.

Mit einem total verschwommenen Blick drehe ich mich auf die andere Seite, schaue zu dem Fenster, durch das das Mondlicht fällt.

Noch nie, wirklich noch nie in meinem gesamten Leben habe ich mich so schrecklich gefühlt.

Noch nie pochte mein Herz so schnell. Nicht einmal an dem Tag, an dem Harry mich wegen Louis verließ. Es schmerzte noch nie so und ich kann es verstehen, da mir noch nie so etwas geschah.

Warum war ich so dumm, naiv und bin nicht abgehauen, als ich es konnte? Warum bin ich überhaupt gegangen?

Weil ich Harry zeigen wollte, dass er mir vertrauen kann, er sich keine Sorgen machen muss und nun... Ich konnte ihm gar nichts beweisen, bin so eine erbärmliche Versagerin, ein Loser.

Vielleicht waren wir beide nie füreinander bestimmt und es gab einen guten Grund, dass er mich vor vier Jahren nicht mochte, als Freak bezeichnete. Wahrscheinlich wusste das Schicksal einfach schon, welche Fehler ich begehen werde.

Und doch irgendwie... Was habe ich getan? Es ging von Leo aus! Alles kam von Leo, der mich stürmisch und zuerst küsste, damit überrumpelte.

Danach kam... Die dunkle Schlucht!

Immer schneller und in kürzeren Abständen fließen die Tränen über meine Wange, während gleichzeitig klägliche, schmerzhafte Geräusche meine bibbernde Lippe verlassen, ich kaum richtig effektiv atmen kann. Es geht nicht, da ich zu nervös, aufgeregt und traurig bin, mich nicht beruhigen kann.

So oft bin ich schüchtern und zurückhalten, wieso musste ich aber in diesem Augenblick trotzig und entschlossen sein? Wäre ich nicht so gewesen, dann hätte ich mich niemals mit Leo getroffen, da ich davor Harry nicht so angefahren hätte.

Dieses ganze, trostlose, verrückte Chaos trägt einzig und alleine meinen Namen, worauf ich kein bisschen stolz bin, mich schäme, am liebsten vor allen verstecken würde.

Man fühlt sich schlecht, wenn man die Lieblingsvase seiner Mutter zerstört, oder eine harte Arbeit seines Vaters ruiniert, wenn man seine Freunde enttäuscht, da man aus Versehen ein wichtiges Geheimnis ausgeplaudert hat, doch all dies ist eine kleine Fliege, ein Lufthauch, im Vergleich zu meinem Fehler.

So fühlt es sich für mich zumindest an!

Vielleicht übertreibe ich auch, weil ich es sofort beenden wollte, aber nicht konnte und es zu lange rauszögerte. Doch vielleicht tue ich es auch nicht, sondern untertreibe.

So unentschlossen, zerrissen war ich noch nie.

Weiterhin weinend, wische ich hilflos mit dem Stoff der Decke Tränen von meiner Wange, auf die aber schon neue folgen. Ich drehe mich wieder zurück auf die andere Seite, schluchze einmal laut, ganz tief aus dem verankerten Schmerz in meinem Bauch.

"Honor?"

Erschrocken, ängstlich halte ich die Luft an, starre in die Dunkelheit, als Harry meinen Namen erneut ausspricht. Man fühlt sich noch schlimmer und schrecklicher, wenn er mit seiner rauen, liebevollen Stimme deinen Namen so zärtlich sagt und nicht ahnt, wie scheußlich alles enden kann. "Was ist los?"

Mit einem Mal schlingen sich die starken Arme um meinen Körper, da er dichter an mich ran gerückt ist. Er zieht mich so dicht an seine Brust, gegen die meine Tränen und unkontrollierten Atemausstöße nun prallen, während er mich erneut fragt: "Hey, warum weinst du?"

Ohne ein Wort klammere ich mich an seiner Hüfte fest, bringe keinen Ton hervor, weil ich nicht weiß, wie ich ihm das erzählen soll.

"Baby, bitte. Ich bin dir nicht böse, dass du gegangen bist. Weißt du, ich war ein Idiot und-"

"Es tut mir leid, Harry", nuschele ich plötzlich die Worte, die brennend auf meiner Zunge lagen. Verzweifelt blicke ich dazu auf in seine Augen, weiß nicht, was ich anderes sagen soll. "Es tut mir so unendlich leid."

Nur ein Stück erkennt man seine grünen Augen in der Dunkelheit, in dem Schwarz, wie sie mich geschockt weit aufgerissen und bang ansehen, er versucht zu verstehen, wovon ich rede. "Es war nur ein kleiner Streit, wirklich, du mu-"

"Es tut mir leid, Harry. So-" Ein zerreißendes Schluchzen unterbricht meinen Satz, bevor ich fortfahre: "So, so unendlich leid."

"Honor, wovon-" Auch er kommt nicht mehr ganz mit der Situation klar, packt mich nun fest und verzweifelt an meinen Armen, sieht mich ernst an. "Wovon redest du? Wir haben uns nur gestritten. Meinetwegen! Ich war ein Idiot, aber wovon- wovon... Sag mir was los ist?"

Beschämt schaue ich weg von seinen Augen, auf seine Brust, die bebt, sich hektisch rauf und runter bewegt, auf seinen Schmetterling.

Auch wenn er mich fester an fasst, fühlen sich seine Berührungen, seine Haut auf meiner besser an, als Leos. Er mag vor Verzweiflung und Angst grob sein, doch ich liebe es tausendmal mehr, als nur ein Lufthauch aus Leos Lippen an meinem Hals.

Ich hasse Leos Lippen an meinem Hals, oder seine Berührungen an meinem Körper.

"Honor, was zum Teufel...?" Mit einem Mal reißt er seine Augen weit auf, während ich mehr weine, schluchze, bis er meint: "Du hast... Honor, nein. Du hast nicht mit-"

Kopfschüttelnd antworte ich: "Nein, wirklich! Du musst mir glauben, aber-"

Irgendwas in ihm beruhigt sich wieder, weswegen er ein paar Strähnen aus meinem bestimmt hoch roten Gesicht streicht, mich mehr an sich zieht.

"Ich hab dich nicht betrogen, aber-"

Wie soll ich es ihm erklären, wenn ich kein vernünftiges Wort herausbekomme, immer wieder weine. Meine Lippen sind trocken, weshalb ich Harry leise, wimmernd frage: "Kann ich was trinken? Bitte!"

Hastig nickend springt er auf und läuft in die Küche, wo ich Wasser im Wasserhahn laufen höre. Währenddessen setze ich mich mehr im Bett auf, erschrecke, als das Licht im Schlafzimmer angeschaltet wird und Harry mit einem Glas in seiner Hand, nur in Boxershorts zu mir zum Bett gelaufen kommt, sich vor mir hinkniet und besorgt in mein Gesicht schaut.

"Hier", meint er, überreicht mir das Glas.

"Da-danke." Selbst das Trinken fällt mir schwer, weil ich keinen vernünftigen Schluck hin bekomme, irgendwas dann das Glas auf den Nachttisch stelle und zitternd in die grünen Augen blicke. "Ich habe dich wirklich, wirk... Wirklich nicht betrogen, Harry. Das musst du mir glauben!"

"Tue ich", antwortet er mir, mit der puren Ehrlichkeit in seinen Worten. "Aber du musst mir erzählen, was dich bedrückt, warum du weinst."

"Weil ich mich mit Leo getroffen habe", erkläre ich ihm, bevor ich bei der Erinnerung wieder weine, mir selber so erbärmlich vorkomme, dass ich keine fünf Minuten ohne Tränen durchhalte. "Und-"

"Ich bin dir deswegen nicht böse. Weil ich ihm geschrieben habe, hast du dich mit ihm getroffen", unterbricht er mich, als ich gerade noch mehr sagen will. "Du bist jemand, der keinen Menschen verletzen kann, egal wie sehr er die Person verabscheut."

Sanft streicht er über meinen Kopf, versucht mich aufzumuntern und bei mir zu sein, schmunzelt ein wenig, bis ich tief Luft hole und meine: "Es tut mir trotzdem so leid, weil..."

Wie soll ich ihm das denn nur beibringen?

"Leo hat mich geküsst!", beginne ich dann, spreche es hektisch aus in der Hoffnung, dass er es so vielleicht schnell wieder vergisst.

"Er hat was?"

Nicht begeistert darüber reißt der Lockenkopf die Arme in die Luft, sieht mich aufgebracht, fassungslos an. "Hast du den Kuss erwidert?"

"Nein, aber, Harry, da ist noch mehr", weine ich, da in meinem Kopf die Erinnerungen so bildhaft erscheinen, dass ich denke, Leo sitzt plötzlich wieder vor mir.

Ich erinnere mich an seine Hände, sein Blick, weshalb ich plötzlich beginne zu kreischen und zu weinen, mich vollkommen am Ende befinde. Anders kann ich nicht darauf reagieren, tue das, was ich vorhin nicht tat.

"Honor!" Harrys Arme schlingen sich fest um mich, ziehen mich an seine Brust, weil er mich beruhigen will.

"Leo, er-" Ich hole tief Luft, bevor ich gegen den Schmetterling murmele: "Er hat mich angefasst."

Der Griff löst sich und die grünen Augen sehen mich starr an. In der herrschenden Stille entscheide ich mich dazu, ihm mehr zu erzählen. "Nach dem er mich geküsst hat, als ich es sofort bemerkt habe, da... Ich hab ihn einfach weggeschubst, aber er wollte nicht aufhören und hat dann-"

"Er hat was, Honor?", knurrt Harry, als ich nicht weiter reden will. Man hört, dass er wütend ist. Wütend auf den Mann, der viel Wert auf sein Geld legt.

"Leo ist mit seiner Hand an meine Hüfte gegangen und wollte mich wieder küssen", erzähle ich, versuche nicht an die Bilder zu denken, meine Gedanken und Gefühle, als er dies so überrascht tat. "Nachdem ich ihn weggeschubst hatte dachte ich, dass er mich in Ruhe lässt, aber er hat mich hier-" Langsam und unsicher schiebe ich die Decke zur Seite, zeige Harry die Stellen, die man von Leos Griff, sieht, da er mit seinen Nägeln in meine Haut stach. "-berührt und er-"

"Er wollte noch mehr?"

Schweigend nicke ich, beiße mir fest auf meine Unterlippe, beobachte den Mann vor mir, der immer wütender wird, sich anspannt und verzweifelt durch die Haare fährt. "Was?"

"Harry, bitte", flehe ich ihn, weil ich nicht mehr erzählen möchte.

"Was wollte er noch, Honor!"

"Er hat den Knopf meiner Hose geöffnet und wollte in meine Unterhose mit seiner Hand fahren", erzähle ich leise, schaue beschämt, traurig, hilflos und geknickt auf meine ausgestreckten, nur halb unter der Decke versteckten Beine. "Er wollte mir meine Jacke ausziehen und hat mich hier angefasst." Dabei deute ich auf meine Brust, schlucke hart, da seine Hände sich so grob anfühlten, ich mich wehrte und er trotzdem weitermachte.

"Noch mehr?"

"Leo wollte, nachdem ich ihn wieder weggeschubst hatte, erneut seine Hand in meinen Slip stecken und mich küssen, als ich ihn geschlagen habe und weggelaufen bin", beende ich die Erzählung.

Seine Hand an dem Bund meiner Hose fühlte sich grauenhaft an und aus Angst habe ich ihn dann mit meiner Faust so kräftig ich konnte geschlagen. Eigentlich wollte ich seine Nase treffen, bin aber von dieser irgendwie abgerutscht und traf nur halbwegs seine Stirn. Aber es reichte aus, um mir genug Zeit zum Weglaufen zu geben.

"Ich fühle mich so schuldig und schlecht, weil ich dir nicht glauben wollte, Harry", breche ich erneut in Weinen aus, werde darauf von ihm schon in eine Umarmung gezogen. "Du hast immer gesagt, dass ich mich von ihm fernhalten soll, aber ich wollte nicht hören und habe mich trotzdem mit ihm getroffen."

"Honor, ich habe niemals davon gesprochen, dass er versucht mit dir zu schlafen -zumindest nicht, unfreiwillig", beruhigt Harry mich, oder startet zumindest den Versuch. "Ich bin nicht wütend auf dich, sondern nur auf ihn. Am liebsten-"

Sein Griff wird fester, worauf ich wimmere, er mich sofort entschuldigend ansieht.

"Baby-" Bei diesem Wort macht mein Herz einen Hüpfer und ich schaue hoffnungsvoll, verliebt hoch in seine Augen, die mich liebevoll und ruhig ansehen. "Ich mache nicht mit dir Schluss, geschweige denn verspüre ich irgendeine Wut auf dich."

Erleichtert, trotzdem noch mit einem mulmigen Gefühl schlinge ich meine Arme um seinen Hals, worauf er zärtlich über meinen Rücken streicht.

"Aber sollte dieser Arsch sich noch einmal in deine Nähe begeben, dann werde ich ihm so was von verprügeln. Und niemand wird mich davon abhalten können", warnt er mich dann vor, was ich aber hinnehme.

Es ist das erste Mal, dass ich finde, dass jemand diese Prügel verdient.

Leo wollte... Er wollte -ich will es gar nicht aussprechen.

"Wenn er nur ein Wort dir gegenüber spricht, sich dir nähert... Er wird sich wünschen, dir nie begegnet zu sein, weil ich dich nie alleine lassen werde. Nie, verstehst du?"

"Mmmh." Summend nicke ich, lege dankbar meine Arme um seinen Hals und mein Kinn auf seine Schulter, bis ich leise murmelnd gestehe: "Ich fühle mich so schlecht, schmutzig und benutzt. Seine Hände sind wie Steine, Harry."

Mein ganzer Körper fühlt sich so grauenhaft an, auch wenn ich mich nun etwas erleichtert fühle, da der Mann nicht wütend auf mich ist, er es weiß und er weiß, dass ich ihn niemals betrügen würde.

"Wir können morgen nochmal genau über alles reden. Soll ich dir ein Bad einlassen, möchtest du schlafen oder was? ", erkundigt er sich liebevoll, sieht sanft in meine Augen. "Viel kann ich dir nicht bieten, aber du kannst alles verlangen, Honor."

"Harry, du gibst mir alles, was ich brauche", stoppe ich ihn von diesem pessimistischen, selbstkritischen Runterziehen. "Das wurde mir wirklich klar, als ich mit Leo unter der Weide saß und er all diese ekligen Sachen aus seinem Korb zog."

"Sag mir bitte einem richtigen Korb und nicht meine ängstlichen Gedanken", fleht der Lockenkopf.

"Einen richtigen Korb", beruhige ich ihn, bin nun diejenige, die eine Strähne aus seinem Gesicht streicht.

"Und ich dachte, ihr wollt in einem Restaurant essen?"

"Eigentlich wollte er, mich mit zu sich nach Hause nehmen, was ich aber abwenden konnte. Seine zweite Idee war ein Picknick unter einer Weide", erkläre ich.

"Unter der euch niemand sehen konnte", stellt Harry seufzend fest, worauf ich beschämt nicke, da ich es selber am Anfang nicht checkte. "Manchmal mache ich mir zu große Sorgen, dich zu verlieren und dann-"

"Ich habe dich vorhin reden gehört", halte ich ihn davon ab, erneut so zerreißend und bitterlich dieselben Worte zu sagen, wie als er dachte, dass ich schlafe. "Sorge bitte dafür, dass es nie ein Ende für uns geben wird."

"Werde ich!", versichert er mir. "Ich verspreche es dir, Honor."

"Und nenne mich bitte nochmal Baby, weil ich mich so scheiße fühle", füge ich dann hinzu.

"Wenn du nicht fluchst!", meint er. "Baby!"

"Kann ich jetzt diesen Schmutz von mir waschen?", frage ich leise, werde darauf schon vorsichtig von Harry an meiner Hüfte gepackt, wodurch ich mich kurz erschrecke, für eine Blitzsekunde Leo sehe, dann aber wieder den Mann, den ich liebe, wie er mich ins Badezimmer trägt.

Ich habe mir solch große Vorwürfe gemacht und Harry sorgt dafür, dass ich ihn noch mehr liebe.
Ich dachte er wird wütend auf mich, weil ich mich wirklich mit Leo traf, so starrsinnig.
Ich dachte, er wird mich hassen, da ich zuließ, dass Leo mich küssen wollte.
Ich dachte, dass er angewidert von mir sein wird, sowie ich es bin, da der geldgierige Mann mich an so vielen Stellen berührte, die eigentlich nur der Lockenkopf mein ganzes Leben lang berühren sollte.

Ich lag falsch!

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