216-Mörder

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Ein Knallen gegen Glas.

Erneut fliegt etwas Hartes gegen eine Scheibe.

Und wieder ertönt das nur schwach gedämpfte Geräusch an meinem Ohr.

Zum vierten Mal nehme ich das Schlagen war, öffne nun meine Augen.

Nummer fünft erklingt.

Fragend lausche ich aufmerksam, bekomme Angst. Unsicher richte ich mich im Bett auf, entferne vorsichtig Harrys Hand von meinem Bauch, weil ich mir nicht sicher bin.

Ich könnte mich auch täuschen und würde ihn unnötig wecken, was ich nicht möchte.

Morgen haben wir wieder Montag, eine weitere Woche an der Uni beginnt und ich weiß, dass seine anstrengend wird. Er soll durch mich nicht belastet werden, wenn ich nur Wahnvorstellungen habe.

Aber ich höre zum sechsten Mal etwas poltern, gegen Glas schlagen.

Was wenn ich es mir nur vorstelle?

Im Schlaf träumte ich die verrücktesten Sachen, die auch nur meine Ängste darstellten. Ich könnte mich jetzt ebenfalls mit diesen Geräuschen täuschen und würde eine Panik umsonst...

Nummer sieben knallt laut und ich glaube es vom Fenster wahr zu nehmen, weshalb ich nun vorsichtig die Decke zur Seite schlage, mich achtsam von dem ruhig schlafenden Mann wegbewege.

Er sieht so friedlich und wunderschön im Schlaf aus, wie er sich jetzt fest an die Decke kuschelt, die meinen Platz einnimmt, wie er dort liegt, die sich sanft hebende und senkende Brust entblößt. Seine Mund gespaltet, der dazu verlockt, seine eigenen mit den weichen, rosa Lippen zu verbinden, den Mann liebevoll zu küssen und alle Gedanken, Gefühle durch einen einzigen Kuss auszudrücken.

Harry legt jedes Mal seine ganze Liebe in einen Kuss, geht sanft und gleichzeitig fordernd ran, was einen verrückt werden lässt. Oder mich.

Den Kuss im Regen liebe ich, vor allem aber den auf dem Parkplatz, weil er befreiend wirkte.

Die gesamte Zeit über wollte mein Unterbewusstsein ihn küssen, diese Entfernung zwischen und verkleinern und gehalten werden, was erst an einem dunklen Abend auf einem Parkplatz geschehen musste.

Er küsste mich sanft, zärtlich, so innig und ging vorsichtig vor, überforderte mich nicht sofort komplett. Und so möchte ich es für immer in meinem Kopf eingeprägt haben, festhalten.

Knall Nummer acht bringt mich aus den Gedanken, hält mich davon ab, dass ich mich neben Harry lege, die Decke zur Seite ziehe und ihn einfach wach küsse, bis wir wieder an dem Punkt sind, an dem Worte keine Rolle spielen, unnötig sind und wir uns dem anderen hingeben.

Aber auch Nummer neun lenkt mich wie sein Vorgänger ab und ich seufze tief auf. Das sind keine Halluzinationen.

Barfuß tapse ich leise zum Fenster, schiebe den Vorhang zur Seite, starre raus in die Dunkelheit. Mein Bauch, mein ganzer Körper will bei dem Anblick wieder zurück ins Bett, sich verkriechen, aber mein Kopf sagt mir, dass ich diese Sache jetzt beenden muss.

Deswegen greife ich mir einfach die ganz oben auf dem Stuhl liegende Hose, die ich mir anziehe. Harrys, stelle ich fest, lasse mich davon aber nicht abbringen.

Zum zweiten Mal schaue ich nach draußen und will diesen Anblick nicht wahr haben.

Leonard steht draußen, irgendein Text mit roter Farbe auf die Straße gespritzt und Steine an unsere Fensterscheibe werfend. Seine Worte sehen aus, als wurden sie mit Blut geschrieben, wofür das schwache Licht der Straßenlaterne sorgt. Der Mond steht hinter einer Wolke am dunklen Himmel, schenkt mir keine Hoffnung.

Irgendwie bezweifle ich, wegen einem unwohlen Gefühl in meinem Bauch, dass das jetzt gut laufen wird.

Doch Leonard muss begreifen, dass ich nichts von ihm möchte, er mich zu sehr verletzt hat und deswegen gehen sollte. Wenn er mich nicht in Ruhe lässt, dann... Ich möchte mit ihm reden und ihm meine Meinung, Bitte, Wunsch verständlich machen.

Schlag Nummer zehn trifft die Scheibe direkt vor meinen Augen, worauf ich aufzucke.

Er muss gehen! Sofort!

Seine Anwesenheit erinnert mich wieder an das Brennen, die Schmerzen, diese grauenhaften Schuldgefühle, die mich vor Silvester quälten. Die Schreie von Harry und mir klingen wieder in meinen Ohren, wozu Leonards Berührungen wie Salz in der Wunde wirken. Der Lockenkopf bekam Angst und ich zweifelte an mir selber, verabscheute mich, meinen Körper, meine Dummheit.

Harry wusste von Anfang an, dass Leo nicht gut für mich ist und nun muss ich schmerzhaft lernen, dass ich auf ihn hören hätte sollen.

Tief Luft holend drehe ich mich bei Wurf elf von dem Fenster weg, drücke leise den Türgriff, verlasse das Schlafzimmer mit einem letzten Blick zu dem schlummernden Mann. Morgen wird alles besser sein, flüstere ich ihm in Gedanken leise zu, schließe dann die Tür.

Bei einem kleinen Schnarcher von ihm musste ich noch kurz Schmunzeln, bevor es in den Flur geht, wo ich mir meine Chucks in einer Rekordzeit anziehe.

Dieses Probleme werde ich selber lösen, Harry damit endgültig beweisen, dass es für immer nur ihn geben wird. Leonard soll kein Teil mehr meines Lebens sein. Er spielt nur eine schlechte, störende Rolle, die immer für Unruhe, Streit, Eifersucht und Tränen sorgt.

Nur dabei, dass Harry und ich zusammenkamen half er, doch das wollte er nie und nun versucht er verzweifelt uns auseinander zu bringen.

Die Stille im Treppenhaus ist erdrückend, die schwachen Geräusche meiner Chucks hallen an den Wänden wieder und der geringe Lichteinfluss von den Straßenlampen bereitet mir eine Gänsehaut. Mit zitternden Fingern umfasse ich das kalte Treppengeländer, bewege mich nach unten, bis ich an der Haustür angelange.

Wenn ich diese jetzt öffne, wird Leonard mich sehen. Danach weiß ich nicht, was geschehen wird. Und vor genau dieser Sache habe ich Angst.

Es kann alles geschehen. Er flippte vor unserer Tür heute aus und mit Steinchen an die Scheibe eines Mädchen zu werfen, soll romantisch sein, jedoch finde ich es bei ihm gruselig, angsteinflößend.

Ich weiß, dass Harry mich für total dumm verkaufen wird, wenn er hiervon erfährt.

Ich werde es ihm nicht böse nehmen, weil ich es selber ebenso tue.

Vollkommen dumm, naiv und übergeschnappt bin ich, nun den Türdrücker der Eingangstür runter zudrückend und raus in die dunkle, kalte Straße zu treten.

In einem marinefarbenden Pulli, wozu er eine braune Kaki trägt steht er da, ein Stein in seiner Hand, den er gerade hoch werfen will, dann aber beim Zufallen der Tür erschrocken fallen lässt. Der erschrockene Blick der blauen Augen wirkt verrückt, sorgt dafür, dass ich hart schlucke.

Reiß die Tür auf, sprinte die Treppen hoch und klingele bei Harry Sturm, ehe der Kerl dich in die Finger bekommt, rät mir mein panisches, inneres Ich, dass seine Beine schon längst in die Hände nimmt und davon sprintet.

Ich bin alleine!

Mit schleppenden Schritten bewege ich mich auf ihn zu, ziehe meine Hände aus der Hosentasche von Harrys Hose, nur um mich im Notfall wehren zu können. Für Februar trage ich dünne Sachen, wenig, weswegen ich friere, das Klappern meiner Zähne neben dem Rauschen des Windes höre.

Leonards Mundwinkel heben sich, ersieht mit Hoffnung zu mir, tritt einen Schritt vor, bis ich mit einem Meter Abstand vor ihm stehen bleibe, schweigend versuche starkwirkend in die blauen Augen zu schauen, welche ich ebenso unschön, hässlich und einschüchternd ansehe, wie die von einer anderen Person -Louis Augen waren ein Zeichen, dass ich wieder leiden werde, in meiner Schulzeit.

"Hi", haucht er begeistert, in einer Hand die rote Sprühdose haltend.

Von mir erhält er keine Antwort. Schweigend beiße ich, mir unwohl, unsicher auf meine Unterlippe.

Der Mann in seiner teuren Kleidung tritt in seinen Lacoste Stiefeln von einem Fuß auf den anderen, bis er den Mund öffnet, mit einem kleinen Lächeln spricht: "Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe und-"

"Was willst du?" Harsch unterbreche ich ihn, da ich seine Entschuldigungen nicht hören will, sein falsches Getue nicht ertragen kann.

Er soll mir sagen, warum er mich nicht in Frieden lassen kann und dann werde ich ihm klar und deutlich ins Gesicht sagen, dass ich ihn niemals lieben werde. Harry stellt mein Leben dar -für immer.

"Zwingt er dich, Honor?", fragt er mich plötzlich, harsch. "Bedroht er dich?"

"Was?" Wovon spricht er? Genau diese Frage stelle ich ihm als nächstes.

"Du bist nicht freiwillig mit ihm zusammen. Das merke ich doch. Zwingt er dich, mit ihm zusammen zu sein?" Bei dem Wort zusammen macht er Gänsefüße in die Luft mit seinen Fingern, was mich auf schnauben lässt.

"Harry zwingt mich zu nichts! Ich liebe ihn und du weißt gar nichts!", zische ich, verdrehe verächtlich meine Augen. Dass er es wagt solch eine Behauptung überhaupt auszusprechen.

"Er bedroht dich", stellt er für sich selbst fest, liegt falsch.

"Nein!" Kopfschüttelnd trete ich einen Schritt auf ihn zu. "Ich liebe ihn! Bekomme das in deinen Kopf rein und lass mich bitte in Ruhe. Zwischen dir und mir, das wird nie etwas, weil da Nichts ist!"

Energisch fuchteln meine Arme dazu durch die Luft. Es muss doch in seinen Kopf gehen.

"Wie kannst du jemanden wie ihn lieben, Honor? Ich dachte, du wärst schlaue und bestehst auf bestimmte Werte", meint er, wobei er plötzlich klingt, als sei ich eine widerwärtige Person.

"Geld und Angeberei zählen nicht zu meinen Werten, sondern Menschlichkeit und Vertrauen", antworte ich ernst. "Denkst du, dass ich dir noch irgendwie vertrauen kann?"

"Es tut mir leid. Ich bin da etwas zu weit gegangen. Aber nur weil ich will, dass du dir deiner Liebe endlich bewusst wirst!"

Der Kerl ist krank, übergeschnappt. Was läuft mit im nicht rund?

Nie habe ich Menschen irgendwie verurteilt, aber bei Leonard Willoughby bleibt mir nichts anderes mehr übrig.

"Etwas zu weit?", wiederhole ich erschüttert seine Worte. "Etwas zu weit? Dein Ernst? Du hast mich belästigt. Wer weiß, wie weit du gegangen wärst." Immer stärker, wütender, lauter wird meine Stimme. "Ich könnte dich anzeigen, was ich nur nicht tue, weil ich dich nie wieder sehen will. Nie wieder!"

"Honor, die Liebe..."

"Welche Liebe? Da gibt es keine. Keinen einzigen Funken!", erkläre ich harsch, knurre wütend. Es scheint so, als will er es nicht begreifen. "Zu Liebe zählt zum Beispiel Vertrauen und dir gegenüber trage ich kein Vertrauen in mir."

"Aber Styles?"

"Ja!" Fast schon schreie ich ihn laut an.

Wir stehen auf einer kalten, nassen Straße und ich schreie ihn wild an, während er immer verrückter wird.

"Einen Mörder liebst du also?"

Mir bleibt die Spucke weg.

Seine Worte wiederhole ich in meinem Kopf, starre ihn fassungslos an. Ohne einen vernünftigen Schlag in meiner Brust, dem Gefühl, dass ich gleich umfalle, haspele ich: "Was- Wovon sprichst du?"

"Er hat seine Schwester getötet."

Tausende Fragen schwirren in meinem Kopf durcheinander. Wie kommt er auf solch einen Mist? Und woher weiß er überhaupt von Gemma?

"Sie starb an Bronchialkrebs!", verteidige ich Harry ernst, entschlossen. Ich kenne die Wahrheit.

"Wegen ihm starb sie!"

"Ich sag dir mal was, Leonard!", zische ich. Mein Finger befindet sich nun bedrohlich nah vor seinem Gesicht. "Wir alle begehen Fehler! Harry besuchte seine Schwester nicht oft, ja, aber wage es niemals wieder zu behaupten, dass sie wegen ihm starb! Sie war stark, verlor aber leider ihren Kampf gegen den Krebs. Er liebt sie! Also sei leise und verschwinde."

"Ich-" Mit einem Mal beugt er sich vor, küsst mich.

Überrascht geht nur ein Gedanke durch meinen Kopf, ein Blitz wegen dem Ekel und ich schlage fest auf seine Wange, auf der man klar und deutlich den Abdruck meiner Hand erkennt.

"Du bist so widerwärtig krank!"

"Du liebst einen Mörder!"

"Dann verschwinde, wenn es dich stört, lass uns in Frieden und küsse mich nicht noch! Ich könnte dich wegen so vielen Dingen anzeigen."

"Ich gehe erst, wenn du mit mir kommst. Er ist ein Mörder, Honor. Bei ihm bist du in Gefahr!" Dabei will er nach meiner Hand greifen, doch ich schubse ihn wild zurück.

All seine Worte werden sich fest in meinen Kopf setzen und ich werde Zeit benötigen, bis ich sie vergessen habe.

"Nein!" Stark schlage ich gegen seine Brust. "Geh! Verschwinde! Du kannst nicht hierherkommen, Dinge auf die Straße sprühen und-" Hastig eile ich zu seinen Text, den ich mit geschockten Augen lese, meinen Mund auf Grund der Worte nicht mehr zu bekommen.

Styles ist ein kaltblütiger Mörder!

"Spinnst du vollkommen?", brülle ich laut, drehe mich zu ihm.

Er steht dort ruhig, die Sprühdose in seiner Hand und wirkt sogar stolz auf sein Werk. "Es stimmt d-"

"Sei leise!" Mit viel Schwung schlage ich die Dose aus seiner Hand, schiebe meinen Schuh vor und zurück über die rote Farbe um zu erkennen, ob sie leicht zu entfernen geht. Sie verwischt nur ein bisschen.

"Das ist Rufmord!"

"Aber die Wahrheit", entgegnet er, von seiner Meinung überzeugt. "Seine Schwester starb wegen ihm."

"Er litt damals unter ihrem Tod, in der Zeit als sie krank war und kämpfte noch mit anderen Problemen." Tränen stauen sich nun in meinen Augen.

Leonard wird nicht das Vergnügen bekommen, dass ich weine. Diese Macht soll er nicht erhalten. Seine Lügen machen mich fertig, aber ich werde Harry weiter verteidigen, an seiner Seite stehen.

"Verschwinde, sofort! Oder... Oder ich rufe die Polizei und zeige dich wegen Rufmord, versuchter Vergewaltigung, Körperverletzung und Stalking an!"

Entschlossen forme ich meine Augen zu bedrohlichen Schlitzen, stecke meine Hand in die Hosentasche, auch wenn sich dort kein Handy befindet. Hoffnungsvoll muss ich bluffen.

"Du liebst mich, deswegen wirst du es nicht wagen die Polizei anzurufen!"

Er ist krank und ich verstehe nicht, wann ich ihm irgendwelche Signale gab, dass ich ihn lieben würde. Nach dieser Ansage müsste er es doch eigentlich verstanden haben, aber scheinbar täusche ich mich.

"Du rufst die Polizei nicht, Honor!", lacht er nun etwas und mir wird eiskalt. Schlag Nummer zwölf.

"Sie vielleicht nicht, aber ich auf jeden Fall!"

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