241-seinen Mann stehen

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Fest den Verbandskasten haltend und ebenso den Schlüssel, laufe ich mit zitternden Beinen auf Harry zu, starre unbegreiflich auf das Handtuch, welches er auf seine Hand drückt. Dad kniet vor ihm, schaut zu ihm auf, als erhoffe er sich dadurch ein Gefühl von Harry zu erfahren, da dieser sehr verbissen schaut.

Schnell eile ich weiter auf die Beiden zu, stolpere dabei einmal, fast.

Genau in dem Moment blickt der Mann mit dem Schweißbedeckten Gesicht zu mir auf, hebt seine unverletzte Hand. "Bleib da stehen!"

"Wieso?", rufe ich ihm entgegen. Abrupt stoppe ich, verstehe ihn nicht. Wieso soll ich stehen bleiben? Ich will ihm mit dem Verbandskasten helfen, dafür sorgen, dass er ins Krankenhaus kommt und sich ein Arzt seine Verletzung ansieht.

"Weil du das nicht sehen musst."

Ist er verrückt?

Stur laufe ich weiter, höre gar nicht auf seine wütenden Worte, sondern knie mich neben Dad, die Hand mit dem Ankertattoo schon längst zu mir ziehend. "Verdammte Scheiße, Honor!", flucht Harry, worauf ich nicht achte.

Gerade baue ich einen Schild um mich auf, der ihn ebenfalls schützen wird, lasse seine Worte an mir abprallen, was mir früher nie gelungen war. Wenn ich ihm jetzt nicht zu höre, dann wird diese blöde Situation für uns beide gut enden.

Fest das angespannte Handgelenk umklammernd, nehme ich achtsam das durchblutete Handtuch von der Wunde, bekomme nur schwach Harrys Fluchen mit. "Fuck! Sir, könnten Sie ihr vielleicht mal sagen, dass sie rein gehen soll!", fährt er Dad an.

"Gib mir den Autoschlüssel." Seine Hand über meine Schulter legend, verlangt mein Vater den Autoschlüssel, welchen ich aus meiner Hosentasche ziehe, ihm überreiche. "Du machst das hier fertig, ich hole den Wagen raus", teilt er mir mit, ehe er sich schon zur Garage bewegt.

"Was zum? Honor geh rein! Du musst dir das hier nicht ansehen und-"

"Halt bitte -ich weiß, dass du Schmerzen hast. Aber bitte, halt für fünf Minuten deine Klappe, damit ich das hier-" Energisch deute ich auf die klaffende Wunde. "-versorgen kann und du nicht wegen einer Blutvergiftung stirbst! Ja, fünf Minuten!"

"Du-", will er etwas auf meine ernsten, ungewöhnlichen Worte entgegnen, jedoch unterbreche ich ihn zischend: "Wir haben so viel überstanden! Und ich will dich nicht verlieren!"

Schnaubend meint er, mit dem kläglichen Versuch seine Hand aus meinem Griff zu ziehen: "Du übertreibst!"

"Denkst du!", lache ich spöttisch auf. "Was denkst du, wie viele Menschen schon an einer kleinen Schnittwunde gestorben sind, da sie diese nicht untersuchen lassen haben? Genau, eine Menge!"

Er schweigt, sieht mich, mit einem eingeschüchterten Gesicht an, während ich endlich dieses nasse, blutgetränkte Handtuch vollkommen entfernen kann, um mir seine Verletzung anzusehen. "Und jetzt schenke mir bitte fünf Minuten Ruhe, ehe du mit Fuck und Scheiße nur so um dich werfen kannst", bitte ich.

Das Handtuch landet auf dem Boden und ich öffne den Verbandskasten, welchen ich, um besser einen Blick rein werfen zu können, auf die Oberschenkel des Mannes vor mir stelle, der bei meiner ersten Berührung schmerzhaft sein Gesicht verzieht. "Es sieht schlimmer aus, als es ist."

Allein deswegen würde ich ihn gerne einen meterlangen Text erzählen, da er alles immer runterspielen muss. Klar, will er seinen Mann stehen, vor allem vor Dad, aber manchmal könnte er es mir auch einfacher gestalten, indem er zu gibt, wo und wie stark er Schmerzen verspürt.

"Und ich bin Tinkerbell, die jetzt schnell mit ihren magischen Fingern zaubert damit du wieder arbeiten kannst. Vielleicht hackst du dir dann einen Finger ab", zische ich sarkastisch.

"Tinkerbell besitzt einen Zauberstab", korrigiert Harry mich kleinlaut. "Weiß ich, weil Olivia immer mit einem gespielt hat, bevor Frozen kam."

Die Augen verdrehend tupfe ich mit einem sauberen Tuch aus dem Erste-Hilfe-Kasten auf seiner Wunde. Langsam wird mir klar, wie tief er sich geschnitten oder sonst was haben muss, da es sehr tief rein geht und ich kurz wegschauen muss.

"Reis dich zusammen!", ermahne ich mich selber. Hart schlucke ich einmal, hole tief Luft, bevor ich zurück zu der Wunde schaue, aus der erneut Blut austritt.

"Ich hab doch gesagt, dass du dir das nicht-"

"Fünf Minuten sind noch nicht vorbei, Harry!", stoppe ich ihm vom Reden, schüttele ungläubig meinen Kopf. "Wobei ist das passiert?"

Weiterhin mit dem Tuch auf seine Wunde drückend warte ich auf seine Antwort, schaue mich etwas um, bis er mir erzählt, dass er scheinbar mit seiner Hand an dem Eisen beim Gartenhäuschen hängen geblieben ist und ausgerechnet diese eine spitze Stelle, welche Dad heute mit ihm reparieren wollte, alles aufriss.

"Den Verband mach ich dir rauf", teile ich ihm mit, dabei in dem Verbandskoffer nach einem guten suchend. "Und dann fahren wir ins Krankenhaus."

"Nein, nein, nein. Du bleibst hier!"

"Vergiss es!", kontere ich knurrend.

Wir beide, formen unsere Augen bedrohlich zu Schlitzen, funkeln den anderen an und hoffen, diesen Kampf zu gewinnen. Bis ich todesernst sage, dass ich mitkomme, gibt Harry nicht auf, start mich mit diesem Grün an, bei dem ich zum ersten Mal nicht schwach wurde. Und darauf bin ich stolz.

Denn mit solch einer Verletzung lasse ich ihn nicht alleine.

Er würde es umgekehrt nicht anders tun.

Während ich den Verband um seine Hand wickele spüre ich seinen Blick auf mir liegen, wie er nachdenkt, dass ich mit einem Mal so rede, so willensstark und durchsetzungsfähig bin. Ich bin ebenfalls ein Stück überrascht.

Doch wenn es um das geht, was wir lieben, verändern wir uns alle, würde ich sagen.

"Versprichst du mir, keine Szene im Krankenhaus abzuziehen, von wegen ich sollte draußen bleiben?", bitte ich ihn inständig, helfe ihm auf, nachdem der Kasten auf seinem Schoss von mir geschlossen wurde. "Darauf habe ich nämlich keine Lust und ich möchte dir nicht so melodramatisch, wie in den ganzen Filmen, eine Backpfeife geben, damit du zu Sinnen kommst."

"Ich bin ruhig", verspricht er mir. "Tut mir leid, dass ich so war."

Jetzt kann ich sogar schon wieder etwas beruhigt lächeln, küsse kurz seine Wange, bevor wir nebeneinander zu dem schwarzen Wagen gehen, indem Dad sitzt. Wir beide steigen hinten ein, wo ich ein Handtuch entdecke, welches ich vorsichtig auf Harrys Hose lege, damit er nicht die Sitze des Autos volltropft. Es ist nicht böse von uns gemeint, weil wir uns mehr Sorgen um die Ledersitze machen, jedoch muss man es nicht drauf anlegen. Und Harry scheint es uns nicht böse zu nehmen.

"Deine Mutter weiß Bescheid und meldet uns im Krankenhaus schon an", teilt Dad uns, einen Blick durch den Rückspiegel werfend mit, als der Wagen nach vorne, von der Einfahrt runter rollt.

Vorsichtig lehne ich mich über den Lockenkopf rüber, greife nach seinen Gurt, damit er angeschnallt im Auto sitzt. Er weiß, wie sehr ich es hasse, wenn er ohne fährt. Dankend schaut er mir in die Augen, nachdem es geklackt hat, worauf ich mich an ihn lehne, zärtlich über den Unterarm seiner nicht verletzten Hand streiche.

"Du weißt also, dass Tinkerbell einen Zauberstab besitzt?", wende ich mich ihm zu. Es ist ein kleiner Versuch die angespannte Stimmung auf zu lockern.

"Ja", knurrt Harry, scheinbar oder besser offensichtlich nicht von meiner Idee begeistert.

"Noch etwas, dass ich wissen muss?"

Frech grinsend, neckend zwinkernd seufze ich tief, fühle mich etwas erleichtert, da er ein wenig normal auf meine Frage reagiert. So schwer scheint er dann nicht verletzt zu sein. Oder er nimmt diesen Schnitt nicht so auf, wie ich es persönlich tun würde.

"Sowas wie Mulantraining? Pocahontas-Pfadfinder-Kurs? Wie baue ich meinen perfekten Olaf?" Lachend über meine eigenen Ideen, schaue ich mit Tränen in den Augen hoch in das Grün, welches mich nicht begeistert anfunkelt.

"Sag mal, willst du von mir aus dem Fenster geworfen werden?"

"Wie willst du das mit deiner Hand machen?", frage ich ihn feixend.

"Hier wird niemand aus dem Fenster geworfen", misch sich Dad streng von vorne ein. Dann lacht er aber auch schon wieder. Zum Glück bleibt er nicht bei einer grünen Ampel stehen, bis jemand hinter uns laut hupt.

Scherzend meine ich: "Was wenn sie deine Hand amputieren müssen und du dann wie Captain Hook einen Hacken ran bekommst?"

Harry rollt mit den Augen, wirft seufzend einen Blick aus dem Fenster. Dann sagt er aber: "Da nehme ich lieber seinen Bart und die Haare", und dreht sich mit einem Grinsen, durch das man seine Zähne sieht zurück zu mir. "Aber ob du dann noch mit mir durch die Gegend laufen möchtest... Also überleg dir, um was du nachher im Krankenhaus bettelst."

Eine Weile wird er wahrscheinlich nichts mit seiner Hand machen können. Zumindest nichts großartiges, wie mit einer Schere schneiden -obwohl er Rechtshänder ist- oder sein Hemd zu knöpfen oder...

"Weißt du, was mir gerade einfällt?", frage ich ihn total schockiert über diese Tatsache. "Du kannst mich heute Abend gar nicht massieren."

"Oh, nein."

"Blödmann."

"Wir gucken und vielleicht schaffe ich es ja doch. Irgendwie", beruhigt er mich ein wenig, als Dad auch schon auf einem Parkplatz des Krankenhauses hält, wo wir alle drei aussteigen. Oder es zumindest wollen.

"Honor?"

"Ich bleib nicht sitzen", meine ich sofort zu Harry, als ich ihn nur meinen Namen sagen höre.

"Eigentlich wollte ich dich nur fragen, ob du mich abschnallen kannst, weil das echt schwer mit dieser Hand geht", gibt er beschämt zu.

"Oh, klar." Peinlich berührt klettere ich zurück in den Wagen, wo ich dem Lockenkopf beim Abschnallen und Aussteigen helfe, bevor wir alle drei gemeinsam in die Notaufnahme gehen, wo Dad uns anmeldet.

Irgendwie komme ich mir komisch vor, wie wir unbeholfen hier rum stehen, darauf warten, dass sich ein Arzt um uns kümmert. Immer wieder schaue ich ungeduldig zu Dad, hoffe ein Zeichen von ihm zu bekommen, da mir langsam warm wird.

Die alte Frau in ihrem Rollstuhl starrt nämlich schon sehr komisch und dies ist mir sehr, sehr, sehr unangenehm.

"Baby!", weckt Harry mich aus meiner Trance, drückt leicht mit seiner unversehrten Hand gegen meinen Rücken, wodurch ich mich in Bewegung setze, ihm und meinen Dad in einen kleinen Raum folge, in dem ihn eine Schwester darum bittet sich auf die Liege zu legen.

Er setzt sich nur hin, lässt meine Hand aber nicht los, weswegen ich wartend neben ihm stehe, mich etwas umsehe.

Ein kleiner Schrank beinhaltet mehrere Medikamente und an der Wand hängt ein Poster, welches die Muskulatur des Menschen erklärt. Ebenso steht ein Skelet im Raum, welches ich aber nicht zu lange betrachte. Die Liege quietscht jedes Mal, wenn Harry sich nur einen Zentimeter bewegt.

Und er hört erst auf, sich absichtlich hin und her zu bewegen, als ich ihn bittend und genervt ansehe und kurz Druck auf seine Hand ausübe. Er sollte mich nicht reizen, da ich mir, trotz seines spielerischen Verhaltens, Sorgen um ihn, mache.

"Der Doktor kommt gleich und wird sich Ihre Wunde ansehen, Mr. Styles", spricht die Schwester mit ihm, bevor sie aus dem Raum geht und dies sehr... übertrieben, dramatisch, pompös.

"Ich sehe deine Eifersucht, Baby", raunt Harry leise, amüsiert in mein Ohr.

"Das ist keine Eifersucht", meine ich. "Lediglich meine Art, mein Revier zu markieren."

"Ich bin also dein Revier?", fragt Harry, worauf ich zum großen Glück nicht antworten muss, da der Arzt den Raum betritt, erst Dads Hand, dann meine und zum Schluss Harrys schüttelt.

Seine blonden Haare stehen hoch und er wirkt noch sehr jung. Einen Blick auf sein Klemmbrett werfend, dann fragt er: "Sie haben sich also an der Hand geschnitten, Mr. Styles." Mit einem etwas müden Blick sieht er zu dem Lockenkopf abwartend.

Harry nickt nur stumm, ohne groß zu antworten. Sein typisches Verhalten gegenüber einer Person, die er nicht kennt. Ich brauche mir also quasi keine Sorgen mehr um ihn zu machen, scherze ich innerlich, bleibe von außen aber ruhig.

"Meines Erachtens ist die Schnittwunde sehr tief und ich denke, es muss genäht werden", teile ich dem Arzt mit, um diese ganze Situation etwas voranzutreiben. Denn wirklich viel tat er in der verstrichenen Minute nicht. Außer auf sein blödes Brett zu schreiben und zu atmen, tat er nichts.

Und ich sehe Atmen und Schreiben gerade beides nicht als produktive Tätigkeiten an.

"Oh, sind Sie die Ärztin, Miss?", fährt mich der Mann plötzlich an, worauf ich erschrocken eine Hand um Harrys Arm zum Schutz schlinge. "Dann kann ich ja gehen und kurz endlich mal eine Pause genießen."

"Ich-", stammele ich hilflos, sehe überall in diesem Raum hin, nur nicht zu dem Mann im weißen Kittel. "Wollte doch nur helfen."

"Tja, es hilft mir aber gar nicht. Sie können nachher einfach nach Hause tänzeln und schön auf Ostern mit Ihrer Familie zu feiern, während ich hier gefangen bin und alten, fetten Männern die haarigen Rücken schrubben muss."

"Könnten Sie sich eventuell beruhigen?", mischt sich Dad von hinten ein, der damit Harry aufhält, selber etwas zu sagen. Und dafür bin ich ihm unendlich dankbar, da der Mann neben mir wild und wütend, sehr laut, aggressiv schnaubt. "Verarzten Sie seine Hand, so wie Sie denken, dass es sein muss, damit wir Sie nicht davon abhalten, einem weiteren bestimmt sehr netten Herren den Rücken zu schrubben", fordert mein Vater ihn ernst auf. "Und denken Sie vielleicht mal darüber nach, dass auch Sie irgendwann in dieses Alter kommen werden!"

Stille herrscht.

Sehr lange herrscht Stille, in der Harry sich nur wiederwillig von dem Arzt helfen lässt, immer wieder zu mir sieht. Ich merke, spüre es, wie er gerne etwas sagen würde, mich berühren, und beruhigen, dies aber noch nicht kann.

Deswegen werde ich, kaum dass wir den Raum verlassen haben und seine Hand tatsächlich genäht werden musst, in eine enge, feste Umarmung gezogen, die ich genieße.

"Du bist nicht ausgetickt", murmele ich leise gegen seinen Brustkorb, füge zusätzlich hinzu: "Darüber bin ich stolz."

"Lass uns zurück fahren!"




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