244-ein richtiges Team

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"Würdest du mir die Kartoffeln reichen, Schatz?"

Leicht träumend übergebe ich, weiterhin den Mann und das Mädchen draußen beobachtend, meiner Mom den Topf mit geschälten Kartoffeln. Sie will Kartoffelbrei und Fisch kochen, wozu ich mich als Hilfe anbot.

Eine große bin ich wahrscheinlich nicht, da ich immer wieder nach draußen blicke, dort Harry und Olivia zuschaue, die die Sonnenblumenkerne an der Stelle eingraben, an der es ihnen die Frau mit der Schürze erlaubt. Dass sie es ausgerechnet neben ihren heiligen Rosen gestattet, überraschte mich, doch freut mich gleichzeitig ebenso.

"Harry kümmert sich gut um sie", spricht Mom zu mir. Mit einem Lächeln legt sie ihre Hand mütterlich, liebevoll auf meine Schulter, lächelt leicht bei der Sicht nach draußen.

"Was man von ihrer Mutter nicht gerade behaupten kann." Dies für mich laut genug murmelnd, seufze ich tief und schwer ab, drehe mich der Frau neben mir zu. "Sie sagte zu Harry, dass wir mit Olivia ins Schwimmbad dürfen, verbietet es dann aber Olivia. Welcher Mensch tut so etwas?"

"Du kennst ihre Gründe nicht, Schatz", beruhigt meine Mutter mich, da ich aufgebrachter, alleine bei den Gedanken, werde. Ich verstehe nicht, wie jemand so etwas tun kann. Jemanden anlügen, der immer ohne Umschweife und mit der größten Selbstlosigkeit hilft.

"Das mag sein. Aber trotzdem finde ich es nicht akzeptabel. Sie hätte es uns sagen können, als sie Olivia brachte. Tat sie es?"

Mom schüttelt, den Mund verziehend, den Kopf, ehe sie sich wieder an ihre Arbeit macht, den Fisch in der Pfanne dreht und ein wenig Milch zu den Kartoffeln hinzu gibt. Sie versteht es wahrscheinlich auch nicht, doch sieht nie in anderen Menschen etwas Böses, besitzt immer Hoffnung. Auch nimmt sie es der Frau nicht so übel, da sie die Situation kennt. Zumindest die Anstrengung mit einem Kind, jedoch weiß ich, dass sie sich auch häufig ausmalte, wie es wohl sein würde, wäre mein Dad kein Zahnarzt.

"Holst du mir ein wenig Basilikum aus dem Garten?", zieht sie mich aus meinen Gedanken, an eine Frau, deren Verhalten ich trotzdem nicht begreifen möchte. Seit Olivias Unfall habe ich nicht mehr so ein großes Verständnis für sie, wie vorher und dies hat sie sich ein wenig selber zuzuschreiben.

Mit einem Nicken antwortend verlasse ich die Küche, zieh nur schnell meine Turnschuhe an, ehe ich die Haustür öffne. Ein kleiner, angenehmer Windzug kommt mir entgegen, weht durch meine offenen Haare und erfrischt mein Gesicht. Mir wurde langsam warm, auf Grund der vielen verzweifelten und unklaren Gedanken.

Es geschieht zurzeit einfach zu viel, das mich verwirrt.

Autos jagen vor unserem Haus vorbei, doch nicht viele. Eine Sache, die ich immer an diesem Standort mochte ist der geringe Verkehr. Dad und ich konnten ohne große Gefahr auf der Straße spielen. Wir taten dies zwar nicht oft, doch musste ich mir nie Sorgen um meinen Ball machen, wenn er mal über den Zaun flog -eher um Moms Blumen, wenn ich in die falsche Richtung schoss. Häufig tobte ich durch den Garten, schaukelte auf der roten, großen Schaukel, die aber vor einigen Jahren morsch wurde und deswegen abgerissen wurde. Ich spielte in meiner Sandkiste, wo ich mit vier einen Sandkuchen aß. Das Wort Kuchen nahm ich zu ernst.

Im Hintergarten höre ich schon Olivia dem schwitzenden Lockenkopf Anweisungen geben, der diese ohne Umschweife ausführt, nur ab und zu einen kleinen Tipp gibt, den das Mädchen annimmt. Die beiden ergänzen sich so grandios, arbeiten wie ein richtiges Team zusammen.

"Hier noch eine", schlägt die Blondine, einen Kern in ihrer Hand haltend, vor und deutet dabei auf die braune, auf geschaufelte Erde, in der sie das kleine braune, bohnenartige Ding versenkt, worauf Harry Erde drüber schippt. "Und Wasser."

Ich kann mir mein Lachen nicht verkneifen, als sie eine winzige, alte Gießkanne in die Hand nimmt, auf der eine, leicht abgeblättertes Gänseblümchen zu sehen ist. Sie war früher einst Teil meiner Spielsachen, mit denen ich Gatsche und Pampe im Sandkasten herstellte. Dieses Bild sieht so gut aus, dass ich es bereue mein Handy nicht bei mir zu haben, um ein Foto von den beiden zu schießen.

"Wie viele Kerne haben wir noch?", fragt der Mann seine kleine Freundin, die in der Verpackung zählt.

"Eins, zwei, drei...äh."

"Vier", hilft Harry ihr, lächelt dabei. Er strahlt in ihrer Nähe und sieht glücklich aus. Ich bin mir sicher, er ist es.

"Kann ich zwei Kerne für Zuhause aufheben?", erkundigt Olivia sich, mit bettelnden Blick. "Die kann ich dann in einen Blumentopf in meinem Zimmer stecken."

"Wenn du nicht vergießt sie zu gießen", entgegnet der Mann und erlaubt es ihr somit. "Lass uns erst mal, die restlichen Zwei dann noch einpflanzen."

Die beiden machen sich wieder ans Werk, was bedeutet, dass Harry buddelt und Olivia die restlichen Kerne in die Löcher fallen lässt. Der Mann schüttet diese zu, ehe das Mädchen Wasser drauf schüttet, dabei total konzentriert auf seine rausgestreckte Zunge beißt.

Nun gehe ich auch langsam auf die Zwei zu, nehme mir etwas von dem gewünschten Basilikum, bevor ich neben Harry stehe, diesen anlächle. Erschöpft wischt er sich mit seinen Arm über die schweißbedeckte Stirn, schnaubt ein Stückchen.

"Wir sollten gleich essen", teile ich beiden mit, dem Mann vorschlagen: "Vielleicht solltest du vorher duschen gehen", worauf er zustimmend nickt, die Schippe an das Gartenhäuschen lehnt.

"Was gibt es?", fragt mich das Kind neugierig, auf und ab hüpfend.

"Na, was hast du dir die ganze Zeit gewünscht?", kontere ich amüsiert.

Ihre Augen werden groß, ihre Hände klatscht sie freudig zusammen. "Nudeln mit Tomatensoße."

Erschrocken bleibe ich stehen, starre sie verwirrt an. Auch schaue ich zu Harry, so als habe ich mich verhört. Er zuckt mit den Schultern, kann mir auch nicht helfen, weswegen ich mich nun auf die niedrige Höhe begebe, Olivia ernst in die Augen sehe. "Wolltest du nicht immer Kartoffelbrei mit Fisch?"

"Oh, ja", freut sie sich sofort, was mir einen sehr schweren Stein vom Herzen fallen lässt.

"Besser als Nudeln mit Tomatensoße?" Auf diese Frage nickt sie zum Glück hektisch, was mich erleichtert. Sie soll sich freuen und ich denke nicht, dass man sich freut, wenn plötzlich anderes Essen, als gewünscht, auf dem Essenstisch steht.

Drinnen rennt Olivia, nachdem sie sich ihre schmutzigen Schuhe ausgezogen hat, direkt in die Küche, von wo ich meine Mutter rufen höre, dass sie sich doch bitte die dreckigen Hände waschen soll. Mom hasst Schmutz, vor allem wenn sie kocht.

Schon immer als ich kleiner war, durfte ich nicht mit dreckigen Fingern am Tisch sitzen und auch meine Hose sollte sauber sein. Früher konnte ich dies nicht ganz verstehen, doch heute weiß ich, was sie von mir erwartet, weswegen ich es einfach gleich erfülle.

Wenigstens ließ sie mich manchmal mit Buntstiften malen, während sie das Gemüse schnitt, wobei es oft geschah, dass Malen langweilig wurde und ich zum Schneiden mit ihrer Hilfe übergegangen bin.

Wenn ich es alleine getan hätte, würde ich heute wahrscheinlich keine Arme mehr -oder zumindest Finger- besitzen, diese wären nämlich abgeschnitten.

Ich schaffe es ja sogar, mir mit einem Plastikmesser in den Finger zu schneiden, sodass dieser stark blutet.

Gerade möchte ich mich auf den Weg in die Küche machen, meiner Mutter den Basilikum bringen, als ich von einer warmen Hand am Handgelenk gefasst werde, mit Ruck gegen eine angespannte Brust gezogen. Erschrocken starre ich hoch zu Harry, der mich frech angrinst, wobei Schweiß über seine Stirn rinnt.

"Du könntest mit duschen kommen", meint er, sein Gesicht dabei meinem bedrohlich nähern.

"Du stinkst", antworte ich bloß, bevor ich mich losreiße und in die Küche gehe. Mein Schmunzeln kann ich mir trotzdem nicht verkneifen, da sein Grinsen so feixend und breit aussah und seine Augen nur bei der Vorstellung auf funkelten.

Er denkt maskulin, sagt mir mein Ich, wogegen ich gerne was sagen würde, doch schon die Küche betrete, meiner Mutter ihre Kraut überreiche, welches sie nun mit zu dem fertigen Fisch auf den Tellern legt.

Es riecht köstlich in der Küche und Olivia sitzt aufgeregt am Tisch, mit den Händen auf den Tisch klatschend, die Beine hibbelig vor und zurück unter der Tischplatte schwingend. Sie freut sich auf das gewünschte Essen, klopft nun neben sich auf der Bank, fordert mich auf: "Sitzt neben mir, bitte", worauf ich neben ihr Platz nehme, schon Apfelsaft einfülle, den sie schnell austrinkt.

"War es so anstrengend draußen im Garten?", frage ich sie amüsiert, ein paar der verirrten blonden Haarsträhnen aus dem Gesicht streichen. "Oder war Harry so anstrengend?"

Kichernd schlägt sie sich ihre Händchen vor den Mund, gluckst dann auch noch, als der genannte Lockenkopf, frisch geduscht in die Küche kommt, sich zu uns setzt. Fragend, eine Braue skeptisch hebend betrachtet er das Kind, dann mich, scheint dabei angestrengt zu überlegen.

"Du stinkst nicht mehr", teile ich ihm deshalb schnell mit, versuche ein Ablenkungsmanöver.

Meine Frage war nur scherzhaft und nicht böse gemeint, aber dies kann ja ein Geheimnis zwischen mir und Olivia bleiben.

Dad kommt nun auch in die Küche, nachdem er den gesamten Vormittag irgendwelche Akten für die Arbeit durchging und Briefe schrieb. Erschöpft und müde setzt er sich am Tisch neben Harry, nimmt einen großen Schluck Wasser danach aus seinem Glas. Meistens muss er solche Aufgaben nicht machen, doch wenn, dann mag er es selber nicht, quält sich dadurch, ehe er erleichtert, vielleicht etwas müde, wieder etwas mit uns unternehmen kann.

Wir haben für heute -unseren letzten Tag- zwar nichts mehr geplant, jedoch werden wir noch unseren Spaß haben, ehe Olivia morgen nach Hause gebracht wird und wir zurück nach London fahren. Zu gerne würde ich mein Studium schon fertig haben und einfach in Corby wohnen können.

Es wäre so entspannt und schön.

Harry und ich, irgendwo in Corby, jeder mit einem abgeschlossen Studium und einem Beruf, den wir mögen. Leider müssen wir noch warten und bis jetzt sind dies nur Träume.

Träume die platzen könnten.

Alleine wenn ich meine Prüfung versaue, kann alles kaputt gehen. Immer noch bange ich davor, die Extraprüfung schreiben zu müssen, obwohl Harry immer wieder meint, dass dies nicht geschehen wird.

Ich fürchte mich einfach, da mir das Selbstvertrauen fehlt.

"Guten Appetit", wünscht Mom uns nun, damit beginnend dem kleinen Mädchen Kartoffelbrei aufzufüllen, das sich einmal über die Zunge leckt.

Sie freut sich total wegen diesem Essen, beginnt nun mit viel Genuss zu essen, die Gabel komisch in der kleinen Hand haltend, was wir aber alle so durchgehen lassen.

Eine dreiviertel Stunde lang essen wir alle, unterhalten uns über die verschiedensten Themen. Der Kartoffelbrei wird leer und auch Moms Fisch verschwindet vollkommen aus der Bratpfanne. Ein wenig denke ich sogar, Olivia aß heute am meisten.

Nachdem Mom und ich nun gemeinsam alles abgeräumt haben, begebe ich mich ins Wohnzimmer, wo Dad, Harry und Olivia eines unserer Spiele spielen. Man muss immer einen Stab von seiner Farbe aus dem Turm ziehen, ohne dass dieser fällt. Sollte das Gegenteil geschehen, so hat man verloren.

Früher machte es mir immer großen Spaß, auch wenn ich meistens den Turm entweder aus Versehen umhaute oder gegen den Tisch rammelte, wodurch die Steine auch umfielen. Ich war tollpatschig, wusste, dass ich verlieren werde und spielte es trotzdem am liebsten.

Was vielleicht auch an Dads Kommentaren lag, die mich zum Kichern brachten.

Auch jetzt bringt er Olivia zum Lachen, albert mit einem der Stäbchen rum, welches er mit einem Zahnstocher vergleicht oder einem Stab, auf dem man Fisch aufspießen kann. Er kommt manchmal auf Ideen, aber gerade diese machen es so amüsant.

Auf der Couch sitzend verfolge ich alles, streiche mit meinen Händen sanft über die Schultern, des vor mir sitzenden Harrys, der nun den Turm umhaut, worauf Olivia laut ruft: "Verloren!", und er sich ergeben vor ihr verbeugt.

Daraufhin kichert sie wieder, versteckt ihren Mund hintern den kleinen Händen.

"Mach mich nicht verrückt", murrt Harry leise zu mir nach hinten, da ich weiterhin seine Schultern leicht massiere, er nun schon zum zweiten Mal den Turm umhaut. "Echt. Das nennt man Ablenkung und nur weil du willst, dass Olivia gewinnt-"

"Vielleicht ist das auch Motivation für dich", meine ich nur noch, ehe ich meine Hände von ihm weg nehme, mich nach hinten an die Lehne der Couch lehne. "Du kannst aber auch meckern."

"Dies ist ein ernstes Spiel, das ich gewinnen möchte. Vor allem gegen eine Dreijährige."

Lachend nicke ich daraufhin nur noch, beobachte, wie die Drei eine halbe Stunde lang Stäbe aufbauen, raus ziehen, bis der Turm umkippt und danach wieder aufbauen. Amüsant ist alleine das Zuschauen, doch mitspielen tue ich nicht.

Erst als ein anderes Spiel heraus geholt wird, womit ich ahne, dass unser restliche Tag nur noch aus Familienspielen besteht, welche wir bis spät abends an unserem letzten Tag durchspielen werden.

Was Besseres kann ich mir nicht vorstellen.

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