ELEVEN - Sonst was?

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Victoria POV

--

Zitternd versuche ich, mich aus dem Griff zu befreien, während sich Tränen aus meinen Augen lösen, und ich nach möglichen Waffen und Fluchtmöglichkeiten Ausschau halte. Doch die Person lässt nicht los, und ich habe das Gefühl, bald keine Luft mehr zu bekommen. Ich atme ein, aber nicht mehr aus, und meine Lunge füllt sich trotzdem nicht mehr, fühlt sich aber doch so an, als würde sie gleich platzen.

„Vicky!" Die Stimme eines Jungen dringt zu mir durch, während ich hysterisch nach Luft schnappe, und mir die Tränen vom Kinn tropfen. „Vicky, hey. Sieh mich mal an." Eine Hand löst sich von einem meiner Oberarme, und ich spüre, wie mein Kinn angehoben wird. Meine Sicht ist verschwommen, und ich kann die grünen Augen, in die ich blicke, nur verschwommen erkennen. „Erkennst du mich nicht?" Ich versuche erneut, meine Lungen zu füllen, doch auch dieser Versuch ist nicht von Erfolg gekrönt.

„Ich bin es. Keshaw. Du... du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Hey, sieh mich an. Vicky, sieh mir in die Augen. Komm schon, bitte..." Ich höre die leichte Verzweiflung in der Stimme des Jungen, der sich mir gerade mit Keshaw vorgestellt hat. Doch es kann nicht sein. Keshaw ist auf der Party. Keshaw würde nicht so mit mir sprechen. Keshaw würde mich auslachen oder so. Richtig?

„Es ist alles okay", murmelt plötzlich eine Stimme nah an meinem Ohr, und ich realisiere erst dann, dass ich mittlerweile an eine Brust gedrückt werde. „Beruhige dich. Dir passiert nichts." Der Duft, der mir in die Nase steigt, wird in meinem Kopf sofort... Keshaw zugeordnet. „Du bist es wirklich", krächze ich heiser, und Keshaw nickt. Ich spüre, wie eine Ladung Steine von meinen Schultern fällt, und atme so erleichtert auf, dass sich meine Lungen wieder etwas mit Luft füllen.

Keshaw lässt mich los, und sieht mich wieder an. „Atme mit mir", befiehlt er dann, und umschließt meine eiskalte Hand fest mit seiner, ehe er sie sich an seine Brust drückt. Ich spüre, wie diese sich im Takt seiner Atmung hebt und senkt, und versuche, mich krampfhaft an diesen Rhythmus zu halten. Doch sobald ein weiterer Schluchzer meine Lippen verlässt, entgleitet mir der Rhythmus wieder, und meine Atmung droht wieder, zu kippen. Keshaw legt eine Hand auf meine Schulter, und kommt etwas näher mit seinem Gesicht. „Vicky, ich bin hier. Konzentrier dich auf mich. Atme. Atme mit mir. Es ist alles in Ordnung, du kannst das."

Ich nicke schluchzend, und starre regelrecht durch Keshaws Augen hindurch, während ich erneut versuche, mich an seinen Rhythmus zu halten. Tatsächlich klappt es dieses Mal auch, und ich kann sehen, wie Keshaws Mundwinkel kurz verräterisch zucken, als er sieht, dass es mir tatsächlich durch ihn besser geht. Sobald ich wieder einigermaßen normal atmen kann, erinnere ich mich leider auch wieder genau an die Typen, und ohne es zu wollen steigen mir erneut die Tränen in die Augen.

Keshaw sieht mich sofort wieder besorgt an, und bückt sich etwas, damit er überhaupt auf derselben Höhe ist wie ich. „Vicky, was ist passiert? Wieso rennst du hier mitten in der Nacht alleine hyperventilierend rum?" Ich schlucke kurz, ehe ich mir auf die Lippe beiße, um nicht erneut einfach loszuheulen, und zucke die Schultern. Dann kann ich es nicht länger halten, und meine Tränen lösen sich erneut aus meinen Augen. Kesh zieht die Augenbrauen zusammen, und drückt mich dann kurzerhand erneut an seine Brust.

Eine Hand hat er an meinen Hinterkopf gelegt, wo er leicht über meine Haare fährt, und die andere hält mich um meine Taille fest an ihn gedrückt. Ich lege meine Arme nach einem kurzen Zögern ebenfalls um ihn, und bin überrascht, wie erlösend sich so eine Umarmung anfühlt. Und das, obwohl wir uns eigentlich nicht ausstehen können. „Du musst es mir nicht erzählen", murmelt Keshaw leise, und ich nicke dankbar. Eine Weile stehen wir so, und ich höre meinem Herzschlag dabei zu, wie er sich langsam wieder etwas einkriegt, ehe wir uns voneinander lösen.

Keshaw lässt seinen Blick besorgt über mich gleiten, und scheint nach möglichen Verletzungen zu suchen. „Kann ich etwas für dich tun?" Ich schüttle den Kopf, ehe ich dann doch nicke. „Kannst du mich nach Hause bringen?", frage ich leise, und bitte Keshaw somit indirekt auch darum, seinen Abend abzusagen und seine Freunde auf der Party hängen zu lassen. Obwohl, er war ja gar nicht mehr da. Was auch immer er hier getrieben hat. „Das ist selbstverständlich, Vicky. Glaubst du etwa, ich hätte dich so alleine nach Hause gehen lassen?"

Ich zucke mit den Schultern, und schaue mich etwas paranoid um, als sich Schritte nähern. Keshaw bemerkt dies natürlich sofort, und sein besorgter Blick wechselt zu einem prüfenden Blick. Er scannt die ganze Umgebung, ehe seine Augen wieder auf mir landen, und ich betreten wegschaue, immer noch mit diesen Schritten im Gehör. „Vicky, wurdest – wurdest du belästigt?" Ich sage nichts. Ich weiss, dass ich es sagen sollte. Doch ich sage nichts. Ich schweige, während Keshaw mich erneut an den Schultern packt, und mich ganz leicht schüttelt.

Mir schießen wieder die Tränen in die Augen, als ich daran denke, was ich ohne J getan hätte. Keshaw schnaubt verachtend, und scheint mein Schweigen richtig gedeutet zu haben. „Wer?" Ich zucke mit den Schultern, und blinzle gegen die Tränen an. „Ich weiss nicht", murmle ich, und fahre mir durch die Haare. „Es war hinter dem Haus. Ich wollte doch nur etwas Ruhe haben... und dann kam da dieser Typ, J oder so nennen ihn alle. Wir haben uns echt nett unterhalten. Wäre er nicht da gewesen... ich weiss nicht, was dann passiert wäre. Ob sie sich wieder vom Acker gemacht hätten oder-."

„-Sie?" Keshaw unterbricht mich, und ich nicke zögerlich. „Wer sind sie? Wie viele waren denn da?" Ich zucke mit den Schultern, und rücke näher zu meinem Gastbruder, als die Schritte so nah kommen, dass ich hören kann, dass sie von schweren Stiefeln stammen. „Es waren vier oder fünf Jungs. Total betrunken. J meinte ich soll mich in Sicherheit bringen, sie haben mir nicht wirklich was getan. Naja, einer war... sehr nah dran. Aber es ist nichts passiert."

„Es ist nichts passiert? Es ist nichts passiert?! Victoria! Es ist sehr wohl was passiert."

Aufgebracht fährt Kesh sich durch seine dunkelbraunen Haare, und tigert in der kleinen Gasse auf und ab. Immer wieder schüttelt er den Kopf, und scheint zu überlegen, was der nächste Schritt sein wird. Jedoch werden wir von einem lauten Säuseln unterbrochen, das mir sofort eine Gänsehaut über den Rücken jagt. „Süssee, wo bist du denn? Wir warten doch alle nur auf dich!" Ich erstarre, und Kesh hebt ruckartig den Kopf.

Diese Stimme... das war dieselbe, die mich schon bei der Party „Süße" genannt hat.

Mit weit aufgerissenen Augen drehe ich mich synchron mit Kesh zum Eingang der Gasse um, und schaue direkt in die Augen des Typen, der mich eben begrapscht hat. „Ah, da bist du ja. Hast du etwa deinen Freund dabei? Das ist aber schade..." Ich schlucke die bitter-säuerliche Galle wieder runter, und kämpfe gegen die aufsteigende Panik in mir an. „Ist er einer von ihnen?" Keshaw hat sich neben mich gestellt, und mein leichtes Nicken genügt ihm.

Er schiebt mich kommentarlos hinter sich, und bevor er mir ganz den Rücken zudreht, erhasche ich einen Blick in seine Visage. Diese lässt mich erschauern. Seine Augen funkeln wütend, sein Kiefer ist angespannt, und im trüben Licht der alten Laterne kann man die Adern hinter seiner Schläfe pochen sehen. Er ist wütend – verdammt wütend.

„Ich glaube, du solltest gehen", knurrt er recht beherrscht dem Typen zu, der mich immer noch fast wie ein Psychopath angrinst, und ich bin heilfroh, als er seinen Blick nicht mehr an mich heftet, sondern an Keshaw. Dieser ist über einen Kopf grösser, und sicher doppelt so breit wie ich. Kurz gesagt: er verbringt sehr viel Zeit bei seinem Training. Und das neigt mich nicht zwingend ab...

„Das ist aber schade. Ich wollte noch so viel Spaß mit deiner Süßen haben. Was hältst du davon, wenn wir uns messen? Derjenige, der gewinnt, kann sie mitnehmen." Ich lache ungläubig auf, und schüttle heftig den Kopf. Das kann doch nicht sein Ernst sein? Ich bin doch kein Objekt, um das man mal „Schere Stein Papier" spielen kann! „Tut mir leid dich zu enttäuschen. Aber ich messe mich nicht mit Idioten. Und jetzt zieh Leine." Angriffslustig funkelt der Typ Kesh an, und mir wird langsam deutlich, dass er nicht freiwillig gehen wird. Wäre ja auch zu schön gewesen.

„Sonst was?", lacht er dann auch schon wieder mit seinem psychopathischen Lachen, und ich schüttle mich kurz. Im Gegensatz zu mir verrät Keshaw seine Anspannung nur durch seine Visage, während ich am ganzen Körper zittere. Ich habe wirklich nicht noch die Nerven dafür, erneut wegzulaufen. „Das „sonst" willst du nicht erleben, Kleiner." Ich glaube Keshaw sofort. So, wie er jetzt gerade aussieht, könnte er wohl eine komplette Armee mit einem bloßen „Buh" in die Flucht schlagen.

Doch leider haben wir es hier nicht mit einer schreckhaften Armee zu tun, sondern mit einem dieser stockbesoffenen Typen, die wohl nicht verstehen, wann sie sich selbst zu Liebe besser zurückstecken würden.

„Schlag mich doch", lacht dieser Typ jetzt wie ein kleines Kind, und ich kann den tiefen Atemzug hören, den Keshaw nimmt. Der Typ spielt mit seinen Nerven, und überschreitet dabei gewissenhaft die knallrot gezogene Linie zwischen Spaß und Ernst. Vor dieser Linie nehme ich mich in Acht, und das, seit ich Keshaw kenne. Provozieren ist schön und gut, aber zur Schnecke gemacht werden möchte ich dann doch nicht.

Die Zielperson meines Hasses nähert sich Keshaw mit lockeren, federnden Schritten, ehe der Junge vor ihm stehen bleibt. Kesh überragt ihn um sicher einen halben Kopf, doch das scheint ihn nicht zu stören. So ein Selbstbewusstsein muss man auch erst mal finden. Oder so eine Menge Alkohol – wie man's nimmt.

„Gut, sieht wohl so aus, als müsste ich dich zuerst schlagen... ahhh, ich stell mir schon vor, was ich mit deiner kleinen alles anstellen werde. Stell dir mal vor, wie sie meinen Namen-"

Ein Schlag.

Ein dumpfes Geräusch.

Ein kurzer Windstoß.

Und... Knochen.

Keshaw hat dem Typen ohne zu zögern direkt ins Gesicht geschlagen, und ihm dabei den Geräuschen nach zu urteilen wohl die Nase gebrochen.

Eine Menge Blut strömt zwischen den Fingern hindurch, die der Junge sich vor seine Nase hält, doch das Funkeln in seinen Augen ist immer noch präsent. Ich atme schockiert ein, als Keshaw seine Hand kurz schüttelt, seufzt, und einen Schritt auf den Typen zu macht. „Stell du dir mal vor, wie du die Fresse hältst", raunt er dann, und weicht dem ersten Schlag des Typen mit Leichtigkeit aus.

Dieser Lacht wieder mal, und mir kommt erneut die Galle hoch. Wie kann man so unglaublich ekelhaft sein? Was muss denn bei manchen Menschen alles falsch gelaufen sein, damit sie sich so verhalten? Mit seinem nächsten Schlag trifft der Junge Keshaw, doch das scheint diesen nur noch mehr anzuspornen. Der Kampf, welcher eigentlich schon von Anfang an entschieden war, scheint kein Ende zu nehmen, und ich werde etwas panisch, als der Typ fast leblos am Boden liegt, Keshaw jedoch nicht aufhört, ihn zu schlagen.

„Fass sie noch ein einziges Mal an, und du erlebst dein blaues Wunder, merk dir das", knurrt er wütend, und holt zum nächsten Schlag aus. Ich schliesse kurz die Augen, als ich erneut Knochen höre, und lege dann eine Hand auf Keshaws Schulter, immer dazu bereit, sofort zurückzuweichen. „Keshaw, das reicht", sage ich bestimmt, und mein Gastbruder sieht mich aus dem Augenwinkel heraus an. Sein Blick lässt mich erschauern, und ich schlucke trocken, um die Fassung zu behalten.

„Er hat es verdient", keucht Kesh, und ich nicke. „Ja, das hat er... aber schau mal. Er liegt fast leblos vor dir. Es ist gut so. Du hast schon eine Anzeige am Hals, eine zweite macht sich sicherlich eher weniger gut vor dem Gericht." Keshaw hält Inne, und scheint zu überlegen. Er lässt seinen Blick über den Typen vor ihm fahren, und ich kann seinen Herzschlag bis hierher hören. „Bitte hör auf", murmle ich, und hoffe, meine Bitte kommt bei Keshaw an.

Dieser richtet sich plötzlich ruckartig auf, wodurch meine Hand von seiner Schulter rutscht, und verpasst dem Jungen noch einen letzten Tritt, ehe er sich zu mir umdreht. „Lass uns nach Hause gehen", sage ich leise, und ziehe Keshaw aus der Gasse raus, ehe er es sich nochmals anders überlegen kann. Und dann laufen wir unter dem klaren Sternenhimmel durch die Straßen von Philadelphia, beide in unsere Gedanken versunken.

Ohne Streit.

Ohne Sticheleien.

--

Hättet ihr gedacht, dass Kesh sich so für Vicky einsetzen würde?

- Xo, Zebisthoughts

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro