57 - 09.07.

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9. Juli - 1. Beziehungsjubiläum

Aufgeregt spurte ich zur Tür, als ich höre, wie sich der Schlüssel im Schloss dreht, was nur bedeuten kann, dass der Mieter dieser Wohnung soeben heimkehrt. Im Flur schlittere ich auf dem glatten Boden mit meinen Kuschelsocken, doch das nehme ich in Kauf, irgendwie macht es mir sogar Spaß. Es ist, als wäre ich so jung und unbeschwert wie ich es als Kind war. Mit Karacho rase ich in Vincent rein oder besser gesagt in den riesenhaften Karton, den er in den Händen hält.
Mein Freund taumelt zurück in den Hausflur, mit meinem Überfall hat er nicht gerechnet. Aus großen Augen starrt er mich verdutzt an.

„Ich konnte nicht rechtzeitig bremsen", erkläre ich und ziehe das Haargummi aus meinen Haaren, schüttle sie, damit sie wieder offen über meine Schultern fallen. „Was ist das?", frage ich skeptisch und zeige auf die Kiste, die Vincent noch immer fest umklammert wie ein Neugeborenes. Er schubst mich schließlich mithilfe des Pakets zurück in seine Wohnung.

„Das erfährst du früh genug", hält er mich nebenbei hin, stellt den Kasten auf dem Boden ab und schiebt ihn mit dem Fuß in die Ecke neben der Tür. Neugierig tapse ich darauf zu, Vincent legt jedoch einen Arm um meine Taille und hindert mich so daran. Er justiert mich neu, sodass ich vor ihm stehe und lächelt. Ich drehe den Kopf demonstrativ in Richtung des ominösen Objekts, das er angeschleppt hat. Er nimmt mein Gesicht daraufhin in seine Hände und küsst mich, wodurch ich das kuriose Ding zeitweilig vergesse. Wir können erst voneinander lassen, als sein Magen knurrt. Lachend nehme ich seine Hand, verschränke seine Finger mit meinen.

„Frohes Einjähriges", grinse ich ihn verschmitzt an und hauche ihm noch einen Kuss auf die Wange, für den er sich prompt mit derselben Geste revanchiert und eine kleine verspielte Schlacht nimmt ihren Lauf, bis er mich packt, hochhebt und über die Schulter wirft. Empört kreische ich auf, aber Vincent lacht lediglich. Er amüsiert sich köstlich, besitzt sogar die Dreistigkeit, mir einen Kuss auf den Hintern zu drücken, ehe er mich runterlässt.

„Frohes Einjähriges", gratuliert auch er mir und lehnt seine Stirn gegen meine. Ich klimpere mit den Wimpern.
„Wehe du verlierst auch nur ein schlechtes Wort über das Essen, das ich dir gekocht habe", mahne ich ihn an.
„Wieso? Schmeckt scheiße?", triezt er mich grinsend. Er hat sich hingehockt, um sich die Schuhe auszuziehen. Für die freche Bemerkung kneife ich ihn im Nacken. Nachdem er seine Jacke an der Garderobe aufgehangen hat, laufen wir Hand in Hand in die Küche, in der es nach Pasta duftet. Auf dem Esstisch steht ein Blumengedeck zwischen dem besten Geschirr, das ich in einem der vielen Küchenschränke entdeckt habe. „Ich hab so Hunger, du könntest mir alles auftun und ich würde es runterschlingen", sagt er ganz nah an meinem Ohr. Er hat sich halb hinter mich gestellt und massiert meine Schultern, während ich zufrieden mein Werk bewundere. „Aber das riecht schon so lecker, mir läuft das Wasser im Mund zusammen." 

Ich lächle kokett, küsse ihn sanft auf die Lippen und mache mich von ihm los.
„Dann öffne den Wein, um das Wasser runterzuspülen." Wieder komme ich keinen Meter. Vincent schlingt seinen Arm von hinten um meine Hüfte und zieht mich zu sich zurück.
„Du siehst toll aus", macht er mir ein Kompliment und ich streiche eigenhändig über den Stoff des roten Kleids, in das ich heute geschlüpft bin. Es ist trägerlos und schmeichelt meiner Figur auf jede erdenkliche Art und Weise. Ich habe es online gekauft, es war ein echter Glücksgriff.
„Findest du?", hake ich provokant nach und schließe die Augen, als er mich zur Antwort bloß am Hals küsst.
„Ich kann mich nicht entscheiden, was besser riecht: Du oder das Essen?", murmelt er in meine Halsbeuge und sein Bart kitzelt mich, weshalb kichernd Abstand suche.
„Los, komm jetzt", locke ich ihn zum Tisch und wir setzen uns. 

Wie besprochen kümmert er sich um den Wein und ich häufe die Nudeln samt Soße auf unsere Teller. Mir kommt es vor, als würde immer alles reibungslos ablaufen, wenn wir es gemeinsam angehen und der Gedanke hält sich hartnäckig. Ich sehe Vincent in die Augen, bis er mich auf einmal verunsichert anlächelt.

„Was ist?", fragt er.
„Lass dich nicht einschüchtern", winke ich ab, grinse ihn aber über den Rand des Rotweinglases hinweg an. Sein Misstrauen belustigt mich. Ich starre nur, weil ich ihn liebe, das sollte er inzwischen wissen.
„Du schüchterst mich nicht ein", lügt er und schiebt sich eine Gabel Spaghetti in den Mund.
„Nein?", gebe ich gespielt überrascht zurück. „Achso." Ich nippe am Wein und lasse ihn nicht aus den Augen. Vincent schluckt.
„Na gut, du schüchterst mich vielleicht ein bisschen ein", gibt er zu.
„Ein bisschen", nicke ich.
„Ein bisschen sehr. Wenn du mich so anschaust wie jetzt gerade, kriege ich überall Gänsehaut." Zum Beweis krempelt er die Ärmel hoch und ich registriere, dass sich die Haare auf seinen Armen tatsächlich leicht aufgestellt haben.
„Hast du Angst vor mir?", frage ich ihn arglos.
„Weglaufen würde ich nicht vor dir", antwortet er allerdings anders als erwartet darauf und ich stutze.
„Waru-"
„Ich glaube, das würde tragisch mit einem Messer im Rücken für mich enden", führt er es aus und ich lache.
„Ein Messer im Rücken, es ist herrlich für wie schlicht gestrickt du mich offenbar hältst."
„Ich will übrigens nicht fliehen", stellt er eilig klar. „Es geht mir gut bei dir." Langsam lehne ich mich ein Stück vor und schmunzle, weil Vincents Blick automatisch in meinen Ausschnitt wandert.
„Gut so, mir würde nämlich eine grausamere Methode einfallen, dich zu töten."
Vincent sieht mich ernst an.
„Das bezweifle ich überhaupt nicht. Und wenn ich so drüber nachdenke macht mich dieser Umstand irgendwie nervös." 

Fragend ziehe ich eine Augenbraue hoch.
„Ich dachte, nach einem Jahr mit mir hättest du dein Problem mit Nähe überwunden."
„Mein Problem mit Nähe?", wiederholt er empört und fängt dabei unter dem Tisch an, mit mir zu füßeln. Ich finde es niedlich, dass er das manchmal völlig unvermittelt tut, hin und wieder sogar, ohne es selbst zu bemerken. „Ich bin dir so nah, näher geht kaum."
„Da", schalte ich mich ein. „Kaum. Du sagst es selbst. Ich will, dass dieses ‚kaum' aus unserer Beziehung verschwindet, es sollte keinen Platz zwischen dir und mir haben."
„Ich arbeite dran, Charlotte." Vincent trinkt sein Glas Wein in mehreren tiefen Zügen aus und ich lehne mich in meinem Stuhl nachdenklich zurück.

„Ich will dich nicht unter Druck setzen, falls das so rüberkam", schiebe ich hinterher.
Er lächelt geheimnisvoll und ich weiß, dass meine Meinung ihn schwer getroffen hat. Trotzdem möchte er nicht darüber reden, sonst hätte er es längst getan. Das muss ich wohl oder übel akzeptieren. „Ich gehe mir kurz die Nase pudern", sage ich und erhebe mich. Im Vorbeigehen gebe ich ihm einen Kuss auf den Kopf.

Im Badezimmer kontrolliere ich mein Aussehen im Spiegel und als ich die Tür wieder aufstoße, ist das erste, was ich sehe, der Karton, den Vincent vorhin dabeihatte. Auf leisen Sohlen schleiche ich zur Wohnungstür rüber, knie mich auf den Boden und versuche im Dunkeln die Schrift zu entziffern. Meine Augen tränen bereits, als weißes Licht auf das Paket fällt. Nun erkenne ich deutlich, was da steht: Vorwerk. Thermomix.

Ich fahre fassungslos zu Vincent herum, der die Handytaschenlampe ausknipst und das Telefon sinken lässt. „Du hast mir die Küchenmaschine gekauft?"
„Ist das die richtige?", will er wissen und ich stehe auf, umarme ihn wortlos.
„Ich dachte, du bist viel zu breit, um dich daran zu erinnern", beichte ich, streichle seinen Rücken und küsse ihn am Hals, einmal, zweimal.
„Ich hatte im Auto auf dem Weg zu dir eine bestellt und sie wurde mir eine Woche später ins Studio geliefert. Dort stand sie das ganze letzte Jahr über."
„Und wenn du dich von mir getrennt hättest oder ich mich von dir?"

Vincent mustert mich verständnislos.
„Dann hätte ich sie meiner Mutter geschenkt."
Ich lache leise.
„Die hätte das bestimmt als Beleidigung aufgefasst."
Mein Freund streicht mir eine Haarsträhne hinters Ohr.
„Wahrscheinlich", bestätigt er. „Ich liebe es, dich glücklich zu machen."
Statt nach einer Antwort zu angeln, küsse ich ihn.

„Wenn ich dich nur halb so glücklich mache wie du mich, kann ich schon stolz auf mich sein", gebe ich zu.
„Doppelt so glücklich", versichert er mir. „Also sei doppelt so stolz auf dich." Er küsst mich auf die Stirn und ich verdrehe die Augen.
„Ist das dann genug Kitsch für heute?", frage ich und Vincent zuckt die Achseln.
„Mal sehen, vielleicht."

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