7 - How to Meet Cute (1/2)

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Dag kann sich ein Lachen nicht verkneifen, als er mitbekommt, wie ich mich in der Spiegelung der Scheibe der U-Bahn skeptisch betrachte.
„Lach nicht, Alter", zische ich. „Findest du, meine Haare sehen seltsam aus?"
„Die stehen hier ab, aber sonst." Er zuckt die Schultern und wuschelt dann mit der Hand einmal voll durch. Fluchend schlage ich seinen Arm weg.
„Mann, Dag, bist du bescheuert?" Mein bester Freund schuckelt und ich werfe ihm einen Todesblick zu, bevor ich notdürftig versuche, meine Frisur wieder zu richten.
„Du siehst aus wie aus dem Ei gepellt", versichert mir Dag ernst. „Du glaubst auch, du schleppst heute noch eine ab auf dieser Party, wa'?" Mit verschränkten Armen fläze ich mich auf einen Sitz.

„Wieso nicht? Bisschen Spaß schadet nie", gebe ich lapidar mein Statement dazu ab.
„Bisschen ficken?", hakt mein Gegenüber unverblümt nach und zückt eine Kippe sowie sein Feuerzeug.
„Stressabbau, Diggi. Funktioniert, vertrau mir da mal", meine ich und mustere ihn. „Fehlt dir das gar nicht?", will ich wissen. „Ich meine, komm, wie lang ist das jetzt her, dass du eine genagelt hast?"
„Geht dich gar nichts an, du Honk", wehrt er ab und ich setze ein provokantes Grinsen auf.
„Du darfst nicht immer so viel quatschen mit den Ladies, irgendwann musst du auch mal rangehen." Dag seufzt.
„Ey, du bist eine unfassbare Nervensäge, Stein."
„Und du bist sexuell mega frustriert", kontere ich.
Mein bester Freund sieht zur Seite, bevor er verrät: „Mich reizt keine zurzeit. Paar Optionen stünden mir offen, aber ich hab einfach keinen Bock auf die."

„Echt, kein Plan wie du das aushältst", murmle ich, „und wieso du dich mit Händen und Füßen gegen Onenightstands wehrst, werd' ich nie verstehen. Das ist das Beste, keine Verpflichtungen. Eine Nacht, dann is' sie weg und du kannst dich auf die Musik konzentrieren."
„Das klappt bei dir, aber ich will mich auf die Frau konzentrieren und nicht nur auf meinen Job. Du schuftest dich nochmal zu Tode, daran ändern deine Onenightstands exakt null Komma nada, Junge. Irgendjemand muss dich mal erden, 'ne Beziehung würde dir guttun, Vincent, kein Scheiß." Er schaut mir eindringlich in die Augen, bevor ich den Blickkontakt auflöse.

„Wir müssen aussteigen", sage ich monoton und stehe auf. Nacheinander verlassen wir die U-Bahn. Ich gehe voran, aber Dag schließt nur wenige Schritte später zu mir auf, zündet sich seine Zigarette an und lässt mich glücklicherweise in Ruhe, während ich darüber nachgrüble, was er eben gesagt hat. Natürlich sind Beziehungen super erstrebenswert, aber die Kosten-Nutzen-Rechnung geht jedes Mal anders auf. Für jede Frau musst du neu kalkulieren, ob sich das Risiko lohnt und ein pappiger Geschmack legt sich auf meine Zunge, wenn ich nur daran denke. „Zeig mir eine Frau, die die Mühe wert ist", wende ich mich an meinen Kumpel, der mich nur spöttisch angrinst.
„Weiß auch nicht, warum du dir immer die Gestörten anlachst. Du hast 'nen beschissenen Frauengeschmack."
„Immerhin hab ich Frauen und nicht nur zehntausend beste Freundinnen wie du", hänsle ich ihn.
„Is' mir lieber als 'ne Reihe durchgeknallter fester Freundinnen und Mädels für eine Nacht", erwidert Dag gleichgültig und zieht an seinem Glimmstängel.
„Gibt Schlimmeres. Überhaupt keinen Sex zum Beispiel", ärgere ich ihn weiter.
„Hack ma' ruhig weiter auf mir rum, wirst schon sehen, was du später davon hast", droht er mir. Ich lache, ducke mich weg, als er mir eine verpassen will und biege leichtfüßig in Bastians Straße ein. Der Summer ertönt keine Sekunde nachdem wir geklingelt haben.

„Na, ihr Idioten", begrüßt der Hausherr uns und ich schlage mit ihm ein.
„Na, du Kotzbrocken", gebe ich zurück. Dag und Bastian begrüßen sich ebenfalls, da bin ich schon auf dem Weg in die Küche. „Wo ist mein Bier zur Einstimmung?", frage ich.
„Im Kühlschrank, wo sonst?", antwortet Bastian und ich setze mich an den großen Esstisch vor dem Fenster.
„Bastian, wie war deine Woche?", startet Dag eine Konversation, klopft ihm auf die Schulter und setzt sich zu mir. Bastian schnaubt und reicht uns je eine Flasche.
„Fang mir bloß nicht davon an. Meine Ex ist ein Monster, die zieht meinen Namen in den Dreck. Ich spreche irgendwelche Püppis an, die ich noch nie in meinem Leben getroffen habe und die schütten mir ihren Drink ins Gesicht, weil Julie ihnen von mir erzählt hat."
„Ach du Schande", rufe ich lachend. „Siehst du, Dag: Beziehungen können in die Hose gehen."
„Deine lockeren Geschichten auch, mein Freund", ermahnt Dag mich.

„Jedenfalls", fährt Bastian fort, „fange ich bestimmt bald was mit Carrie an. Kennt ihr, oder? Iaras große Schwester. Brasilianerin, braune Haare, exotisch-erotische Ausstrahlung?" Dag nickt.
„Hab 'ne vage Vorstellung. Die hat mal mit dir rumgeknutscht", sagt er zu mir und ich lege die Stirn in Falten.
„Echt?"
„Du warst total dicht. Kommt Iara?", wechselt Dag das Thema. Sie ist eine Freundin und es würde mich nicht wundern, hätte Bastian sie eingeladen.
„Nee, aber ihre Schwester halt. Iara ist in Bielefeld bei ihrem Freund", informiert er mich.
„Dann drücken wir dir mal die Daumen mit -" Ich räuspere mich. „Wie heißt die?"
„Carrie. Is' ne wirklich süße Maus, bisschen ruppig aber. Feministin." Bastian trinkt einen Schluck und Dag und ich tun es ihm gleich. Unser Freund wirft einen Blick auf seine protzige Rolex. „Lasst ma' loslegen jetzt, die erste Fuhre Leute kommt gleich." Er stellt einen Eimer vor mir ab. „Du machst die Sangria."

+

Die Feier ist längst in vollem Gange, als ich mich neben Dag stelle, der auf Aufnahme drückt, um Marlene eine Sprachnachricht zu schicken.
„Lenny, wo bist 'n du?", rufe ich, noch bevor Dag irgendwas sagen kann, aber er übernimmt ohne Umschweife.
„Wir organisieren dir 'ne Party auf dein Geheiß hin und du kommst nicht mal, oder was?"
„Ja, was sind 'n das für Manieren?", setze ich nach. Dag schickt die Nachricht ab und ich nuckle wieder an meiner Bierflasche. Mein bester Freund hält einen Pappbecher in der Hand, den er mit zwei kräftigen Zügen zur Hälfte leert.
„Bah", verzieht er kurz darauf das Gesicht. „Boah, Vincent, deine Sangria ist wahrscheinlich mit Abstand das Abartigste, was ich seit langem getrunken habe", beschwert er sich und ich ziehe entrüstet die Nase hoch.
„Halt bloß dein Maul, du hast einfach keine Ahnung."
„Vielleicht hab ich keine Ahnung, aber ich hab Geschmacksnerven und die sagen mir, deine Sangria ist pure Folter."
„Deine Geschmacksnerven haben keinen Geschmack", halte ich dagegen. „Uh ...", säusle ich leise und starre einer Blondine nach, die in ihren Skinny Jeans keine schlechte Figur macht. Aufgeregt stupse ich Dag an. „Guck mal - die." Ich nicke in Richtung der Frau und Dag verdreht neben mir die Augen.
„Ja, was soll ich dir sagen? Typisch dein Beuteschema. Blond, schlank, aber nicht zu dürre, netter Hintern", kommentiert Dag.

„Ja." Ich nicke eifrig. „Ja, seh ich genauso. Ich lern die kennen", beschließe ich.
Dags Lachen wird leiser, als ich mich an die Fersen der Frau hefte, die mir in etwa bis zu den Schultern reicht. „Hey", tippe ich ihr auf den Rücken und sie dreht sich zu mir um. „Du bist hübsch, willst du was trinken und ein bisschen quatschen?" Ich habe ihr mit dem Kompliment gleich zu Beginn geschmeichelt. Das Mädchen lächelt.
„Klar, aber bitte nichts von der Sangria aus dem Eimer, die ist der Horror."
„Darüber hab ich mich gerade noch mit meinem Kumpel unterhalten", biege ich mir die Wahrheit zurecht.
Sie grinst und legt den Kopf leicht schief. „Bringst du mir einen Gin-Tonic? Ich warte auf dem Balkon."
„Gebongt. Warte noch kurz", fahre ich zu ihr herum. „Wie heißt du?"
„Teresa."
„Hi Teresa." Ich schüttle ihr formell die Hand und entlocke ihr damit noch ein glucksendes Lachen. „Ich bin Vincent."
„Okay, bis gleich, Vincent", winkt sie mir und unsere Wege trennen sich vorerst. Beflügelt davon, dass die Anmache reibungslos über die Bühne gegangen ist, hüpfe ich zum Küchentresen, der vorübergehend als Bar fungiert.

„Was erlaubt ihr euch eigentlich, mich so anzukacken in eurer Memo, hä?", ertönt plötzlich eine vertraute Stimme neben mir.
„Lenny!", strahle ich Marlene an und ziehe sie in meine Arme.
„Ojemine, wie viel hast du schon intus, Vince?"
„Paar Bier, paar Mischen", winke ich ab. „Hat mein Ego gepusht -"
„Als ob du einen Ego-Push nötig hättest", verspottet sie mich. Ich übergehe ihre Stichelei geflissentlich.
„Auf dem Balkon wartet eine, die ich angebaggert habe, also kann ich dich leider nicht bespaßen."
„Na, hör mal, ich habe ein Hühnchen mit dir zu rupfen! Was glaubst du eigentlich, wer du bist, dass du mich bei dieser Einhorn-Sache linken kannst?"
„Ich würde dich nie linken", weise ich jede Schuld von mir. „Außerdem muss ich jetzt dringend weg. Dag ist auch irgendwo, den findest du", prophezeie ich und befülle einen Becher mit meiner Sangria-Mixtur, den ich ihr überreiche. „Da, trink. Hab ich gemischt, gab nur Komplimente bisher", schwindle ich, während meine Finger zur Gin-Flasche flitzen. Ob ich aufgedreht bin, wenn ich beschwipst bin? Wer weiß. Mir kommt's eigentlich vor, als wäre ich wie immer.

„Fuck, Vincent", hustet Marlene. „Deine Sangria ist übertrieben eklig."
„Kein Grund, gleich so gemein zu werden. Frag jeden hier, die hat bisher allen geschmeckt. Manche haben sogar gesagt, das wär' die beste Sangria, die sie je getrunken haben", lüge ich das Blaue vom Himmel herab.
„Ich glaube dir kein Wort. Aber das bringt mich auf eine klasse Idee." Sie grinst diabolisch. „Ich stehe so kurz davor, Olli rumzukriegen. Wir werden Tonya dieses Einhorn kaufen. Möchtest du mit mir wetten?", fragt sie mich zuckersüß. Ich schnappe mir den Gin-Tonic für meine Auserwählte. „Blödsinn, du bluffst. Er wird es ihr nicht kaufen."
„Okay, wenn du recht haben solltest, schicke ich dir einen Monat lang jeden Tag eine Nachricht, die frei Haus dein Ego pusht."
„Jeden Tag immer die gleiche Nachricht wird doch aber langweilig", meine ich schmunzelnd.
„Natürlich wird es jeden Tag eine andere sein", verspricht sie.
„Ich hab ja auch mindestens dreihundertfünfundsechzig gute Qualitäten. Und wenn ich verliere ...?", frage ich sie. „Was nicht passieren wird", füge ich noch hinzu.
„Dann leerst du den Sangria-Eimer. Und zwar allein." Sie deutet auf ihren Becher. „Denn das ist ein Verbrechen." Sie hält mir förmlich die Hand hin.
„Top, die Wette gilt", schlage ich ein und Marlene grinst. „Du wirst verlieren", rufe ich ihr noch zu, ehe ich sie stehenlasse und sie bloß noch meinem erhobenen Mittelfinger hinterherschauen kann. Sie ist ein großes Mädchen, sie wird sich schon zurechtfinden. Wichtiger ist diese heiße Blondine, deren Namen ich inzwischen vergessen habe. Na ja, egal.

Ich drängle mich durch eine Traube von Menschen und betrete schließlich den Balkon. Ein Rundblick genügt. Dort steht sie, an die Brüstung gelehnt, eine Hand hat sie in ihren langen Haaren, die andere in ihrer linken Hosentasche vergraben. Ihre Augen leuchten auf, als sie mich entdeckt und ich schenke ihr ein entwaffnendes Lächeln.
„Na", gurrt sie.
„Prost", sage ich und stoße mit ihr an.

+

Ich unterhalte mich eine ganze Weile mit der Frau, deren Name mir partout nicht wieder einfallen will. Beziehungsweise ich rede, sie lacht. Und ich muss zugeben, dass mir das irgendwann doch langweilig wird. Sie ist niedlich, aber proportional zum Alkoholgehalt in meinem Blut steigt mein Bedürfnis, sie entweder links liegenzulassen oder wenigstens zum spannenden Teil des Abends vorzurücken.
Verdammt, mir ist übel. Speiübel, um ganz ehrlich zu sein.

„Du, sorry", entschuldige ich mich bei ihr. „Ich geh kurz aufs Klo." Ohne ihre Reaktion abzuwarten, torkle ich wieder rein in Bastians überfüllte Bude. Ich höre alles gedämpft und klopfe mir mit der Faust gegen die Schläfe. Das löst Kopfschmerzen aus, wie erwartet. Fantastisch. Ich muss nüchterner werden, und zwar schnell. Im Bad angekommen, spritze ich mir kaltes Wasser ins Gesicht, das hilft aber nur bedingt. „Reiß dich zusammen", fauche ich mein Spiegelbild an. Meine Konturen verschwimmen vor meinen Augen und ich beuge mich über das Waschbecken. Die weiße Keramik ist makellos. Ohne einen Fixpunkt auf der glatten Fläche wird mir schwindlig werden, also hebe ich das Kinn ein Stück und glotze den Seifenspender an, bis ich vor Anstrengung schiele. Ich atme tief durch, schließe die Augen und versuche mich zu sammeln. Na, was soll's, flachgelegt zu werden ist nicht das Maß aller Dinge. Dag und Marlene schwirren irgendwo in der Menge rum und ich sehne mich gerade nach jemandem, der nicht nur über meine Witze lacht, sondern auch selber welche aus dem Ärmel schüttelt.

Doch als ich aus dem Bad komme, steht meine Gesprächspartnerin von eben mir direkt gegenüber. Eventuell bilde ich mir das auch aus Frust ein, oder der Alkohol entfaltet endlich seine Wirkung. Mir ist auf dem Balkon vorhin gar nicht aufgefallen, wie schön sie ist. Ihr ovales Gesicht mit den hohen Wangenknochen und der zierlichen Nase, die langen Wimpern ... Zurück zum ursprünglichen Plan.

„Da bin ich."
„Das seh ich", bestätigt sie. Ich grinse, sie erwidert es. Liegt das am Licht? Sie sieht im Halbdunkel beinah aus wie ein komplett anderer Mensch.
„Wie sagtest du, war noch gleich dein Name?" Jetzt interessiert es mich doch wieder, überhaupt: Ich wäre dumm, das nicht durchzuziehen und sie für die Nacht zu mir zu locken.
„Charlotte."
„Wie?", hake ich perplex nach. Bin ich schwerhörig geworden? Hat sie nicht vor zehn Minuten noch was ganz anderes gesagt?
„Charlotte", wiederholt sie lauter.
„Ach: Charlotte!" Ich zeige ihr einen Daumen hoch und trinke einen Schluck Bier aus der Glasflasche, die ich mit ins Bad genommen habe und nach wie vor umklammere. „Komisch, ich hab beim ersten Mal was ganz anderes verstanden. Teresa oder so", zucke ich die Schultern.
„Knapp daneben." Als sie mir zuzwinkert bahnt sich ein Schmunzeln seinen Weg auf meine Lippen.
„Ja, so fünf Buchstaben daneben." Ich kratze mich am Kopf, überprüfe gedanklich, was ich da behauptet habe. „Nee, warte. Sechs", korrigiere ich mich. „Teresa hat sechs Buchstaben."
„Vielleicht auch sieben, falls ein h drin vorkommt, aber fünf auf keinen Fall. Zählen kannst du also schon mal nicht", triezt sie mich.
„Ey, ich kann mega gut zählen", schmettere ich ihren Vorwurf ab. „Du hast vier kleine Muttermale. Drei am Hals. Und eins genau unter dem Auge", führe ich wie zum Beweis an. Charlotte fasst sich an den Hals, dann lächelt sie verführerisch.
„Vier soweit du sehen kannst, ja", schnurrt sie.

Das ist mir ein- beziehungsweise zweideutig genug. Genau das ist die Art von Flirt, die ich mir gewünscht habe. Ich beuge mich ein Stück vor und stütze mich mit einer Hand an der Wand ab, genau über ihrem Kopf. „Willst du die ganze Zeit hier stehenbleiben, oder sollen wir uns 'ne ruhige Ecke suchen, um vielleicht gemütlich im Sitzen weiter zu quatschen?"

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