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Später am Abend, nach einem sehr stillen Abendessen, saß Taba mit Mariella auf der Terrasse und rauchte mit ihr einen Joint. Schweigend bliesen sie den süßen Rauch in die schwüle Abendluft. Der Stadtlärm im Hintergrund wurde von zirpenden Grillen und anderen nachtrufenden Tieren übertönt. Irgendwann brach Mariella die einvernehmliche Stille.

„Du bist ein Arschloch, das weißt du hoffentlich, oder?"

„Ja, das ist mir klar."

„Warum tust du das dann? Scheiße, warum machst du so einen Bockmist? Warum suchst du dir nicht einen normalen Job, irgendwo auf der Welt, weit weg von Gewehren und Bomben? Reicht es dir nicht, dass du hier auf der Straße jeden Tag erschossen werden könntest, wie Nino und José? Musst du den Waffen auch noch hinterherjagen? Warum machst du den gleichen Scheiß wie Ramon? Warum willst du wie dein Vater sein, wie Tomas? Scheiße verdammt, ihr seid alle bekloppt! Warum lernt ihr nicht aus den Fehlern der anderen? Warum lernst du nicht aus den Fehlern deiner Brüder und deines Vaters?" Hilflos hob sie die Hände, ihre Augen waren geschwollen und ihre Nase rot, vom vielen weinen. Fragend und verständnislos sah Mariella Taba an und wieder hätte er am liebsten geschrien, weil er sich so hilflos fühlte.

„Schuldig im Sinne der Anklage" versuchte er einen Scherz, der Mari jedoch nur ein entrüstetes Schnauben entlockte. „Ich bin nicht wie Vater oder Ramon", begann er seine Antwort. „Die beiden wollten in den Krieg, weil sie glaubten, damit einer höheren Sache zu dienen. Dem Land einen Dienst zu erweisen oder was weiß ich. Die beiden sind geflüchtet, könnte man so sagen."

„Vor was geflüchtet, hier hatten sie doch alles." Verzweiflung klang aus Mariellas Stimme heraus. Es viel ihr schwer, über ihren verstorbenen Verlobten zu reden.

„Vor dem Tod" gab Taba schlicht als Antwort zurück und nahm im Anschluss einen tiefen Zug vom Joint.

„Wer flüchtet schon vor dem Tod in den Krieg?", keifte seine quasi Schwägerin zurück und entriss ihm den Glimmstengel, um selbst daran zu ziehen.

„Ramon kam nicht damit klar, dass Pedro so früh gestorben ist."

„Halte unseren Sohn da raus!" Jetzt kreischte Marielle fast. Taba wollte sie umarmen, doch sie schlug seine Hände weg. „Fass mich nicht an! Wie kannst du es wagen?"

„Mari, hör mir doch zu! Ramon hatte unendliche Schuldgefühle. Er hat es nicht ertragen, dich so zu sehen, traurig, am Boden zerstört und nur noch ein Schatten von dir! Er hat sich schuldig gefühlt, weil er unbedingt ein Kind wollte, weil er dich geschwängert hat. Er hat sich verantwortlich für dein Unglück gemacht." Jetzt schrie auch Taba fast, während der aufgebracht gestikulierte. „Er ist in den Krieg geflüchtet, weil er glaubte, das zu verdienen, den Tod. Weil er den Tod zu dir gebracht hat, durch Pedro."

Entsetzt schlug Mari die Hand vor den Mund, die braunen Augen weit aufgerissen. „Das ist nicht wahr, flüsterte sie. „Das stimmt nicht. Woher willst du das wissen?"

„Ramon hat es mir erzählt, kurz bevor er zu seinem letzten Einsatz ist. Wir saßen hier draußen, so wie wir jetzt gerade und haben über Gott und die Welt geredet." Tief holte Taba Luft. „Und irgendwann packte er mich bei den Schultern, sah mir tief in die Augen und fragte ‚Weißt du, warum ich in den Irak bin?', und dann hat er mir alles erzählt."

„Warum hat er denn nie mit mir geredet? Ich habe ihm doch nie die Schuld gegeben." Die Stimme der jungen Frau brach weg. Wieder liefen ihr Tränen über die Wangen. „Er hätte doch nur mit mir reden müssen" schluchzte sie. Haltsuchend warf sie sich nun doch in Tabas Arme.

„Das habe ich ihm auch gesagt, aber er wollte nicht. Er wollte nicht, dass du ihn anschreist und nicht gehen lässt."

„Das hätte ich wohl wirklich." Bitter lachte Mari auf. „Bastard von einem Mann. Wie kann er so denken?"

„Er wollte sterben. Das ist der Unterschied zwischen Ramon und mir. Ich gehe nicht in den Krieg um zu sterben, sondern um zu retten."

„Erklär es mir bitte. Ich muss dich verstehen. Sonst schrei ich dich an, und lass dich nicht gehen." Sie kuschelte sich tiefer in seine starken Arme. Taba umarmte Mari noch fester.

„Das mag jetzt skurril klingen, aber ich hatte einen Traum. Vor zwei Tagen. Der hat mir klar gemacht, dass es das Richtige ist, was ich vorhabe."

„Ein Traum? Du verarschst mich." Ein Knuff traf ihn in die Seite.

„Nein, das ist mein voller Ernst. Ich weiß nicht mehr, was ich geträumt habe, nur dass alles grau und dunkelblau war. Und da war so ein Mann, groß und dünn. Ich bin aufgewacht, mit dem Gefühl, einen verdammt guten Deal abgeschlossen zu haben."

„Was für ein Deal?"

„Keine Ahnung." Ratlos zuckte Taba mit den Schultern. „Wie gesagt, ich kann mich nicht erinnern. Aber ich werde in den nächsten drei Jahren nicht sterben. Das weiß ich absolut sicher. Aber dafür muss ich in den Krieg, und Menschen retten."

„Das klingt echt verdammt skurril. Du meinst das wirklich ernst."

„Todernst!" Ein Schauer lief beiden über den Rücken, ein ungutes Gefühl stieg in Taba auf. „Lass uns rein gehen. Es ist spät. Wir sollten schlafen."

„Nimm mich mit." Entschlossen sah Mariella Taba an.

„Ins Bett?" Der junge Mann bekam große Augen. Er liebte Ramons Verlobte, aber sie war eben genau das: Ramons Verlobte. Nie würde Taba anders über Marie denken.

Trotz des vorhergegangenen Gespräches musste Mariella kurz kichern, als sie Tabas erschrocken aufgerissene Augen sah. Dann wurde sie wieder ernst. „Nein, du Idiot. Nach Europa. Ich will in deiner Nähe sein, und wenn du nach Deutschland versetzt wirst, will ich mit. Bitte, stoß mich nicht weg. Ramon fehlt mir entsetzlich, aber wenn ich in deiner Nähe bin, fühle ich mich auch ihm nah."

„Ich kann dir nichts versprechen, Mari. Aber ich werde dich nicht allein lassen, das schwöre ich dir."

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