10|Eine traurige Entdeckung, geharkte Beete und ein Mann zum Fürchten

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Cassidy

Ich öffne das Gartentor und gehe den schmalen Kiesweg der zur Haustür führt, entlang. Der Garten ist einer dieser typischen englischen Gärten, geharkte Beete, millimeter gekürzter, saft grüner Rasen und Unmengen an Rosensträuchern.

Ich atme tief durch und drücke dann auf den metallernen Klingelknopf unter dem in geschwungenen Buchstaben steht: Familie Turner

Ich höre schwere Schritte die sich der Türe nähern und kurz darauf stehe ich einem breitschultrigen Mann gegenüber.

Liz Vater muss etwa Anfang 50 sein, seine Haare sind beinahe vollständig grau, er hat eine kräftige Nase und kleine Augen, die dasselbe grün haben wie die von Liz. Mr Turner sieht mitgenommen aus, trotzdem strahlt er eine gewisse Autorität aus und unter seinem schwarzem Poloshirt zeichnen sich deutlich die Muskeln ab.

Kurz um, Liz Vater will man lieber nicht als Feind haben!

"Ich kaufe nichts!",schnaubt er und will mir die Tür wieder vor der Nase zuschlagen, aber ich stelle meinen Fuß dazwischen:"Ich verkaufe auch nichts."

Seine Stirn legt sich in Falten:"Ach nein? Was wollen sie dann?"

Mit dem ist ja wirklich nicht gut Kirschen essen! "Ich wollte Liz besuchen."

Mr Turner sieht mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank:"Was willst du bei meiner Tochter? Hat sie dir nicht gesagt, dass ich keinen Besuch in meinem Haus dulde?"

Ups, ich glaube ich hab Liz gerade keinen Gefallen getan:"Nein, kann ich trotzdem kurz rein kommen?"

"Du hast fünf Minuten! Elizabeth's Zimmer ist oben die erste Tür rechts.", brummt er und schiebt die Tür gerade so weit auf, dass ich mich hindurch zwängen kann.

Ich stehe in einem perfekt aufgeräumten Flur, das einzige Möbelstück ist eine Kommode. Kein einziges Bild hängt hier, es wirkt alles kalt. Das einzige das darauf hinweist, dass hier jemand lebt sind die Mäntel die an einem Haken hängen.

Ein altrosa Mantel und eine schwarze Anzugjacke. Was ist mit der Mutter? Ich dachte die lebt auch hier.

Ich spüre den Blick von Mr Turner in meinem Rücken und mache mich schleunigst daran die Treppe hinaufzupoltern.

"Mach nicht so einen Lärm!", zischt mir Liz Vater zu und ich bleibe sofort stehen und schleiche den Rest der Stufen auf Samtpfoten hinauf.

Das Haus ist eines dieser typischen Reihenhäuser die am Rande von Brighton stehen und von außen sieht es auch so aus, als würde eine ganz typische englische Familie darin wohnen. Auch Innen erfüllt es dieses Klischee, nur fehlen die persönlichen Dinge. Nirgends hängt ein Bild von einem Familienurlaub oder so, alles ist blitzblank geputzt. Es liegen keine Kleidungsstücke herum und aus keiner Richtung hört man Musik oder Stimmen.

Die Tür links am Treppenabsatz zerstört das Bild etwas, indem sie weit offen steht. Neugierig spähe ich in den Raum, es ist das Badezimmer. Es ist geräumig, hat einen breiten Spiegel und zwei Waschbecken die aussehen als wären sie aus Marmor. Aber es stehen keine Zahnpastatuben und Zahnbürsten herum und es liegt kein Kamm oder keine Wimperntusche auf dem Beckenrand.

Auf dem Handtuchständer hängen drei Blütenweiße Handtücher, die im Gegensatz zu meinen nicht nur eine Spur von Make Up oder Zahnpasta Flecken haben. An der linken Seite des Raumes befindet sich eine breite Wanne in der sicher zwei Leute reinpassen, aber sie sieht nicht so aus, als wäre sie die letzten Jahre benutzt worden. Gegenüber ist die Dusche und die erlangt sofort meine ganze Aufmerksamkeit.

Eigentlich passt sie perfekt zur modernen Einrichtung des Bades, aber in der Regendusche steht ein weißes Gestell.
Ich trete ohne groß nachzudenken näher heran. Ein bisschen sieht es aus wie ein Stuhl. Und dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Die Vorrichtung muss für jemanden sein der nicht einmal mehr die Kraft hat zu duschen. Liz ist das sicher nicht und ihr Vater macht auch nicht den Anschein, als könne er nicht mehr alleine duschen.

Ihre Mutter.

Ich weiß rein gar nichts über Liz Mutter, sie spricht nicht über ihre Eltern und wenn doch, dann nur über ihren Vater.

Ich atme tief durch und verlasse dann den Raum. An der Tür gegenüber steht Liz Name und ich poche mit den Fingerknöcheln dagegen. Augenblicklich schwingt die Tür auf und meine Freundin blickt mich mit großen Augen an. Sie trägt eine graue Jogginghose und einen schwarzen Pulli, wobei ich mir sicher bin, dass Noah ihn letzte Woche getragen hat. Ihre Haare sind zu einem noch unordentlicheren Knoten zusammengebunden, als sonst und ohne Wimperntusche wirkt Liz richtig blass.

"Cassidy was machst du hier?", fragt sie mit panischer Stimme.

"Dein Vater hat mich reingelassen, wir haben fünf Minuten.", entgegne ich und schaue mich in ihrem Zimmer um.

Es wirkt auch nicht so viel gemütlicher als der Rest des Hauses. An der Wand steht ein Bett mit weißen Laken, ein perfekt aufgeräumter Schreibtisch ist vor dem Fenster und ein Kleiderschrank bedeckt die andere Seite des Raumes.

Aber die Wand hinter ihrem Bett ist vollgeklebt mit Bildern. Liz als kleines Mädchen. Liz Arm in Arm mit Noah auf dem Weihnachtsmarkt, bei einem Football Spiel von Henry und eines auf dem eine etwas jüngere Version von ihr vor einem Krankenhaus steht, sie hat Tränen in den Augen, aber der Fotograf des Bildes hat sie scheinbar zum Lachen gebracht, denn ein leichtes Lächeln liegt auf ihren Lippen.

Ich suche nach einem Foto auf dem sie mit ihren Eltern zu sehen ist, finde aber keines. Auf den meisten ist sie mit Noah oder den anderen Jungs. Mir wird erst jetzt bewusst wie wichtig ihr ihr Bester Freund sein muss.

"Lass uns rausgehen.", Liz versucht ihre Stimme selbstsicher klingen zulassen, aber es gelingt ihr nicht.

Da ich ihr nicht noch mehr Umstände bereiten will, nicke ich und folge ihr nach unten.

"Ich gebe nur noch schnell meinem Vater Bescheid.", murmelt sie und verschwindet.

Vermutlich sollte ich rausgehen, aber als die wütende Stimme ihres Vaters ertönt, bleibe ich stehen.

"Was sucht das Mädchen hier?"

"Ich weiß es nicht.", die Stimme meiner Freundin klingt schrecklich eingeschüchtert.

"Du weißt ganz genau, dass kein Besuch in unser Haus kommen soll! Deine Mutter stirbt und du hast nichts besseres zu tun, als hier einen Tag der offenen Tür zu veranstalten!", Mr Turner schreit so laut, dass ich ihn vermutlich sogar gehört hätte wenn ich draußen gestanden hätte.

Deine Mutter stirbt.

Das erklärt so einiges. Jetzt machen Liz Stimmungsschwankungen Sinn!

"Sie stirbt seit vier Jahren! Und seither habe ich nie einen Freund mit nach Hause gebracht! Außerdem habe ich Cassidy nicht eingeladen.", Jetzt schreit auch seine Tochter.

"DU BRINGST DIESE CASSIDY JETZT SOFORT NACH DRAUßEN UND DANN SPRECHEN WIR UNS NOCHMAL!", brüllt Mr Turner.

Ich bekomme eine Gänsehaut so bedrohlich klingt er.

"Reden wohl kaum.", zischt Liz.

"WIE BITTE? "

Ihre Antwort höre ich nicht und im nächsten Moment steht sie auch schon wieder vor mir:"Du musst leider gehen Cass, ich...wir müssen noch weg."

Entweder ist ihr nicht bewusst, dass ich alles gehört habe oder sie ist eine verdammt gute Schauspielerin.

"Klar.", ich öffne die Haustüre, winke ihr noch einmal zu und lasse die Tür ins Schloss fallen. Irgendwie habe ich ein schlechtes Gefühl, Liz jetzt alleine zulassen, aber was soll ich denn machen?

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