16|Doppelzimmer, ungewollte Tränen und eine Versöhnung

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Noah

Diese zweistündige Autofahrt zählt zu den schlimmsten meines Lebens! Ich saß die ganze Zeit, eingeklemmt zwischen Serafine und Josy hinten und musste mit dem Musikgeschmack meiner Eltern klar kommen. Die Musik wechselte also zwischen Schlager und Folksmusik! Kann sich irgendwer was schlimmeres vorstellen?

Zum Glück halten wir jetzt vor einem Hotel und ich muss mich doch nicht aus dem Autofenster stürzen. Als Serafine endlich aus dem Wagen geklettert ist und auch ich meinen Fuß auf die Straße gesetzt habe, hält das Auto der Turners neben uns. Der Motor läuft noch, als sich die Hintertüre öffnet und Liz herausspringt. War die Fahrt mit ihrem Vater wirklich so schlimm?

Erst dann sehe ich den angewiederten Gesichtsausdruck meiner Freundin. Ich würde nur zu gerne wissen was sie so aneckelt, aber ich bin ja immer noch sauer auf sie. Also schnappe ich mir meine Reisetasche und bugsiere Cloe, Zoe und Josy in die Eingangshalle des Hotels. 

In der Halle stehen überall gemütliche Sessel und kleine Tischchen auf denen jeweils eine Schale mit Keksen ist. Der erste Eindruck ist auf jeden Fall gut!

Natürlich ziehen mich die Drillinge sofort zu einem der Tische und streiten sich um das Gebäck. Ich lasse mich erschöpft in einen der Sessel fallen und versinke prompt im Polster. Meine Eltern sehen mich vermutlich gar nicht mehr.

Im selben Moment betritt Mr Turner das Gebäude, neben ihm....halt! Wer ist das?

Eine junge Frau im Minirock geht neben ihm her, während Liz mit finsterer Mine hinterher trottet. Ich packe meine Schwestern und eile mit ihnen an die Rezeption wo meine Eltern und die Turners mittlerweile einchecken.                 

"Wie es gibt keine Einzelzimmer?", fragt Liz gerade und starrt die Frau hinter dem Thresen entsetzt an.                                                                                                                                                                           
  "Sie haben ein Familienzimmer und drei Doppelzimmer gebucht.", erklärt die Angestellte und übergibt meiner Mutter die Schlüssel.

Auch Mum sieht sichtlich verwirrt aus und wendet sich an Mr Turner:"George wie hast du das gedacht? Willst du dir etwa ein Zimmer mit Noah teilen?"     

Bitte nicht!

Aber Liz Vater meint mit brummiger Stimme:"Liz und Noah teilen sich eines und Lena und ich."

Lena?

"Du willst dir mit deiner Arbeitskollegin ein Zimmer teilen?", will mein Vater ungläubig wissen. 

Arbeitskollegin also. So sieht sie aber nicht aus!
Diese Lena mischt sich ein und meint, dass das gar kein Problem ist.

Ja, für sie sicher nicht.

Ich betrete mein Zimmer und bekomme erst einmal einen riesen Schock. In dem Raum gibt es nur ein Doppelbett. Und ich soll wir das Zimmer mit Liz teilen! Na super!

Dafür scheint der Rest hier ganz nett zu sein. Es gibt einen Fernseher, einen Balkon mit Blick auf die Berge und ein winziges Bad mit einer noch kleineren Dusche.

Die Türe öffnet sich und meine Beste Freundin betritt den Raum. Sie wirft nur einen kurzen Blick auf das Doppelbett, stellt dann ihren Koffer in die Ecke und verschwindet im Bad.

Okay, ist sie wirklich so sauer?

Ich kann das Wasser rauschen hören, duscht sie jetzt etwa? Weil ich nicht weiß was ich sonst tun soll, beginne ich meine Tasche auszupacken. Es ist merkwürdig von Liz ignoriert zu werden. In der Schule hat sie mich wenigstens angeschrien! Ihr verletzter Blick, als ich sie in der Früh nicht beachtet habe, kommt mir wieder in den Sinn.

Das Schlimme ist, dass sie später heulend weg gelaufen ist. Ich habe mir immer geschworen, dass ich sie nie zum weinen bringen werde. Zu oft muss sie Tränen vergießen. Ich wollte nicht, dass sie es wegen mir tun. Aber heute in der Mittagspause hat sie wegen mir geweint. Vermutlich werde ich mir das nie verzeihen! Trotzdem kann ich nicht den ersten Schritt machen. Dass sie mich rausgeworfen hat und vor Allem, dass sie mich mit ihrem Vater verglichen hat, kann ich nicht einfach so wegstecken. Selbst wenn ich wollte.

Die Badezimmertür geht wieder auf und Liz kommt im Bademantel und mit feuchten Haaren heraus. Ich tue so, als hätte ich sie nicht bemerkt. Sie wirft mir einen zögerlichen Blick zu und legt sich dann aufs Bett. Eine Weile sagt niemand etwas. Ich stopfe meine Socken ins Regal und sie liegt einfach nur da. Vielleicht ist sie ja eingeschlafen?

"Er hat was mit ihr, oder?", fragt sie plötzlich.                                                                                                           
Ich erschrecke so darüber, dass sie mit mir redet, dass ich mir den Kopf an der Schranktüre stoße:"Wer? Dein Vater und seine Arbeitskollegin?"                                                                                 "Ja.", mehr sagt sie nicht.                                                                                                                                           
Ich seufze:"Wahrscheinlich."           

Schweigen.

Soll ich was sagen? Vermutlich, aber offiziell haben wir immer noch Streit. Und ich kann ihr nicht immer alles durchgehen lassen. 

"Weißt du Noah, ich verstehe, dass du wütend auf mich bist.  Und es tut mur Leid, dass ich dich rausgeworfen habe und wie mein Vater bist du auch nicht! Aber er ist nunmal immer noch mein Dad, verstehst du?", Liz kommt mir zuvor und richtet sich auf. 

Ich weiß nicht was ich darauf sagen soll.  Ich verstehe sie ja, aber ich kann nicht zu schauen wie sie misshandelt wird! 

"Vielleicht willst du nichts mehr mit mir zu tun haben, aber wir müssen die nächsten zwei Tage miteinander verbringen.  Es wäre also toll wenn du mich wenigstens da nicht ignorierst.", ihre Stimme klingt so, als wäre sie wieder kurz vor den Tränen.                                                                                Super Noah, du wolltest doch nicht, dass sie wegen dir weint! 

"Es ist okay, Lizi. Ich hab mich scheiße benommen! Du kannst nichts dafür.", versuche ich sie zu beruhigen und springe auf.

Ich will zu ihr gehen, aber sie ist schon aufgesprungen und fällt mir in die Arme:"Es war schrecklich ohne dir, Noah!"

Wenn sie wüsste, wie schrecklich es ohne ihr war.

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