23|Todeskuss

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Noah

Ich renne die kahlen Krankenhausflure entlang, ohne Rücksicht auf Gegenverkehr zu nehmen. Eine alte Frau mit Rollator kann mir gerade noch so ausweichen und ruft mir einige wütende Beschimpfungen hinterher. Aber ich ignoriere sie und schlittere um die nächste Kurve. Der Boden ist so rutschig, dass es mich beinahe auf die Fresse haut, ich kann mich gerade noch so an einem herumstehenden Krankenbett festhalten. 

Als ich mich wieder aufrichte, blicke ich direkt in das emotionslose Gesicht von Mr Turner. Seine Haare sind zerzaust und noch leicht feucht, was mich vermuten lässt, dass er gerade duschen wollte, bevor es passiert ist.

"Noah.", begrüßt er mich steif. 

Man sieht ihm den Schreck an und kurz überkommt mich eine Welle von Mitleid, immerhin ist es seine Frau die gerade auf dem OP-Tisch liegt. Allerdings bin ich nicht da um ihn zu trösten, sondern um mich um seine Tochter zu kümmern, unabhängig von ihrer Bitte, mich fernzuhalten. 

"Meine Eltern müssten gleich da sein.", erwidere ich und schiebe mich an ihm vorbei. 

Vor den Stühlen vor dem OP-Saal steht Cassidy und redet auf die Person ein, die sich in dem roten Plastik zusammengekauert hat. Tatsächlich habe ich die junge Amerikanerin noch nie so besorgt gesehen, sie scheint wirklich alles zu versuchen.                                                                                   Langsam trete ich an die beiden Mädchen heran. Ich habe Angst Liz in die Augen zu schauen, ich habe Angst wie sie auf meine Anwesenheit reagieren wird und ich habe Angst, dass ich alles nur noch schlimmer mache. 

Ich muss an ihren Brief denken, in welchem sie mich doch ausdrücklich darum gebeten hat, sie in Ruhe zu lassen. Aber das kann ich nicht. Ich Kann es einfach nicht. Liz denkt sie wäre eine Art Last für mich, dass sie mir gewisse Dinge weggenommen hat, aber das stimmt nicht. Eigentlich ist es sogar kompletter Bullshit! Ich wollte nie etwas anderes. Ich wollte sie glücklich machen. Ich habe das über die Jahre hinweg zu meiner Lebensaufgabe gemacht, ja, aber das bereue ich nicht.

Ich hatte nie das Verlangen mich auf irgendwelchen Partys volllaufen zulassen und auch keinen Bock auf irgendeine nervtötende Beziehung. Ich wollte immer nur bei Liz sein. 

"Sie ist nicht wirklich bei sich, glaube ich. Vielleicht ist sie in einer Art Schockstarre?", flüstert Cassy mir zu und schaut mich hilfesuchend an. 

Ich atme einmal tief ein, bevor ich meine Beste Freundin zum ersten Mal richtig anschaue. Sie sitzt zusammengesunken in einem der Klappstühle, in ihrer Hand einen randvollen Becher Tee. Ihre Haare verdecken beinahe die Hälfte ihres Gesichtes. Aber das aller Schlimmste ist ihre ausdruckslose Miene. Ihr Blick ist kalt, der Mund eine einzige Linie. Würde sie weinen, wäre es nicht so schlimm. Diese Gefühlslosigkeit aber, erzeugt eine Gänsehaut bei mir. 

"Oh Lizi.", stammle ich, unsicher was ich tuen soll. 

Ich warte auf irgendeine Reaktion, vergeblich. Sie starrt einfach weiter auf den Linoleum Boden. Ich spüre Cassidys abwartenden Blick in meinem Rücken, aber ich bin unfähig etwas zu tun. Selbst ich weiß nicht, wie man meiner Freundin jetzt helfen kann. Aber, verdammt was habe ich erwartet? Ihre todkranke Mutter, wird nur wenige Meter entfernt Notoperiert und niemand weiß ob wir sie noch einmal lebend zu Gesicht bekommen werden. 

Mama hat mir erzählt, dass Liz ihre Mutter in einer Blutlache aufgefunden hat. Was ist, wenn das das letzte Mal gewesen ist, dass sie sie gesehen hat? Ich will nicht, dass das ihre letzten Erinnerungen an Mrs Turner werden. Mir wird erst jetzt richtig bewusst wie schlimm es für meine Freundin sein muss zu wissen, dass ihre eigene Mutter in Kürze sterben wird. Ich kann es mir schwer vorstellen, aber der Gedanke daran, dass Mrs Turner in Zukunft vielleicht nicht mehr im Wohnzimmer der Turners auf der Couch liegen wird, bringt mich beinahe zum heulen. 

Wie schlimm muss es dann erst für Liz sein?

Ich falle vor meiner Besten Freundin auf die Knie und nehme ihre eiskalten Hände in meine: "Sie wird es schaffen, Lizi. Irgendwie. Sie muss!"

"Wird sie nicht, Noah.", antwortet Liz mit tonloser Stimme und drückt leicht meine Hände. 

Warum muss ihr das passieren? Liz, dem freundlichsten Mädchen auf Erden, warum? Warum muss ausgerechnet, die immer so fröhliche Mrs Turner, an Krebs erkranken? Das ist doch alles nicht gerecht! WARUM?

Plötzlich tauchen Mr Turner und meine Eltern neben uns auf. Vater legt mir eine Hand auf die Schulter und ich blicke auf. Gerade verlässt ein Arzt den OP-Saal und kommt auf uns zu. Ich will mich wieder zu Liz umdrehen, aber die ist bereits aufgestanden und geht dem Mediziner mit kleinen Schritten entgegen. Wie kann sie jetzt noch so stark sein? 

"Ist sie tot?", will Mr Turner ohne große Umschweife wissen und in mir spannt sich alles an.

Die Luft in diesem Krankenhausflur ist vor Anspannung geladen. Cassidy zupft nervös an ihrem Armband herum, meine Mutter kaut an ihren Fingernägeln, Vater tritt von einem Bein aufs andere, Mr Turner hat eine Faust geballt und Liz steht einfach nur wie eine Statue da. 

Der Arzt holt tief Luft, ehe er mitfühlend erwidert:" Es tut mir Leid, aber wir konnten ihre Frau nicht mehr retten."

**********

"Nein!", brüllt Liz und lässt sich auf den Boden fallen, den Kopf in den Händen vergraben. Ihr Schrei hallt an den Wänden wieder und geht mir durch Mark und Bein. 

Sie brüllt, weint, schreit. 

Aber all das holt Mrs Turner nicht zurück.

Sie hat ihre Mutter für immer verloren und niemand kann ihr diesen Schmerz nehmen. Allerdings scheint eh jeder mit sich selbst beschäftigt zu sein. Meine Mutter schluchzt in ein Taschentuch, Vater massiert sich die Schläfen, Cassidy starrt den Doktor entsetzt an und Mr Turner lässt seine Faust gegen die Wand knallen.

Aber ich sehe nur Liz.

Ich setze mich zu ihr auf den Boden und nehme sie in den Arm:" Es tut mir so Leid!"

Fuck, ich weiß, dass das nichts hilft! 

Liz Tränen durchnässen mein Shirt, aber ich lasse sie weinen. Ich würde ihr so gerne den Schmerz abnehmen, aber ich kann nicht. Eine Weile sitzen wir so da, bis ihre Tränen irgendwann trocknen und sie nicht mehr von Heulkrämpfen geschüttelt wird. 

"Ich werde sie nie wieder in den Arm nehmen können.", flüstert Liz und dann küsst sie mich.

Sie küsst mich, in diesem nach Desinfektionsmittel riechenden Flur.

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