∞ Prolog

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Man sagt, dass jeder Mensch eine Bürde auf den Schultern zu tragen hat. Wie gross diese Bürde ist hängt davon ab, wie stark man ist, wie mutig man ist. Ob man sich allem was einem ungerecht erscheint in den Weg stellt. Ob man immer reinen Herzens handelt. Darauf kommt es an. So wird entschieden, ob die Last des Lebens gross oder klein ist.
Doch bei mir war es anders. Ich hatte das falsche Paket abbekommen. Ich wollte es nicht haben. Ich wollte diese Last nicht auf meinen Schultern tragen. Ich wollte nicht stark sein, oder mutig. Ich wollte bloss meine Familie zurück. Meine Familie und mein altes Leben.

"Nein, bitte! Ich will bei ihm bleiben, bitte, Sir! Ich will nicht! Lasst mich los!"
Ich strampelte, biss und kratzte, doch es half alles nichts.
Ich hatte Angst, Angst mich an das zu erinnern, was geschehen war. Und noch mehr Angst davor, zu sehen was jetzt geschah.
Ein Mensch hat ein Schicksal, meinte meine Mutter immer zu mir. Ich hatte nie verstanden wieso es ihres gewesen war, zu sterben. Getötet von einem Mann, der selbst fast noch ein Kind gewesen war und der deshalb nicht einmal rechtlich belangt worden war. Wir hätten sie gebraucht. Ohja, wir hätten sie so sehr gebraucht.
Ich wollte kein Schicksal haben.
Denn wenn man sein Schicksal erstmal erfahren hatte, dann war ein Leben in Freiheit keine Option mehr. Denn dann schien alles schon vorbestimmt zu sein.
Ich hatte mein Leben immer selbst in die Hand nehmen wollen. Ich hatte fest daran geglaubt. Aber jetzt war ich zu schwach um mich zu wehren.
Und weil ich schwach war, verlor ich.
Jake, so wurde mir gesagt, war alt genug, um im harten Leben selbst auszukommen, jemand vom Jugenddienst würde sich regelmässig um ihn kümmern. Er durfte auch das kleine, alte Haus behalten. Wahrscheinlich interessierte die Stadt eine Bruchbude wie diese nicht gross. Aber Jake würde sie brauchen. Für später, wenn er mal erwachsen war. Sie nannten es betreutes Wohnen. Oder sowas.
Aber als die Beamten die Kinderpsychologin in unser Haus geschickt hatten, da wusste ich bereits, dass für mich nicht für dasselbe galt.
Sie hatte ihren strengen Pferdeschwanz zurecht gerückt und mir durch ihre grosse Brille allerlei Dinge mit geteilt.
Durch ihre Stimmlage hatte sie versucht alles zu verharmlosen. Sie versuchte mit mir zu reden, wie mit einem kleinen Kind. Doch ich war seit meiner Geburt in einer Gegend aufgewachsen, in der man Manipulation erkannte. Und sogar in diesem Moment hatte ich sie erkannt.
Ich hatte ihr nicht zugehört und hatte den Blick auf die Polizisten gerichtete gehabt, die in unser so leeres und einsames Haus gekommen waren.
Es hatte mich wütend gemacht, dass sie das Haus betraten. Mein Vater hatte sie gehasst, die Männer in den Uniformen.
Und meine Mutter hatte sie gefürchtet.
Ich hasste sie auch, für alles was Ihresgleichen uns angetan hatten. Ich hasste sie abgrundtief, doch es gab nichts, was ich tun konnte. Ich war hilflos. Schon wieder.
Dann hatte ich auf meine rosaroten Riemchen-Sandalen geguckt, während die Frau weiter auf mich eingeredet hatte. Diese Schuhe verbanden mich mit einem ganz besonderen Erlebnis, genau wie diese Männer in Uniformen.
Es war vor genau fünf Monaten passiert. Kurz nach meinem siebten Geburtstag. Und nach Jakes zehntem. Das war der Moment gewesen, in welchem ich zum ersten Mal Hass in meinem Leben gespürt hatte. Hass auf alle Gesetzeshüter der Welt. Denn sie waren Schuld. Sie waren an allem schuld.
Aber ich wollte nicht an dieses Ereignis denken. Ich hatte geblinzelt und war dann aus den Gedanken gerissen worden, als die Psychologin mir schlussendlich in einem einzigen Satz mitteilte, dass ich in ein Kinderheim ziehen musste, wo man mich angemessen aufziehen würde. Weit Weg von meinem Zuhause. Meine hellen braunen Strähnen hatten meine Sicht verdeckt, doch ich hatte tapfer den Kopf gehoben. So wie es mir beigebracht worden war.
Jake hatte oft mit solchen Leuten geredet. Seit dem Tod unseres Vaters war er unheimlich erwachsen geworden, obwohl ein Kind in seinem Alter noch in die Grundschule hätte gehen sollen. Aber bereits vor Dads Tod war unser Leben bergab gegangen.
Als meine Mom starb war alles nur noch ein Hoffen und Bangen gewesen. Jeder Tag war eine Qual für uns alle gewesen. Dad war gereizt, angespannt und paranoid gewesen, und dennoch hatte er sich so bemüht, mich ein normales Leben leben zu lassen.
Mit Riemlchem Sandalen.
Doch jetzt war er weg, der Einzige, der mir noch geblieben war, war Jake, mein grosser tapferer Bruder.
Die harten Hände der Polizisten hielten meine dünnen Ärmchen fest, mein langes, gebürstetes Haar mit den farbigen Spangen drin wurden durch die Luft geworfen als sie mich den Kiesweg von unserem Haus zu dem Streifenwagen schleppten, der bereits vor dem Gartentor auf uns wartete.
Tränen sammelten sich in meinen Augen und meine Sicht verschwamm, als ich ununterbrochen versuchte die Polizisten von mit zu stossen. „Wieso tut ihr das? Ich hasse euch!"
Die Strasse, hatte mein Vater gesagt, gewinnt immer. Und ich kam von den Strassen. Den schmutzigen Strassen des Drecksviertels der Bronx.
Aber ich war zu schwach und die Männer in den blauen, sauberen Uniformen waren so viel grösser als ich. Und stärker. Und das wussten sie auch. Sie bestimmten über mein Leben, sie hatten mir meinen Vater genommen, und nun auch noch meinen Bruder. Ich konnte mich nicht wehren, egal wie sehr ich meinen Körper auch verkrampfte und mich wand. Ich war abhängig von ihrem Entscheid.
Ich hoffte, in ihren Augen irgendeine Art Mitleid zu sehen. Unsicherheit. Doch als kleines Kind begriff man sehr schnell, wie die Menschen wirklich waren. Man spürte es. Und diese Polizisten hegten nicht einmal den Ansatz von Zweifel. Ihre Gesichter waren hart und nichts-sagend, während sie mich erbarmungslos weiter auf das Auto zu zerrten.
Meine Sandalen schabten über das knirschende Kies, die helle Mittagssonne blendete mich. Ich drehte den Kopf zu unserem Haus zurück. Seit je her war es mir wie eine Festung vorgekommen, eine standhafte Burg, in der ich sicher und beschützt vom Prinzen und dem König hatte Leben können.
Doch der König war tot und mit ihm war alle Sicherheit gewichen, die ich immer in meinem kleinen Herzen gefühlt hatte.
Und jetzt wurde die Prinzessin entführt. Aus ihrem kleinen Schloss, ihrer kleinen, heilen Welt.
Jake wurde von einem älteren Mann mit grau melierten Haaren zurückgehalten, während er trotz des festen Griffs unermüdlich versuchte, zu mir zu gelangen. In seinen Augen sah ich den Schmerz, die Wut. Ich wollte wieder zu ihm, in seine Arme fallen und ihn nie mehr loslassen.
Ich brauchte ihn doch.
Er hatte mich immer beschützt. Vor den Spinnen, die unter den Steinen im Garten gelauert hatten, vor groben Nachbarn und selbst vor anderen Kindern des Viertels.
"Jake", wimmerte ich mit einem dünnen ersticktem Schluchzen. Die Tränen konnte ich nun nicht mehr zurückhalten.
Dieses eine Wort gab ihm den Anstoss erneut zu kämpfen. In diesem Jungen steckte eine Kraft, die er nur nutzen konnte, wenn es um seine Familie ging. Damals, als Dad vor unseren Augen gestorben war war er auch stark gewesen, für mich. Und jetzt wollte er wieder stark sein. Mir helfen. Er schaffte es von dem Officer los zu kommen und rannte über den Weg, streckte seine Hand nach meiner aus, die ich ihm in letzter Hoffnung, zwischen den Körpern der Männer entgegen hielt.
Der Weg war so lange, so unglaublich lange. Doch er rannte weiter, weil er zu mir wollte.
Seiner kleinen Schwester. Wir hatten uns geschworen, für immer zusammen zu sein. Dann war er mir endlich nahe genug. Mit flackernden, blauen Augen sah er mich an.
Unsere Finger berührten sich, noch einmal konnte ich die Nähe meines Bruders fühlen. Unsere Blicke verknoteten sich und ich weinte.
Dann wurde er wieder von mir weggerissen, seine Hand verschwand wieder und mit ihr sämtliche Liebe aus meinem Leben. Ich schrie auf. Gellend und laut. Mein kleines Herz raste, meine Arme schmerzten und mein Hals brannte, als ich all meine Kraft zusammen nahm, um von den Männern los zu kommen.
Den Blick auf Jake gerichtet drehte ich den Kopf hin und her um ihn weiterhin sehen zu können, während die Männer mich weg trugen.
Er wurde festgehalten, und sah mich an.
Er versuchte Stark zu sein.
Er lächelte, seine Augen waren nass, und doch versuchte er zur Lächeln.
Mit den Lippen formte er ein „Ich liebe dich" und biss dann die Zähne zusammen. Ich konnte in meinem Kopf hören, was er jetzt dachte.
"Bleib stark Jessica. Wie Dad es war. Gib nicht auf, lass dich nicht brechen."
Ich weinte laut, als Jake aufhörte sich zu wehren. Er starrte mir nur nach, wie ich durch das Gartentor gezerrt wurde. Meine Sandalen blieben daran hängen und ich schürfte meine Beine auf, doch ich spürte es nicht. Ich spürte nur den Schmerz in meinem Innern.
Dann tat ich es meinem Bruder gleich. Sah bloss noch ihn an und hörte auf zu kämpfen.
Ich würde mich nicht brechen lassen. Niemals, ich würde stark sein. Für Mom, Dad und Jake.
"Endlich", murrte einer der Männer und hob mich hoch, über seine Schulter hinweg sah ich zu meinem Bruder.
Er konnte nichts machen, die Wut und Trauer zerrissen ihn, genauso wie mich. Er hatte schon zu viel verloren. Wir hatten zu viel verloren.
Ich hörte das Tuscheln der vereinzelten Nachbarn, die sich um das Auto und den Zaun versammelt hatten. Nicht viele getrauten sich aus dem Haus, wenn die Polizei anwesend war. Doch diejenigen die es taten, tuschelten aufgeregt miteinander. Als wäre es das Ereignis des Jahres.
Die armen, sie haben ihre Eltern verloren; solche armen Dinger; wie konnten die Eltern ihnen das nur antun.
Ich hörte alles, was sie sagten. Und ich erkannte auch, dass uns niemand von ihnen helfen würde. All diese Menschen standen da, zusammengedrängt, doch niemand trat hervor. Solange sie zusammen waren traten sie stark auf, doch niemand wollte nach vorne kommen, weil er dann die Stärke verlor, die ihm diese Gruppe lieferte. Niemand wollte etwas riskieren, nur um zwei Kindern zu helfen, die sie nicht einmal richtig kannten.
Hass machte sich in mir breit. Es linderte jedoch die Trauer nicht.
Die Menschen sahen die Polizisten, sahen was sie taten. Und für sie hiess diese vornehme Uniform, dass sie alles ungestraft tun durften. Und niemand hinterfragte sie.
Wieso nur taten sie das. Sie besassen eine Marke, ein Stückchen Metall. Und das ermächtigte sie dazu, sich das Recht heraus zu nehmen, Familien auseinander zu reissen. Sie waren Schuld. An allem.
Ich wurde auf ein übel riechendes, schwarzes Kindersitzchen in den Streifenwagen gehoben, doch schmecken tat ich nicht viel, bloss das Salz auf meinen aufgesprungenen Lippen.
Die Autotür knallte zu, doch ich zuckte nicht einmal zusammen. Sah nur weiter meinen Bruder durch die schmutzige Scheibe an. Dann setzte sich der Wagen in Bewegung, langsam rollte er los.
Ich hatte den Kopf ans Fenster gedrückt, und eine Hand daran gehalten. Jake sah mir nach, er weinte, dass sah ich genau. Dennoch nickte er mir langsam zu. Ich verstand, was er mir damit sagen wollte. Er verlangte von mir, dass ich nicht aufgab. So wie er. Wie er da stand, umringt von den Polizisten, klein und schmächtig im vergleich zu den wuchtigen Männern. Er hatte sich aufgerichtet, er sah aus wie Dad, unantastbar. Ich sah wie mein Bruder sich von dem liebenswerten Beschützer in einen kalten, jungen Mann verwandelte. Jemanden, der nun auf Überlebensmodus umstellte. Wie Dad es ihm beigebracht hatte.
Als ich ihn aus meinem Blickwinkel verlor starrte ich auf die graue Strasse. Alles erschien mir plötzlich so viel dunkler. Nicht einmal die vereinzelten Bäume, die aus verlassenen und ungepflegten Vorgärten spriessen, trugen noch Farbe. Sie waren alle grau und leblos.
Dann sah ich nach vorne.
Ich wollte durchhalten, für Mom.
Ich wollte stark sein für meinem Dad und überleben für Jake.
Ich wollte stärker werden, und ich wollte irgendwann zurück kommen, um ihnen alles zurück zu zahlen. All den Schmerz den sie verursacht hatten. Ich wollte mich gegen sie auflehnen und ihnen das zurück zahlen, was ich wegen ihnen erleben musste.
Ich wollte mich aufrichten, für mich kämpfen und nicht aufgeben. Ich wollte Jake wiedersehen und stark und ungebrochen bleiben, egal was mit mir geschehen würde.
Aber was ich noch mehr wollte, als alles andere, war Rache. Rache an den Männern. Das war neben Jake das Einzige, was mich davon abhielt, zu zerbrechen.
Ich würde lernen, stark zu sein. So stark und furchtlos, dass ich den Schmerz nicht mehr spürte, der mich jetzt auffrass.
Ich würde die Gesetze der Strasse erlernen und dann würde ich gewinnen. Denn die Strasse gewinnt immer.

Ich bin Jessica Black und das ist meine Geschichte.

Wenn ihr umblättert, und ich hoffe das tut ihr, taucht ihr ein in eine Geschichte die ihr noch nicht kennt.
Spannung, Liebe, Hass, Freundschaft und Zusammenhalt, all das findet ihr in der Welt.
Es ist ein Buch mit harten Wahrheiten, ein Buch mit Liebe, eines mit realen Gefühlen von nicht realenMenschen. Begleitet Jessica auf die Reise ihres Lebens!
Denn in diesem Buch ist nichts unmöglich... love you meine Sternchen
Angora77

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