Magisches Tierwesen

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Früher erzählten mir meine Eltern Geschichten. Geschichten über das Leben nach dem Tod. Es waren vielleicht nicht die besten Geschichten für ein 5 Jähriges Mädchen, aber jetzt habe ich immerhin eine Ahnung was mich erwartet.

Sie erzählten von wunderschönen, jedoch grausamen Wesen. Sie haben viele Namen. Seelenwölfe, Seelensammler, Engelswölfe, oder wie ich sie nannte: Die Rauchschattenjagd.

Sie kommen dich holen und wenn du davonläufst, jagen sie dich ohne Gnade, sagten meine Eltern immer und ich fragte, warum laufen wir dann davon?

Nun weiß ich es. Sie nehmen deine Seele. Das heißt, wenn du sie siehst wirst du sterben. Ich weiß nicht warum, aber ich habe sie gesehen, also laufe ich.

Ich spüre das trampeln ihrer Pfoten auf dem aufgeweicht Boden des Waldes, rieche den Geruch des Todes, der sie umweht, höre ihr Schnauben hinter mir.

Ich laufe weiter. Weiche dem Gestrüpp aus. Warum laufen wir dann davon? Weil wir leben wollen. Das ist die Antwort auf die sinnlose Frage.

Früher hatte ich keine Probleme mit dem Tod. Ich wusste, irgendwann würde meine Zeit gekommen sein. Vielleicht überstieg das Konzept auch meine kindliche Vorstellungskraft. Jetzt wünschte ich, ich könnte es akzeptieren.

Meine braunblonden Haare, die sonst zu einem ordentlichen Pferdeschweif zusammengebunden sind, wehen mir offen in mein Gesicht.

Ich höre ein Heulen hinter mir. Ein Blick über die Schulter zeigt, wie nah sie hinter mir sind. Ihr weißes Fell funkelt silbern im Licht des Mondes und ihre unnatürlich blauen Augen bohren sich in meine graubraunen.

Ich strenge mich an noch schneller zu laufen. Ich sagte einmal, wenn ich weglaufen würde, wäre ich schneller als die Winde. Ich hatte recht. Meine dreckigen, weißen Chucks bohrten sich tief in den aufgeweichten Boden, als ich über einen Baumstamm springe.

Um meinen Arm wickelt sich eine Dornranke. Verzweifelt reiße ich ihn los. Blut spritz auf den grauen Pullover. Dass ist egal. Mein Arm schmerzt. Ich wage es nicht, mir die Wunde anzugucken.

Lauf Rhea, lauf! Höre ich die Stimme meiner Mutter in meinem Kopf. Ich kann nicht mehr. Ich bin so müde. Antwortet mein junges Ich.

,,Ich halte das nicht durch", flüsterte ich verzweifelt. Was bringt es zu laufen? Irgendwann wirst du an Erschöpfung sterben. Fragt ein Teil von mir. Der andere, der Teil, der immer Hoffnung in sich trägt antwortet, vielleicht geben sie auf, dann hast du es geschafft. Ein Versuch ist es Wert, was hast du zu verlieren?

Das stimmte. Was hatte ich zu verlieren? Die Jagd hatte meine Familie geholt. Jetzt wollten sie mich.

,,Ich kann das schaffen", murmele ich angestrengt. Wieder beschleunige ich mein Tempo. Weiche einem Busch aus und springe über einen weiteren Baumstamm.

Ich blinzel. Mein Fuß verharkt sich in einer Baumwurzel. Fluchend stolpere ich. Schnell komme ich wieder auf die Beine. Trotz der Schmerzen in Arm und Bein laufe ich weiter. Meine Sicht verschwimmt und Tränen der Verzweiflung laufen über mein Gesicht.

Erneut werfe ich einen Blick über die Schulter. Sie sind jetzt ganz nah. Lenk Sie ab, meint die Stimme meines Vaters in meinem Kopf. Wie?, frage ich. Eine Antwort gibt mir keiner.

Ich versuche abrupt nach links abzubiegen. Ohne mich umzugucken laufe ich weiter. Der Weg wird immer steiler und meine Kraftreserven gehen zur Neige. Jeder weitere Schritt fühlt sich wie der Aufstieg zum Mount Everest an.

Ich kann nicht mehr. Du musst stark sein Rhea. Lauf weiter. Gönn ihnen nicht den Triumph deine Mörder zu sein!

,,Ich kann nicht mehr. Es tut mir leid Mama.", flüstere ich ins nirgendwo.

,,Du kannst", neben mir erscheint die geisterhafte Gestallt einer Frau. Ihre kurzen blonden Haare umspielen ihr Gesicht und ihre blauen Augen blicken mich warm an.

,,Mama", Weine ich. Sie war gestorben. Gestorben um mich zu schützen. Was war ich, dass ich diesen Schutz nicht würdigte? ,,Du hast recht. Ich kann.", murmle ich mehr zu mir, als zu irgendjemand anderen. Ein kurzer Blick in ihre Augen genügt, um mich kämpfen zu lassen.

Mit neuer Kraft renne ich los. Hätte ich mich umgedreht, hätte ich den stolzen Blick den sie mir zuwarf gesehen. Meine Füße flogen förmlich über die immer steiniger werden Landschaft.

Ein weiteres Heulen ließ mich kurz innehalten. Meine Zuversicht schwankte, als ich sehe, wie mühelos die Jagd den steilen Weg erklimmt. Ihre weißen Flügel liegen zusammengefalltet auf ihrem Rücken. Sie strengen sich noch nichtmal an. Für sie ist das nur ein Spiel. Schießt es mir durch den Kopf.
Ein Spiel, das mein Tod beinhaltet.

Ich renne weiter. Als ich das nächste Mal stolpere ertasste ich ein paar Steine. Verzweifelt schleudere ich sie hinter mich. Ein Jaulen zeigt mir, dass ich getroffen habe.

Ich wage einen weiteren Blick nach hinten und bereue meine Entscheidung sofort.

Ihr weißes Fell leuchtet nun nicht mehr silbern, sondern hängt verwesst an ihnen, sie fletschen die spitzen, scharfen Zähne, um sie scheinen sich Schatten zu bewegen, aber das unheimlichste sind wohl die leblosen, blauen Augen, die glühen zu scheinen. Was habe ich nur getan...

Vor mir ragten Felsen auf. Wie eine Besessene fange ich an zu klettern. Ich muss zum Plateau kommen, vielleicht geben sie dann auf. Mein Arm fühlt sich an, als stünde er in Flammen. Und meinen Fuß spüre ich garnicht mehr.

Wieder werfe ich einen Blick über die Schulter. Die Jagd steht unter mir und sieht mich abwartend an. Ihre Augen glühen hungrig.

,,Meine Seele bekommt ihr nicht!", zische ich. Mit einem Ruck ziehe ich mich auf das Plateau. Vor mir erstreckt sich der Ausblick über den gesamten Wald. Ich war weit gelaufen. Weiter und schneller, als je in meinem Leben zuvor.

Zähne bohren sich in mein Bein. Ich schreie. Die weißen Wölfe haben mich umzingelt. Sie haben dich. Was hat dir die Flucht jetzt gebracht? Fragt die Stimme in meinem Kopf.

Einer der Wölfe nähert sich. Mir wird schwindelig. Seine Gestallt verschwimmt. Ein etwa 17-jähriger Junge mit blauen Augen und weißen Haaren, die unter einer Kapuze hervorgucken, steht vor mir. Seine Augen haben einen hungrigen, fast schon wahnsinnigen Ausdruck.

Ich stolpere zurück. Mein Fuß rutscht über die Kante. Für einen kurzen Moment bin ich schwerelos. Eine Hand packt meine. Ich will mich los reißen. Einfach fallen. Ich werde rauf gezogen.

,,Wir haben die nicht gejagt, um auf deine Seele zu verzichten.", sagte der weißhaarige. Seine Stimme klingt mehr noch einem knurren, als irgendetwas anderem.

,,Eher bring ich mich selbst um!", knurre ich zurück.

Er lächelte und emblöste zwei spitze Reizzähne. Dann legt mir bloß einen Finger auf die Lippen. ,,Pscht." Ich schreie. Die Welt um mich herum wird schwarz. Alles, was ich spüre sind die unerträglichen Qualen. Instinktiv weiß ich, was passiert. Er reißt mir meine Seele aus dem Körper.

,,Nein.", flüstere ich. Ich nehme alle meine Kraft zusammen und schlage zu. Ein knacken verrät mir, dass ich getroffen habe.

Ich mache einen Schritt über die Kante und falle. Diesmal packt mich niemand. ,,Sie sind nicht meine Mörder Mama.", sage ich und schließe ein letztes Mal die Augen. Ein friedliches Lächeln umspielt meine Lippen. Über mir höre ich die Wutschreie der Jagd. Mama, Papa, ich komme. Mein Körper trift auf den steinigen Boden und meine Seele steigt gen Himmel.


So, hier ist meine endgültige Abgabe Strawberry76821. Ich hoffe, dass passt so :)

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