Der Zauber von Weihnachten

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Sie trat auf die Bühne, mit hoch erhobenem Kopf, obwohl ihr Herz so schnell in ihrer Brust pochte, dass sie nur noch dieses Geräusch wahrnahm. Poch, poch, poch. Der Takt einer Melodie, zu der sie sich gleich bewegen würde.

Sie atmetete tief durch. Sie stand nun am äußersten Rand der Bühne, in Dunkelheit gehüllt. Ihr Gegenüber befand sich so weit entfernt wie möglich am anderen Ende. Sie konnte ihn nicht sehen, meinte aber, seine Präsenz spüren zu können.

Beim Tanzen ging es um das Gefühl. Man brauchte seine Augen dafür nicht. Und in den letzten Wochen war sie ihrem Partner so nah gekommen wie noch nie jemanden zuvor, sodass sie ihm blind vertraute.

Aber heute würden sie die Dunkelheit verlassen und sich der Welt offenbaren.

Der Moment war gekommen. Als die Musik einsetzte, eine kleine, unschuldige Melodie, gingen sie beide aufeinander zu. Zwei helle Scheinwerfer folgten ihnen, bis sie kaum einen Meter voneinander entfernt stehen blieben. Die Musik verklang im Hintergrund und es wäre so still gewesen, aber in ihren Ohren rauschte immer noch ein leises „Poch, poch, poch”.
Sie streckte vorsichtig die Hand nach seinem Gesicht aus, aber er fing sie ab.

In diesem Augenblick geschah alles auf einmal: Ein neuer Klang ertönte, wie eine Mischung aus Glöckchen und etwas anderem, aber seltsam verzerrt - nicht abschreckend, aber merkwürdig. Gleichzeitig entflammten dutzende Kerzen um ihnen herum, die alles in kaltes Licht tauchten. Auch der nun erkennbare Mistelzweig über ihren Köpfen schimmerte bläulich.

Es wurde kalt im Raum, sehr kalt, aber sie konnte nicht sagen, ob ihre Gänsehaut daher kam oder von seiner Berührung verursacht wurde. Seine Hand an ihrer Haut schien sie von innen zu verbrennen und sie schaute so fasziniert darauf, dass sie gar nicht den Hass bemerkte, der in seinen Augen glomm.

Doch als er seine Hand aprubt wegriss und zu einer Faust ballte, stolperte sie überrascht zurück. Fast hätte er sie geschlagen. Noch während sie ihn ungläubig anstarrte, sickerte die Kälte in ihr Herz, genauso wie eine starke Abneigung, die der Mistelzweig sähte. Innerhalb weniger Sekunden war die Hitze, die sie bei seiner Berührung zu fühlen geglaubt hatte, vergessen.

Und endlich begannen sie zu tanzen.

Sie waren wie zwei Magnete, die sich immer wieder abstoßen und anzogen. Sie konnten nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander, denn der Hass war ein Rausch, den sie immer wieder aufs Neue spüren wollten, obwohl sie wussten, dass er ihnen nicht guttat.

Sie waren gefangen in ihrem komplizierten Schauspiel unzähliger Bewegungen, die nur zusammen funktionierten und doch keine Berührungen zuließen.

Doch auf einmal stolperte er und das Kerzenlicht erzitterte. Der Moment schien sich zu verlangsamen: Sie stand reglos unter dem Mistelzweig, während er endlos langsam fiel. Die Kerzen flackerten immer mehr, bis sie erloschen und alles in Dunkelheit getaucht wurde.

Und in diesem Moment spürte sie die Veränderung in sich selbst.
Liebe, klar und hell, floss in ihren Körper und verdrängte den Hass.

Sie wusste sofort, wo er war. Beim Tanzen ging es um das Gefühl, und die Liebe leitete sie zu ihm, und obwohl sie nichts sehen konnte, fiel er direkt in ihre Arme. Es war, als würden ihre Körper beide zeitgleich aufseufzen, als hätten sie die süße Erlösung gefunden, als sie sich endlich berührten.

Die Kerzen erwachten wieder zum Leben, aber sie waren jetzt warm und freundlich, genau wie die Musik, die wieder stimmig klang und das war, was sie sein sollte: Ein Liebeslied zu Weihnachten.

Sie drehten sich in ballettartigen Pirouetten, waren nicht mehr zu zweit einsam, sondern miteinander verschmolzen, gemeinsam im Liebestaumel.

Die Melodie verlangsamte sich und als der letzte Ton verklang, sanken sie in einer tiefen Umarmung zu Boden.

Und als die Dunkelheit sie wieder willkommen hieß, hörte sie nur ihr Herz genauso wie seins schneller denn je schlagen, sondern auch tosenden Applaus. Denn ihr Stück stellte all das dar, was Weihnachten ausmachte.

Es war ein Meisterwerk.

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