16« Davis

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»Hallihallöchen!«
Mit einem breiten Grinsen schlug man mir auf die Schulter und reichte mir dann, als sei es selbstverständlich, den schwarzen Reisekoffer.
»Na, wie geht's dir?«

Der Schwarzhaarige begann in Richtung des Ausgangs zu laufen und zog dabei seine Kapuze tiefer ins Gesicht um sein blau geschwollenes Auge zu verdecken.
Ich hatte die Kapuze meines grauen Pullovers ebenfalls tief ins Gesicht hängen, damit mich hier in den Menschenmassen niemand erkennen und ein Bild von mir und meiner Begleitung machen konnte. Am Flughafen war das Risiko erkannt zu werden ziemlich hoch und es gab viele Passanten die aus Neugierde ein Bild von mir schießen wollten. Ich wollte das, so gut es ging, umgehen und folgte dem Schwarzhaarigen eilig nach.

»Die Frage ist, wie es dir geht.«
Ich schloss schnell zu ihm auf und bog am Ausgang nach links ab, um zum Auto zu gelangen.
»Bestens!«, beharrte das Blauauge und wich meinen forschenden Augen aus.

»Klar, und wie es sich für dich gehört bist du auch nur aus reinem Zufall hier, stimmt's? Komm erzähl mir nichts, der Gentleman von Brite passt nicht zu dir.«
Er seufzte genervt und zog die Kapuze vom Gesicht, sobald wir hinter den getönten Scheiben des Mercedes saßen und man höchstens von meinem Auto ein Foto schießen konnte.

»Er hat's verdient«, murrte er und kratzte sich am Kopf, um meinem Blick und auch meinen Fragen auszuweichen.
Wir waren Blutsverwandte und ich kannte meine Eltern, als das sie nur aus lauter Verzweiflung einen Flug für diesen kleinen Rabauken buchen würden. Er hatte es die letzten Wochen wohl wieder maßlos übertrieben und würden sie uns Kinder nicht so unglaublich geduldig lieben, dann säße er schon seit Jahren auf der Straße.

»Er hat angefangen dir ein blaues Auge zu schlagen?«, hakte ich nach und reihte mich im nächtlichen Verkehr ein um zum Penthaus zu kommen.
»Nein. Er hat angefangen Schläge zu kassieren!«
Ich rollte die Augen. Konnte er mir nicht einfach von vorne bis hinten in klaren Worten erklären, was für Schäden ich wieder zu begleichen hatte?

»Und dann hat er geheult«, murmelte er hinterher und begann wie ein Idiot aus dem Fenster zu grinsen.
Ich fragte nicht weiter nach. Die Stille schloss sich ums Auto und ich wusste, dass ich von meinem Bruder in den nächsten zwei Stunden mit keinem vernünftigen Gespräch rechnen konnte.
Ich würde später noch einmal mit Mum telefonieren.

Meine Eltern schienen wirklich sauer auf Daniel zu sein und in Momenten, in denen er wieder eskalierte, warum auch immer er sich immer in diesen Mist ritt, setzten sie ihn einfach ins nächste Flugzeug nach Seattle.
Es war nicht so, als würden sie in schwierigen Zeiten ausweichen und ihre Probleme in die Schuhe eines anderen schieben. Sie hatten schon oft versucht mit Daniel zu reden, warum er immer solch einen Blödsinn baute und sich in seiner Pubertären Phase wirklich selbst in die Enge trieb, doch er schaltete gerne beim ersten lauten Ton auf Durchzug.

Daniels Charakter bezog Frechheit. Es war seine Art Menschen zu provozieren und sie mit ignorantem Verhalten zu nerven.
Er war liebevoll und ein guter Freund, mit meinem Bruder hatte man meistens Spaß, aber zwischen Spaß und der Realität lag eine klare Grenze und die übersah er jedes Mal. Er bemerkte nicht, dass er manchmal einen Schritt zu weit ging.

Meinen Eltern jedenfalls hörte er nicht gerne zu und sie sahen selbst ein, dass der Draht zwischen ihnen und ihrem Sohn nicht gerade der engste war. Daniel lief am liebsten vor seinen Problemen davon und wenn er den Ernst einer Lage sah, wich er dieser Konsequenz sofort aus.
Es half nichts ihn dann zu seiner Einsicht zu zwingen. Irgendwann würde er es lernen müssen, doch im Moment war es nicht möglich ihn unter lauten Worten zum Hören zu bringen.
Am besten war es, wenn man ihn einfach alleine ließ, aber das war, wenn man noch bei seinen Eltern lebte, unmöglich.
Mum und Dad waren schnell zu reizen und nachdem Daniel wieder irgendeinen Eintrag bekommen hatte und man sich um das Beheben seiner Schäden zu kümmern hatte, sollte Daniel selbst lieber nicht zu Hause sein.

Auf Dauer war es bekloppt ihn nach jeder Schweinerei ungeschoren davon fliegen zu lassen, doch hier in Seattle verhielt er sich tatsächlich anders.
Zwar blieb er charakterlich derselbe, doch er verhielt sich sozialer und normaler. Er übertrieb nicht und er beging auch keine Straftat, die man hinterher auszubügeln hatte.
Meine Eltern glaubten, es läge an mir. Vielleicht war das auch so.
Daniel und ich standen uns sehr nahe. Er erzählte mir oft im Nachhinein warum er gewisse Dinge getan hatte - Mum und Dad gegenüber würde er sich nie im Leben erklären.
Meistens war es dann auch nachzuvollziehen, warum er wieder in eine Schlägerei verwickelt war.

Das leise Radio Gedudel wurde durch das Klingeln meines Handys unterbrochen. Ohne von der Straße abzusehen, nahm ich den Anruf entgegen und wurde sofort von der fröhlichen Stimme Brians aufgeweckt.
»Na, du kleine Chilischote? Wo treibst du dich herum?«
Ich stöhnte genervt. Chilischote, wirklich?
»Ich sitze im Auto und habe Daniel vom Flughafen abgeholt. Wieso fragst du? Was gibt's?«, sprach ich einigermaßen kontrolliert und bog um die nächste Kurve während Brian munter weiterredete.
»Ach, nein. Ist der kleine Schlingel auch mal wieder in den Staaten? Klasse! Wie viele Knochen hast du diesmal zertrümmert, Adonis?«
»Genug«, berichtete mein kleiner Bruder und lachte amüsiert.
Brian und er verstanden sich blendend und das war kein siebtes Wunder.
»Böse, böse.«
Ich konnte Brians amüsiertes Grinsen durch den Lautsprecher hören, doch im Hintergrund lachten noch deutlich mehr Leute.
»Brian, ist das Matt im Hintergrund?«, fragte ich und hielt vor einer roten Ampel.
»Ja. Matt hockt hier neben mir und Jason amüsiert sich gerade prächtig mit Jane, während deine Liebste sich auf der Toilette verkrochen hat, um mit ihrer Freundin ein bisschen über dich zu lästern.«
Er klang, als wäre es das normalste auf der Welt und ich hob fragend eine Augenbraue.
Jane? Meine Liebste?

»Sprichst du von Tears? Und wer ist Jane?«
»Seh' ich aus wie Rotkohl? Natürlich rede ich von Tears! Ach so und Jane ist ihre kleine Schwester.«
»Was weiß ich, wie bescheuert du gerade aussiehst. Rotkohl ist bestimmt untertrieben«, zog ich meinen Freund auf und ignorierte das belustigte Kichern meines Bruders, der sich neben mir kaum mehr halten konnte.

»Erstens: Das petze ich Tears und dann wird sie dich schon über meine Schönheit aufklären. Sie hat ja bekanntlich Methoden, die auch dein kaltes Herz zu rühren beginnen.
Zweitens: Komm mit oder ohne deinen kleinen Briten ins B-N. Heute wird gefeiert!
Und drittens: Du bist nach vielen Überlegungen zum "Schnittlauch" des Jahres gekührt worden.
Brian, ist raus.«

Und damit brach der Kontakt und die Musik begann nach einer kurzen Pause wieder zu spielen.
Schnittlauch? Tears ist im B-N?

»Tears? Wer ist Tears?«
Mit einem Schmunzeln wandte Daniel seinen Blick vom Armaturenbrett in meine Richtung.
»Jemand.«
Ich sah, wie er seine Augen rollte.
»Aha. Und ich wette, dieser Jemand ist super hübsch, klug, stinkreich und zum ersten Mal auch dein Geschmack.«

Ich bog nach links ab und parkte den Wagen wenige Meter vom Eingang der Bar entfernt. Ich wusste noch genau, wie stolz Brian gewesen war, als man ihm die Schlüssel zu diesem Laden überreicht hatte. Er hatte gestrahlt wie ein Honigkuchenpferd und die folgenden Tage nichts weiter als »Halleluja« gesungen, wenn er durch die Tür ins Innere trat. Ich hatte ihn selten so übermäßig glücklich gesehen, obwohl er von reiner Natur selten schlechte Laune hatte. Wenn er mies gelaunt war, dann musste wirklich etwas geschehen sein.

»Nein. Tears ist anders. Ganz anders. Und genau darum gefällt sie mir. Sie ist bodenständig, gebildet und wunderschön. Wenn du jetzt aber denkst, dass sie bereits meine Freundin ist und bei mir wohnt und wir uns schon seit Monaten daten, liegst du  falsch. Wir hatten einen sehr schlechten Start und dementsprechend gut können wir uns auch leiden. Sie hasst mich«, stellte ich klar und ließ das Auto verstummen.

»Na, dann will ich sie doch erst recht kennenlernen. Endlich erkennt mal jemand, was für ein Arsch du bist.«
Verspielt schlug Daniel mir auf die Schulter und riss die Beifahrertür auf.

»Ich glaube ich liebe dieses Mädchen bereits jetzt«, meinte mein Bruder, nachdem ich ihn undetailliert über unser Kennenlernen aufgeklärt hatte.
»Untersteh dich!«

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