6« Davis

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»Mann, und die Kleine hat dich einfach stehen lassen? Die muss ja Temperament in der Hose haben.«

Brian war über sein Lachen hinweg ziemlich beeindruckt und auch in der Runde schien man sich zwischen Respekt und Amüsieren nicht entscheiden zu können.

»Weißt du wenigstens mit wem du dich angelegt hast?«

Verständnislos sah ich zu Matt.
Ob ich wüsste, mit wem ich mich angelegt hatte?
Sollte es nicht andersherum sein und dann ganz anders laufen? Was hielt dieses Straßenmädchen denn bitte von sich?

»Nein, und ich bin auch nicht jeck darauf, ihren Namen zu erfahren. Die kann mir gestohlen bleiben«, murrte ich angepisst und bereute von meinem Morgen erzählt zu haben. Als ich Brian erklärte, warum ich ihn nicht noch einmal angerufen hatte – mein iPhone war im Eimer– wollte er gleich alles wissen und hatte sich meiner detaillierten Erzählung unterzogen.
Dass dieser morgendliche Streit auf öffentlicher Straße Stunden später beim Abhängen in einer Bar zum Besten gegeben werden musste, war natürlich klar.

»Ach, hör auf rumzuheulen, Maulende Myrte. Sei doch froh endlich mal ein vernünftiges Mädchen gefunden zu haben.«
Brian, dessen Pizzabruder ich gestern noch gewesen war, gab heute Harry Potter zum Besten und jeder hatte sich mit einem neuen Spitznamen beglücken dürfen.
Ich war kurzerhand zum Klogeist mutiert und durfte mir jetzt seine dummen Sprüche anhören, die alles andere als amüsant waren.
Die gute Laune, die Brian verströmte, passte mir heute gar nicht und ich knirschte noch immer mit den Zähnen, wenn ich an das Gespräch mit der Kellnerin zurückdachte. Wie konnte sie es wagen, mir den Mund zu verbieten? Niemand hatte das Recht, so respektlos mit mir zu reden. Unfassbar.

»Ja, Mann, nimm's nicht so schwer und sieh's mit Humor. Du hast sie halt genervt.« Jason stand voll und ganz auf Brians Seite, trank genüsslich von seinem Bier und schien mein Problem nicht zu verstehen. Das schien niemand.

»Ich soll sie genervt haben? Es war ja wohl anders herum«, motzte ich und schlug auf den Tisch.
Ich war wütend und das Brian wieder wie ein Nilpferd zu lachen begann, brachte mich auch nicht davon ab. Wieso schwirrte mir dieses Gespräch denn auch die ganze Zeit im Kopf und wieso nervte mich ihre Stimme auch dann noch, wenn sie gar nicht in der Nähe war?

Seit heute Morgen hatte ich das Gefühl paranoid zu werden.
Und immer wieder funkelten himmelblaue Augen vor meiner Nase und juckten an meiner Ehre. Ich wurde eindeutig verrückt.

»Reg dich ab, Myrte!«
Matt klopfte mir tröstend auf die Schulter und verschwand dann an der Bar um sich einen neuen Drink zu holen. Jason begann über diesen Kommentar natürlich wieder zu lachen und Brian hatte gar nicht mit kichern aufgehört.
Wie schaffte es dieser Kobold immer so gute Laune zu haben und wieso konnte ich ihm nicht böse sein? Es war echt zum Kotzen.

»Können wir bitte das Thema wechseln?«, bat ich minder gereizt und trank von meinem Cocktail, den man hervorragend gemixt hatte. Süßlich prickelte die Zitrone auf meiner Zunge und brachte meine Geschmackssinne mit der Mischung aus Sekt und Pfirsich Limonade beinahe zum Explodieren. Es schmeckte köstlich.

»Klar, Hagrid.«
Ich rollte mit den Augen und rang mit meinem Lächeln. So langsam hatte mich Brian mit seinem nervigen Wesen angesteckt.

»Guckt mal, Matt sucht sich endlich eine Freundin.«
Fragend hob sich meine Augenbraue und ich folgte den verträumten Gesichtern in Richtung Bar.
Mit dem Rücken zu uns gewandt unterhielt sich mein langjähriger Freund mit jemandem hinter der Bar. Ich konnte kein Gesicht erkennen, doch Brian und Jason schienen sie kurz gesehen zu haben.

»Heiß«, murmelte Jason und lachte als Matt sich Minuten später wieder neben mich fallen ließ.
»Die Drinks kommen gleich«, erklärte er breit grinsend und schaute noch einmal über seine Schulter. Seine Unterhaltung war nirgends zu sehen.

»Hast du sie nach deiner Nummer gefragt?«, wollte Jason wissen und wackelte mit den Augenbrauen.
War das etwa das Erste, was ihm zum Thema »Frauen« einfiel?
Ich rollte abermals mit den Augen. Meine Desinteresse ließ sich an diesem Tisch nicht verallgemeinern, aber man konnte auch normal über Frauen reden, ohne sie gleich ins Bett einzuladen. Glücklicherweise konnte ich behaupten, dass meine Freunde sich nicht viel aus One-Night-Stands machten und lieber auf eine richtige Freundin aus waren. Besonders Brian träumte seit den Shrek-Filmen, die wir uns zusammen mit meinem fünfjährigen Neffen hatten ansehen müssen, von seiner wahren Liebe. Er war wirklich ein merkwürdiger Typ.

»Da gibt's nichts zu fragen. Tears und ich kennen uns schon seit Jahren und sie hat kein Handy.«
Tears?
»Kein Handy? Wie kommt sowas?« Jason schien sich über diesen einzigartigen Namen weniger zu wundern. Ich allerdings war überrascht. Nicht nur, dass er mir bekannt vorkam, nein, er trug auch einen Hauch von Faszination, der mich sofort mitriss.
»Das ... ist schwierig«, erklärte Brian und kratzte sich am Hinterkopf. Er kannte sie also auch?
Nun waren Jason und ich als einzige von Verwirrung betroffen.
»Könnt ihr uns mal aufklären? Wer ist diese Tears?«, fragte ich das Offensichtlichste und sah mit erhobener Augenbraue zwischen meinen Freunden hin und her.
»Ein Mädchen aus der Highschool. Bezaubernd, aber schwierig. Nett, aber temperamentvoll und liebevoll, aber beschränkt.«

Komplizierter hätte Matt sich nicht ausdrücken können. Beschränkt?
Was sollte das heißen?

»Sie führt ein kompliziertes Leben, redet aber nicht viel und gern darüber. Früher dachte man, sie sei stumm, weil sie nie geredet hat, dabei versteckt sie hinter ihren Mauern einfach so viel wie möglich. Wir sind seit einigen Jahren mit ihr befreundet und sie ist eine gute Freundin, aber ihre Geheimnisse trägt sie trotzdem noch wie eine verschlossene Schatzkiste mit sich herum. Sie hat Milliarden Seiten, eine ellenlange Geschichte, aber alles, was sie verletzt, hütet sie
mit ihrem Leben. Auch wenn wir befreundet sind: Vertrauen ist nicht ihre Stärke«, fügte Brian mit ernster Stimme hinzu und drehte leicht bedrückt sein Bierglas auf dem Tisch. Es klapperte leise, während sich eine nachdenkliche Stille über dem Tisch ausbreitete.
Dieser kleine Vortrag schien uns alle in Unsicherheit zu wiegen und auch mich ließ nicht kalt was sie sagten.

Schien, als hätte dieses Mädchen schon einiges erlebt, aber keinen Mut, auch darüber zu reden.
Selbst für mich als Frauen-Ignorant war das eine interessante Geschichte und wenn es meine zwei besten Freunde so aus der Stimmung riss, musste dieses Mädchen echt etwas bedeuten.

»Hier, Matt, dein Cocktail.«

Ein Glas klirrte in meinem Augenwinkel auf den Tisch und ich hob in Trance meinen Kopf um gleich darauf mit erschrockenen Augen festzufrieren.
Nein, das konnte nicht sein. Das war doch ein Scherz.

»Oh, hey, Brian!«
Lächelnd schlossen sich ihre himmelblauen Augen bei seiner Umarmung und sie kicherte, als er sie nicht so schnell wieder losließ.
Sie lächelte, als Jason sich ihr vorstellte und ihr Kleid komplimentierte.
Ich konnte nur erstarrt ihrer Bewegungen folgen und nicht fassen, wer hier vor mir stand.

»Kann ich euch Jungs sonst noch etwas-.«

Ich schluckte, als ihre warmen Augen sich an meinen vereisten und ihr zaghaftes Lächeln vom Gesicht wischten. Sofort erkannte sie mich und ich sah genau, wie jegliche Emotion aus ihrem Blick wich. Diese Situation schien uns beide zu überfordern und ich konnte spüren wie sich die Wut wieder in mir hochkochte, vermischt mit etwas, was ich nicht definieren wollte.
Ihre Hand ballte sich zu einer Faust und ich konnte sehen, wie ihr Atem unkontrollierter wurde. Ihre Atemzüge verdoppelten sich und sie versuchte krampfhaft, nicht gleich wieder auszurasten.

Ein kleiner Funken von Amüsieren keimte in mir hoch, denn wenn sie zu motzen begann, färbten sich nicht ihre Wangen, sondern ihre Nase rot und ihre Nasenflügel bebten beachtlich. Provokation hatte mich noch nie so gereizt, wie in diesem Augenblick, an dem es vollkommen unangebracht war, laut zu werden.

»Vergesst es. Tut mir leid, aber wenn ihr etwas trinken wollt, müsst ihr selbst kommen. Ich bediene keinen Tisch an dem dieser Flegel zu sitzen wagt. Bei allem Respekt und meiner Liebe, aber nein, dich«,
ihr niedlicher Zeigefinger erhob sich und zeigte spitz und feindselig in meine Richtung, »bediene ich nicht. Und wenn du glaubst mich wegen meines unprofessionellen Verhaltens bei meinem Chef anzuschwärzen, damit ich auch diesen Job verliere, dann gnade dir Gott.«
Ihre Augen loderten gefährlich und ich war von dem Gewitter in ihrem Gesicht mehr als fasziniert. Sie weinte nicht – es regnete nicht – aber ihre Wut ließ einen Sturm aufziehen, der sich innerhalb von Sekunden über das gesamte Lokal hätte legen können.
»Lass dir deinen Wein schmecken«, zischte sie und griff nach meinem Cocktail auf dem Tisch.
Ich konnte sie nur weiter anstarren, ihrem Blick standhalten und ihr fassungslos nachsehen, als sie damit verschwand.
Jetzt war es wirklich still am Tisch und die Augen meiner Freunde flogen abwechselnd zwischen ihrem roten Kleid und meinem erstarrten Gesicht hin und her.

Keiner schien wirklich fassen zu können, worüber wir uns unterhalten hatten und wie hasserfüllt ihre Stimme über mich hergezogen hatte. Irgendwie zog mich ihr respektloser Ton in einen Bann, den ich nicht erklären konnte. Ich war wahrhaftig sprachlos. Wow.

»Kann mich mal einer kneifen?«, fragte Harry Potter höchst persönlich und selbst mit offenem Mund starrend, kniff Jason Brian in den Oberarm, ehe sich gleich sechs Augen auf mein Gesicht hafteten und mich unergründlich ansahen.
Ich brauchte einige Sekunden um mit der Situation klarzukommen. Hatte diese freche – aber absolut bezaubernde – Dame mir gerade meinen Drink gestohlen?
Einen Moment war ich nicht sicher, was ich davon halten sollte, aber irgendwie raubte es mir jeglichen Verstand. Heiß ...

»Hat dieses Mädchen gerade Davis Harson, aka Severus Snape höchstpersönlich, den Drink entwendet und ihn auf dem Weg zu Bar ausgetrunken?«
Jasons offen stehender Mund schloss sich langsam und ein breites Grinsen zog über seine Lippen. Auch die anderen beiden schienen langsam von dem benommenen Augenblick loszukommen und sich der Lage bewusst zu werden.

»Dann regst du dich also seit gestern über Tears auf und hast dich mit ihr gestritten«, stellte Brian fest und sah über den Tisch in meine Augen.
»Mann, sie scheint dich ja echt zu hassen«, murmelte Matt und schüttelte den Kopf.
Ja, das tut sie. Sie hasst mich.

»Aber sie weiß wenigstens wie man mit Trotteln wie dir umzugehen hat, also ja, du darfst sie heiraten.«
Wo auch immer dieser Stimmungswandel herkam, plötzlich begann Brian wieder schief zu grinsen und fröhlich stimmte er eine Hochzeitsmarschmusik an.
»Meinen Segen habt ihr auch«, lachte Jason und klopfte mir ehrlich auf die Schulter.

Hatten die beiden es gerade übersehen oder war ihnen der Blick von Tears nicht aufgefallen? Sie mochte mich nicht – und ich sie im Übrigen auch nicht – und die beiden dachten an eine Hochzeit?
Das war nicht nur schräg, sondern auch die dümmste Sponne des Monats.
Heiraten pff ...
Waren die beiden betrunken?

Als ob Tears jemals auch nur ein nettes Wort mit mir wechseln würde. Das war lächerlich.

»Leute, ich will euren Segen nicht und verdammt, Brian, eine Hochzeit in Hogwarts ist das dein Ernst?«
Genervt zogen sich meine Augenbrauen zusammen und gerade jetzt konnte ich meinen alkoholischen Cocktail gebrauchen. Er war perfekt gewesen.

»Habt ihr nicht gesehen, wie hasserfüllt wir uns angesehen haben? Ich kann sie nicht leiden! Bei allem Respekt und eurer Freundschaft, aber nein, einfach nein. Ich mag sie nicht.«
»Was sich neckt, das liebt sich«, prophezeite Matt lahm und trank von seinem Cocktail, den man ihm nicht geklaut hatte. Ich schlug ihm dafür auf die Finger.

Langsam merkte ich, wie Temperament in mir aufwühlte und ich war kurz davor zur Bar zu gehen und mir einen neuen Cocktail zu holen. Blöd nur das mir das hübsche rote Kleid niemals wieder einen mixen würde. Sie nervte echt und ihr Talent für einen guten Geschmack störte mich auch. Sie sollte einfach wieder verschwinden.

»Ron und Hermine haben sich zu Anfang auch nicht ausstehen können und siehe da, am Ende haben sie geheiratet.«
Jetzt war ich ehrlich am Ende.
Brian sollte endlich aufhören!
Was war denn heute mit ihm los?
Er hatte sie echt nicht mehr alle.

»Ja, und du solltest nicht so schnell urteilen. Bei Snape dachte Harry zu Anfang auch, er sei der Böse, dabei hatte dieser ihn die ganze Zeit über vor dem Professor beschützt«, plauderte Jason munter weiter und ich sah, wie die beiden sich die Hand reichten, als sie es schafften mich zu vertreiben. Seufzend stand ich auf. Matt schüttelte bloß lachend den Kopf.

Es war Unschlüssigkeit mit der ich wenige Schritte von der Bar entfernt stehen blieb und meine Hände in den Taschen meiner Jeans vergrub.
Im Hintergrund redeten Brian und Matt angeregt über eine Zeremonie in der Wildhüterhütte von Hagrid, doch meine Aufmerksamkeit galt dem verwaschenen Kleid hinter der Theke.

Ihre goldbraunen Locken waren zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden und somit hing ihr diesmal keine Strähne im Gesicht oder verfing sich an ihren Tränen.
Sommersprossen glänzten auf ihrer Wange und ihre Lippen waren zu einem sanften, schmalen, lieblichen Lächeln verzogen, dessen Schönheit ich mir nur für diesen Moment bewusst werden wollte.
Der Rock ihres Kleides stand ein wenig ab, doch der Stoff lag eng um ihren Oberkörper umworben und schmeichelte ihrer Figur. Sie sah bezaubernd aus, doch nichts verzauberte mich mehr, als ihre strahlenden Augen.
Sie wirkten so offen, so frei und so weit wie der Himmel.

Ich bemerkte viel zu spät, dass ich sie anstarrte und sie mich dabei erwischte.
Ihr Gesicht verlor an Ausdruck und eine Weile starrten wir uns ohne Emotion an.

Ich fühlte mich plötzlich anders. Schluckend hatte ich vor, mich abzuwenden und damit ihrem baldigen Hass zu entkommen, doch ich täuschte mich bitter.
Ich konnte mich nicht abwenden und statt loderndem Hass, der ihre Augen dunkel ertränkte, verfiel ihr Gesicht plötzlich einem noch breiteren Lächeln als eben zuvor.

Es war atemberaubend schön.

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