»Prolog«

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Der Himmel zog sich innerhalb von Sekunden zusammen.
Es war unmöglich den ersten Tropfen des strömenden Regens zu entkommen.
Davis beschleunigte seine Schritte nicht.
Der sachte Wind des Septembers umgab ihn angenehm und erfrischend tränkten nasse Regentropfen seine Haare und liefen an seiner erhitzten Haut hinab zu seinen Wangen.

Sein Kopf war leer.
Das Wetter hatte auch seinen letzten Gedanken frei gelassen und in den nächsten Abfluss unter die Straße gespült. Es war ihm egal.
Für jetzt wollte ihm alles egal sein. Der Moment war perfekt, um sich nicht zu stressen.
Die Anspannung fiel mit den Regentropfen zu Boden und versiegte.
Er spürte die Freiheit in seinen Knochen. Sie umgab ihn wild und berauschend. Er fühlte sich gut.
Der Regen hatte ihm schon immer gefallen, denn wenn es regnete, ließen ihn die Menschen in Ruhe. Niemand achtete mehr auf Gesichter oder trödelte durch die Straßen.
Innerhalb von Sekunden waren die Gassen ausgestorben leer.
Bloß der Rhythmus des eigenen Herzens pulsierte durch seinen Körper, berauschte seine Sinne und beflügelte das Bewusstsein.
Er war frei.
Befreit von Pflichten und dem Stress, den er sich immer machte.
Er war allein.
Niemand verfolgte ihn, niemand lief vor ihm und niemand zückte die Kamera und speicherte sein Gesicht.

Jeder kümmerte sich um sich selbst. Ihm gefiel das.
Dieses Wetter war die einzige Möglichkeit, wie ein Mensch zu fühlen, der nicht mehr und nicht weniger lebte, als alle anderen auch.
Hier, auf den leeren Straßen, war er nur er selbst und nicht mehr das Phantom des nächsten Plakats.
Und es fühlte sich gut an.
Es fühlte sich gut an, wenn die Hülle von ihm abfiel und niemand sich auch nur eine Sekunde um ihn sorgte.
Jeder versuchte so schnell wie möglich der Nässe zu entgehen, als sei es in diesem tobenden Sturm überhaupt möglich, nicht nass zu werden.
Sein Jackett triefte schon nach den ersten Hundert Metern und auch seine Schuhe platschten bei jedem weiteren Schritt in Richtung der Kreuzung.

Bald war er wieder zurück. Dann war alles wieder so, wie es immer war.
Zuhause umgaben ihn Menschen, die ihn an die Hülle erinnerten und ihn im Spiegel wieder zu einem Phantom einkleiden würden. Dann war er wieder jemand anderes.
Nicht mehr der durchnässte Mensch, der den Regen genoss, sondern der Milliarden Unternehmer, dessen kühle Fassade keine Gefühle duldete.
Bald war er keine freie Seele mehr, deren Herz auf und ab schlug und seine Haut mit Schauern kühlte. Er war nicht mehr er selbst. Nicht mehr einer von vielen.

Er seufzte. Dieses Leben ließ ihn wirklich in Verzweiflung baden.
Wie gerne wäre er an manchen Tagen einfach von Besserem umgeben, als diesen Anzugträgern, die ihr Leben im Luxus genossen.
Aber dann wieder schüttelte er den Kopf. Worüber beklagte er sich eigentlich?
Sein Leben war doch perfekt. Gefüllt von Prunk und Ansehen. Was gab es an perfekt schon auszusetzen?

Ein Kichern unterbrach seinen eintönigen Gedankengang. Von der glücklichen Melodie berauscht, sah er auf und starrte auf die Straße. Das Blut gefror in seinen Adern und er spürte, wie sich seine Pupillen bei diesem Anblick weiteten.
Auf der leeren Straße, inmitten der Pfützen und des immer stärker werdenden Regens, tanzte ein Kleid aus roter Baumwolle.
Elegant drehte es sich über die schweigende Kreuzung und schüttelte die Nässe in süffisanten Bewegungen von sich.
Tropfen perlten sich dem Stoff ab und fielen mit Schwung zu Boden.
Es war eine junge Frau.
Die Haare klebten an ihrer Kopfhaut, aber ihr schien die triefende Nässe nicht im Geringsten etwas auszumachen.
Sie lachte.

Er sah ihre verzogenen Lippen und ihre verträumt glitzernden Augen. Sie funkelten heller und stärker, als je etwas in seinem Leben zuvor.
Als seien sie frei. Als seien sie von den Lasten und Pflichten des Lebens befreit und als hätten sie in diesem Moment an Mut gewonnen, sich den Hürden endlich zu stellen.
Sie sah unbeschwert aus,
tanzte sich das Unglück von der Haut und scherte sich nicht um die Umgebung.
Dass Leute sie womöglich durch die Fenster von Läden oder Cafés beobachteten, kehrte sie nicht.
Sie lachte nur noch mehr, drehte sich noch schneller und sprang mit Elan in die nächste Pfütze.
Er hielt bei ihrem Anblick in der Bewegung inne.
Seine Augen konnten sich nicht mehr abwenden.
Zu sehr färbte ihr Glück auf seinen Körper ab und zu skurril schien ihm das gebotene Bild.
Sie trug keine Schuhe.
Ihre zarten Füße schnitten über den Asphalt. Es fiel ihr gar nicht auf.
Ihre Arme streckten sich von ihrem Körper, drehten sich, wie ausgebreitete Flügel, mit ihr.
Ihr in den Nacken gelegter Kopf empfing die nächsten Regentropfen, die auf ihren Körper stießen.

So ein Bild hatte er noch nie vor Augen gehabt.
Es berauschte ihn allein beim Zusehen mit etwas ganz Merkwürdigem. Etwas Neuem.
Er sollte gehen.
Aber wie? Wohin?
Er war von einer Sekunde auf die nächste verloren und als er sie wieder kichern hörte, spürte er ein unglaubliches Ziehen in seiner Brust.
Er atmete zittrig aus, senkte seinen Blick, nur um ihn im nächsten Moment zu heben ... und zu erstarren.

Das rote Kleid war verschwunden.
Das Kichern, in seinen Ohren, erstarb und er war die einzige Seele auf der Straße.
Es war, als sei es die ganze Zeit so gewesen. Als habe sie nie existiert.
Ungläubig drehte er sich, lief weiter, sah sich um. Sie war verschwunden.
Der Regen verblasste und mit ihm die Erinnerung.

Nun hatte er etwas an dem Perfekt auszusetzen.
Missmut füllte seinen Körper, als er weiterlief und an der Fassade eines Wolkenkratzers hinaufblickte. Die Wolken verzogen sich langsam, die Sonne glitzerte gegen die gläserne Front des Gebäudes.

Hatte er sich die junge Tänzerin bloß eingebildet? Unmöglich. Konnte man sich so etwas am helllichten Tage überhaupt einbilden? Er schüttelte den Kopf.
Seine Gedanken sollten sich etwas Anderem widmen. Er würde sie sowieso nicht wiedersehen. Warum sollte er das auch wollen?

Er kannte sie nicht einmal. Und er wollte sie auch ganz bestimmt nicht kennen lernen.
Oder etwa doch?

Ein Stich in seiner Brust verbreitete sich wie Tinte in Wasser.

Er wollte den Regen zurück.

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