101 Durak

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,,Ich hasse dich.'', meinte ich kopfschüttelnd und grinste meinen besten Freund erbost an, während ich fünf Karten aufnahm.
,,Hass' mich noch mehr.'', grinste Marcel frech, als er noch einen König-Herz auf den eh schon riesigen Stapel legte.
,,Boah, fick dich doch hart ins Knie mit deinen scheiß Karten.'', sagte ich eingeschnappt und nahm fünf weitere Karten auf, welche ich kaum noch in den Händen halten konnte.

,,Willst du noch mehr Karten?'', lachte er und ich sah ihn warnend an.
,,Marcel!''
,,Ja?'', harkte er dümmlich grinsend nach.
,,Wag' es ja nicht!'', drohte ich ihm und stieß ihn mit meinen Fuß.
Marcel grinste nur schelmisch sein Deck an und ich musterte meinen besten Freund im Gegenzug mit düsteren Augen.

,,Was hast du vor?'', fragte ich nach.
,,Nichts...'', kicherte er.
,,Hast du...'' Ich konnte meine Frage gar nicht zu Ende aussprechen, da legte Marcel eine weitere König-Herz-Karte auf den Stapel und ich schlug mit meiner flachen Hand auf den Tisch.
,,Ich glaub', es hackt!''

,,Sorry...'', entschuldigte er sich direkt, doch konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

,,Als ob dir das wirklich Leid tun würde.'', meinte ich nur vielsagend und nahm erneut fünf Karten auf, welche ich gerade so noch irgendwie in meine Hände bekam.
,,Natürlich tut mir das Leid! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie weh mir das in der Seele tut, dass du zu dumm zum Spielen bist.'', erwiderte Marcel sofort und versuchte ernst zu gucken, woran er aber kläglich scheiterte.
,,Halts Maul und spiel' einfach weiter.'', maulte ich nur und deutete auf den Stapel vor uns, welcher hauptsächlich gerade mit Marcels Karten dominierte.

Eigentlich war ich überhaupt kein Spielverderber und auch ein ziemlich guter Verlierer.
Aber wenn ich gegen meinen besten Freund spielte, dann wollte ich nur zu gern gewinnen, damit ich ihm den ganzen Tag über lachend vorhalten konnte, wie schlecht er eigentlich war.
Denn wenn ich nicht gewann, dann war es genau umgekehrt so und dann sollte sich Marcel gefälligst überlegen, ob er mich diese Nacht wirklich noch bei sich schlafen lassen wollte.
Außerdem spielten wir um sein letztes Tütchen Gras und das wollte ich mir selbstverständlich nicht entgehen lassen.

,,Ach man...'', seufzte ich und schmiss das noch übrig gebliebene Deck auf den Tisch, weil Marcel nun auch noch seine allerletzte Karte abgelegt hatte und somit das Spiel zu Ende war.
,,Soll ich deine Punkte zählen?'', fragte er grinsend nach.
Ich sah ihn nur völlig eingeschnappt an und Marcel konnte sich seine Antwort darauf wohl selber denken.

,,Ach Timi...'' Er tätschelte meine Wange und lächelte mich an.
,,Lass' mich.'', meinte ich nur brummend und verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Lass' mich, ich bin Tim Wolbers und musste gerade fünfzehn Karten wegen dem dummen Marcel Stegmann aufnehmen.'', äffte Marcel mich nach und lachte.

,,Och Timi, du bist doch sonst nicht son schlechter Verlierer.'', lachte er weiterhin und packte die Karten wieder zurück in die dazugehörige Verpackung.
,,Weiß ich auch.''
,,Und warum bist du es jetzt, meine kleine, eingeschnappte Leberwurst?'', harkte er etwas besorgt nach und zog die Augenbrauen fragend nach oben.

,,Wegen dem Tütchen Gras.'', murmelte ich leise in meinen nicht vorhandenen Bart und hoffte, dass Marcel das gehört hat.
,,Nicht dein Ernst?'', fragte er lachend nach.
,,Doch!'', erwiderte ich nur und zog einen Schmollmund, wie ein eingeschnapptes Kleinkind, welches nicht seine Süßigkeiten bekam.
,,Als ob.'' Marcel stand auf, ging einmal um den Tisch herum und setzte sich dann auf den Stuhl neben mich. Ich sah ihn nur weiterhin mit schmollender Miene an und er grinste noch breiter.

,,Och Timilein...''
Ich seufzte nur und Marcel rückte näher zu mir.
,,Du bist doch doof.'', lachte er und wuschelte mir durch die Haare.

,,Timi, du Idiot.'' Marcel versuchte seine volle Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und schnipste mit seinen Fingern wie ein Verrückter vor meinem Gesicht rum, weil ich nur völlig genervt auf den leeren Tisch starrte. Doch ich zeigte weiterhin keinerlei Reaktion.

,,Timi, weißt du noch, als wir ein Trinkspiel aus 101 Durak gemacht haben?'' Ich sah in meinem Augenwinkel, wie Marcel mich fragend musterte und ich nickte.
,,Hm.'', machte ich nur.
,,Und weißt du noch, wie du nach der zwanzigsten Runde mitten auf den Tisch und auf die Karten gekotzt hast?'', lachte er und erinnerte mich wieder an etwas total witziges, weshalb ich nicht mehr länger ernst bleiben konnte und ebenfalls lachen musste.

Ich würde diesen Abend niemals vergessen. Vor allem nicht, weil Marcels Mutter immer noch die Tischdecke besaß, auf die ich mich eines Abends übergeben hatte und sie den Fleck, so gut wie Mütter das halt eben konnten, herausgewaschen hatte und diese Decke zu meinem Glück immer noch in Benutzung trat.

Ich hatte gar nicht mehr ganz in Erinnerung, wie Marcel und ich eigentlich auf die Idee gekommen waren, aus 101 Durak ein Trinkspiel zu machen.
Aber wenn ich mich recht entsinne, dann waren wir an diesem Abend ganz alleine in Marcels Elternhaus gewesen und hatten dort ein wenig den Alkohol seiner Eltern genüsslich geplündert.
Schnell hatten wir beschlossen, nebenbei etwas Karten zu spielen, zu rauchen und uns ab und zu einen Schluck von dem äußerst leckeren selbstgebrannten Schnaps von Marcels Vater zu genehmigen.

Nach der ersten Runde hatte dann glaube ich Marcel in den Raum geworfen, dass wir doch auch ein Trinkspiel aus 101 Durak machen konnten, wenn wir den Alkohol eh schon bei uns hatten.
Natürlich hatte ich dagegen nichts einzuwenden und war ebenfalls ziemlich begeistert von seiner Idee gewesen.
Also hatten wir uns schnell darauf geeinigt, dass immer, wenn eine sechs oder eine acht auf den Stapel gelegt wurde, jeder von uns einen Kurzen trinken musste.

Irgendwann im Laufe des Abends und des Spieles, hatten wir dann die ganze Zeit einen Kurzen getrunken, obwohl noch nicht einmal die zunächst geregelten Karten auf den Stapel gelegt wurden.
Aber wir waren eh schon zu dicht gewesen, sodass wir eh nicht mehr wirklich etwas von dem Spiel mitbekommen hatten und die halben Karten eh im kompletten Raum verteilt waren, weil Marcel und ich zwischendurch eine kleine Schlacht mit diesen veranstaltet hatten - warum auch immer.
Das eigentliche Spiel spielte gar keine wirkliche Rolle mehr, sondern es spielte viel eher eine Rolle, wie viel selbstgemachten Schnaps Marcels Vater noch in seinem Schrank gelagert hatte und ob wir nicht gerade dabei waren, die letzte Flasche zu trinken.

Und wie es eben so kommen musste, hatte ich irgendwann viel zu viel von dem Schnaps und konnte gar nicht mehr richtig aufspringen, um zu Toilette zu sprinten, sondern hatte mich einfach so, direkt vor meinem besten Freund, auf dem Tisch übergeben.
Marcel hatte nur völlig angeekelt das Gesicht verzogen und war von seinem Stuhl aufgesprungen, bevor der Tisch direkt die nächste Ladung ab bekam.
Während ich mich dann weiterhin in regelmäßigen Abständen immer und immer wieder auf dem Tisch übergeben hatte, war Marcel irgendwann, nachdem er tausendmal gesagt hatte, wie ekelig das doch sei, auf die glorreiche Idee gekommen, mir einen Eimer zu besorgen, in welchen ich stattdessen kotzen konnte, damit die Tischdecke von Marcels Mama nicht mehr allzu sehr leiden musste.

,,Ach man...'', lachte ich und schüttelte über mich selbst mit dem Kopf.
,,Ist doch nicht so schlimm, kann doch jedem mal passieren.'', sagte Marcel nur und lächelte mich aufmunternd an.
,,Trotzdem war das verdammt peinlich. Vor allem, weil du deiner Mutter erst einmal erklären musstest, wie der Fleck da überhaupt hingekommen ist.'' Ich spürte, wie sich meine Wangen augenblicklich rot färbten und ich starrte leicht beschämt auf meine Hände.

Genau das war einer der Gründe, wieso ich nicht so gerne an einem Küchentisch mit Marcels Mutter saß, wenn ausgerechnet diese Tischdecke damit bedeckt und schön beschmückt war.
Auch wenn es schon um die drei Jahre her war, war es immer noch unfassbar peinlich für mich und ich wollte dann am liebsten jedes einzelne Mal im Erdboden versinken und erst wieder auftauchen, sobald dort eine andere Tischdecke war.
Anne, Marcels Mutter, schien das anscheinend überhaupt nichts auszumachen, dass es nun einmal passiert war. Sie sah mich meistens nur vielsagend an, wenn ich mit meinem ampelroten Gesicht auf die Tischdecke starrte, doch lächelte dann und meinte manchmal sogar auch zu mir, dass das doch gar nicht so schlimm sei und ich mich nicht dafür schämen brauchte.

,,Gibt immer noch peinlicheres.'', meinte Marcel aufmunternd und klopfte mir auf die Schulter.
,,Ja, zum Beispiel beim Sex auf das Mädchen, welches nackt unter einem liegt, zu kotzen.'', warf ich grinsend in den Raum und sah meinen besten Freund vielsagend an.
,,Timi, nein. Ich konnte das bis eben so gut verdrängen und jetzt holst du wieder die ganzen Erinnerungen hoch.'' Marcel schlug die Hände über den Kopf zusammen und seufzte frustriert auf.
,,So wie du mir, so ich dir,.'', lachte ich und Marcel sah mich genervt an.

,,Ey, wenigstens hast du sie danach nie wieder gesehen und ich muss diese kack Tischdecke immer noch Jahre danach ertragen.'', verteidigte ich mich, doch konnte mir ein Lachen dennoch nicht verkneifen.
,,Aber du warst auch nicht monatelang verliebt in diese Tischdecke gewesen und hast es auch nicht direkt vermasselt, als es endlich mal geklappt und funktioniert hatte.'', murmelte Marcel immer noch völlig frustriert von diesem Ereignis und seufzte erneut.
,,Klar ist das mies, aber sie ist jawohl nicht die Letzte, mit der du ins Bett gestiegen bist.'', munterte ich ihn lachend auf und strich Marcel einmal sachte über den Rücken.
,,Ja, das weiß ich doch auch.'', lächelte er nun wieder und setzte sich aufrecht hin.

,,Hast du eigentlich aufgrund der Aufregung gekotzt? Weil unter Alkohol- oder Drogeneinfluss standest du ja nicht, wenn ich mich recht erinnere.'', fragte ich grinsend nach und Marcel schlug mir aufgrund dessen einmal kräftig auf den Oberschenkel.
,,Timi, du kennst die Geschichte genauso gut wie ich! Also frag' doch nicht so blöd nach!'', erwiderte mein bester Freund darauf nur und lachte laut auf, als er mein leicht schmerzverzerrtes Gesicht sah.
,,Sorry, ich wollte dich doch nur ein wenig ärgern.'', gab ich frech grinsend zu und Marcel machte meine Haare durch sein Gewuschel noch viel chaotischer, als wie sie es eh schon waren.

,,Ach, was würde ich nur manchmal ohne dich dummen Vollidioten machen.'', lachte er und nahm das Tütchen Gras an sich, welches er sich erfolgreich erkämpft hatte.
Denn zunächst schien es noch so, als würde er verlieren, weil er 43 Punkte hatte und ich nur schlappe 5. Doch natürlich wollte ich noch einige Runde spielen, um Marcel noch viel mehr Punkte an den Hals zu hängen.
Dann hatte sich aber, wie so oft im Leben, das Blatt gewendet und er sackte mit seinen Punkten nach und nach ab und ich stand am Ende mit 51 da, während Marcel sich auf seine 18 mühsam heruntergespielt hatte.

,,Dann würdest du vielleicht jetzt nicht hier sitzen, sondern eventuell schlafen oder zocken.'', beantwortete ich ihm seine Frage wahrheitsgemäß, weil ich ihn schließlich gut genug kannte.
,,Vielleicht würde ich genau das tun.'', er zuckte unsicher mit den Schultern und dachte kurz nach.
,,Vielleicht würde ich auch mit mir selber Karten spielen, wer weiß.'', meinte Marcel dann nachdenklich und sah mich lachend an.
,,Du bist doch doof.'', stimmte ich in sein Lachen mit ein.
,,Oder ich würde eventuell mit meinem Bruder zusammenspielen, aber mit dem könnte ich wiederum danach keinen Joint rauchen, ohne dass er mich direkt bei meinen Eltern verpetzt.'', fügte er noch grinsend hinzu und fing mit dem Bauen an.

,,Ich könnte dich auch verpetzen, wenn ich wollte.'', erwiderte ich auf seine Spekulationen nur grinsend und Marcel boxte mir gegen den Arm.
,,Dann wärst du echt ein scheiß bester Freund.'', lachte er und befeuchtete das Paper mit seiner Zunge.
,,Aber das bin ich nicht, weil ich dich nie im Leben wegen irgendwas verpetzen würde.'', besänftigte ich ihn lächelnd und klopfte Marcel auf die Schulter.

,,Auch nicht, wenn ich jemanden umgebracht und die Leiche bei mir im Garten verscharrt hätte?'', fragte er nach.
,,Never. Eher würde ich diese scheiß Leiche sogar mit dir zusammen verbrennen, damit es keinerlei Beweise für deinen Mord gibt.'', sagte ich sofort und sah ihn ehrlich an, weil ich das auch vollkommen ernst meinte.
,,Dann weiß ich ja Bescheid.'', grinste er und nun riss ich die Augen ganz weit auf.

,,Hast du etwa jemanden umgebracht? Marcel, du weißt, wir können über alles reden und...'' Mein bester Freund unterbrach mich, in dem er mir lachend seinen Zeigefinger auf die Lippen legte.
,,Timi, nein. Oh Gott, was denkst du denn von mir? Als ob ich einfach so jemanden umbringe.'', lachte er und schüttelte mit dem Kopf.
,,Man weiß ja nie...'', ich grinste schief und zuckte mit den Schultern.
,,Ja, aber wen soll ich denn bitte umbringen?'' Er sah mich fragend an, doch ich wusste keinerlei Antwort auf seine Frage.
,,Ich weiß doch auch nicht...'' Ich sah grinsend auf meine Hände und schnappte mir dann mein Handy, weil es durchgehend blinkte.

Ich drückte den Knopf an der Seite und sofort stach mir ins Auge, dass mir Alex geschrieben hatte.
Ich seufzte nur, klickte auf unseren gemeinsamen Chat und biss mir auf die Unterlippe.
Eigentlich sollte ich sie anrufen, um ihr zusagen, was für eine Scheiße ich gestern wieder verbockt hatte. Klar, ich könnte sie auch einfach anlügen, doch das konnte ich nicht. Ich konnte Alex nicht belügen, denn irgendwann würde sie sowieso etwas bemerken und sauer darüber sein, dass ich sie nicht schon viel früher aufgeklärt hatte.

,,Scheiße...'', murmelte ich nur vor mich hin und rieb mir über die Augen.
,,Was ist?'', fragte Marcel besorgt nach.
,,Alex ist.'', antwortete ich bloß und scrollte unseren Chat rauf und runter, um mich vor diesem Anruf zu drücken. Zwar könnte ich das Alles genauso gut auch schreiben, aber ich besprach sowas viel eher, als ständig irgendwelche Nachrichten hin- und herzuschicken.

,,Was hat sie denn?'', fragte Marcel nach und legte den Kopf schief.
,,Sie hat nichts, aber ich.'', antwortete ich erneut knapp und Marcel zog verwirrt die Augenbrauen zusammen.
,,Und das heißt auf deutsch nochmal?'', harkte er seinen Gesichtsausdruck entsprechend nach.
,,Ich muss ihr doch noch erzählen, was für einen Bockmist ich gestern schon wieder fabriziert habe.'', erklärte ich seufzend und fuhr mir durch die Haare. Das war doch alles scheiße!

,,Und warum hast du davor jetzt genau Angst? Timi, es ist doch nur Alex, die tut dir doch nichts.'' Marcel rückte mit seinem Stuhl näher zu mir und musterte mich besorgt von der Seite.
,,Ich weiß das ja auch. Aber ich war nur wieder so dumm und...ach, mir ist es so peinlich mittlerweile, euch sowas ständig erzählen zu müssen.'', sprach ich meine Gedanken einmal laut aus und sah meinen besten Freund zerknirscht an.
,,Timi, dir muss das doch nicht peinlich sein, mit uns über sowas zu reden. Klar, manchmal könnten wir dir schon den Kopf deswegen abreißen, aber du brauchst keine Angst davor haben, mit uns beiden darüber zu reden. Ich kann hier wirklich für mich und auch für Alex sprechen, dass wir überhaupt kein Problem damit haben, mit dir über deine Probleme zu reden. Im Gegenteil, wir sind gerne für dich da und das wird auch immer so sein. Wir würden dich nie wegen irgendwas auslachen, denn Konflikte sind nun mal menschlich und davon bleibt nun mal leider keiner von uns verschont.'', sprach Marcel mir Mut zu, lächelte mich aufmunternd an und fuhr mir meine verirrten Haare aus dem Gesicht.

,,Sie wird dir deswegen schon nicht den Kopf abreißen.'' Marcel sah mich aufmunternd an und strich mir ganz kurz über die Schulter.
,,Ich wäre mir da aber nicht so sicher.'', war ich weiterhin skeptisch.
,,Warum denkst du denn sowas?'', fragte er nach.
,,Na, weil...ich weiß doch auch nicht.'', seufzte ich und vergrub die Hände in meinem Gesicht. Am liebsten hätte ich vor lauter Verzweiflung einmal laut los geschrien, doch ich beließ es lieber bei diesem einen, leisen Seufzer.

,,Timi, du brauchst wirklich keine Angst davor haben, mit Alex darüber zu reden. Klar, natürlich wird sie nicht allzu begeistert davon sein, wenn sie davon hört, aber sie wird dir deswegen keine Vorwürfe oder sonstiges machen. Alex weiß doch wie du tickst - sie kennt dich schließlich nicht erst seit gestern und wird das Alles ganz sicher nachvollziehen können.'', versuchte es Marcel weiterhin, lächelte mich an, aber dennoch war ich immer noch verdammt unsicher.

Ich wusste auch nicht so recht, wieso ich mich jetzt so benahm, denn es war ja eigentlich nur Alex, meine beste Freundin, mit der ich darüber reden musste.
Es war viel eher meine Unsicherheit, die mich so sehr von diesem Telefonat abhielt und ich sie nicht einfach so anrufen konnte.
Ich schämte mich einfach so wegen meiner Dummheit und wollte am liebsten nur noch heulen, anstatt ihr davon erzählen zu müssen, was für eine naive Scheiße ich mal wieder fabriziert hatte.

,,Du weißt ganz genau, dass sie dir liebend gerne bei deinen Problemen hilft.'' Marcel musterte mich vielsagend von der Seite und ich sah immer noch komplett verzweifelt auf mein Handy, welches mittlerweile wieder einen dunklen Display bekommen hatte.
Ich stieß nur einmal geräuschvoll die Luft aus und schüttelte mit dem Kopf, weil ich das einfach nicht konnte.
,,Timi, du brauchst ohne scheiß keinerlei Angst vor ihr haben. Du hast Alex schon so verdammt oft irgendwelche Probleme von dir erzählt und auch wenn sie meistens zunächst meint, dass du ein totaler Vollidiot bist, hat sie dich dennoch immer wieder in ihre Arme geschlossen, dir Mut zugesprochen und dir versucht irgendwie zu helfen. Alex würde dich nie in ihrem gesamten Leben fallen lassen und das weißt du ganz genau.'', redete Marcel weiterhin ermutigend auf mich ein und drückte mir mein Handy in die Hand.

,,Wenn du es ihr auch erzählst, dann wird es dir danach sicherlich ziemlich gut gehen und du wirst ganz sicher froh darüber sein, dir deine Probleme noch einmal von der Seele geredet zu haben.'', lächelte er mich an.
Ich bewegte nur das Handy in meiner Hand hin und her, machte den Display wieder an und musterte Marcel mit einem unsicheren Gesichtsausdruck.
,,Na komm' schon, Timi. Alex wartet sicher nur darauf, dass du dich meldest und es wird bestimmt gar nicht so schlimm sein, so wie du das jetzt erwartest.'', sprach Marcel mir immer noch gut zu und stupste mir grinsend gegen die Nase.

,,Eher wirst du wohl keine Ruhe lassen, oder?'', harkte ich nach und er nickte.
,,Richtig erkannt.''
,,Ich werde solange mit dir hier sitzen, bist du Alex endlich angerufen hast und uns der Arsch wehtut.'', fügte Marcel noch hinzu und klemmte sich seinen Joint zwischen die Lippen, ehe er diesen anzündete.

Da ich wusste, dass Marcel das tatsächlich ernsthaft durchziehen würde, weil er eine verdammte Engelsgeduld hatte, gab ich mein Passwort ein und wählte zügig die Nummer von Alex.

Ich wusste nicht, wann ich eigentlich das letzte Mal so nervös war, als ich jemanden angerufen habe.
Ich war zwar noch nie ein großartiger Freund des Telefonierens gewesen und vermied das auch so gut, so wie ich es eben nur konnte, aber jetzt sackte mir das Herz extrem in die Hose.
Meine Hände begangen augenblicklich zu schwitzen, sodass ich Angst hatte, dass mir jeden Moment deswegen das Handy aus der Hand rutschen würde. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und mir wurde mit einem Mal ganz schlecht und ich hatte die böse Befürchtung, dass gleich die nächste Tischdecke von Marcels Mutter dran sein würde.
Und das Alles nur, weil ich mit meiner besten Freundin telefonieren wollte.

Ich rückte ein Stückchen näher zu Marcel und dieser strich mir sachte über den Rücken, während er mir zuflüsterte, dass ich das schon schaffen würde und weiterhin keinerlei Angst davor haben brauchte.

,,Timi?'' Ich zuckte erschrocken zusammen, als ich Alex' hörte und brauchte kurz einige Sekunden, ehe ich mich richtig fing, um ihr antworten zu können.

,,Timi? Bist du da oder drauf?'', fragte Alex verwirrt nach, doch kicherte leise.
,,Ja, ich bin da.'', fand ich meine Stimme dann doch wieder.
,,Und drauf?'', harkte sie lachend nach und meine Mundwinkel zuckten nach oben, als ich das Lachen meiner besten Freundin hörte.
,,Nein, ich bin völlig nüchtern.'', antwortete ich ihr wahrheitsgemäß und sah kurz zu Marcel, welcher grinsend seinen Spliff rauchte.
,,Okay, gut.''

,,Was gibt's denn?'', fragte sie sofort nach, weil Alex ganz genau wusste, dass ich sie meistens nur anrief, wenn ich etwas ganz wichtiges zu besprechen hatte und nicht einfach nur so mit ihr quatschen wollte.
,,Ähm...'', machte ich nur und sah ratlos zu Marcel, welcher mir mit Blicken deutete, dass ich ihr gefälligst davon erzählen sollte, was gestern schon wieder bei mir abgegangen war. Ich schüttelte nur mit dem Kopf und er verdrehte die Augen.
,,Mach' schon, du Idiot!'', stieß Marcel mich an.
,,Ich kann nicht.'', flüsterte ich leise zurück.
,,Du machst das gefälligst jetzt! Ansonsten erzähle ich Alex davon, was du letzten Sommer zusammen mit ihrem Bruder gemacht hast.'', drohte er mir und ich riss einmal ganz weit die Augen auf, während ich meine volle Aufmerksamkeit wieder auf Alex und unser Telefonat richtete.

,,Timi? Bist du dir zu hundert Prozent sicher, dass du vollkommen nüchtern und nicht drauf bist?'' Ich hörte, wie Alex immer skeptischer wurde und es nicht mehr lange dauern würde, ehe sie checken würde, dass etwas mit mir nicht stimmte - falls sie das eh nicht schon wusste.
,,Ja, ich bin mir wirklich ziemlich sicher, dass ich nüchtern bin. Ich habe heute noch gar nichts, außer Zigaretten zu mir genommen.'', bestätigte ich ihr.
,,Was ist denn dann mit dir los, mein Schatz?''', sie klang sichtlich besorgt und ich seufzte.

,,Ich...also...'', stammelte ich vor mich hin und Marcel hielt mir nur seinen halbaufgerauchten Joint unter die Nase.

Ich nahm diesen zwischen meine Finger, zog lasziv an diesem und übergab ihn dann wieder Marcel, welcher direkt einen Zug davon nahm.
,,Timi, soll ich vorbeikommen, damit du es mir persönlich sagen kannst?'', schlug Alex plötzlich vor und klang immer besorgter, weil ich einfach nicht mit der Sprache herausrücken konnte. Das war doch sonst immer so einfach!

,,Ich bin aber nicht Zuhause.'', erwiderte ich darauf nur und spielte nervös mit den Kordeln von meiner Jogginghose, die eigentlich Marcel gehörte.
,,Soll ich dann zu Marcel kommen?'', fragte sie stattdessen und ich musste kurz auflachen, weil Alex mich so gut kannte.
,,Ist Béla nicht bei dir?'', harkte ich unsicher nach und zupfte an meinem T-Shirt herum, welches Marcel noch von mir im Schrank herumliegen hatte.
,,Ne, der ist den ganzen Tag mit ein paar Kumpels unterwegs und ich habe nichts zutun.'', erklärte sie.

,,Alex, ich hab' aber Angst.'', teilte ich ihr meine Bedenken mit.
,,Wieso das denn? Wovor?'', fragte sie besorgt nach.
,,Ich war dumm.'', meinte ich und konnte förmlich sehen, wie ihr die Verwirrtheit ins Gesicht geschrieben stand.
,,Wie bitte?'', fragte Alex dementsprechend auch nach.

,,Ich...ich weiß doch auch nicht.'', seufzte ich und fuhr mir nervös durch die Haare.

,,Timi, soll ich nun vorbeikommen oder nicht? Du brauchst es mir ja auch nicht erzählen, wenn du das nicht möchtest.'' Alex blieb die Ruhe selbst, doch ich konnte förmlich aus ihrer Stimme herausschreien hören, wie besorgt sie war und dass sie unbedingt wissen wollte, warum ich schon wieder dumm war.
,,Hm, du kannst ja kommen und wir werden ja dann sehen, ob ich mich traue.'', stimmte ich schlussendlich zu und biss mir auf die Unterlippe.

,,Genau. Aber du brauchst wirklich keinerlei Angst haben, mein Spatz. Ich würde dich nie wegen irgendwas verurteilen und das weißt du auch genauso gut wie ich.'', redete sie auf mich ein und ich konnte mir ihr ermutigendes Lächeln, welches ihre mit Lippenstift bemalten Lippen zierte, direkt vor meinem inneren Auge vorstellen.

,,Weiß ich ja auch. Aber ich war nur leider wieder so unfassbar dumm und schäme mich deswegen.'', erklärte ich und pustete geräuschvoll die Luft aus.
,,Wir werden sehen, ob du wirklich mal wieder so unfassbar dumm warst oder ob das nicht eher wer anders war.'', lachte sie.

,,Okay Timi, ich mache mich jetzt fertig und dann bin ich auch schon gleich da. In der Zwischenzeit kannst du dich psychisch auf mich vorbereiten.'', sie lachte erneut und dieses Mal stimmte ich sogar mit ein.
,,Werde ich machen, Alex.'', stimmte ich grinsend zu.
,,Bis gleich, hab' dich lieb.'', lächelte sie und ich hörte die knarzende Tür ihres Schrankes.
,,Bis gleich, ich dich auch.'' Ich legte auf und starrte nicht mehr ganz so nervös und unsicher auf mein Handy.

,,Und was ist jetzt? Das hat sich ja nicht so angehört, als ob du ihr von Ronny erzählt hast.'', fragte Marcel direkt nach und legte den Kopf schief.
,,Überraschung, sie kommt jetzt hierher, damit wir persönlich reden können.'', erklärte ich ihm und legte seufzend das Handy zurück auf den Tisch.

,,Ist doch gut. Es ist doch eh viel besser, wenn du ihr das persönlich sagen kannst.'', lächelte Marcel.
,,Ja, schon. Aber trotzdem habe ich immer noch Bange wegen ihrer Reaktion.'', klang ich immer noch nicht ganz so überzeugt und starrte hinunter zu meinen nicht mehr ganz so schwitzigen Händen.

,,Timi, du weißt, dass sie dich nicht verurteilen oder gar ausschimpfen wird, nur weil du das getan hast. Natürlich war es naiv von dir, wieder zurück zu Ronny zu gehen, aber das was er dafür getan hat, ist noch viel schlimmer. Glaub mir, Alex wird sich viel eher darüber aufregen, als über das, was du getan hast.'' Marcel tätschelte grinsend meine Wange und ich drehte meinen Kopf  zu ihm, um ihn anzulächeln.

,,Das wird schon alles.'', klopfte mir mein bester Freund auf die Schulter und zückte ein neues Paper.
,,Hoffentlich.''
,,Sieh' nicht immer alles so pessimistisch.'', stieß Marcel mir in die Seite.
,,Soll ich etwa überall Regenbögen und Einhörner sehen?''', fragte ich im Gegenzug.
,,Ja.'', meinte er nur und befeuchtete das nächste Paper mit seiner Zunge.

,,Einhörner gibt es doch eh nicht.'', lachte ich nur.
,,Doch, auf LSD-Trips und auf sämtlichen Produkten.'', argumentierte Marcel und schob mir den eben erst gebauten Joint zwischen die Lippen.
,,Immer diese Drogen...'', nuschelte ich zwischen den Spliff hindurch und grinste.
Marcel zündete ihn mir an und ich zog einmal an diesem, ehe ich ihn Marcel übergab und mir in meinen Gedanken schon einmal überlegte, wie genau ich Alex erklärte, wieso ich das getan hatte, was ich leider nun einmal getan hatte.

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