Der Tag, der mein Leben massiv geändert hat

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,,Wer ist Lukas eigentlich und woher kennst du ihn überhaupt?'', fragte Marcel direkt ganz neugierig nach, als wir Lukas' Dorf verließen.
,,Ein Kumpel. Kenne ich vom Jugendzentrum.'', war meine knappe Antwort und ich wollte mir gerade, die Ärmel über die Hände stülpen, da fiel mir plötzlich auf, dass Lukas ja noch meine Strickjacke hatte.
,,Ein Kumpel?'', harkte Marcel leicht skeptisch nach und zog die Augenbrauen nach oben, während er mich einmal von der Seite musterte.

,,Ja, ein Kumpel, richtig.'', bestätigte ich ihm und nickte zusätzlich einmal.
,,Also, ein ganz normaler Kumpel?! So wie du und ich?'', fragte mein bester Freund weiterhin mit einer leichten Skepsis nach und ich verdrehte einmal vollkommen genervt die Augen. Ich wusste es doch selber noch nicht einmal so wirklich, was genau Lukas und ich eigentlich waren.
,,Ja, so wie du und ich - ganz normale Freunde einfach. Nur ist Lukas im Gegensatz zu dir nicht ganz so behindert.'', erklärte ich ihm vollkommen ernst und ein wenig genervt zugleich, doch konnte mir ein Grinsen trotzdem nicht verkneifen. Marcel lachte nur kurz auf und wuschelte mir einmal lächelnd durch die Haare.

,,Aber du weißt, dass du mir wirklich alles sagen kannst, oder?'', fragte Marcel nun nach und musterte mich noch einmal kurz von der Seite.
,,Ja, weiß ich doch, man.'', machte ich nur und sah daraufhin ganz nachdenklich aus dem Fenster.
,,Ich würde dich auch nie wegen irgendwas verurteilen, wirklich. Du bleibst weiterhin immer der gleiche Idiot, welcher du nun einmal bist.'', fügte Marcel noch lächelnd hinzu, lachte und dann blieb es auch schon ganz ruhig im Wagen.

,,Kommst du noch mit zu mir?'', fragte ich auf halbem Weg nach und sah Marcel hoffnungsvoll an. Ich wollte unbedingt irgendwie von meinen eigentlichen Gefühlen abgelenkt werden und er konnte mir dabei auch ziemlich gut helfen.
,,Sorry, aber ich muss morgen wieder arbeiten und auch verdammt früh da sein.'', verneinte es mein bester Freund und sah mich entschuldigt an.
,,Oh, wieso das denn?'', harkte ich direkt leicht traurig nach und zog einen leichten Schmollmund.

,,Der Fußpilz-Patient kommt morgen. Meine Chefin meinte irgendwie, der soll so extra behandelt werden und das dauert auch etwas. Zwar machen wir dann ein paar Überstunden, aber gibt dann dementsprechend auch mehr Kohle.'', erklärte Marcel mir grinsend und ich verzog augenblicklich leicht angewidert das Gesicht.
,,Ew...'', machte ich nur und schüttelte mich einmal.
,,Du kannst ja gerne mithelfen und dir noch etwas dazu verdienen.'', schlug er immer noch grinsend vor und ich verpasste ihm einen Boxer auf den Arm.
,,Du Spinner!'', lachte ich nur und er stimmte augenblicklich mit ein.

,,So, wir sind da.'', meinte Marcel dann und machte den Motor aus.
Ich sah durch die Vorderscheibe und erkannte das Haus meiner Eltern, in welchem nur in der Küche Licht brannte.
Ich zog die Augenbrauen leicht verwundert nach oben und schnallte mich langsam ab.

,,Dann Tschüss, Marcel!'', verabschiedete ich mich von meinem besten Freund und lächelte ihn vollkommen breit an.
,,Tschüss, Timi!'', verabschiedete er sich ebenfalls breit lächelnd von mir.
,,Vielen Dank fürs Fahren und dass du wegen uns aufgestanden bist und dich von deinen geilen Träumen getrennt hast.'', bedankte ich mich lachend bei ihm und umarmte Marcel einmal. Bei ihm spürte ich absolut nichts - rein gar nichts. Hm, komisch.
,,Hey, kein Problem! Ich würde selbst zehn Stunden irgendwohin fahren, um dich dummen Vollidioten von irgendwo abzuholen.'', winkte er lachend ab und wuschelte mir wieder einmal kräftig durch die Haare.

Ich schloss lächelnd die Autotür, winkte Marcel noch einmal grinsend zu und sah ihm dann dabei zu, wie er wieder zurück zu sich nach Hause fuhr.
Dann kramte ich meinen Schlüssel aus der Hosentasche heraus und ging durch unseren kleinen Vorgarten, wo schon die ersten Blumen meiner Mama zu blühen begangen.

Ich schloss die Haustür auf, zog mir Schuhe und Jacke aus und statt direkt in mein Zimmer zu gehen, ging ich in die Küche, um zugucken, wieso dort eigentlich noch, so spät in der Nacht, Licht brannte.

Dort angekommen, sah ich meine Mama, an der Küchentheke lehnend und wie sie gerade dabei war, einen Tee zu trinken.
Ich ging auf sie zu, tippte ihr auf die Schulter und sie zuckte nur vollkommen erschrocken zusammen, weil sie mich bis eben noch nicht bemerkt hatte.

Ich lachte kurz auf und fand ihre Reaktion einfach nur zu witzig, weshalb ich mich kaum noch ein bekam.

,,Timi!'', sagte sie immer noch vollkommen erschrocken und stellte ihre Tasse ab.
,,Ja?'', fragte ich dümmlich grinsend nach und lachte meine Mutter weiterhin aus.
,,Mach' das bloß nie wieder, du Idiot!'', erwiderte sie und gab mir einen leichten Boxer auf den Arm.

,,Was? Dich antippen? Okay, wenn du das so möchtest, dann lass' ich es am Besten für immer.'' Ich zuckte nur vollkommen gleichgültig mit den Schultern und sie verdrehte einmal grinsend die Augen.
,,Du bist auch echt manchmal so ein dummer Vollidiot, wie Alex und Marcel gerne zu sagen pflegen.'', erwiderte sie bloß und lachte einmal kurz auf.
,,Aber immer noch dein wundervoller Sohn!'', konterte ich lächelnd.

,,Wo kommst du denn eigentlich her, mein Spatz?'', fragte mich meine Mutter dann und nahm einen Schluck ihrer Tasse, welche sie eben erst abgestellt hatte.
,,Von draußen.'', antwortete ich grinsend.
,,Und wo genau von draußen?'', harkte sie nach.
,,Ich war mit einem Kumpel unterwegs. Wir haben gegrillt und Tennis gespielt.'', erklärte ich meiner Mama und log damit noch nicht einmal.
Aber sie musste ja nicht unbedingt wissen, wo genau ich das getan habe, wie ich dort heraufgekommen bin und aufgrund dessen wieder fast von der Polizei gefasst worden bin und illegal auf irgendwelchen Geländern rumgehangen habe.

,,Aber Marcel hatte dich doch eben gebracht? Das war doch das Auto von seinem Papa, oder?'', fragte sie nun verwirrt nach und deutete nach draußen, wo eben noch der Wagen von Marcels Vater gestanden hatte.
,,Ähm...dieser Kumpel, mit dem ich halt draußen war, lebt auf dem Land und weil sein Bus erst morgen Früh wieder fährt, haben wir Marcel gefragt, ob er ihn und mich eventuell nach Hause fahren könnte. Er ist ja schließlich schon achtzehn.'', erklärte ich ihr und meine Mama nickte einmal verstehend.
,,Sehr nett von ihm, dass er das macht und extra seinen Schlaf für euch zwei opfert.'', lachte sie und trank ihre Tasse voller Tee nun komplett aus.

,,Und was machst du mitten in der Nacht hier? Ist einer deiner Orchideen wieder eingegangen und du hast 'ne Midlifecrisis?'', drehte ich den Spieß dann einmal lachend um und meine Mutter verdrehte noch einmal die Augen.
,,Du bist doch bescheuert, Timi! Aber nein, meinen Orchideen geht es ganz gut und ich hatte nur Spätschicht.'', erklärte sie mir lächelnd und erst jetzt fiel mir auf, dass sie ja ihre Arbeitsklamotten trug.
,,Oh, stimmt ja...'', erinnerte ich mich wieder, dass meine Mama das ja heute beim Mittag erwähnt hatte und kratzte mich verlegen am Hinterkopf.

,,Möchtest du vielleicht auch noch einen Tee, Timi? Zwei Tassen kann ich noch geradeso machen.'', fragte mich meine Mama und schaltete den Wasserkocher an.
,,Liebend gerne doch.'', stimmte ich sofort lächelnd zu und sie suchte eine Tasse für mich heraus.
,,Welche Sorte?'', fragte Mama dann nach und hielt mir einige Packungen entgegen.
,,Früchtetee, bitte.'', antwortete ich und deutete auf die entsprechende Packung.

Als unsere Tees fertig gekocht waren, goss Mama das aufgekochte Wasser in die entsprechenden Tassen und reichte mir dann lächelnd meine daraufhin entgegen.

,,Vielen Dank, Mama! Ich werd' dann mal hoch in mein Zimmer und mich hinlegen. Ich bin so müde.'', bedankte ich mich gähnend bei ihr und lächelte augenblicklich.
,,Schlaf' gut und träum' was Schönes, mein Schatz!'', lächelte sie mich an und nahm einen Schluck ihres eben erst aufgebrühten Tees.
,,Du auf jeden Fall auch! Hab' dich lieb.'', verabschiedete ich mich immer noch grinsend von ihr und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
,,Ich dich auch.'', lächelte sie mich an, ehe ich leise die Treppen hoch zu meinem Zimmer ging.

Ich zog mich bis auf die Boxershorts aus, legte mich ins Bett und stellte die dampfende Tasse mit dem Tee auf meinen Nachttisch ab.

Ich zog mir die Decke bis zum Hals und ließ den gesamten Abend und das Treffen mit Lukas noch einmal Revue passieren.

Dieser Abend war echt verdammt wundervoll und schön gewesen und ich bin echt verdammt froh darüber, mich noch einmal mit Lukas getroffen zu haben. Hoffentlich war es auch nicht das allerletzte Mal.

Ich hatte ihm an diesem Abend so viele private und intime Dinge von mir anvertraut und ich hätte es wirklich nie für möglich gehalten, dass ich jemandem so schnell vertrauen konnte.
Normalerweise dauerte so etwas echt verdammt lange bei mir und bis jetzt waren nur Marcel und Alex die einzigen Personen, denen ich wirklich blind vertrauen und alles erzählen konnte. Dabei kannte ich die beiden schon über zehn Jahre, fast mein ganzes Leben und Lukas gerade mal so geschlagene drei Wochen.
Aber er hatte irgendwie so eine Art an sich, dass ich ihm unbedingt alle möglichen Dinge, welche es überhaupt über mich zu wissen gab, ruhig anvertrauen konnte und er diese auch ganz sicher für sich behalten würde. Vor allem, dass ich ihm dann auch noch diese Sache mit meiner Familie anvertraut hatte, war echt verdammt krass.
Gerade mal nur Marcel und Alex wussten davon Bescheid, aber die beiden waren schließlich immer noch meine zwei besten Freunde fürs Leben und standen in dieser für mich, sehr schwierigen Zeit, auch sehr gut bei.

Die Scheidung meiner Eltern war echt verdammt hart für mich gewesen, obwohl ich es mir immer so sehr gewünscht hatte.
Ich hatte schon von klein auf an sehr gut mitbekommen, wie mein leiblicher Vater eigentlich mit meiner Mama umgegangen war.
Ständig hatte er ihr irgendwelche Vorwürfe gemacht, weil egal was sie getan hatte, es irgendwie immer falsch für ihn gewesen war. Selbst meine Geburt war auch noch Jahre danach ein totaler Fehler von ihr laut meinem scheiß Erzeuger gewesen.

Ich konnte meinen Vater schon, seitdem ich ein Kleinkind war, nie richtig leiden und lieben, weil er einfach nie gut mit meiner Mama umgegangen war.
Mich hatte er natürlich auch nie sonderlich gut behandelt, aber es war mir eh immer viel wichtiger gewesen, dass er sie wenigstens etwas vernünftiger behandeln würde.
Aber es hatte sich nie irgendwas geändert, sondern es wurde von Jahr zu Jahr immer schlimmer und schlimmer, bis meine Mama dann vor fast sechs Jahren die Schnauze endgültig voll hatte und mit mir und Luis zusammen endlich endgültig vor ihm abgehauen war.

Dieser Tag hatte mein komplettes Leben massiv verändert. Mehr oder weniger ins Positive, aber genauso auch ins Negative.
Unser Familienleben hatte sich auf jeden Fall ziemlich gut ins Positive aufgrund der Scheidung verändert und es konnte heutzutage absolut nicht besser Zuhause laufen. Wir waren einfach eine ganz normale Familie geworden, ohne jegliche, große Probleme oder Konflikte.
Aber zu diesem Zeitpunkt ging es auch wiederum drastisch bergab mit mir, weil sich so verdammt vieles in meinem gesamten Leben verändert hatte und es so durcheinander alles für mich wurde. Neue Umgebung, neue Geschwister, der neue Mann meiner Mama beziehungsweise mein Stiefvater und vieles mehr...

Ich nahm einen Schluck meines nicht mehr ganz so heißen Früchtetees, drehte mich auf den Rücken und starrte daraufhin an die weiße Decke.
Ich schloss die Augen und atmete noch einmal tief durch. Puh...
Ich konnte mich noch ganz genau an diesen Tag erinnern, an dem sich meine Eltern für immer dazu entschieden hatten, getrennte Wege zu gehen, so als wäre es erst gestern gewesen.

Ich wusste auch noch ganz genau jedes einzelne Wort, welches dort miteinander gewechselt wurde, meine Gefühle, jede kleinste Regung und einfach alles, was an diesem Tag passiert war, hatte sich so sehr in meinen Kopf eingebrannt, wie ein lästiger Brandfleck auf irgendeinem Möbelstück.
Ich konnte mich einfach so verdammt gut an das Alles erinnern, so als wäre es eben erst vor einigen Minuten passiert und als ob alles noch ganz frisch wäre.
Ich dachte augenblicklich an diesen für mich und meiner Familie sehr bedeutenden Tag zurück, und ließ das Alles, was dort alles so passiert war, noch einmal ordentlich in meinem Kopf Revue passieren.

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