Ich wollte dich nicht wecken

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Obwohl der Traum direkt in meinen Armen lag und Lukas und ich einen so schönen Tag miteinander verbracht hatten, fühlte ich mich dennoch einfach nur scheiße und wie das Allerletzte.
Und das lag nicht an Lukas, an seinen Eltern oder sonst was, sondern viel eher an mir allein'. Besser und genauer gesagt, viel eher an meiner beschissenen und instabilen Psyche, die mich mal wieder so richtig fickte.
Sie erlaubte mir nämlich nur für eine kurze Zeit einen Höhenflug, denn ehe ich mich versah, war ich kurz darauf wieder an einem totalen Tiefpunkt angelangt und wollte am liebsten nur noch schreien, heulen und alles kaputt hauen.

Lukas konnte mich den ganzen Tag über so verdammt gut ablenken, doch in der tiefsten und dunkelsten Nacht, kamen die düstersten Gedanken wieder zum Vorschein und machten mir einfach alles mit einem einzigen Fingerschnipsen kaputt.
Ich hatte eigentlich einen so verdammt schönen und tollen Tag mit Lukas zusammen gehabt, ihn richtig genossen und jetzt war alles mit einem Mal wie weggeblasen und so, als hätte es niemals existiert.
Ich hatte mich so verdammt wohl, sicher und vor allem auch geliebt gefühlt und so, als wäre ich es wirklich wert, hier auf diese Welt zu sein. Ich hatte einfach das Gefühl, doch nicht so Fehl am Platz zu sein, so wie ich es sonst immer vermutete...

Doch jetzt fühlte ich mich einfach nur scheiße, so verdammt nutzlos und wusste einfach nichts mit mir anzufangen. Meine Gedanken kreisten um nichts Geringeres, als die Sache mit meinen Noten und der Gedanke daran, was mein Vater wohl an meinem Geburtstag gedacht und gemacht hatte.
Ich fragte mich einfach seit Freitag, ob er wenigstens für eine einzige Millisekunde an mich gedacht und sich gefragt hatte, was wohl aus mir in den letzten Jahren geworden ist - und das hoffentlich nicht im negativen Sinne.
Es nagte einfach sehr an mir, dass mein Vater mich nie vollständig und richtig in seinem Leben akzeptieren konnte und sich wahrscheinlich immer noch zutiefst wünschte, dass ich nie existiert hätte.

Ich hatte einfach viel zu vieles in seinem und in dem Leben anderer kaputt gemacht. Jedes Leben wäre einfach so viel besser und einfacher verlaufen, wenn ich niemals an diesem Tag geboren worden und lieber im Taschentuch gelandet wäre.
Ich war ein Nichts, ein Idiot, ein Haufen Scheiße und ich würde nie irgendwas in meinem Leben geschissen kriegen, weil ich einfach viel zu dämlich für alles bin und absolut gar nichts drauf habe.
Diese, schon vor Jahren aufgestellte These meines Vaters, bestätigte sich doch gerade mit meiner Versetzungsgefährdung, die ich schon zum gefühlt tausenden Mal vor die Nase geknallt bekam.

Es ist doch einfach nur mehr als peinlich, dass ich mit meinen 18 Jahren immer noch in die 9 Klasse ging, wo andere schon ihr Abitur in den Händen hielten und demnächst studieren, oder eine Ausbildung beginnen würden.
Und was machte ich? Ich wiederholte nun schon zum zweiten Mal die neunte Klasse, ging auf eine verdammte Hauptschule und würde meine Versetzung sowieso mal wieder nicht schaffen, weil ich einfach nur zu dämlich für alles und jeden bin.
Ich fühlte mich einfach nur noch wie das Allerletzte, weil ich alle so sehr mit meiner Existenz enttäuschte und meinem Papa auch immer wieder die Bestätigung gab, dass er mit seinen Worten durchaus Recht hatte.

Es stimme einfach alles, was mir mein Vater immer und immer wieder gegen den Kopf geknallt hatte und so langsam bestätigten sich diese Worte auch nach und nach.
Mein Vater hatte schon vor Jahren gesagt, dass ich ein totaler Loser bin, nie etwas aus mir werden und ich meinen Schulabschluss sowieso niemals schaffen würde.
Und so langsam realisierte ich auch, dass mein Vater mit diesen Worten durchaus Recht hatte, denn, wenn man sich meine jetzigen Noten mal so ansah, würde ich es sowieso nie zu etwas bringen.

Wie sollte ich mit solchen Noten nur meinen Abschluss schaffen und irgendwann etwas Vernünftiges lernen? Wie sollte ich es überhaupt je zu etwas bringen? Wie sollte ich meine Mutter je stolz machen?
Es schien alles einfach so verdammt ausweglos und nicht machbar und das Einzige, was ich konnte, war, dumm im Bett umherzugammeln und mir einen Joint nachdem Anderen zu drehen. Mehr Fähigkeiten besaß ich dann aber auch nicht, die mich irgendwie qualifizieren könnten...
Ich seufzte leise und musterte dann den friedlich schlafenden Lukas in meinen Armen, der ein breites Lächeln auf den Lippen hatte, leise vor sich hinschnarchte und einfach nur wunderschön aussah.

Ich musste lächeln, als ich diesen Anblick sah und wünschte mich einfach nur zutiefst, dass ich genauso ein vorbildlich Schüler und wundervoller, lieber Mensch wie Lukas sein würde.
Lukas schrieb nur gute Noten, ging sehr, sehr oft und regelmäßig zur Schule, fehlte kaum, schwänzte nie und machte im Unterricht sicherlich auch ständig und mehr als genug mit.
Wenn ich so wie Lukas wäre, dann wären mein Vater und meine Mutter sicherlich mehr als stolz auf mich und ich müsste mir auch nicht so viele Gedanken um meine Zukunft machen.

Und vor allem müsste ich nach den Ferien nicht so ein dämliches Gespräch mit meinem Klassenlehrer und meiner Mutter führen, auf das ich natürlich sogar keine Lust hatte und an das ich auch gar nicht denken wollte.
Ich wollte einfach nicht hören, was für ein Versager ich eigentlich doch bin und, dass ich den Schulabschluss sowieso nicht schaffen und es nie zu etwas bringen, sondern mein Leben lang Dauerkandidat beim Arbeitsamt sein würde. Das wusste ich doch schon alles selbst, das musste man mir doch nicht ständig unter die Nase reiben!
Ich konnte spüren, wie sich die Tränen augenblicklich in meinen Augen sammelten, doch ich versuchte diese, so gut wie es mir eben möglich war, zurückzuhalten, weil ich einfach nicht heulen wollte. Du hattest dir das Alles doch auch selber eingebrockt, Wolbers!

Lukas sollte auf gar keinen Fall mitbekommen, wie scheiße es mir eigentlich in letzter Zeit wirklich ging und ich wollte auch einfach nicht, dass er sich so krasse Sorgen und Gedanken um mich machte.
Lukas hatte schon genug eigene Probleme und die Osterferien sollten etwas Schönes sein. Unsere erste gemeinsame Nacht sollte definitiv nicht so anfangen...
Ich strich Lukas nur seufzend über den schönen Kopf, schloss die Augen und versuchte nun auch irgendwie zur Ruhe zu kommen, was mir natürlich aber nicht sonderlich gelang. Fick' dich doch, Kopf!

Meine Gedanken kreisten viel eher um meine Versetzungsgefährdung, meinen Vater und all die Menschen, die ich mit meiner Existenz mehr einfach nur enttäuscht hatte.
Ich fühlte mich einfach nur so scheiße, sodass ich die Tränen nicht länger zurückhalten konnte und sich die Ersten direkt ihren Weg in die Freiheit bannten.
Ich löste Lukas augenblicklich, aber dennoch vorsichtig zugleich von mir, schob ihn etwas weg und setzte mich dann aufrecht in seinem Bett hin.

Ich starrte ins dunkle Zimmer und fing dann leise an zu weinen, während ich mich einfach nur noch immer schlechter und schlechter fühlte.
Ich wollte einfach nicht daran denken, doch leider holten mich diese ganzen Sachen immer und immer wieder ein und ließen mir einfach keinerlei Ruhe.
Leider konnte ich meinen Kopf nicht einfach so abschalten, oder das Alles für immer aus meinen Gedanken verbannen und löschen, es ging einfach nicht.

Die Dämonen holten mich immer wieder ein und das meistens in den Momenten, wo ich eigentlich am Glücklichsten sein sollte.
Ich lag hier einfach mit den tollsten Jungen der Welt in einem Bett, hatte ihn als meinen festen Freund, würde ganze zwei Wochen mit ihm verbringen und dennoch war ich an einem totalen Tiefpunkt angelangt und wollte am liebsten alles kaputt hauen.
Ich hasste mich einfach nur noch dafür und wollte mich am liebsten nur noch in Luft auflösen, damit mein Kopf endlich mal seine scheiß Fresse hielt und alle ihre wohlverdiente Ruhe hatten.

,,Timi?'', riss mich plötzlich die fragende Stimme von Lukas aus meinen Gedanken und ich strich mir augenblicklich die Tränen aus dem Gesicht. Nein, schlaf' wieder ein, bitte!
,,Hm?'', machte ich nur und versuchte mir nichts anmerken zu lassen, während Lukas sich langsam aufrecht hinsetzte, um mich daraufhin zu mustern.
,,Sag' mal, weinst du etwa, mein Kleiner?'', fragte Lukas nun ganz besorgt nach, musterte mich seiner Tonlage entsprechend von der Seite und ich biss nur auf die Unterlippe, während sich die nächsten Tränen ihren Weg direkt in die Freiheit bannten.

,,Hey, was ist denn los? Hast du etwa Heimweh? Gefällt es dir hier nicht?'', fragte Lukas nach, nahm mich in den Arm und ich schmiegte mich nur fester an ihn.
,,Wie soll ich denn bitte Heimweh haben, wenn ich schon längst Zuhause bin?'', fragte ich stattdessen weinend nach, krallte mich an Lukas' Arm fest und er löste mich etwas von sich, um mich anzulächeln.
,,Awww, wie süß du einfach bist, mein Kleiner.'', lächelte Lukas mich vollkommen verliebt an und vereinte kurz unsere Lippen miteinander, was mich wenigstens einen kleinen Hauch von Glück verspüren ließ.

,,Aber, was ist los, mein Engel? Passt dir hier irgendwas nicht? Wenn ja, dann kannst du mir das ruhig jederzeit sagen, ich reiße dir für wirklich nichts deinen hübschen Kopf ab. Es ist mir auch egal, ob es mit meinen Eltern zutun hat. Ich möchte ja schließlich auch nur, dass du dich hier wohlfühlst.'' Lukas sah mich mit seinen besorgten, blauen Augen an und ich fand es schon verdammt süß, was für Gedanken er sich eigentlich machte. Wenn das mal die Gründe wären, wäre alles so viel einfacher...
,,Nein Lukas, es liegt nicht an dir, deinen Eltern, oder dem Haus hier. Ich fühle mich hier wirklich mehr als wohl und könnte es mir auch nicht besser vorstellen. Hier ist alles so perfekt.'', erwiderte ich direkt, schnaubte kurz auf und Lukas' Lächeln wurde ein wenig breiter.
Lukas schlang seine Arme nur fester um mich, zog mich etwas dichter zu sich und strich mir einmal sachte über den Rücken, während er mir einen Kuss auf die Wange hauchte, was diese nahezu brennen ließ.

,,Lukas, ich hab' dich angelogen...'', sagte ich dann weinend an seine Brust und Lukas löste mich augenblicklich wieder etwas von sich.
,,Wie du hast mich angelogen? Womit denn?'', fragte Lukas verwirrt und besorgt zugleich nach, während er mich seiner Tonlage entsprechend musterte.
,,Mir ging es in letzter Zeit nicht so gut, so wie ich das vielleicht immer wieder herübergebracht habe.'', gab ich zu und fing dann wieder stark zu weinen an.

,,Lukas, es ist momentan wieder so vieles schief gelaufen in meinem Leben und es geht mir eigentlich so dreckig...'', weinte ich weiterhin vor mich hin und Lukas sah mich nur mit großen Augen an.
,,Was ist denn passiert, Timi? Und vor allem; Warum hast du denn nichts gesagt?'', fragte Lukas weiterhin mit einem sehr besorgten Unterton nach und krallte sich regelrecht in meinen Oberarmen fest.
,,Dafür muss ich dir was zeigen, warte mal...'', bekam ich geradeso schluchzend heraus und griff zum Nachtschrank, um mein Handy hervorzuholen. Ich setzte mir zusätzlich noch meine Brille auf, strich mir die Tränen aus dem Gesicht und drückte dann den Knopf an der Seite, um es daraufhin zu entsperren.

,,Hier...'', sagte ich nur schluchzend und drückte Lukas dann mein Handy in die Hand, auf dem sich ein Bild von dem mehr als schrecklichen Zettel befand, den ich vor einigen Wochen im Briefkasten liegen hatte.
Ich hatte ihn extra für Alex abfotografiert, weil sie mit Béla zusammen ausrechnen wollte, welche Noten ich in den jeweiligen Fächern haben musste, um die bessere Note und meine Versetzung noch erreichen zu können.
Keine Ahnung, warum ich dieses Foto nicht sofort wieder gelöscht hatte, aber vielleicht hatte ich ja geahnt, dass in den Osterferien irgendwas in der Art passieren würde. Ich wollte ja eigentlich so oder so mit Lukas reden, da war es ja nicht schlecht, meine Noten direkt parat zu haben, damit er sich dann selbst ein Bild davon machen konnte.

,,Oh Gott...'', bekam Lukas nur geradeso geschockt heraus, als er sich das Bild eine Zeit lang angeguckt hatte und er schüttelte fassungslos mit dem Kopf, ehe er diesen in meine Richtung drehte und mich besorgt musterte.
,,Seit wann weißt du das denn, Timi? Hast du das erst vor ein paar Tagen erfahren, oder was?'', fragte mich mein Freund seinem Gesichtsausdruck entsprechend und ich seufzte leise, weil ich mich in diesem Moment irgendwie dafür schämte, Lukas nicht von Anfang an Bescheid gesagt zu haben.
,,Ich weiß das schon seit zwei Wochen. Also, ich habe den Brief halt entdeckt, als wir dort den Samstag zusammen draußen waren. Der lag da im Briefkasten.'', gab ich zu und fing dann wieder stark zu weinen an, weil ich mich in diesem Moment einfach wieder so verdammt schlecht fühlte.

Ich hasste es, dass mir meine schlechten Gedanken, diesen eigentlich so tollen und schönen Tag mit einem Mal wieder zerstört hatten. Ich hatte mich den ganzen Tag über so verdammt gut und wohl in meiner Haut gefühlt und jetzt fühlte ich mich einfach nur noch wie das allerletzte Häufchen Elend.
Ich wusste doch auch nicht, wie das passieren konnte, aber von der ein auf die andere Sekunde kamen die dunklen Gedanken mit einem Mal wieder in mir hoch und ich musste wieder an all das Schlechte denken, was mich eigentlich tagtäglich umgab.
Es fuckte mich einfach nur noch ab, dass meine beschissenen Gedanken immer alles Schöne im Leben kaputt machten und ich keinen Moment so wirklich genießen konnte, ohne, dass diese aus ihren düsteren Ecken gerochen und direkt in meinen Kopf kamen.

,,Aber warum hast du denn nicht schon viel früher zu mir gesagt, mein Schatz? Mein Kleiner, wir können doch über sowas reden. Du weißt doch, dass du immer zu mir kommen kannst, wenn irgendwas ist. Egal wann und wo.'', fragte Lukas leicht verwirrt nach, strich mir sachte über den Rücken und ich seufzte erneut auf.
,,Na ja, weil...weil...ich dich halt nicht nerven wollte. Du hattest ja die letzten Wochen auch genug zutun und da wollte ich dich einfach nicht mit meinen unnötigen Problem belasten...'', erwiderte ich schnaubend, zuckte mit den Schultern und Lukas schüttelte nur mit dem Kopf.
,,Aber Timi, du nervst mich doch nicht mit sowas. Klar, es ist in den letzten Wochen ein wenig stressig bei mir gewesen, weil ich ein bisschen viel mit der Schule zutun hatte. Aber sei dir sicher, dass ich, egal wie viele Tests und Hausaufgaben ich vor mir habe, ich immer Zeit für dich haben und mir natürlich auch nehmen werde.'' Lukas rückte etwas näher an mich heran, zog mich in seine Arme und ich presste mich nur gegen seine nackte Brust, während ich mir die Tränen verkniff.

,,Mein Kleiner, und dein Problem ist auch nicht unnötig, oder so. Ich finde es wirklich nicht schön, dass du dieses Problem so bezeichnest, denn es ist nicht unnötig, sondern es ist etwas, was man dringend anpacken und an dem man arbeiten muss.'', fügte Lukas noch hinzu, strich mir durch die Haare und ich löste mich etwas von ihm.
,,Ja, aber wie denn?! Wie soll man denn an sowas arbeiten?! Es gibt nur sechs Fächer, wo ich nicht auf der Kippe stehe und zwei davon sind Wahlpflichtfächer!'', erwiderte ich meckernd, schüttelte mit dem Kopf und wollte am liebsten alles zusammenschlagen.
,,Sh...erstmal beruhigst du dich, mein Kleiner. Atme tief ein und aus und beruhig' dich vor allem.'', sagte Lukas nur ruhig, nahm mein Gesicht in seine so zarten Hände und sah mir tief in die Augen, während sein angenehm warmer Atem meine Wangen streifte.

,,So, mein Kleiner, du bleibst jetzt ruhig, okay?! Du erzählst mir jetzt alles in Ruhe und keine Sorge, ich werde dir für nichts den Kopf abreißen. Wir können offen und ehrlich über alles miteinander reden. Bei mir brauchst du keine Angst vor irgendwas haben, ich verurteile dich für nichts.'', flüsterte mir Lukas beruhigend entgegen, hauchte mir einen Kuss auf die Lippen und ich nickte zustimmend.
,,Gut, mein Schatz. Also, weiß deine Mama denn überhaupt schon davon, oder ist das noch ein Problem, welches dich belastet?'', fragte Lukas dann nach und ich seufzte erneut auf, weil ich mich einfach so verdammt schlecht fühlte, weil ich ihm erst jetzt etwas sagte.
Ich hätte Lukas einfach direkt was sagen sollen und nicht erst jetzt, denn jetzt zerstörte ich unsere erste gemeinsame Nacht brutal und belastete sie nur mit meinen Problem. Dabei hatte Lukas so verdammt schön und friedlich geschlafen...

,,Ja, meine Mama weiß davon. Also, Alex hat mich quasi, mehr oder weniger, dazu gedrängt, das zutun, weil sie halt die Woche vorbeikam, als ich den Brief entdeckt habe. Alex hat eben gemerkt, dass es mir scheiße ging und dann habe ich ihr halt alles sagt. Wir haben dann den Brief auf den Küchentisch gelegt, weil ich ihn ja die ganze Zeit über vor ihr versteckt habe. Danach sind wir dann zu Marcel, dem ich das dann auch direkt erzählt habe.'', fing ich mit dem Erzählen an, strich mir die Tränen aus dem Gesicht und Lukas nickte einmal verstehend.
,,Und wie hat deine Mama auf den Brief reagiert? Warum hast du ihn überhaupt vor ihr versteckt? Es ist ja eigentlich nicht das erste Mal, dass du versetzungsgefährdet bist und da wird sie dir die anderen Male ja auch kaum den Kopf abgerissen haben, oder?'', harkte Lukas dann besorgt nach und fuhr mir einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht.
,,Meine Mama hat eigentlich recht positiv darauf reagiert. Also, natürlich ist sie auch ein wenig enttäuscht und traurig darüber gewesen, dass es wahrscheinlich mal wieder nicht klappt, aber sie meinte halt auch, dass wir das schon hinbekommen und ich das auch schaffen werde. Sie hat mir auch ihre Hilfe angeboten, genau wie Alex, Marcel und mein Stiefvater auch. '', erklärte ich ihm seufzend, spielte nervös mit meinen Händen und Lukas nickte erneut verstehend.

,,Und ich habe es meiner Mama halt nicht schon vorher gesagt, weil ich sie einfach nicht enttäuschen wollte, Lukas. Ich fühle mich immer wieder so scheiße, wenn ich diesen Zettel jedes Jahr aufs Neue im Briefkasten liegen sehe und allgemein daran denke, wie meine Schulnoten eigentlich aussehen. Seit der siebten Klasse habe ich jetzt immer wieder 'ne Ehrenrunde gedreht und nie aus meinen scheiß Fehlern gelernt. Ich...ich... mein', ich fehle einfach so verdammt oft, schwänze die Schule ständig und versuche mich noch nicht einmal anzustrengen, nicht mal einen kleinen Funken!'', schluchzte ich weiterhin vor mich hin und ließ Lukas keine Zeit zum Erwidern.
,,Weißt du, Lukas, es fühlt sich einfach nur so verdammt scheiße an, zu sehen, dass jeder Mensch da draußen sein Leben auf die Kette kriegt, nur ich nicht. Ich mein', guck' dir doch zum Beispiel mal Alex an. Sie wird demnächst genauso alt wie ich und ist jetzt schon im zweiten Lehrjahr ihrer Ausbildung und wird diese höchstwahrscheinlich nächstest Jahr auch erfolgreich beenden. Und Marcel arbeitet in einem Fußpflegesalon, bis der Sommer vorbei ist und er endlich sein Abitur machen kann. Und was ist mit mir? Ich sitze hier und heule wegen meiner Versetzungsgefährdung. Das geht schon Jahre lang so, man! Jedes Jahr bekomme ich so einen scheiß Brief und er fickt mich immer wieder aufs Neuste.''
,,Ich fühle mich einfach immer so verdammt dumm, wenn ich diesen Zettel und meine Noten sehe. Wirklich jeder Mensch da draußen schafft es, sein Leben irgendwie auf die Reihe zu kriegen, egal wie scheiße alles ist und ich scheitere schon bei meinem Hauptschulabschluss - das kann es doch nicht sein! Selbst meine Mama hat damals, als sie mit mir schwanger war, ihren Schulabschluss mit einem gut bestanden und ihre Noten sind trotz dessen auch nicht großartig gesunken. Und sie hat, trotz, dass da ein Baby jeden Nachmittag auf sie gewartet hat, ihre Ausbildung hinbekommen und dort auch keine schlechten Noten geschrieben. Bei meiner Mama wäre es ja sogar noch verständlich gewesen, wenn es nicht geklappt hätte, denn sie hatte ja schließlich ein Kind Zuhause sitzen, um das sie sich jeden Tag kümmern musste. Und trotzdem hat sie das irgendwie alles unter einen Hut bekommen und gemeistert. Und was ist aus diesem Kind geworden?! Dieses dämliche Kind schafft noch nicht mal seinen Hauptschulabschluss!'' Ich wurde von Wort zu Wort immer verzweifelter, schüttelte mit dem Kopf und vergrub dann meine Hände in meinem Gesicht, während ich laut zu schluchzen begann.

,,Ach man, Timi. Es tut mir richtig leid, dass es dir deswegen so scheiße geht und es ist natürlich mehr als verständlich, dass dich das so fertigmacht und beschäftigt. Ich kann dich wirklich verstehen und ich verstehe auch, dass es dich so fickt, dass gefühlt jeder sein Leben gemeistert kriegt, nur du eben nicht. Aber, mein Schatz, du solltest auch mal bedenken, was da bei dir so für Faktoren mitspielen und dass das manchmal einfach nicht so geht, so wie du das vielleicht gerne hättest. Sei mal ehrlich; Warum schaffst du es denn manchmal nicht dich für die Schule aufzurappeln, obwohl du es vielleicht sogar unbedingt willst?'', erwiderte Lukas dann beruhigend, löste meine Hände von meinem Gesicht und sah mich dann einmal eindringlich an, während ich kurz nachdachte.
,,Na ja, wenn ich wirklich zur Schule will, dann halten mich meine Depressionen hauptsächlich davon ab. Also, es fühlt sich dann ganz oft so an, als wäre ich irgendwie ans Bett gefesselt - so, als wären da halt unsichtbare Handschellen. Das klingt vielleicht ein wenig blöd, aber ich kann dann einfach nicht aufstehen, egal wie gerne ich das auch möchte, ich kriege mich einfach nicht motiviert dazu, da jetzt einfach aus dem verdammten Bett zu steigen, mich fertigzumachen und in die Schule zu gehen. Ich bin da irgendwie wie gelähmt...'', erklärte ich Lukas und es bannten sich erneut Tränen ihren Weg in die Freiheit, weil ich noch nie so offen mit jemandem darüber geredet habe.
,,Aber trotzdem, Lukas, ich kann doch meine Depressionen nicht immer als Ausrede oder Grund für sowas benutzen, das ist doch kein Freifahrtschein für alles. Andere Menschen können doch auch trotz ihrer Depressionen arbeiten und in die Schule gehen. Aber natürlich ist ja wieder klar, dass der Tim Wolbers das nicht kann...'', fügte ich noch seufzend hinzu und Lukas drückte mir nur einen beruhigenden Kuss auf die Wange.

,,Timi Schatz, hör' bitte auf damit, dich schlecht wegen sowas zu fühlen. Du kannst nichts für deine Depressionen und dafür, in wie weit diese ausgeprägt sind. Aber du kannst an ihnen arbeiten, mein Engel. Ich hoffe, dass ich dir damit jetzt nicht zu nahe trete, aber warst du schon mal bei einem Psychologen deswegen?'' Lukas sah mich mit besorgten Augen an und ich nickte direkt.
,,Ja, ich war, seitdem ich dreizehn gewesen bin in Behandlung. Ich bin ja auch mal für einen gewissen Zeitraum in der Psychiatrie wegen einer bestimmten Sache gewesen, aber darüber möchte ich jetzt bitte nicht reden. Aber, mein Opa, Marcel und Alex haben mich damals dazu gebracht, mich wegen der Trennung meiner Eltern jemanden anzuvertrauen, damit ich das Alles irgendwie vernünftig verarbeiten kann. Ich bin echt bei verdammt vielen Psychologen gewesen, weil ich nie den Passenden gefunden habe, mit dem ich auf einer Wellenlänge gewesen bin. Zuletzt war ich aber bei Alex' Mama, mit der ich mich sehr gut verstanden habe, aber meine letzte Sitzung ist mittlerweile auch schon zwei Jahre her.'', erklärte ich ihm und traute mich gar nicht, Lukas in die Augen zu schauen. Ich schämte mich einfach so für meine schreckliche Vergangenheit...

,,Und warum bist du da nicht mehr hingegangen, mein Engel? Was ist der Grund dafür gewesen? Das soll jetzt nicht vorwurfsvoll oder sonstiges klingen, aber mich interessiert das halt schon sehr und vielleicht kann ich dich damit ja noch etwas besser verstehen.'', fragte Lukas vorsichtig nach und griff dann nach meinen Händen, um unsere Finger ineinander zu verschränken, was sich nahezu wie Feuer anfühlte.

,,Ich weiß es auch nicht so recht. Irgendwann wollte ich einfach nicht mehr zu meiner Psychologin, weil ich dachte, dass es mir jetzt gut gehen und ich beheilt sein würde. Als ich sechszehn gewesen bin, hatte ich halt mal einen totalen Höhenflug gehabt. Also, mir ging es über Wochen hinweg so verdammt gut und ich bin wirklich kein einziges Mal in mein schwarzes, dunkles Loch gerutscht. Sonst isses ja bei mir so, dass ich die Welt entweder nur in schwarz oder weiß sehe. Entweder ist alles weiß und gut, oder eben alles schwarz und scheiße.'', fing ich mit dem Erklären an und Lukas nickte wieder, ehe er mit seinem Daumen sachte über meine Handrücken strich.
,,Und, keine Ahnung, das ist halt eine Zeit gewesen, wo es mir durchgängig einfach nur gut ging und wo ich das Leben einfach richtig genossen habe und es auch konnte, weil ich nichts Negatives hatte. Ich habe wirklich gedacht, dass das ein Dauerzustand sein und ich nie wieder psychologische Betreuung brauchen würde. Ich habe wirklich gedacht, dass es mir für immer so gut gehen würde. Ich bin so ein Idiot und leicht gläubig gewesen...'', fuhr ich weiterhin fort und hielt mir die Tränen zurück.
,,Aber warum ging es dir da denn eigentlich so gut? Ist da irgendwas total tolles passiert in deinem Leben? Irgendeine positive Wendung? War da eine ganz besondere Person in deinem Leben, die dir so gut getan hat, sodass du all deine Sorgen und Ängste komplett vergessen konntest?'', fragte Lukas dann nach, legte den Kopf schief und ich zuckte nur ratlos mit den Schultern. Was wusste ich denn schon?

,,Eigentlich ist alles so wie immer gewesen, es ist eigentlich nichts so tolles vorgefallen. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass ich mich in dieser Zeit ständig weggeschossen habe. Also, ich war in dieser Zeit wirklich andauernd nur betrunken, oder auf irgendwelchen Drogen, mehr aber auch nicht. Sobald die Wirkung nachgelassen hat, habe ich mir einfach ein neues Teil geschmissen, irgendwas gezogen oder die nächste Flasche aufgemacht, damit es mir besser geht und ich bloß nicht wieder in mein scheiß Loch falle. Ich glaube, ich hatte irgendwie Angst davor und habe deswegen alle Mittel und Wege genutzt, die mich halt glücklich machen und die mich all das Negative vergessen lassen.'', erläuterte ich Lukas etwas genauer, der mich nur mit großen Augen ansah und schwer zu schlucken begann.
,,Aber eigentlich gab es in dieser Zeit viele besondere Menschen, wenn man das überhaupt so sagen kann, denn eigentlich hatten diese keine wirkliche Bedeutung für mich. Ich hoffe, ich turne dich damit jetzt nicht irgendwie ab, aber ich habe in dieser Zeit wirklich mit verdammt vielen Mädchen geschlafen, an deren Namen und Aussehen ich mich heutzutage gar nicht mehr erinnern kann - logisch, ich bin ja ständig nur drauf gewesen. Aber ich habe es auch nur gemacht, weil ich das Bedürfnis danach hatte und es einfach brauchte. Das ist so krank gewesen alles, aber es hat einfach so verdammt gut getan...'', fuhr ich fort, sah meinen Freund zerknirscht von der Seite an und seine Augen weiteten sich nun noch etwas mehr.
Ich schämte mich in diesem Moment einfach so verdammt sehr, denn diese Zeit ist einfach nur heftig gewesen und ich bereute sie heutzutage wirklich mehr als genug. Klar, es ging mir in dieser Zeit ziemlich gut und ich hatte gar keine Sorgen, aber mir ging es nicht gut, weil es mir einfach gut ging und ich mein Leben einfach so verdammt super auf die Reihe bekommen hatte und allgemein alles einfach bergauf ging. Es ging eigentlich nur bergauf, weil ich dies mit irgendwelchen Substanzen beeinflusst habe. Es ist nicht passiert, weil ich etwas Gutes geleistet, oder an mir gearbeitet hatte, sondern einfach nur der Drogen wegen. Das ist doch verrückt!

,,Wow, ich...ich weiß gar nicht, was ich eigentlich dazu sagen soll, das ist wirklich mehr als heftig und gleichzeitig tut es mir auch so verdammt leid, dass du sowas durchmachen musstest. Eigentlich wäre diese Geschichte so viel schöner, wenn irgendein besonderer Mensch in deinem Leben diese Gefühle ausgelöst oder allgemein irgendwas total tolles passiert wäre...'', seufzte Lukas , sah mich mit fassungslosen und betrübten Augen an und ich sah, wie sich ebenfalls einige Tränen in seinen so schönen Augen sammelten.

,,Und... und wie bist du davon losgekommen? Also, wo ist der Punkt gekommen, dass du es einfach wieder riskiert hast, traurig zu werden?'', fragte mich Lukas dann nach einer kurzen Runde Schweigen und ich begann nun leise zu seufzen.

,,Lustigerweise bin ich durch diese ganze Sache in ein sehr, sehr tiefes Loch gerutscht. Keine Ahnung, irgendwann haben diese ganzen Drogen nicht mehr die gewünschte Wirkung erzielt und ich bin viel eher wieder abgerutscht, als dass es immer mehr bergauf ging. Das ist halt soweit eskaliert, dass meine Mama irgendwann die Schnauze voll von mir und mich für eine kurze Zeit von Zuhause rausgeschmissen und bei meinem Opa untergebracht hat. Und egal, wie lieb mich mein Opa doch hat und wie sehr er immer wieder versucht, mich zu unterstützen und zu verteidigen, bei Drogen hört der Spaß für ihn wirklich auf.'', erklärte ich Lukas einmal lachend, doch sah ihn aufgrund des letzten Teil des Satzes einmal vielsagend und verletzt zugleich an.

,,Mein Opa hat meine ganzen Drogen verbrannt. Ohne Witz, der hat jedes Mal, sobald ich nach Hause kam, meinen Rucksack, mein Zimmer und einfach alles kontrolliert. Und, wenn er etwas gefunden hat, hat er mir das sofort abgenommen und dann im Garten verbrannt. Oh, und sobald ich vollkommen drauf nach Hause kam, hat mich mein Opa meistens nur, auch noch mit Klamotten an, das war ihm völlig egal, unter 'ne kalte Dusche gestellt und danach wie verrückt auf mich eingeredet, damit ich die ganze Scheiße endlich mal sein lasse und wieder etwas klarer im Kopf werde.'' Ich schüttelte über mein Verhalten einmal selbst mit dem Kopf und klammerte mich dann fester an Lukas' Hand fest, während ich wieder stark zu weinen begann, als ich an das Alles zurückdachte.
,,Oh Gott, ich bin wirklich so ein verdammt schrecklicher Mensch, Lukas. Guck' mal, was ich alles für Scheiße schon mit meinen achtzehn Jahren gebaut habe, und es wird von Jahr zu Jahr einfach immer schlimmer und schlimmer. Scheiße, man!'' Ich wurde augenblicklich etwas lauter, löste mich dann ruckartig von Lukas und zog dann meine angewinkelten Beine an meinen nackten und leicht schwitzigen Oberkörper.
Lukas sah mich nur mit großen Augen an, während ich stark zu weinen anfing und es sich in diesem Moment einfach so anfühlte, als würde mir jemand die Kehle zu schnüren. Mir fiel das Atmen mit einem Mal so verdammt schwer und mir wurde plötzlich auch ganz schlecht, weil einfach alles wieder hoch kam, was ich all die Jahre so gut versucht hatte zu verdrängen.

,,Timi, alles gut? Du schwitzt ja total...'', fragte Lukas besorgt nach, strich mir über die Stirn und ich sah ihn nur mit riesigen Augen an, während ich augenblicklich vom Bett aufsprang und Lukas' Zimmertür mit einem Mal aufstieß.
Ich ging nur mit schnellen Schritten auf die Badezimmertür zu, stieß diese augenblicklich mit meinem Fuß auf und klappte dann die Klobrille, samt Sitz hoch, um mich daraufhin in die Kloschüssel zu übergeben.
Ich klammerte mich nur an dem Klo fest und entleerte meinen Magen komplett, während ich darauf hoffte, dass Lukas' Eltern davon nichts weiter mitbekamen, denn das musste nun wirklich nicht sein, denn noch mehr Aufmerksamkeit brauchte ich nicht. Es reichte schon, dass Lukas davon Bescheid wusste...

,,Hey, mein Kleiner. Was ist denn auf einmal los?'', kam Lukas besorgt fragend ins Badezimmer, strich mir kurz sachte mit seinen warmen Fingerkuppen über den Rücken und dann konnte ich hören, wie er in einigen Schränken umherwühlte und dann den Wasserhahn kurz laufen ließ.

,,Komm' mal bitte her, Baby...'', flüsterte mir Lukas beruhigend, aber dennoch befehlend zugleich, ins Ohr, hockte sich direkt hinter mich und zog mich dann in seine Arme, um daraufhin mit einem nassen Lappen meinen Mund sauber zu wischen, was mir in diesem Moment einfach nur unendlich peinlich war.
Ich begann nur augenblicklich wieder stark zu weinen und presste mich dicht an Lukas heran, der einmal die Klospülung betätigte, alles herunterklappte und mich dann sofort wieder in seine schützenden Arme zog.

,,Sh...mein Kleiner, bleib' ruhig, es ist alles gut. Versuche dich zu beruhigen und atme tief durch.'' Lukas strich mir sachte und sanft zugleich über den Rücken, presste mich näher an sich und ich schüttelte nur mit dem Kopf.
,,Nichts ist gut, Lukas! Gar nichts ist gut! Ich kriege nichts auf die Reihe, man! Meine Noten sind kacke, ich bin kacke - alles ist einfach nur scheiße!'', erwiderte ich nur meckernd und wollte mich gerade etwas von Lukas lösen, doch dieser hielt mich fest.
,,Nichts ist scheiße, Timi. Es ist nur momentan alles ein wenig schwierig, aber das schaffen wir - gemeinsam. Ich schwöre dir, dass ich immer für dich da bin.'', flüsterte mir Lukas ins Ohr, küsste einmal meine Stirn und ich schüttelte erneut stur mit dem Kopf.

,,Lukas, wie sollen wir das denn nur schaffen? Hast du mal meine Noten gesehen? Hast du mich mal gesehen? Hast du gesehen, wie ich mich immer wieder anstelle? Wie kannst du so jemanden wie mich ernsthaft mögen und auch noch freiwillig mit mir zusammen sein wollen?'', fragte ich unter Tränen und sah ihm in die Augen, die nach diesen Worten traurig zu funkeln begangen.
,,Mein Kleiner, wir kriegen das Alles hin, okay?! Ich weiß, dass es momentan ausweglos erscheint, aber wir werden das schaffen. Ich bin wirklich immer für dich da, Timi. Ich weiß, dass du das vielleicht nicht glaubst, aber man kann da noch einiges dran retten, sei dir sicher. Du bist nicht der Erste und auch nicht der Letzte, der so etwas durchmachen muss.'', redete Lukas beruhigend auf mich ein, doch ich zuckte nur mit den Schultern.
,,Vielleicht bin ich das nicht. Aber Lukas, ich bin nicht wie jeder andere da draußen, ich bin schon immer anders und speziell gewesen. Ich mein', andere kriegen es doch auch auf die Kette, aus solchen Noten was Gutes zu machen und doch noch die Kurve zu kriegen. Wieso dann nicht ich? Warum werde ich immer so vom Leben bestraft? Kannst du mir das vielleicht mal erklären, was ich schlimmes getan habe?'' Ich begann noch viel lauter und stärker zu weinen und Lukas zog mich augenblicklich wieder etwas fester in seine Arme, während er mir sanft und beruhigend zugleich über den Kopf und Rücken strich.

,,Timi, es tut mir so leid, dass du immer wieder vom Leben so auf die Fresse kriegst und dir fast nie etwas wirklich gegönnt wird. Kaum geht es dir mal gut, kann es auch ganz schnell wieder bergab gehen. Es tut mir selber weh, immer wieder mitzubekommen, dass dein Leben nur aus schwarz oder weiß besteht. Du bist noch so verdammt jung und hast schon so viel Scheiße mit deinen jungen Jahren durchgemacht. Es macht mich wirklich so verdammt traurig, immer wieder zu sehen, wie gebrochen du immer wieder bist und, dass dir so wenig Glück gegönnt wird. Ich wünschte, ich könnte dir irgendwas von deinem Leid abnehmen. Ich kann mir zwar höchstwahrscheinlich noch nicht mal im Geringsten vorstellen, was da tagtäglich in deinem Kopf abgeht, aber ich wünsche mir einfach, dass ich dir helfen kann und darf, diese Gedanken zu reduzieren und dir viel mehr gute, als schlechte Tage zu bescheren. Du hast dir das so sehr verdient, mein Kleiner. Du bist wirklich so eine gute Seele und so ein toller Mensch, der das Herz am rechten Fleck hat und Menschen einfach so verdammt vieles gönnt. Aber du selbst kriegst vom Leben immer wieder so eine in die Fresse und wirst wie der letzte Haufen Dreck behandelt.'' Lukas' Augen füllten sich nach und nach immer mehr mit Tränen und die Ersten bannten sich auch schon direkt ihren Weg in die Freiheit, während er sich fester an mich heran presste und sich mehr in mich krallte.
,,Du bist wirklich so ein besonderer und starker Mensch, Timi. Das mag vielleicht jetzt kitschig und schwul klingen, aber ich bewundere das wirklich sehr an dir. Du kriegst vom Leben einfach so verdammt oft in die Fresse und bist so oft am Boden, aber dennoch rappelst du dich irgendwie immer wieder auf und versuchst weiterzukämpfen, auch wenn es wieder einige Rückschläge kosten wird. Das fällt dir zwar nicht immer so leicht, aber ich bewundere das einfach sehr an dir, mein Schatz. Du bist wirklich so verdammt stark und ich bin so stolz auf dich, weil du schon so vieles durchgestanden hast und immer wieder weitergekämpft hast.''
,,Mein Kleiner, wir kriegen das mit deinen Noten hin, okay?! Wir schaffen das. Du kannst auf meine Hilfe zählen und ich werde alles erdenkliche dafür tun, dass du deinen Hauptschulabschluss schaffst, mein Baby. Aber bitte vergleiche dich dabei bitte nicht mit anderen, denn du weißt, dass bei dir noch sehr viele andere und schwierige Faktoren mitspielen, die sich dir da leider immer wieder in den Weg stellen. Aber wir werden es trotzdem schaffen und dafür kämpfen, Timi. Du hast schon so vieles durchgestanden und mitgemacht, da wird dich das jetzt auch nicht von irgendwas abhalten können. Du bist so ein verdammt starker Junge und wir werden das schaffen und hinbekommen, keine Angst.'', beendete Lukas seinen Monolog, sah mich mit seinen ehrlichen und blauen Augen an und presste dann unsere Lippen aufeinander, während mein Bauch aufgrund dieser Worte einmal stark zu kribbeln begann und sich dieses Kribbeln durch meinen kompletten Körper zog.

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