Kapitel 14

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Am nächsten Tag quäle ich mich durch zwei Vorlesungen und ein Seminar, von dem wenig bei mir hängenbleibt. Interessanterweise besteht Meph darauf, mich zu begleiten, und das lenkt mich mehr ab, als ich gerne zugeben würde.

Nachdem ich gestern gesehen habe, wie er diesen Typen beim Bungeejumpen manipuliert hat, hält sich bei mir die Sorge, dass er mit mir möglicherweise das Gleiche vorhaben könnte.

Aber er verbringt die Vorlesungszeit damit, sich nicht zu beteiligen, kleine Teufelchen auf seine Unterlagen zu malen und mich weitgehend zu ignorieren, und ich werde nicht von dem Bedürfnis überwältigt, ihm mitzuteilen, was für ein großartiger Mitbewohner er ist, also bin ich für den Moment wohl nicht in akuter Gefahr.

Ich realisiere allerdings, dass Meph nach dem Seminar eindeutig missgelaunt aussieht.

„Was ist los?", will ich wissen.

„Das ist ein furchtbares Studienfach", teilt er mir nur mit, und ich bin mir sehr sicher, dass er mir meine Frage damit nur halbehrlich beantwortet hat.

„Wieso?", frage ich trotzdem zurück.

„Ihr nehmt den ganzen Spaß aus richtig und falsch", brummt er. „Das sollten moralische Entscheidungen sein, die ihr da fällt, stattdessen macht ihr nichts außer Buchstaben und Wörter zu verdrehen, bis ihr glaubt, eine Aussage gefunden zu haben, die euch passt. Langweilig."

Ich stoße nur die Luft aus. „Das ist doch Quatsch. Bei der Auslegung von Gesetzestexten geht es darum, diejenigen zu finden, die einem als moralisch richtig erscheinen, und damit dann die Argumentation zu stützen."

„Das glaubst du nicht und ich nicht." Meph verschränkt die Arme und mustert mich von oben herab, was ihm leider viel zu leicht gelingt, weil er anderthalb Köpfe größer ist als ich. „Sonst hätte der ganze Beruf eines Anwalts keinen Sinn mehr. Da werdet ihr dafür bezahlt, die Texte so auszulegen, wie euer Kunde das will, und zwar möglichst so, dass er nicht in den Knast wandert." Sein rechter Mundwinkel zieht sich in die Höhe. „Glaub mir, das habe ich schon oft genug beobachtet."

Ich weiß, dass ich wie ein schmollendes Kind klinge, aber ich antworte trotzdem: „Nicht alle Menschen sind so. Und auch nicht alle Anwälte."

„Oh my sweet summer child", spottet Meph, lässt das Thema dann aber dankenswerterweise fallen, um sein Gesicht zum wiederholten Mal in die Sonne zu halten. Aus irgendeinem Grund scheint er aufzublühen, sobald das Wetter besser ist. Als würde es seine sprichwörtlichen Batterien aufladen.

„Und jetzt?", fragt er nach ein paar Sekunden, in denen ich mich intelligenterweise nicht vom Fleck gerührt habe.

„Ich fahre zu meinen Eltern", murmele ich.

„Wieso? Du warst vor ein paar Tagen erst da."

„Sie brauchen mich." Und wieder bin ich in der Defensive, auch wenn es der Wahrheit entspricht. Sie haben mir eine Textnachricht geschickt, mit der Bitte, heute Mittag vorbeizuschauen.

„Ich komme mit."

„Nein."

„Doch."

„Nein." Mein Ton ist fest und dieses Mal bin ich mir sicher, wenn ich es schaffe, Meph gegenüber etwas durchzusetzen, dann ist es das. „Ich will es nicht."

„Warum nicht?" Seine Augen werden ganz groß und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, gerade steht der Teufel höchstpersönlich vor mir und versucht einen Dackelblick aufzusetzen.

„Weil ich allein mit meinen Eltern sprechen will. Weil ich nicht will, dass du in meine oder ihre oder – die Handlungen von irgendwem irgendetwas hineininterpretierst! Deswegen." Dann fällt mir das ultimative Argument ein, um ihn zu überzeugen. „Du willst doch ein guter Mitbewohner sein, oder? Dann solltest du meinen Wunsch akzeptieren."

Meph misst mich mit prüfenden Blicken von oben bis unten, während mehrere Studenten an uns vorbeilaufen und uns zunehmend irritiert ansehen, weil wir offensichtlich nur voreinander stehen und ein Blickduell ausfechten.

„Also schön", brummt er schließlich. „Aber ich fahre dich."

Die Aussicht auf die Bahnfahrt, bei der ichhöchstwahrscheinlich wieder einmal meinen Anschlusszug verpassen undabschließend im Regen stehen würde, hat mich schon mehr als einmal innerlichseufzen lassen. Deswegen nicke ich jetzt – mit einem äußerlichen Seufzen.

😈😈😈😈😈

„Warum fährt deine Schwester eigentlich nicht zu deinen Eltern?", fragt Meph leider, als wir auf der Autobahn sind und mir damit jede Gelegenheit entgeht, mich im schlimmsten Fall möglichst schnell aus dem Auto zu entfernen.

Natürlich sind wir wieder mit dem gleichen Schlitten wie gestern unterwegs und natürlich blockiert Meph in sadistischer Genüsslichkeit die mittlere Spur damit. Er könnte ohne Probleme nach rechts oder nach links fahren, aber ich sehe seine Augen amüsiert blitzen, sobald jemand ihn erbost rechts überholt oder eine drängelnde Lichthupe gibt.

„Autofahrer sind leichte Opfer", teilt er mir mit, bevor ich auf seine erste Frage antworten kann. „Sie regen sich sehr schnell auf und neigen dann zu Überreaktionen, auf deren Konsequenzen sie nicht gefasst sind."

„Man nennt so etwas Nötigung", gebe ich kühl zurück.

„Ja, aber sie würden ganz sicher eine Mitschuld bekommen, weil sie ihre Emotionen als erwachsene Menschen nicht im Griff haben."

Ich verkneife mir eine Antwort – teilweise, weil er recht hat. Teilweise, weil ich nicht mit dem Punkt anfangen will, dass er angefangen hat. Ich habe Bedenken, dass er mir Kindergartenverhalten vorwerfen wird.

„Jetzt hast du meine erste Frage aber noch nicht beantwortet." Hätte ich doch einmal über die Konsequenzen von Nötigung gesprochen.

„Weil sie Besseres zu tun hat." Ich verziehe den Mund. „Sie ist gerade erst daheim ausgezogen, sie ist jung und will die Welt sehen. Es scheint schwer für sie zu sein, in diese ... schöne neue Welt ... eine kranke Mutter zu integrieren."

„Kann das nicht nebeneinander existieren?"

„Für Helene anscheinend nicht." Ich starre auf den schwarzen Bildschirm meines Handys, als hoffte ich, dort Antworten zu finden.

„Und dir macht das überhaupt nichts aus?", fragt Meph, entscheidet sich doch einmal dazu, auf die linke Spur zu ziehen, und zwingt das nachfolgende, deutlich schnellere Auto damit zum Bremsen.

„Darum geht es doch nicht", murmele ich. „Meine Eltern haben mir so viel gegeben, als sie mich großgezogen haben. Wenn ich jetzt die Möglichkeit habe, etwas davon zurückzugeben, sollte ich es tun. Und wenn Helene das aus welchen Gründen auch immer anders sieht, dann ist es ebenfalls nicht an mir, ihr da Vorwürfe zu machen."

„Hm." Meph scheint von meiner Argumentation nicht überzeugt, schlittert allerdings gerade durch die Autobahnausfahrt und vielleicht hat ihn das schlicht und ergreifend abgelenkt. „Wie du meinst", schiebt er allerdings noch hinterher, als er das Auto glücklicherweise ohne größeren Unfall um die Kurve manövriert hat.

Als er mich vor dem Haus meiner Eltern absetzt, versucht Meph tatsächlich nicht einmal, mich davon zu überzeugen, ihn doch mitzunehmen. Stattdessen hält er mir in vollendeter Gentleman-Manier die Tür auf und öffnet mir sogar noch das Gartentörchen, bevor er sich hinter sein Steuer zurückzieht.

„Ich komme mit dem Zug zurück", sage ich, in Gedanken schon halb bei meinen Eltern.

„Kommt nicht in Frage, ich warte hier. Es gibt in der Gegend sicherlich Arbeit für mich."

„Und wie soll ich dir Bescheid geben, wenn ich nach Hause möchte?"

„Du kennst doch sicherlich das Sprichwort, dass man den Teufel nicht an die Wand malen soll, oder?"

Ich blinzele. „Ja?", antworte ich dann gedehnt.

„Gut, das hat einen wahren Kern. Wenn du irgendwo ein Strichmännchen von einem Teufel hinmalst, bekomme ich das mit."

„Ernsthaft?"

Meph verdreht die Augen. „Du hast keine Ahnung, wie unglaublich nervtötend das sein kann. Früher, im Mittelalter, da war das noch kein Problem." Er ahmt den Tonfall eines verbitterten Alten nach – oder vielleicht ist es auch Brian. „Damals hatten die Leute noch Respekt."

Dann besitzt er allen Ernstes die Nerven, mich anzuzwinkern.

„Es ist wirklich maßgeblich schlimmer geworden, seit es Farbe in Spraydosen gibt. Es sind schon mehr Sprayer plötzlich verschwunden, als du wahrscheinlich wahrhaben möchtest."

Ich winke ab. „Tatsächlich möchte ich hier gerade nicht mehr erfahren, vielen Dank auch."

Da ist es wieder, das strahlend weiße Lächeln. „Gern geschehen. Im Ernst, du zeichnest einfach einen Teufel irgendwo hin und ich weiß, dass ich gerufen werde. Für dich eile ich natürlich sofort hierher."

„Spar dir das."

Ich wende mich ab und höre noch, dass er das Fenster seines Wagens tatsächlich hoch- und danach das ganze Auto wegfährt. Damit überlässt er es mir, den Mut zu sammeln, um meinen Eltern gegenüber zu treten.



Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro