Kapitel 3

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Ich wache auf, weil mir der Duft von frischen Pfannkuchen in die Nase steigt. Langsam blinzele ich und versuche meine Orientierung wiederzufinden. Dass ich nicht in meinem Bett liege, merke ich nicht zuerst an dem unbequem harten Untergrund, sondern daran, dass mein Nacken und mein unterer Rücken in Flammen zu stehen scheinen.

Ganz eindeutig bin ich keine sechzehn mehr, sondern nähere mich mit bedrückender Regelmäßigkeit der Mitte Zwanzig an. Als ich nach meinem Kopf taste, streife ich mit der Hand etwas, das mit einem protestierenden Klacken herunterfällt und endlich verstehe ich, was hier passiert.

Ich sitze an meinem Schreibtisch, und mein Gesicht dürfte eine hübsch durchgewürfelte Variante des Alphabets zieren, denn ich bin mit der Wange auf meiner Tastatur eingeschlafen. Glücklicherweise hatte ich offenbar kein Programm mehr geöffnet, wie ich mit einem beunruhigten Blick auf den Bildschirm feststelle, sonst hätte ich da unter Umständen mehrere Seiten Kauderwelsch löschen müssen.

Moment. Pfannkuchen?

Mein Kopf funktioniert noch nicht ganz. Eine vage Erinnerung an Schrecken ist hängengeblieben, aber die Bilder sind verschwommen und – es durchfährt mich eiskalt, als mein Blick auf den Kalender an der Wand fällt. Die Hausarbeit! Ich musste gestern meine Hausarbeit abgeben und –

Mit bebenden Fingern öffne ich den entsprechenden Ordner an meinem Computer. Nur, um dann erleichtert auszuatmen. Die Datei ist genau da, wo sie sein sollte. Die Seiten sind gut formatiert, mein Literaturverzeichnis sieht in Ordnung aus, auch wenn ich mich nicht mehr daran erinnern kann, diese eine Quelle tatsächlich gefunden zu haben. Sei's drum, die letzte Änderung habe ich um 23:42 Uhr vorgenommen, da hatte ich noch mehr als genug Zeit.

Aber offenbar war ich danach so fertig, dass ich direkt am Schreibtisch eingeschlafen bin.

Gähnend erhebe ich mich mit knackenden Knien von meinem Schreibtischstuhl. Es ist Sonntag, also mein freier Tag. So halb frei zumindest. Ich sollte wahrscheinlich nach Hause fahren und sehen, was dort so angefallen ist.

Murre hat die Gelegenheit, dass ich nicht in meinem Bett geschlafen habe, schamlos ausgenutzt. Lang ausgestreckt liegt sie auf meinem Kissen und schnurrt behaglich. Ich schüttele nur den Kopf, kraule ihr ganz kurz die Ohren und verlasse dann mein Zimmer.

Nur, um mit einem spitzen Schrei wieder zurückzufahren. Jemand steht in meiner Küche, an meinem Herd, und backt Pfannkuchen.

„Guten Morgen", sagt der Besucher und wirft mir nur einen schnellen Blick über die Schulter zu. Es scheint ihn überhaupt nicht zu stören, dass er bei mir eingebrochen ist und meine Küchenutensilien gestohlen hat.

„Raus!", fahre ich ihn an. „Sofort!"

Bevor er sich zu mir umdreht, wendet er in aller Seelenruhe seinen Pfannkuchen und überprüft, ob er von beiden Seiten gleichmäßig gebräunt ist.

„Warum?", fragt er dann in aller Ruhe und wendet mir endlich sein Gesicht zu.

Er sieht so normal aus. Ein ganz normaler Typ, mit kurzen schwarzen Locken, der bei mir in der Küche steht und mit meinen Sachen Pfannkuchen backt. Nur, dass ich ihn noch nie gesehen habe und er faktisch bei mir eingebrochen ist.

Aber das herauszukreischen kommt mir auch falsch vor, wo er doch offenbar gar kein Verständnis für ... das alles hier hat.

„Du kannst nicht einfach in die Küche anderer Leute kommen und Pfannkuchen machen", stelle ich vorsichtig klar.

„Aber das ist doch jetzt auch meine Küche", ist die absolut irritierende Antwort, die er mir gibt, bevor er den letzten Pfannkuchen auf einem Stapel derselben drapiert und auf den Tisch stellt – der, wie ich erst jetzt feststelle, bereits gedeckt ist. Der Stapel Pfannkuchen wird umkränzt von frischen Erdbeeren, Ahornsirup und frisch geschlagener Sahne.

„Deine Küche?", würge ich hervor und versuche dabei, mein verräterisches Magenknurren zu übertönen. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal etwas gegessen habe, das nicht aus einer Tüte stammt.

Jetzt blickt er mich erst an, seine dunklen Augen wandern über mein Gesicht, als würde er dort etwas suchen, bevor er langsam sagt: „Du erinnerst dich nicht an mich, kann das sein?"

„Bitte was?"

Aber er starrt mich nur immer weiter an und schließlich bekomme ich meine Gedanken wieder genug in ihre angestammten Bahnen gelenkt, dass ich noch etwas hinzufügen kann.

„Sollte ich dich kennen?"

Er besitzt die bodenlose Frechheit, zu lachen. „Mann, du hattest gestern wirklich den Abend deines Lebens, oder? Wir haben uns sehr spät gestern Abend kennengelernt. Wegen dem WG-Zimmer?"

Ich zucke innerlich wegen des falschen Kasus zusammen, verzichte aber darauf, den ... möglicherweise Nicht-Einbrecher darauf hinzuweisen. Ich weiß schließlich immer noch nicht so ganz, was hier gerade geschieht.

Er scheint mein Schweigen allerdings als weitere Ahnungslosigkeit zu deuten – was ehrlicherweise auch nicht weit von der Wahrheit entfernt ist.

„Wir hatten einen extrem späten Termin ausgemacht, weil du noch arbeiten musstest", erklärt er mir in dem langsamen Tonfall, in dem man einem Kleinkind erklärt, dass es keinen Schlamm essen darf. „Und dann hatte ich Probleme mit der Bahn, deswegen wurde es noch einmal eine Ecke später. Ich war erst so gegen halb zwölf hier, aber du hast mir noch die Tür aufgemacht." Er mustert mich prüfend, dann schaltet er den Herd aus und stellt die Pfanne in die Spüle. „Du hattest ziemlichen Stress wegen deiner Hausarbeit, und ich habe mich schon gewundert, warum du gar kein Problem damit hast, wenn ich direkt bleibe."

Mein Besucher – oder sollte ich tatsächlich von meinem Mitbewohner sprechen? – schenkt mir ein schiefes Lächeln, das gerade weiße Zähne offenbart. „Aber es war halb zwölf und ich wollte mir kein neues Zimmer mehr suchen, deswegen bin ich geblieben. Und ich wollte mich wenigstens ein bisschen erkenntlich zeigen."

Er gestikuliert zu dem fantastisch gedeckten Tisch hin.

Jetzt bin ich an der Reihe damit, ihn zu mustern. Er sieht ganz normal aus, aber da ist ... etwas an ihm, das meine Alarmglocken schrillen lässt. Aber er hat mich heute Nacht nicht ermordet, das sollte ich wahrscheinlich schon einmal als Pluspunkt verbuchen.

Seine Geschichte klingt, als könnte sie mir tatsächlich so passiert sein. Ich hatte wirklich ziemlichen Stress mit der Hausarbeit ... könnte es da nicht wirklich sein, dass ich sowohl den Termin als auch das Treffen vergessen habe? So sehr, wie ich unter Strom stand?

Es ist, als würden die Teilchen in meinem Kopf an die richtige Stelle klicken, als ich schließlich nicke. Als hätte ich ein Puzzle zusammengesetzt. Oder eine Entscheidung sehr nachhaltig besiegelt, denn einen Augenblick später bin ich mir praktisch sicher, dass ich den Termin tatsächlich vereinbart und es nur vergessen habe.

„Tut mir leid", sage ich schließlich und streiche mir die wirre blonde Mähne aus dem Gesicht. Hätte ich gewusst, dass mich ein neuer Mitbewohner erwartet, hätte ich mir wenigstens kurz die Zeit genommen, sie mit einer Bürste zu bearbeiten. „Es war in der Tat ein stressiger Abend gestern."

Mein morgendlicher Koch zieht mir einen Stuhl vom Tisch weg und bedeutet mir, mich hinzusetzen. Zögerlich folge ich der Aufforderung. Er lässt sich mir gegenüber auf den einzigen anderen vorhandenen Stuhl fallen und streckt die langen Beine von sich.

„Das ist mir über die Maßen unangenehm", sage ich dann vorsichtig. „Aber ich glaube, ich habe deinen Namen gestern nicht mitbekommen."

Ich werde mit einem zweiten Anblick der weißen Zähne belohnt. „Was auch immer du genommen hast, um diese Hausarbeit noch schreiben zu können – ich glaube, ich will es auch."

Er bekommt eine Demonstration davon, dass ich eine Meisterin darin bin, böse Blicke zu werfen. Dass ich darauf meistens nicht unbedingt Handlungen folgen lasse, weiß er glücklicherweise noch nicht.

Mein ... Mitbewohner hebt in einer ergebenen Geste die Hände. „Sorry, ich verurteile dich ja gar nicht." Prompt streckt er mir die schlanke Hand quer über den Pfannkuchentisch entgegen. „Ich bin Meph."

Bevor ich mir wirklich deutlich sagen kann, dass das eine schlechte Idee ist, ergreife ich die Hand. „Nele", stelle ich mich wahrscheinlich überflüssigerweise vor. „Ich bin dann jetzt deine Mitbewohnerin."


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