10 》Vorurteile

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"Liz?", Jonathans raue Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich schaute auf. Ich saß am Bett, in welchem er lag. Ich war nach der kurzen Befragung der Polizei direkt ins Krankenhaus gefahren und wartete seitdem darauf, dass er aufwachte.
"Hey, Jon", ich lächelte ihn an, "Wie geht es dir?"
Er richtete sich schwergängig auf und hustete.
"Mein Schädel brummt", murmelte er, "Sonst geht's. Was ist passiert?"
"Du erinnerst dich an den Überfall?", fragte ich und fuhr fort, als er nickte, "Nachdem du ausgeknockt wurdest, habe ich versucht, den Anführer in ein Gespräch zu verwickeln, um Zeit zu schinden, bis Hilfe kommen würde. Das hat ziemlich gut geklappt. Die Räuber wurden allesamt überwältigt und festgenommen. Ich wurde jedoch noch von einigen Polizisten befragt, deswegen bin ich erst seit einer knappen halben Stunde hier."
"Befragt?", er war verwundert, "Warum denn das? Und vor allem: worüber?"
Ich seufzte.
"Sie fragten mich nach dem Ablauf. Nichts besonderes. Langweiliger formeller Kram", ich winkte lächelnd ab. Das entsprach alles jedoch nicht der vollen Wahrheit. Die Beamten hatten mich in Wirklichkeit hauptsächlich zu Tony ausgequetscht, denn der war dann doch schneller als gedacht verschwunden gewesen.
Warum ich Jon nichts von Iron Man erzählte? Weil er wusste, dass es die selbe Person war, die mit mir vor einiger Zeit in der Bar geflirtet hatte. Und Jon vergaß so etwas nicht, nein, nicht Jon. Ich hatte schlichtweg Angst vor seiner Reaktion. Sie konnte nämlich in jede negative Richtung driften und ich hatte wirklich keine Kraft für noch so einen Streit.
"Achso", murmelte er, "Wenigstens sind wir am Leben. Das ist das wichtigste."
"Du hast recht", ich atmete auf und lachte leise, "Wir hätten draufgehen können."
"Besonders du", erwiderte er mit tadelndem Unterton, "Das, was du für diese Frau getan hast, war wirklich verrückt. Heldenhaft, aber verrückt. Ich habe gedacht, dass er dich sofort tötet. Deswegen habe ich mir auch den Schlag eingefangen. Ich wollte dich retten, Elli."
"Ich weiß", ich lächelte ihn mit trübem Blick an, "Du bist ein Held, Jon."
"Das sagt die richtige", er grinste matt, "Wir sollten dieser eisernen Blechbüchse Konkurrenz machen. Iron Man...Pah, das können wir besser."
Mein Lächeln schwand. Es kam mir nicht gerne zu Ohren, dass jemand so sarkastisch über Tony Stark redete. In den Medien war er zwar ein ganz anderer Mensch als in Wirklichkeit, aber das hieß noch lange nicht, dass man die eigene Auffassung von ihm mit all den negativen Assoziationen nähren musste. Ich hatte ihn wie einen normalen Mann betrachtet, als er in der Bar mit mir geredet hatte. Ich hatte mir verkniffen, ihm die angelasteten Charaktereigenschaften zu unterstellen, denn schließlich hatte ich rein gar nichts über ihn gewusst. Genau wie Jonathan. Er kannte Tony Stark nicht und ich sah es als meine Pflicht an, ihm das klarzumachen.
"Was hast du nur gegen Iron Man? Er hat dir doch nichts getan", wollte ich wissen.
"Ist das dein Ernst?", grummelte er verständnislos, "Dieser Kerl ist für den Tod von unzähligen Menschen verantwortlich und rühmt sich jetzt mit seiner neusten Waffe. Alle nennen ihn einen Helden, dabei ist er ein Mörder. Aber das interessiert natürlich niemanden, denn er hat genug Geld, um jeden noch so treuen Richter zu bestechen. Er ist ein Krimineller, aber wird seine gerechte Strafe erst nach dem Tod erfahren."
Ich war fassungslos. Jons Hass auf Tony war viel größer, als ich erwartet hatte.
"Vielleicht bereut er Dinge, die er in der Vergangenheit getan hat, und versucht jetzt, den Menschen zu helfen. Wenn du mich fragst, will er sein Gewissen bereinigen. Natürlich erwachen die Toten dadurch nicht wieder zum Leben, aber wenigstens werden es nicht mehr. Er rettet die Menschen. Durch ihn fühlen sie sich sicher. Ich denke, dass das gerade in der heutigen Zeit nicht verkehrt ist."
"Ach, du verstehst das nicht", er winkte augenverdrehend ab.
"Oh doch, sehrwohl", langsam wurde ich sauer, "Du hast Vorurteile. Nicht alles, was die Presse berichtet, ist auch korrekt. Du hast eine ungezügelte Wut auf diesen Menschen, obwohl du ihn nicht kennst. Das tut niemand von diesen Nachrichtenclowns. Stattdessen prügelst du lieber auf ihn ein, weil du meinst, Gründe zu haben, um ihn hassen zu dürfen. Das ist idiotisch, Jonathan."
"Der Kerl hat sich an dich rangemacht!", seine Stimme wurde lauter, "Hätte ich etwa zulassen sollen, dass er dich um den Finger wickelt?"
"Ich bin ja wohl alt genug, um selber entscheiden zu können, ob ich auf so etwas eingehe oder nicht!", entgegnete ich, "Wir sind keine Teenager mehr. Ich kann nicht glauben, was ich gerade für eine Unterhaltung führe. Du benimmst dich wie ein Kind!"
"Du wärst mit diesem Kerl in die Kiste gesprungen?"
"Das habe ich nie gesagt!", verteidigte ich mich kopfschüttelnd, "Du verdrehst mir die Worte im Mund! Ich werde jetzt gehen."
Aufgebracht erhob ich mich vom Stuhl und ging zur Türe.
"Hey!", seine laute Stimme hielt mich dann doch davon ab, diese zu öffnen, "Ich...Ich bin zu weit gegangen, okay? Ich möchte dir doch nur weismachen, warum ich diesen Typen nicht mag. Das, was ich über ihn weiß, ist nun wirklich nicht allzu rosig. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er ein netter Mensch sein soll. Ich weiß, dass es nicht richtig von mir ist, ihn mit all diesen Vorurteilen zu besticken, aber ich kann es einfach nicht ignorieren, das geht nicht. Es tut mir leid, wenn ich dich dadurch verärgert habe, aber ich akzeptiere deine Meinung und dann musst du es mit meiner ebenso tun."
Akzeptierte er mich und meine Meinung tatsächlich? Ich war mir dessen nicht mehr sicher. Aber ich konnte ihn verstehen. Ich kannte ihn lange genug und wusste somit, dass er nicht jedem Menschen eine Chance gab - so gemein es auch klang.
"Ist okay", gab ich mich geschlagen und setzte mich wieder zurück auf den Stuhl neben dem Krankenbett. Den heutigen Tag hatte ich mir eindeutig anders vorgestellt. Geisel bei einem Banküberfall, gerettet von Iron Man. Wenn ich so darüber nachdachte, war mein Leben - seit ich Tony vor einigen Wochen begegnet war - wie ein Actionfilm.
"Du weißt, dass ich dich liebe", Jon ergriff meine Hand.
"Klar weiß ich das", ich nickte schluckend. Ich wusste, dass er mich von ganzem Herzen liebte. Aber ob ich das umgekehrt auch tat, wusste ich noch immer nicht.

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Ein fettes Danke für eure lieben Kommentare und auch für's Voten! Ich mache manchmal regelrechte Freudensprünge wenn ich lese, dass euch das, was ich hier fabriziere, gefällt <3

Ich hoffe, es hat euch gefallen und wie immer würde ich mich über einen Kommentar oder Vote sehr freuen :)

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