22 》Kälte

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Tock, tock, tock. Der Flummi knallte gegen die Wand, flog in meine Hand zurück und dann wieder gegen die Wand. Das ging nun schon seit einer Weile so. Eine Stunde vielleicht. Möglicherweise auch zwei. Ich wartete bestimmt seit drei Tagen auf die von Aiden erwähnte Abreise. Aber bisher war nichts geschehen. Ich hatte ihn nicht einmal mehr gesehen, außer als er mir den erwarteten Verbandskasten vorbeigebracht hatte.
Dieser war mein Ass im Ärmel: ich hatte damit nämlich nicht nur meine Verletzungen verbunden, sondern konnte die Pinzette aus diesem nutzen, um einen Stab aus dem Feldbett zu lösen. Mit diesem war es mir mit ein bisschen Kraft und Wille vielleicht möglich, Aiden zu überwältigen, wenn er mir das nächste Mal einen Besuch abstattete. Natürlich standen meine Chancen nicht sehr gut, aber das würde mich nicht von meinem Plan abhalten. Denn solange überhaupt eine Chance bestand, würde ich nicht aufgeben.

Daher begann ich, meinen Plan in die Tat umzusetzen. Es war nicht leicht, aber nach einer Weile war es mir tatsächlich gelungen, eine der Eisenstangen aus dem Gestell des Feldbettes zu entfernen, die ich triumphierend unter der Wolldecke versteckte, welche ich in der vergangenen Zeit immer wieder über meinen fröstelnden Körper geworfen hatte. Ich hätte nie gedacht, dass es möglich wäre, ein gewöhnliches Bett derartig zu vermissen. Ich sehnte mich so sehr nach Tonys butterweicher Matratze, nach seinen Armen, die sich um mich legten, und nach seinem leisen Schnarchen, dass mich nicht etwa störte, sondern mich auf seltsame Weise einfach nur zur Ruhe kommen ließ. Ich brauchte diesen Mann wie die Luft zum Atmen - das war mir jetzt klar. Ich brauchte ihn, um zu lachen, um glücklich zu sein und um zu leben. Ich hatte ihn innerhalb kürzester Zeit ganz tief in mein Herz geschlossen und würde es nicht verkraften, ihn jemals wieder loszulassen. Ich wusste nicht, ob seine Gefühle für mich auch so stark waren, aber daran wollte ich momentan gar nicht erst denken. Es zählte nur eines: Aiden zu entfliehen.

Und als hätte ich es gewusst, öffnete sich im nächsten Moment die Zellentüre. Aiden trug ein schwarzes Hemd, welches er in seine gleichfarbige Hose gesteckt hatte, und seine dunklen, etwas längeren Haare waren zurückgegelt, sodass mir erstmalig sein kantiges Gesicht auffiel.
"Schwesterherz", grinsend schritt er auf mich zu und verschränkte die Hände hinter seinem Rücken, "Wie geht es dir?"
Seine geheuchelte Freundlichkeit konnte er sich schenken.
"Glaubst du wirklich, dass dein Plan aufgehen wird? Dass mich dieses lächerliche Stückchen Metall aufhalten wird?"

Ich schluckte und sah wie erstarrt zu ihm auf. Nein, nein - verdammt! Wie hatte er es herausgefunden? Wie?

"Es ist nicht leicht, sich in deinem Kopf zwischen all den Tony-Träumereien und dem restlichen Gewusel zurechtzufinden, aber es ist machbar. Denkst du wirklich, du könntest einen Gedanken töten? Ist er einmal gedacht, ist es unmöglich, ihn zu löschen. Er mag in irgendeiner dunklen Ecke deines Kopfes versauern, aber er ist dennoch da. Und egal, wie sehr du dich anstrengst ihn vor mir zu verstecken...deine Bemühungen werden jedes Mal aufs Neue scheitern. Ich werde jeden deiner Gedanken finden. Unabhängig davon, wie alt oder unwichtig er ist. Denn dafür wurde ich jahrelang trainiert."

Ich zog quälend meine Augenbrauen zusammen und bemühte mich, meine Tränen zurückzuhalten. Es war unmöglich, Aiden zu entkommen. Denn er wusste stets, welcher mein nächster Schritt war. Ich konnte ihn weder belügen, noch konnte ich ihn überwältigen und umstimmen ließ er sich sicherlich auch nicht. Ich war gefangen. Und alleine war mir eine Flucht nicht möglich.

Ich sah auf, als laute Schritte erklangen. Viktor und Carlos, Aidens Schläger, tauchten neben ihm auf.
"Ergreift sie", befahl mein Entführer ihnen und keine Sekunde später liefen sie auf mich zu, umfassten meine Arme mit festem Griff und zogen mich von dem Feldbett.
"Aua!", ächzte ich, doch sie ignorierten meine Schmerzesschreie und zerrten mich stattdessen einfach aus der Zelle, "Was soll das werden, Aiden?!"
Viktor und Carlos hielten inne. Aiden trat vor uns und lächelte mich an.
"Weißt du Lizzy, in meiner Branche gewinnt der Höchstbietende. Und das bin ich in diesem Fall nicht. Dein Leben ist wertvoll, aber ich würde nicht einmal ein fünftel meines Vermögens dafür hinblättern. Deswegen verkaufe ich dich an den, der mir am meisten Profit für dich einbringt. Er scheint eher an Tony Stark als an dir interessiert zu sein, aber ich habe ihm versichert, dass du nützliche Informationen über den eisernen Mann besitzt", erklärte er.

"Was?!", entfuhr es mir entsetzt, "Das...das kannst du doch nicht machen! Ich bin deine Schwester!"
"Ich hatte nie eine wirkliche Schwester", erwiderte er kalt, "Du hast dein Leben ohne mich gelebt und das habe ich umgekehrt auch getan. Du zählst nicht zu meiner Familie. Aber es ist herzzereißend, wie du nach all dem noch immer an dieser Verschollener-Bruder-sucht-geliebte-Schwester-Geschichte festhältst. Du bist zwar meine Zwillingsschwester, aber ich komme auch ohne dich zurecht."

"Warum verrätst du diesem Kerl nicht selbst die Informationen über Tony?!", schrie ich in Rage und voller Verzweiflung, "Du hast all die Infos aus meinem Kopf! Erledige den Job doch selbst!"
"Warum sollte ich mich in Gefahr bringen? Ich stehe lieber im Schatten und beobachte das Spiel", er grinste und ich sah ihn angewidert an. Was für ein Dreckskerl! Er verkaufte mich? War ich für ihn die ganze Zeit über nichts als ein Spielzeug, ein Mittel zum Zweck gewesen?!

"Lebe wohl, Schwesterchen. Es war wirklich schön mit dir", Aiden winkte mir mit parodischer Tragik zu, bevor er die Türen des Vans verschloss und mich im dunklen Heckraum zurückließ. Der Wagen fuhr los und ich lehnte mich verzweifelt an die Wand. Das einzige, was mich wenigstens einen Funken Hoffnung schöpfen ließ, war die Tatsache, dass ich mich jetzt nicht mehr in Aidens Händen befand, sondern nur noch in denen seiner Lakaien und demjenigen, an den mich mein Bruder verkauft hatte.

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Nach einer langen Fahrt kamen wir am Ziel an. Viktor öffnete die Türen des Vans und Carlos half mir aus dem Wagen. Hier war es so verdammt kalt, dass ich fröstelnd die Arme um meinen eigenen Körper schlang. Schnee bedeckte den Boden und die hohen Tannen, die das Grundstück umrandeten. Trüber Nebel zog sich in Schwaden an unseren Beinen entlang.
Wir stapften durch den Schnee und erreichten letztlich eine alte Holzhütte, deren Bretter laut knarzten, als wir über die Veranda gingen. Allein dieses Geräusch ließ mein Herz bis zum Hals schlagen. Ich wusste nicht, ob dieses Haus oder besser gesagt das, was darin auf mich wartete, meinen Tod bedeutete. Ich wusste auch nicht, ob Tony nach mir suchte oder ob er mich vielleicht schon längst aufgegeben hatte. Meine Hoffnung auf eine Rettung schwand mit jeder Sekunde. Aber ich würde nicht aufgeben. Niemals.

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"Miss Danes", begrüßte mich ein junger, kahlköpfiger Mann, als Carlos, Viktor und ich in das Haus traten, "Setzen Sie sich doch."
Er deutete auf einen Klappstuhl, der gegenüber von ihm stand. Bei einem flüchtigen Blick wirkte alles wie in einer typischen Skihütte, in denen Urlauber ihren Winterurlaub verbrachten. Jedoch brannte hier weder ein warmes Feuer im Kamin, noch gab es ein gemütliches Sofa, auf welchem man es sich mit einer Wolldecke und einer heißen Schokolade hätte bequem machen können. Das Licht war sehr knapp bemessen - die Möbilierung ebenfalls - und an den Holzwänden hingen ausgestopfte Tiere, deren Augen mich bedrohlich zu mustern schienen.
Zögernd und mit einem dicken Kloß im Hals setzte ich mich auf den Klappstuhl.
Mein männliches Gegenüber beugte sich interessiert nach vorne.

"Sie sind also die Geliebte von Anthony Stark", stellte er fest und lächelte. Warum mussten alle Kriminellen immer dieses psychopathische Lächeln auf den Lippen haben? Die meisten wirkten sowieso schon angsteinflößend genug.
"Edward", sagte ich und er legte verwundert den Kopf schief.
"Wie bitte?", fragte er irritiert.
"Anthony Edward Stark", merkte ich an, "Das ist sein voller Name."
Ich durfte mir meine Angst nicht anmerken lassen. Das hätte ihn doch nur in dem, was er tat, bestätigt.
"Edward?", er schmunzelte und lehnte sich lässig im Stuhl zurück.
"Ja, genau wie Edward mit den Scherenhänden", murmelte ich und atmete möglichst unauffällig tief durch. Ruhig bleiben. Bloß nicht die Nerven verlieren.
"Sie sind genau so, wie ich mir Sie vorgestellt habe", er lachte auf und mein Herz pochte immer heftiger.
"Ach ja?", ich runzelte die Stirn, "Wie denn?"
Zeit schinden. Mehr konnte ich nicht tun. In der Hoffnung, dass Tony oder irgendjemand anderes im nächsten Moment die Türe eintreten und alle überwältigen würde.
"Schlagfertig. Und humorvoll", antwortete er, "Wie Tony Stark eben. Nur bei Ihnen scheint die Arroganz zu fehlen. Naja, Sie haben ja auch nicht so einen tollen Anzug erfunden, auf den Sie sich etwas einbilden könnten. Oder doch?"
Ich schüttelte schweigend den Kopf.
"Und Sie haben sicherlich auch nichts zu verlieren, wenn Sie mir einige Details über Mister Stark verraten würden?", fragte er weiter. Pff, dachte er wirklich, ich ließe mich so leicht um den Finger wickeln?
"Doch", widersprach ich, "Ich werde kein Wort sagen. Lieber sterbe ich."
Das war nicht einfach so daher gesagt: ich wäre tatsächlich lieber gestorben, als dass ich jemanden, der mir so viel bedeutete, in Gefahr gebracht hätte. Tony konnte besser als die meisten anderen auf sich aufpassen, aber das hieß nicht, dass nicht auch er verwundbar war.
"Oh, wie rührend", er erhob sich, schüttelte den Kopf und warf mir einen enttäuschten Blick zu, "Wir klopfen jeden weich, Miss Danes. Und wenn ich klopfen sage, dann meine ich es auch so. Wir beginnen mit einer Runde Schlagtraining - natürlich Training für meine Jungs. Und dann werden wir ja sehen, wie lange Sie Tony Starks Geheimnisse noch mit ihrem Leben beschützen wollen."

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Eigentlich hatte ich geplant, ein Special zu schreiben, aber die Klausurphase hat mich momentan leider voll im Griff ._.
Aber ich kann schon jetzt versprechen, dass das nächste Kapitel (hoffentlich) besonders ist...

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