28 》Nächtliches Training

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"Der Schlag war erbärmlich", entfuhr es Tony seufzend, "Das kannst du besser. Immerhin lernst du vom Meister."
Er zog den Boxhandschuh aus, reichte mir seine Hand und half mir vom Boden auf.
"Meister? Sagt wer?", ich stemmte schnaufend die Hände in die Seite.
"Die Queen, die mich zum Ritter geschlagen hat", witzelte Tony, was mich dann doch zum Lachen brachte.
"Du hast dich wohl eher selbst zum Ritter geschlagen", ich zwinkerte ihm zu, begab mich wieder zurück auf meine Position und deutete ihm mit einem Nicken, dass ich bereit war.
"Versuch' bitte nochmal die Taktik, die ich dir zu Beginn demonstriert habe", verlangte Tony, zog sich seinen Handschuh wieder an und warf mir dann ein verschmitztes Grinsen zu.
Meine Geduld hing an einem seidenen Faden: wir standen schon seit geschlagenen zwei Stunden in diesem Boxring in der unteren Etage von Tonys Anwesen und was hatte ich bei diesem Bösewichtverteidigungstraining bisher gelernt? Ein seitlicher Stand rettete einem den Arsch. Es sei denn der Angreifer hieß Tony Stark und konnte jeden meiner Schritte voraussehen. Dann brachte mir selbst diese geschickte Positionierung herzlich wenig.

Das schlimmste war jedoch, dass seit knapp vier Wochen jeder Tag so ablief. Tony trainierte mich, damit ich mich im Ernstfall verteidigen konnte. Doch danach sah es momentan nicht aus. Ich lernte, aber ich lernte langsam. Sehr langsam. Das lag vermutlich daran, dass ich mit meinem Kopf bei anderen Dingen war, als bei den Kampftechniken, die Tony mir regelrecht einprügelte.
Seit dem Gespräch mit meiner Mutter traf ich mich wöchentlich mehrmals mit meinen Eltern, um in Ruhe mit ihnen über ihre Vergangenheit reden zu können. Viel neues hatte ich bisher nicht erfahren, aber das war in Ordnung. Wir brauchten vermutlich lediglich Zeit, um wieder zu einander zu finden. Kein Mensch der Welt wäre in der Lage, einfach von heute auf morgen alles verstehen zu können, was sich ereignet hatte. Aber ich wusste, dass ich mich nicht fürchten musste. Denn es gab ja Tony.
Tony - dieser charismatische, gutaussehende Mann, der mein Leben innerhalb kürzester Zeit vollkommen auf den Kopf gestellt hatte. Der Mann, bei dessen Anblick mein Herz jedes Mal durchdrehte.
Aber ich war mir nicht sicher, ob uns die Ereignisse der vergangenen Wochen zusammengeschweißt oder doch eher auseinandergebracht hatten. Das Date, auf welches mich Tony eingeladen hatte, hatte nämlich noch immer nicht stattgefunden. Denn an dem Abend hatte Tony ein schweres Zugunglück in den Bergen verhindern müssen. Und seitdem war er einfach zu beschäftigt für Dinge wie Dates.
Es war mir noch immer fraglich, wie er dennoch die Zeit für ein tägliches Training mit mir aufbringen konnte, wenn er doch sonst so viel um die Ohren hatte. Naja, ich wollte mich nicht beschweren, denn immerhin hatte ich von Anfang an gewusst, worauf ich mich einließ. Mir war klar gewesen, dass er Iron Man war. Und das bedeutete: schlechtenfalls keine Zeit für private Angelegenheiten, bestenfalls jedoch ein Leben, in dem auch Platz für einen Normalo wie mich war. Momentan war ich einfach nur froh darüber, ihn überhaupt zu sehen. Die Zeit, die wir miteinander verbrachten, war kurz und wurde meist viel zu schnell von Jarvis unterbrochen, aber es gab sie. Deswegen fand ich es auch schwachsinnig, mit Tony in dem Boxring zu stehen, statt irgendetwas sinnvolles mit unseren begrenzt bemessenen Stunden anzustellen.

"Tony", ich stieß einen schweren Seufzer aus und zog mir die Boxhandschuhe von den schwitzigen Händen, "Können wir nicht irgendwas anderes machen? Es ist nicht gerade spaßig, dauernd gezeigt zu bekommen, dass man sich wie ein Trottel anstellt."
Tony lachte kurz auf, schüttelte sich ebenfalls die Handschuhe von den Händen und nahm einen großzügigen Schluck der orangenen Flüssigkeit in seiner Trinkflasche. Mir wurde allein bei diesem Anblick schlecht. Seit Tagen trank er nun schon diesen trüben Brei bestehend aus rohen Eiern, Karotten und anderen Zutaten, die diese Pampe einfach nur stinken und verdammt eklig aussehen ließen.

"Wie kann es sein, dass du das nicht direkt wieder ausreierst?", fragte ich ihn kopfschüttelnd. Es war mir einfach unbegreiflich, warum er diesen Mist trank.
"Weil ich weiß, dass sich mein Körper darüber freut", sagte er lediglich, "Und du solltest langsam auch wissen, dass wir das alles hier nur für dich machen."
Ich zog fraglich eine Augenbraue hoch.
"Wirklich froh ist mein Körper über die blauen Flecken aber nicht", entgegnete ich, woraufhin er die Augen verdrehte.
"Momentan kann er das auch nicht", erwiderte er seufzend, "Immerhin stellst du dich verdammt blöd an. Aber aus jedem Amateur wird einmal ein Meister, vorausgesetzt du steckst Blut und Schweiß in diese Aufgabe."
"Denkst du?", fragte ich und biss mir unsicher auf die Lippe. Es war schwer vorstellbar, dass ich tatsächlich einmal Tonys Kampfkünste beherrschen sollte.
"Denken ist meine Profession", er zwinkerte und winkte mich dann zu sich, "Na komm, überwältige mich. Ich lass' dir diesmal auch eine Chance."
Ich verdrehte grinsend die Augen. Er hatte ja recht: ich konnte nur besser werden, wenn ich mich anstrengte und auch wirklich den Ernst in dem Ganzen sah. Sonst brachte das tägliche Training auf lange Sicht gesehen absolut gar nichts.
"Na schön", murmelte ich deshalb und schritt langsam auf Tony zu. Dieser hatte wie sonst auch seine typische Abwehrhaltung eingenommen, weshalb ich gedanklich schnell alle Möglichkeiten einer Überwältigung durchging, von denen er mir berichtet hatte. Sofort hatte ich einen Plan vor Augen, der vermutlich nicht aufging, aber wenigstens versucht werden wollte. Deswegen täuschte ich einen Angriff auf rechts vor, rutschte dann jedoch leichtfüßig an seiner linken Seite vorbei und zog dabei seinen Fuß zurück, wodurch Tony, der nicht ganz bei der Sache zu sein schien, sein Gleichgewicht verlor und wie ein kleines Kind auf seinen Hintern plumpste. Ein köstlicher Anblick, der mich dazu brachte, umgezügelt los zu lachen.
"So lustig fand ich das gar nicht", brummte mein Opfer und ließ sich schnaufend nach hinten auf den Boden fallen.
"Das war gut. Zu gut für eine Anfängerin", er seufzte und rieb sich über sein Gesicht, "Aber hey: wenigstens hast du mir die letzten Wochen zugehört. Ich hatte schon Angst, mein Input wäre in der Black Box verloren gegangen, statt sich in Output umzuwandeln."
"Tony Stark und Psychologie? Das passt ungefähr so gut zusammen wie Gemüse und Kuchen", scherzte ich.
"Sag' nichts gegen Gemüsekuchen!", er setzte sich auf und drohte mir mit erhobenem Zeigefinger, konnte sich jedoch selbst kaum ernst nehmen, "Aber ja, auch ich war einst in der Schule. Nicht sehr lange, aber lange genug, um diese unnützen Dinge in mein Hirn eingebrannt zu bekommen. Aber woher kommt dein plötzlicher Sinneswandel?"
Ich hing noch immer bei dem Gedanken von einem Highschool-Tony fest, bevor ich mich wieder fing und mich leise räusperte.
"Ich bin müde und ich hab Hunger", gestand ich ihm und keine Sekunde später grummelte mein Magen auch schon. Es war schon später Abend; die Sonne war längst untergegangen und die Illusion eines neu begonnenen Tages wurde lediglich durch die Projektor-Panoramascheiben vermittelt. Dieser unechte Anblick konnte meine Müdigkeit jedoch nicht verdrängen: ich hatte keine Lust mehr, gegen Tony zu kämpfen.
"In der Reihenfolge?", dieser zog seine Augenbraue in die Höhe, "Erst schlafen und dann essen? Erscheint mir nicht sehr durchdacht."
"Wie wäre es mit Pizza im Bett?", schlug ich vor und mit einem Nicken meines Gegenübers wurde mein Plan bestätigt.

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"Pff, das ist doch bescheuert", lachte ich und legte das Stück Pizza wieder aus der Hand, weil ich Angst hatte, sonst zu platzen. Wenigstens war mein Hunger jetzt Geschichte.
"Ja, if weif oder?", mampfte Tony, ehe er sein Glas Scotch vom Nachttisch ergriff und sich einen Schluck aus diesem genehmigte.
"Justin Hammer ist schon eine besondere Persönlichkeit", fuhr er fort, klappte den Pizzakarton zu und ließ diesen neben das Bett auf den Boden fallen, "Natürlich nicht im guten Sinne. Ich bin froh, dass dieser Clown im Knast sitzt."
Gähnend nickte ich. Wir lagen nun bestimmt schon seit einer Stunde im kuscheligen Doppelbett, lachten und redeten miteinander - so wie wir es sonst fast nie taten. Ich schlief meist alleine ein, weil Tony sich zu nächtlicher Stunde gerne in seine Werkstatt verkroch. Ich fragte mich, ob er überhaupt Schlaf fand. Umso schöner war es jedoch, dass wir nun endlich mal die Zeit für solche Zweisamkeiten fanden. In Tonys Armen zu liegen, den Kopf an seine Brust geschmiegt...das tat einfach gut.

"Jetzt hab ich's!", verkündete Tony mit lauter und erfreulicher Stimme, was mich kurz zusammenzucken ließ.
"Was?", ich sah verwundert zu ihm auf und er grinste mich vielsagend.
"Jelly", sagte er bloß, woraufhin ich verdutzt meine Augenbrauen zusammenzog.
"Jelly? Was soll das bedeuten?", fragte ich ihn irritiert. Er schien mich liebend gerne in die Irre zu führen.
"Dein neuer Name", erleuchtete er mich und zwinkerte bloß, "Weil du dich ja nicht entscheiden konntest, ob du Elizabeth oder Jaila-"
"Stopp, stopp", unterbrach ich ihn kopfschüttelnd, "Jelly? Du möchtest mich ernsthaft Gelee nennen?"
"Hm, das habe ich nicht durchdacht", murmelte er nachdenklich, "Wie wäre es dann mit Ella? Oder...Jaz?"
Ich atmete durch. Diese Namenssache verwirrte mich einfach nur zutiefst. Mit Elizabeth war ich aufgewachsen, mit diesem Namen hatte ich gelebt. Und Jaila...Jaila war fremd, aber gehörte dennoch zu mir. Dieser Name war wie meine momentane Situation: neu und ungewiss. Beides fühlte sich irgendwie falsch an. Ich konnte mir selbst nicht helfen.
"Wie bist du denn auf Pepper gekommen?", wollte ich schließlich wissen.
"Wegen ihrer Sommersprossen", Tony zuckte mit den Schultern, "Aber du...du hast zu viele besondere Merkmale, als dass ich mich nur auf eines beschränken könnte."
"Wenn das ein Kompliment sein sollte, dann war es ganz schön schmalzig", ich lachte leise auf. Tony verdrehte nur seine Augen und spielte mit einer meiner Haarsträhnen, die sich aus meinem Dutt gelöst hatte.
"Dank dir werd ich noch zum Romantiker", nun entwich auch ihm ein raues Lachen, "Mir ist egal, wie du genannt werden willst. Ich akzeptiere alles, außer Honigmäulchen und Zuckerschnute. Das geht dann doch etwas zu weit."
Ich grinste bloß vor mich her und stieß einen leisen Seufzer aus.
"Mir ist es eigentlich auch egal", gab ich schließlich zu, denn mir waren die Worte meiner Mum wieder ins Gedächtnis gerufen worden: Es sind nur Namen - sie machen dich nicht zu der Person, die du bist.
"Können wir schlafen?", fragte ich Tony schließlich und sofort bat er Jarvis darum, das Licht auszuschalten. Ich schloss die Augen und kuschelte mich noch näher an Tony, der daraufhin seine Arme fest um mich schloss und mir einen federleichten Kuss aufs Haar gab.

"Schläfst du schon?", erklang ein Flüstern, welches gedämpft war und wie durch Watte in meine Ohren gesäuselt wurde.
"Mh", murmelte ich schläfrig und wollte mich auf die Seite drehen, doch ein starker Griff verhinderte dies. Panisch schlug ich meine Augenlider auf.
"Nimm' deine Hände von mir!", schrie ich und strampelte wie eine Irre mit all meinen Gliedmaßen, um mich zu befreien. Das Licht, welches sich anschaltete, brannte in meinen Augen wie Höllenfeuer und ich blinzelte unruhig, ehe ich mich langsam an die Helligkeit gewöhnen konnte.
"Hey, hey!", die Stimme wurde lauter und schien diesmal zu mir durchzudringen, sodass ich sie auch klar zuordnen konnte.
"Ich bin's!", es war Tony, der mich trotz (oder vielleicht gerade wegen) meines unkontrollierten Ausbruchs noch immer in den Armen hielt. Verschnaufend drehte ich mich zu ihm um und blickte in sein Gesicht, welches deutlich vom Schock gezeichnet war.
"Was ist denn los?", fragte er verunsichert und sah besorgt in meine blauen Augen.
"Ich-...ein Albtraum", erwiderte ich aufatmend, "Ich...ich dachte, ich wäre noch-...egal."
"Bist du nicht. Du bist hier, bei mir. In Sicherheit. Niemand wird dir etwas antun", Tonys Handrücken strich behutsam über meine warme Wange und ich nickte schwach. Er hatte recht. Ich war bei ihm. Und nicht mehr bei diesen Monstern. Alles war in Ordnung. Tony war da - und er tat mir nicht weh.

"Entschuldige, dass ich dich aufgeweckt habe", murmelte er schuldbewusst, "Ich wollte dich etwas fragen. Aber jetzt ist es noch ungünstiger als ohnehin schon."
"Nein, nein", lehnte ich eifrig ab, "Wenn du mich schon weckst, dann möchte ich natürlich auch wissen wieso."
Mein Herz pochte ohnehin viel zu schnell, als dass ich jetzt direkt wieder die Augen hätte schließen können.
Tony nickte ergeben und fuhr sich mit der Hand über den Bart.
"Ich weiß, du bist gerade erst wieder da...", druckste er, "Und ich weiß, dass du Freitag bei deinen Eltern bist...aber da ist diese Gala...und nun ja - ich bräuchte noch eine Begleitung."
"Seit wann scherst du dich um solche Events?", mit hochgezogener Augenbraue sah ich zu ihm auf. Er wich meinem Blick aus. Lud er mich schon wieder ein? Würde diese Verabredung wieder auf rein gar nichts hinauslaufen? Unser Date stand schließlich noch immer aus. Oder war diese Einladung so etwas wie ein zweiter Versuch?
"Das habe ich nie und werde ich nie", stellte Tony schnell klar, "Aber es gibt Gratis-Drinks."
"So so", ich lächelte ihn müde an, "Das passt schon eher zu dir."
"Eigentlich will ich nur einen schönen Abend mit dir verbringen", gestand er mir mit gesenkter Stimme und sah mich eindringlich an, was mir eine angenehme Gämsehaut bescherte.
"Davon hatten wir bisher nicht viele, hm?", erwiderte ich schmunzelnd, "Ich bin natürlich liebend gerne deine Begleitung. Wer sagt denn schon nein zu Gratis-Drinks?"
"Oder zu mir?", er wackelte mit den Augenbrauen, was mich zum Lachen brachte.
"Oder das", murmelte ich grinsend und stieß einen Seufzer aus, "Weißt du was? Lass uns schlafen. Diesmal wirklich."
"Dein Wunsch ist mir Befehl", er klatschte in die Hände, woraufhin sich das Licht ausschaltete. Dann zog er die Decke bis zu unseren Hälsen hoch und umschloss meinen Körper abermals mit seinen Armen.
"Bitte schlag' mich nicht nochmal", hauchte mir Tony ins Ohr, "Mein Training scheint nämlich doch etwas gebracht zu haben."
"Du bist ein Idiot", schnaufte ich lachend und legte meine Hand auf seine.
"Ein ziemlich toller Idiot", entgegnete er stolz, "Schlaf' gut, Jelly."
"Für diesen Spitznamen sollte ich dich eigentlich doch verprügeln", murmelte ich seufzend.
"Aber dafür bist du viel zu müde", raunte Tony siegessicher, womit er auch recht hatte, denn ehe ich mich versah, fiel ich auch schon in einen sorglosen Schlaf.

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Einen schönen ersten Advent!

Wie ihr wisst, ist heute nicht Dienstag, aber da letzte Woche kein Kapitel kam, wurde es langsam mal wieder Zeit für ein neues...

Außerdem kündigt sich mein Lieblingskapitel an, welches dann voraussichtlich auch das nächste sein wird, hehe ( ͡° ͜ʖ ͡°)

Da mich die Schule im Moment quälen will, kommt das nächste Kapitel dann aber vermutlich erst wieder am nächsten Wochenende :)

Kritik und Rückmeldungen sind wie immer herzlichst Willkommen!

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