272 Tage zuvor

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Wie immer saß ich in der Pause auf der Tischtennisplatte und hörte mit geschlossenen Augen Musik, als mir plötzlich jemand auf die Schulter tippte. Verwirrt öffnete ich meine Augen und schob mir meine Kopfhörer von den Ohren. Vor mir stand ein zierliches Mädchen mit langen blonden Haaren. Sie trug eine fast zu kurze blaue Jeans und ein weißes T-Shirt.

„Hi! Du bist Mia, oder? Ich bin Flora. Wahrscheinlich kennst du mich gar nicht. Du sprichst ja nicht viel mit anderen Menschen. Na ja...ich bin übrigens schon seit einiger Zeit in deinem Mathe LK. Und ich habe gerade gesehen, wie du hier sitzt und dann dachte ich komm ich mal vorbei und rede mit dir...", sagte das Mädchen schnell.

Und es hätte wahrscheinlich noch ewig weiter geredet, wenn ich sie nicht mit einem trockenen „Schön" unterbrochen hätte. Ich sah sie mit einem Ich-will-mit-niemanden-reden-Blick an, doch leider schreckte sie das nicht ab. Flora setzte sich neben mich und griff dreist nach meinen Kopfhörern. Als ich gerade protestieren wollte, hatte sie sie sich schon aufgesetzt und hörte meine Musik.

„Ja, ganz gut, aber schon ein bisschen sehr traurig, findest du nicht?", fragte das Mädchen. Doch ich starrte sie einfach weiterhin nur dumm an. „Hallo!! Erde an Mia! Was denkst du jetzt schon wieder?" Ich schüttelte kurz meinen Kopf. „Was willst du von mir?", fragte ich und das holte sie ein wenig in die Realität zurück. „Ich wollte nur mal mit dir reden, weil du hier so alleine saßt.", erklärte sie mir ernüchtert.

Langsam nickte ich und sie tat mir irgendwie sogar ein bisschen leid, aber viele verstanden nicht, dass ich gerne alleine war, dass alleine sein gar nicht so schlimm ist. „Ich bin gerne allein", versuchte ich ihr zu erklären, doch sie widersprach mir: „Aber du warst doch früher nie alleine, ihr wart doch immer zu zweit unterwegs." Ich schluckte einmal und in meinem Kopf blitze der Gedanke auf, dass sie nur Mitleid mit mir hatte und deswegen bei mir war.

„Man kann auch zu zweit alleine sein", flüsterte ich und sah wie erwartet das Mitleid in ihren Augen aufblitzen. In ihren Augen sah ich, wie sie angestrengt versuchte nicht das Falsche zu sagen. Sie holte einmal tief Luft und flüsterte dann zurück: „Ich weiß, dass ich ihn niemals werde ersetzen können, aber wir können auch zu zweit alleine sein."

Eine Gänsehaut bildete sich auf meinen Armen und ich blinzelte schnell, um nicht anzufangen zu weinen. Langsam nickte ich. Flora fing an, in ihrem Rucksack zu kramen und zog dann einen Knoten bestehend aus Kopfhörern hervor. Sie löste den Knoten und steckte das eine Ende in ihr Handy. Dann reichte die mir die eine Seite und sie steckte sich die andere in ihr Ohr. Langsam erklangen Klaviertöne und dann die ersten Akkorde.

Ich hörte eine sanfte Männerstimme anfangen zu singen. „I'm in my bed and you're not here, and there's no one to blame but the drink and my wandering hands. Forget what I said it's not what I meant an I can't take it back, I can't unpack the baggage you left." Meine Augen fingen an zu brennen und als der Sänger „And I get the feeling that you'll never need me again" sang und den perfekten Ton traf, konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten.

Das Lied hörte auf und plötzlich ertönte eine schnelle Gitarrenmelodie, vermutlich von dem gleichen Interpreten. Flora drehte sich nun wieder zu mir und lächelte mich an. Als sie sah, dass ich geweint hatte, wischte sie mir mit ihrem Finger sanft die Tränen von den Wangen. Ich zuckte zusammen bei ihrer Berührung, doch konnte ich mir mein Lächeln nicht verkneifen.

„Und du sagst, dass meine Musik traurig ist?", fragte ich sie gespielt empört, doch sie lachte nur. Plötzlich sah ich wieder dieses freche und laute Mädchen vor mir, ich sah, dass ihr gerade eine Idee gekommen war. Sie startete das nächste Lied, was sehr fröhlich war. Und dann stand sie plötzlich auf und begann auf der Tischtennisplatte zu tanzen.

Da die Kopfhörer nicht lang genug waren, musste ich zwangsläufig mit aufstehen. Sie bewegte sich wie ich mich nur bewegte, wenn ich alleine war. Und hier war sie überhaupt nicht alleine. Da waren gefühlt tausende Schüler auf dem Schulhof, die nun zu hinübersahen. Doch das schien sie überhaupt nicht zu stören. Mitten in einem instrumentalen Teil, als sie gerade dabei war ihr Haar durch die Gegend zu schleudern, klingelte es zum Unterricht.

Wir kletterten von der Tischtennisplatte und sie steckte ihre Kopfhörer wieder ein. Als ich gerade gehen wollte, hielt sie mich jedoch noch am Arm fest. „Warte kurz", sagte sie und kramte einen Kugelschreiber hervor. Flora zog mich noch näher zu sich und fing dann an, mit dem Kugelschreiber auf meinen Arm zu schreiben.

Als sie fertig war, lies sie meinen Arm los und ich konnte nun endlich lesen, was sie dahin geschrieben hatte. „01462/492957" stand dort in krakeliger Schrift, doch das war nicht das einiger. Darunter hatte sie noch etwas geschmiert. „Fürs gemeinsame allein sein", konnte ich entziffern und als ich mich gerade zu ihr umdrehen wollte, war sie schon weg.

Der restliche Schultag zog sich wie ein Kaugummi und ich konnte mich nicht konzentrieren. Warum mussten uns die Lehrer auch jede Stunde daran erinnern, dass wir uns jetzt anstrengen müssen, um nicht durch das Abi durchzufallen?!

Aber eigentlich war das nicht der Grund, weshalb Meine Konzentration fehlte. Ich sah immer noch die langen blonden Haare, die vielen Sommersprossen und die fast zu kurze Shorts vor mir. Ich spürte auch immer noch ihre Finger auf meiner Wange und den Kugelschreiber auf meiner Haut. Ich hörte noch die perfekte High note des Sängers, ihr Flüstern und ihr Lachen.

Zum ersten Mal fühlte ich mich wieder lebendig und spürte wieder etwas. Und genau deswegen blieb da wieder diese Angst, dass dies nur ein Traum gewesen war. Dass ich gar nicht glücklich sein kann. Mir lief wieder ein Schauer über den Rücken und ich blickte unter meinen Tisch. Und da sah ich es wieder.

Die Telefon nummer und die kleine Notiz, schwarz auf meiner gebräunten Haut, wie ein Tattoo.

Als ich nach der Schule endlich wieder Zuhause war, wurde ich wieder von negativen Gedanken geplagt. Sie hatte gesagt, dass sie ihn niemals ersetzen konnte und sie hatte recht. Niemand würde ihn je ersetzen können und er sollte auch nie ersetzt werden. Doch genau das war es, was ich heute getan hatte. Ich war glücklich über ihre Gesellschaft, doch wie konnte ich glücklich sein, wo er nicht mehr da war.

Ich durfte sie nicht an mich ranlassen. Der Platz war für Matteo.Ich konnte nicht einfach, sobald er weg war, jemanden neuen als Freund ansehen.Und ich durfte nie wieder jemanden so an mich heranlassen. Matteo war der Einzige und jetzt hatte er mich verlassen. Es war falsch von mir.

Wütend auf mich selber rannte ich ins Bad und spritzte mir Seife auf den Arm. Dann begann ich, meinen Arm zu schrubben, so dass der Kugelschreiber verblasste. Als endlich alles ab war, fing ich hemmungslos an zu weinen. Wie konnte ich nur Matteo so hintergehen.

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