Riesenkaninchen.

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          Mika'il richtete sich auf und nutzte die kurze Ablenkung, um dem Nächststehenden eine Kostprobe seines Astes zu geben. Leider war es nicht der Magier, denn der folgende Schuss rasierte ihm eine Kerbe quer durch die linke Augenbraue. Sein Blick schoss zu dem Mädchen. „RENN!"

Er hatte keine Zeit sich zu fragen, warum er sie retten wollte, denn wie durch ein Wunder hörte sie auf ihn. Im Zick-Zack sprintete sie in den Wald und war im nächsten Moment verschwunden. Allein ihre weißen Haare hinterließen ein kleines Nachbild in seinen Augen, wo sie eben noch gestanden hatte.

Für einen Herzschlag starrten ihr Mika'il und alle anderen auf der Lichtung baff hinterher. Dann holte ihn sein Verstand wieder ein.
„Halt! Nicht ohne mich!" Blindlings schlug er sich ebenfalls ins Gebüsch.

Wie eine Gazelle sprang sie zwischen den Stämmen hin und her, als wolle sie ein Kaninchen jagen. Links und rechts an Büschen vorbei. Unter niedrigen Ästen hindurch. Mika'il konnte ihren Wegen kaum folgen.

Der Waldboden federte unter seinen Schritten. Seine Lunge ächzte. Äste flogen an ihm vorbei. Weiter vorne schlug das Mädchen wieder einen Haken. Ihre Haare ein Leuchtfeuer im Wald.

Auch für ihre Verfolger.
Hinter ihnen teilten sich die Soldaten auf. Schwärmten aus. Ihre Rufe wie Jagdschreie.

Mika'il hechtete über eine hohe Wurzel und knickte um. Seine Zähne machten unfreundliche Bekanntschaft miteinander, als sein Unterkiefer sich in den Erdboden grub. Schulter und Nacken folgten. Er rollte ein kurzes Stück, dann war der Spuk beendet.

Stöhnend und fluchend rappelte er sich wieder auf. Gerade rechtzeitig, um einem weiteren weißen Geschoss eine Zielscheibe zu geben. Es erwischte den Baum links von ihm und ließ die Rinde aufglühen. Also das war einfach nur unverantwortlich.
„Schon mal was von Waldbränden gehört?"
Er überprüfte, ob er nicht die Kette verloren hatte, dann zwang er seine protestierenden Muskeln wieder in Bewegung und stoppte beinahe im nächsten Schritt.

Das Mädchen war fort. Hektisch drehte er sich nach links und nach rechts. Nichts!
Genervt warf er die Arme in die Luft. „Mit einer Toten wäre mir das nicht passiert."

Keine weißen Haare, keine hektischen Bewegungen. Sie war weg. Sein Ticket raus aus dieser Welt. Weg.
Schwungvoll wandte er sich in jede Richtung, doch alles, was er sah, waren die aufschließenden Soldaten und eine weitere leuchtende Kugel.
„Bei allen Dämonen noch mal..."

Er drehte sich um und rannte wieder los. Warum hatte der Fluch beschlossen, dass es einen Träger, einen Weltenwandler und einen Schlüssel benötigte, um in andere Welten zu reisen? Sicherlich musste dem Erschaffer doch klar gewesen sein, dass Träger laufen konnten und ständig in neue Schwierigkeiten gerieten!

Zwei Soldaten überholten ihn links und rechts. Sie hatten ihre Lanzen fallen lassen und huschten durch das Unterholz, als würden sie nicht schwere lederne Harnische tragen, die ihre Bewegungen einschränkten. Sie waren so nah, dass er bereits die Tattoos auf ihren nackten Oberarmen ausmachen konnte. Ebenfalls kein gutes Zeichen, wenn man schon ein paar Welten gesehen hatte.

Ohne auf seinen Weg zu achten, legte Mika'il noch einen Zahn zu, doch das drängende Gefühl eines Déjà-vus ließ sich nicht abschütteln. Es klammerte sich in seinem Nacken fest und ließ ihn prompt die ausgefahrene Hand übersehen, die ihn im nächsten Moment am Kragen packte und hinter einen großen Stein zerrte.

Mika'ils Welt ging über Kopf und er kämpfte hart um seine Balance, während er unnachgiebig zwischen dichten Blättern hindurch in einen verborgenen Höhleneingang gezerrt wurde. Stolpernd und mit den Armen rudernd fing er sich an der feuchten Steinwand ab, kaum da ihn die dunkel gekleidete Figur losließ.

Vor der Höhle stampften die Soldaten vorbei und der Magier schrie undeutliche Befehle. Ihre Schritte erzeugten ein ganzes Orchester an Lärm, der in ihrem kleinen Unterschlupf leise zurückgeworfen wurde. Sie mischten sich mit seinem rasenden Puls und den schweren Atemzügen, bis Mika'il das Eine nicht von dem Anderen unterscheiden konnte.

Nur mühsam gewöhnten sich seine Augen an das Zwielicht. Ihm gegenüber kauerte das weißhaarige Mädchen an der Wand, die blauen Augen groß wie Untertassen. Direkt hinter dem Eingang spähte seine unverhoffte Rettung zwischen den Ästen hinaus. Er hatte eine schmale Gestalt für die Kraft, mit der er Mika'il hier hineingezerrt hatte. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er ein Kind oder einen Hobbit vermutet, in einer schwarzen ledernen Rüstung und passendem schwarzem Umhang, dessen Kapuze den Kopf verhüllte.

Aber die Bewegungen waren zu präzise und die behandschuhte Hand im Laub zu feingliedrig.

Das war... eine Frau?

Als hätte sie seinen Gedanken gehört, fuhr sie zu ihnen herum. Eine Maske aus ebenfalls dunklem Metall verdeckte ihr gesamtes Gesicht bis auf ein paar buchstäblich leuchtende Augen, deren Farbe schwer zu benennen war. Mit einem feurigen Blick strafte sie Mika'il für ein Verbrechen, dessen er sich noch nicht wirklich bewusst war und wandte sich an das junge Mädchen. Bei ihr wusch sich der strenge Ausdruck aus und sie ging neben ihr in die Hocke.
„Wir haben sie abgeschüttelt."

Mika'il näherte sich dem Höhlenausgang und lauschte hinaus.
Nichts. Seine Gedanken waren lauter als die Antwort seiner Trägerin. Was für eine Welt war das hier? Wieso wussten sie, dass er kommen würde und warum schoss man auf ihn?
Seine Aufmerksamkeit kehrte zu der Frau zurück. Eine Frage nach der anderen.
„Was ist gerade passiert?"

Die Frau hob den Kopf, beinahe zu schnell für seine Wahrnehmung, eine Augenbraue hochgezogen.
„Ich habe euch das Leben gerettet."

Blödsinn.
„Ich hatte das unter Kontrolle."

Ein langer vielsagender Blick füllte die kurze Pause, die dieser Aussage folgte.
„Ich habe Anweisung, euch in einem Stück zur Träger-Gilde zu bringen, deshalb habe ich lieber eingegriffen."

Mika'il kniff die Augen zusammen. Und wer war die Trägergilde, dass sie ein Interesse an seinem Leben hatte?

„Ich bin verrückt geworden." Die Stimme seiner Trägerin hallte dünn in der Höhle wider. Ihre Zähne klapperten, dass sie gut und gerne die Decke zum Einsturz bringen konnten. „Judy hat mich gewarnt und jetzt ist es passiert. Jemand gib mir einen Stuhl zum reden."

Stimmt. Die war ja auch noch hier. Mika'ils Magen zog sich bei ihrem jämmerlichen Anblick zusammen. Sie sah furchtbar aus. Nass und spindeldürr, als käme sie aus einer der Wüstenwelten, denen vor hundert Jahren die Vegetation davongelaufen war.

Die maskierte Frau legte ihr eine Hand auf die Schulter.
„Siehst du dieses übernatürlich große Kaninchen?"

Die Trägerin sah sich um und auch Mika'il ertappte sich dabei, einen vorsichtigen Blick in die Höhle werfend, ehe sie den Kopf schüttelte.
„Sollte ich eines sehen?"

„Nein. Du stehst wahrscheinlich nur unter Schock."

Oh, gut. Mika'il rückte ungemütlich sein Hemd zurecht. Er hatte schon übernatürlich große Flora und Fauna erlebt. Nicht empfehlenswert.

„Schock..." Das Mädchen atmete schwach aus und ihre Augen wurden leer. Mika'il kannte diesen Ausdruck. Das Verlassen des eigenen Körpers. Die Dunkelheit, die stattdessen darin platznahm.
Ein widerliches Gefühl nistete sich in seinem Bauch ein.

Die Frau drehte sich zu Mika'il wieder um, die Augen über der Maske schmal wie Schlitze. „Was hast du mit ihr gemacht? Sie ist vollkommen abgemagert, eisig und...", sie nahm eine Hand von der Schulter des Mädchens, „... nass."

Mika'il verschränkte die Arme.
„Warum sollte ich sie so zurichten?" Die Worte kamen deutlich vehementer heraus, als er wollte. Er tötete seine Träger gnädig. Dieses Mädchen war in einem so furchtbaren Zustand, der sogar ihm unangenehm war.

Ihre Augen wanderten ein weiteres Mal über ihn, als sehe sie mehr als andere Menschen.
„Sie haben gesagt, dass du ein Psychopath geworden bist."

Ah. Sein Ruf eilte ihm also schon voraus. Mika'il gab sich Mühe genauso unbeeindruckt zurückzustarren, doch seine Zähne litten unter dem Versuch. Er presste sie zusammen, jede andere Reaktion hinter einem herablassenden Lächeln verbergend. Dann musste er sich ja keine Mühe mehr geben, wenn-...

... Moment. Mit einem Ruck richtete er sich auf.

Die Schwarzhaarige wandte sich sehr langsam wieder dem Mädchen zu.
„Ich heiße Kaïa", sie gab sich Mühe, mitfühlend zu klingen, aber die Anstrengung dahinter war greifbar, „Du bist in Anderthal angekommen."

Die Trägerin kehrte zu sich selbst zurück, doch die unangenehme Müdigkeit lauerte in den Winkeln ihrer Augen. Lockte sie, aufzugeben. „Anderthal?", echote sie, jetzt Mika'il ansehend, als solle er ihr erklären, wie sie in ein Kinderfreundliches Resort in der Schweiz gekommen war.

Nur, dass in der Schweiz nicht mit magischen Kugeln auf einen geschossen wurde. Zumindest nicht das letzte Mal, als er dort gewesen war. Mika'il unterdrückte ein Seufzen. Deshalb brachte man Träger um. Alles war neu. Alles war schrecklich. Blablabla. Überraschung! Der Instinkt, der immer sagte, dass Magie wahr war und von Eltern für kindliche Fantasy abgetan wurde, lag doch richtig. Dramatische Erkenntnis.

Er konnte nicht damit umgehen. Nicht mit diesem vernichteten Blick, der hässliche Erinnerungen an ein Leben vor einer halben Ewigkeit zurückbrachte. Nur, dass sie ihn nicht hasserfüllt anstarrte. Und das war noch schlimmer.

Mit Gewalt schob er all das von sich und fokussierte sich auf das Wesentliche: Auf ihn wurde geschossen. Das hier war nicht die Schweiz und das war ein Problem.
„Herzlichen Glückwunsch. Du hast die Reise in eine andere Welt überlebt."

Kaïas Kopf schoss erneut zu ihm herum, als hätte er das Mädchen geohrfeigt.
„Noch ein bisschen taktvoller und sie kippt uns um." Vorsichtshalber zog sie ihren schwarzen Mantel aus und legte ihn dem Mädchen über die Schulter.

Sie wehrte sich zaghaft dagegen und als Kaïa gewann, schrumpfte sie in dem Mantel noch weiter in sich zusammen. Mika'il kniff die Augen zusammen und musterte sie eingehender.
„Wenn ihr bis jetzt nicht aufgefallen ist, dass sie nicht mehr in Kansas ist, befürchte ich, dass sie es nie zum Zauberer von Oz schaffen wird."

Offensichtlich ging jede dieser Referenzen über Kaïas Kopf hinweg. Sie kompensierte das mit unverhohlener Abneigung. Ihr Blick wanderte seinen Körper hoch, bevor er in seinem Gesicht hängen blieb. „Khan wird sich freuen, dich wiederzusehen."

Ah. Da war es schon wieder. Mika'il knifft die Augen zusammen.
„Unmöglich." Er testete das Wort.

„Weil du so ein Arsch bist?"

Er schnitt Kaïa eine Grimasse. Er war schon weitaus schlimmeres genannt worden. Von ihr!
„Es gibt so wenige Regeln das Weltenwandelns, dass ich davon ausgehe, dass sogar du sie beherrscht. Nummer zwei", er wackelte mit zwei Fingern durch die Luft, „Weltenwandeln ist eine Einbandstraße. Kein Umdrehen, kein Zurückreisen, kein Wiedersehen."

An der Wand machte sich das weißhaarige Mädchen sehr klein. Er hatte schärfer gesprochen und ihre Reaktion war so greifbar, dass er ebenfalls einen Schritt von ihr weg machte. Bei den Dämonen, dem Weltenwandeln und sämtlichen Problemen, die das so gerne mit sich brachte: Was hatten die mit ihr in ihrer alten Welt gemacht?

Kaïa sah das nicht.
„Und doch hat jeder hier von dir gehört", nickte die junge Frau und richtete sich wieder zu ihrer vollen (geringen) Größe auf, „Es gibt sogar ein Kopfgeld."

Kopfgeld? Seine Aufmerksamkeit schnappte von dem Häufchen Trägerin zu Kaïa zurück. Deshalb schossen diese Halbaffen auf ihn? Wegen einem Missverständnis? Aber bevor das sagen konnte, stoppte ihn ein Pochen auf seinem Schlüsselbein.

Im Zwielicht ihrer Höhle glomm seine Kette grünlich auf.

Mika'il stockte. Magischer Gegenstand hin oder her, kein Schlüssel sollte leuchten.
Er griff nach dem Anhänger und riss ihn vom Hals. Das Ding pulsierte und bebte wie ein lebendiges Herz. Die Zahnräder bewegten sich, fassten ineinander und betätigten einen Mechanismus, der noch nie zuvor erweckt worden war.

Mika'ils Brauen schoben sich zusammen. "Was zum... „, er brachte die Frage nicht zu Ende, als sein Schlüssel in seinen Händen an Substanz verlor, „Nein, nein, nein, nein..."

„Ist das...", setzte Kaïa an, doch seine Drehungen beantwortete ihre Frage bereits.
Er klopfte auf seine Taschen, kauerte sich über den Boden und fuhr durch das verteilte Laub, als wäre ihm die Kette einfach heruntergefallen. Immer wieder wiederholte er seine Worte wie ein Stoßgebet.

Doch sein Schlüssel zu den anderen Welten war fort. Hatte sich aufgelöst wie eine Badebombe.
Und er steckte fest.

F*ck.

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"Voted für riesige Kaninchen auf denen wir gemeinsam in die Schlacht reiten!"- Michael, nimmt Abstand von den violetten Pilzen.

Frohes neues Jahr meine Lieben!
Da wir alle bereits genug zutun haben, nehme ich mir dieses Jahr keine
guten Vorsätze vor, sondern habe mir stattdessen Dinge überlegt, die mir
dieses Jahr am Hintern vorbei gehen.

Was geht dir dieses Jahr komplett am Po vorbei?

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