43 - Hilfe von einem Freund

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Der nächste Tag brach an, und mit ihm legte sich eine düstere Stimmung über Kestramoré.

Die Luft wirbelte in stürmischen Böen durch die Baumwipfel und ließ Tannennadeln und trockenes Geäst zu Boden regnen, wo es sich wie eine tote Decke über den Stützpunkt breitete und jegliche Laute unter sich begrub. Trostlos wirkte die einst heimische Niederlassung, beraubt der Essenz die es zu einem berüchtigten Ort der Kampfkunst machte.

Es war der erste Tag vom Ende der Welt, wie sie bislang exisitierte.

Mit der Kutte zugeknöpft, um gegen den kalten Wind abzuschirmen, stapften Taèlione und Rookėon über die Pfade der Wälder und schwiegen in Gedanken versunken. Was auf sie zukommen würde, das erforderte präzise Vorbereitung und einen geschärften Verstand, sie wollten keinesfalls riskieren die Besprechung mit gemindertem Fokus zu führen und weil sie imstande waren, ohne Worte zu kommunizieren, rückten sie näher zusammen. Ihre Schritte passten sich einem gleichmäßigen Tempo an und Taèlione bemerkte aus dem Rande des Sichtfeldes eine Bewegung. Rasch wandte er sich der Gestalt nach und erhaschte gerade noch, wie sich der Satyr mit einem nervösen Zucken umdrehte und hinter einem Gebüsch verschwand.

Argwöhnisch verharrten die grünen Augen noch einen Moment an dem Gebüsch, sie wollten abwarten ob sich der Satyr zu erkennen getraute und den Hintergrund für das stumme Angaffen offenbarte, doch er zeigte sich nicht mehr. Rookėon bemerkte Taèlione's Misstrauen und wie er dem Blick folgte, da wurde ihm klar was ihm das Gemüt verzagte und mit einem ungläubigen Lächeln sprach er aus, was er nicht dachte erst aussprechen zu müssen, damit er es Taèlione begreiflich machte. „Sag mir nicht, du hast ihre heimlichen Blicke nicht bemerkt? Oder wie sie hinter dir flüstern, wenn du an ihnen vorbei gehst?", hauchte er überschwänglich und offenbar traf er einen wunden Punkt, denn die Reaktion fiel mit einem ahnungslosen Schulterzucken aus. Rookėon warf sich die Haare über die Schulter und wie die eingeflochtenen Schmuckstücke klimperten, eröffnete er Taèlione den Status, den er in der Gemeinschaft eingenommen hatte als er seine Stimme zurückerlangte.

„Du wurdest zu einer Verkörperung ihrer Hoffnungen. Sie sind überzeugt davon, du wärst das, was uns den entscheidenden Vorteil zum Sieg garantiert"

„Sieg?"

Taèlione hob fragwürdig eine Braue und verdeutlichte damit, wie wenig er diese heroischen Glorifizierungen seiner Person guthieß und, dass er es ablehnte, sich in diesem Licht zu sonnen. Es lag ihm fern, sich mit Ruhm zu schmücken in einer Angelegenheit, in der von Ruhm keine Rede war. Er seufzte und schüttelte den Kopf, verwarf sämtliche Lobsagungen und lenkte den Fokus zurück auf das, was man mit einem Leben voller Gewalt offenbar aus den Augen verlor.

„Im Krieg gibt es keine Sieger"

„Du hast Recht. Die Ferocez kämpfen trotzdem, sie kennen schlichtweg keinen anderen Lebensinhalt", gestand Rookėon ihm zu und wie er ihn von der Seite betrachtete, musste er sich daran erinnern, dass diese Weisheiten aus einem Wesen stammten, der in diesem jungen Alter mit keiner derartigen Gewalt konfrontiert sein sollte. Die Striemen auf seiner Kehle und das verlorene Ohr sprachen eine andere Sprache. Dennoch hob Taèlione sein Haupt und bekannte sich zu dem, der er war und tat es mit einer so unerschütterlichen Überzeugung, dass es Rookėon zu selbigem Selbstvertrauen inspirierte.

„Sie werden lernen, zu leben", versprach Taèlione und wie er sich mit einem Schmunzeln zu Rookėon beugte, da mochte er diesen Worten einfach vertrauen. „Dies wird der letzte Krieg sein, der euren Kampfgeist verlangt"

Dieser Aussicht bin ich durchaus sehr angetan. Rookėon fasste Taèlione an der Hand und bedeutete ihm, stehen zu bleiben. Ihre Finger verschränkten sich und er küsste ihm den Handrücken, verlor sich dabei in den grünen Augen und war gewillt sich nach diesem Krieg für immer in den grünen Labyrinthen zu verirren, um der irdischen Welt abzuschwören. Sie strahlten Ruhe und Abenteuer zu gleichen Anteilen aus, und Rookėon ertappte sich dabei wie er sich befand, dass er wahrlich genug Blut vergossen hatte. Wo er bislang von Gewalt lebte, da wünschte er sich mit einem Mal einen anhaltenden, beständigen Frieden.

*

*

*

Taèlione stand mit verschränkten Armen in der Mitte des Raumes und war sich bewusst, dass die Augen aller Anwesenden ausnahmslos auf ihm ruhten. Einige hüteten sich davor die wahren Gedanken laut auszusprechen die auf seinen noblen Stand abgerichtet waren, andere wiederum beäugelten den Elf als würden sie in ihm das sehen, was Yoontos immerzu von ihm gehalten hatte. Ein verschlagenes Spitzohr, dem man keinesfalls vertrauen durfte. Doch Taèlione ließ sich von keiner Tuschelei aus der Fassung bringen, wenn dann bestärkte sich sein Erstreben nur noch weiter und er räusperte sich um die Aufmerksamkeit zu erlangen, die er brauchte um frei zu sprechen.

Mit der Stimme, die allen Sektorführern noch einigermaßen befremdlich im Weg stand, ihn mit dem Elf in Verbindung zu setzen, den sie kannten. Als verwahrlosten und verstoßenen Elf nahm man ihn in die Gemeinschaft auf, und nun stand er als der noble Elfenprinz vor ihnen, der von den Toten auferstanden war. Seine Haltung war aufrecht und in keiner Weise gebückt, denn in ihm floss das Blut von Königen und Taèlione würde sich niemandem beugen. Das war es, was ihn ausmachte. Die Anmut eines raffinierten Geistes, den man nicht unterschätzen durfte.

Zu behaupten, Rookėon würde diese gloreiche Charakterentwicklung nicht ungemein attraktiv finden, das wäre eine Untertreibung. Stolz rühmte er sich diesen eindrucksvollen Elfenprinzen zu lieben, der ihnen allen bewiesen hatte, was wahre Stärke ausmachte. Den Mut, sich seiner Furcht zu stellen und sie zu überwinden, das tat er wie sich Taèlione überwand vor den Sektorführern zu sprechen, als würde er ihnen gleichauf stehen in der Hierarchie. Seine anmutigen Gesichtszüge kannten keine Scheu und mit erhobener Stimme stellte er sicher, dass man ihn nimmer mehr überhörte.

„Mein Name lautet Prinz Taèlione von Therondia. Sohn von König Cahir", stellte er sich zum ersten Mal wahrlich vor als der, der er war und mit den grünen Augen visierte er der Reihe nach jeden Ferocez an, hinterließ einen bleibenden Eindruck und wohin er den meisten Kriegern gerademal bis zur Schulter reichte, so schritt er mit einem wackeren und unerschütterlichen Selbstbewusstsein durch den Raum, das den Größenunterschied ausglich. Er erlangte sein Bewusstsein vollumfänglich zurück und mit der Vergangenheit fand er die Verknüpfung zu seiner gegenwärtigen Präsenz, die er imstande war, zu präsentieren damit es ihrem Vorhaben nützte.

„Mein eigener Bruder Jincher verübte ein Attentat auf mich und wiegte sich in der Sicherheit, ich wäre ihm somit keine Hürde mehr zum Thron. Er ließ sich krönen und bereicherte sich ungerechtfertigt dem, was mir einst eine Heimat gewesen ist! Pendilór fiel seinem Wahnsinn zum Opfer und es wird nicht die letzte Stadt sein, die zugrunde gehen wird! Seine Gier kennt keine Grenzen, er verschanzt sich im Schloss und weist die Heere an, sie sollen die Ferocez auslöschen! Er hat Angst vor uns! Weil wir so kurz davor stehen, Vergeltung am silbernen Soldat auszuüben", leitete er ein und drehte sich auf dem Absatz um, mit wehender Kutte und geflochtenen Haaren baute er sich vor Cathan auf und blickte ihm so direkt in die Augen, als wolle er seine Erregung zum Rückschlag auf ihn überleiten. Mit dem eindrucksvollen Auftreten erlangte er hohes Ansehen in den Ferocez, und mit der erwachten Stimme fesselte er ihre Neugierde für seinen Zweck.

„Meine Brüder! Zeigen wir ihm, worauf er sich einlässt wenn er uns den Krieg erklärt! Hebt mit mir das Schwert und lassen wir ihn wissen, dass man die Wilden aus Kestramoré nicht imstande ist zu zähmen!", prophezeite er und er fühlte, wie das Adrenalin über ihn Besitz ergriff und ihn nimmer mehr hergab. „Denn wir sind der Sturm, der über sie einbrechen wird!"

Ein listiges Grinsen spannte sich über seinen Mund und hob ihn an zu einer Grimasse, die die lange versteckten Intentionen endlich zeigte und wie ihm die Brust mit brennender Vergeltung aufblühte, da ballte er die Hand zur Faust und riss sie entschlossen zu dem, wofür sie stand, in die Luft.

Ein Aufruf.

Zur Rebellion.

Geführt von dem Träger aller Hoffnungen würden sie erbitterten Widerstand leisten.

Ihr folgten prompt zwei weitere Fäuste und wie die grünen Augen die restlichen Ferocez zum Nachdenken beorderten, so schlossen sich die restlichen an. Chimiras spiegelt die Geste und riss seine Faust in die Höhe, las die Vergeltung aus dem Elf und spürte sie in selber Wucht von ihm Besitz ergreifen. „Zähle mich als zugehörig, das an dir verübte Verbrechen mit Gerechtigkeit zu sühnen", grinste Chimiras und würde sich bereitwillig neben seinen Freund stellen, um mit ihm das Schwert zu erheben. Sein Verdacht hatte sich bestätigt, niemals ließ er gänzlich davon ab und als er von den wiedergekehrten Erinnerungen in Kenntnis gesetzt wurde, da hatte er seinen Entschluss gar nicht aussprechen müssen. Einer der eigenen hatte ihm das Leben nehmen wollen und wie furchtbar wütend es Chimiras machte, dass der Peiniger beinahe mit diesem Verbrechen ungestraft davongekommen wäre. Taèlione betrachtete er als einen Freund, er war ein Ferocez und allgemein galt ein Kodex.

Ein Angriff auf einen Ferocez, war ein Angriff auf alle Ferocez.

Dass dieser Angriff gesühnt würde, war unumgänglich. Wie passend die Umstände doch waren, dass sie mit diesem Vergeltungsschlag zudem die ferocezische Berufung ausübten. Das lang ersehnte Ziel ihrer komplexen Feldzüge lag in greifbarer Nähe. Der Königspalast von Therondia.

Yoontos beugte sich von seinem Stuhl vor und linste hin zu Rookėon , dem er zu verstehen gab, sich zu ihm zu lehnen. Die beiden steckten die Köpfe zusammen und nur sie zwei tuschelten miteinander. Yoontos raunte mit einer seltenen Form der Beeindruckung zeigend, dass er Respekt vor Taèlione hegte: „Ich höre ihm zu und mir erscheint's befremdlich, anzunehmen, er wäre nicht von Geburt an einer von uns. Sieh ihn dir an...", deutete er mit dem Kinn hin zu dem Elf, dessen erhobener Arm umringt war von Zustimmung der Sektorführer und selbst Yoontos war versucht, sich der kollektiven Kriegserklärung anzuschließen weil Taèlione mit den richtigen Worten an ihren Gerechtigkeitssinn appelierte. „...wie er dasteht und den Raum einnimmt. Als wären wir ihm allesamt unterstellt, und soll ich ehrlich sein? Tapferkeit ist es, was er ausstrahlt, und damit wird er uns anführen"

Rookėon bedachte Yoontos mit einem simplen Nicken, wandte den Blick nicht ab von dem gewieften Elfenprinz und er spürte es ganz deutlich in seiner Brust. Die Aufregung die ihn überkam, in diesem Wesen seinen Verbündeten in sämtlichen Sinnesebenen gefunden zu haben. Nur beschwerlich ließen sich die Knie davon abhalten, niederzuknien und sein Haupt vor Taèlione zu beugen. Deine heroische Geschichte inspiriert mich dazu, denselben Mut zu finden, dachte er im Rausch dieses Adrenalins während er sich aus dem Stuhl erhob und die Schultern durchdrückte. Die Sohlen rollten sich leise ab, dennoch bemerkte Taèlione wie er sich ihm annäherte und er drehte sich um.

Ihre Augen trafen aufeinander.

Stürme erbrausten und wie sie sich anblickten, mit der Gewissheit ineinander den ultimativen Verbündeten zu wissen, da war es ein Leichtes, sich für die nächsten Schritte zu rüsten. Seite an Seite verschränkten sie die Arme und eröffneten den Sektorführern als einzigen ihren ausgetüfftelten Plan, der auf eine sonderbare Art die sofortige Zustimmungen von den einzelnen Individuen erhielt. Cathan schloss sich mit einem Nicken diesem Vorhaben an und schwor, seine Truppen für die benötigten Manöver vorzubereiten und nach ihm sagte sich Dusan mit demselben Eifer zu, es missfiel ihm Cathan nicht zuvorgekommen zu sein. Rookėon grummelte missmutig und wohin er die Sticheleien zwischen Cathan und Dusan für störend befand, da erkannte Taèlione das versteckte Potential und er hielt Rookėon davon ab, sie mit Gewalt zurechtzuweisen. Lass sie wetteifern, flüsterte er ihm zu und zwinkerte. Du wirst sehen, sie schöpfen ihr vollstes Potential aus im Streben, den anderen zu übertrumpfen.

Die Aufgabenverteilung erfolgte in einem reibungslosen Ablauf und letztendlich galt es, die wohl wichtigste aller Pflichten zu vergeben. Diese Ansicht teilte Chimiras ebenso, wie er mit gerunzelter Stirn die Fingerkuppen aneinander trommelte und wachsam hin zu Rookėon blickte.

„Wir werden eine vertrauensvolle Person brauchen, die uns hilft", fasste er sich kurz um die brisante Dringlichkeit nicht mit unnötigen Geplapper zu überschatten. „Jemanden, der eine gute Menschenkenntnis besitzt"

„Deswegen betraue ich dich mit dieser Aufgabe. Deine weitreichenden Kontakte außerhalb Kestramoré schließen gewiss einen solchen Jemand ein", teilte Rookėon ihn ein und der Befehl war noch nicht gänzlich formuliert, da ruckte Chimiras aus dem Stuhl empor und fühlte sich unter erheblichem Zeitdruck stehend an keine Höflichkeitsfloskel mehr gebunden. Fast erweckte er den Eindruck, er habe nur darauf hingefiebert sich nützlich zu machen mit einer Aufgabe, die ganz seinen Fähigkeiten entsprach. Wortlos nickte er und bedachte Taèlione mit einem Zeichen, er möge ihn entschuldigen, ehe er sich aufmachte und im Laufschritt aus dem Besprechungskreis verschwand. Taèlione schaffte es gerade noch rechtzeitig zur Seite zu springen, da rauschte Chimiras an ihm vorbei und im Wirbel stoben ihm die Haare um das Antlitz. Beeindruckt von diesem Eifer schloss er zu Rookėon auf und wahrlich würde er nicht abstreiten, dass er es genoss von denen Respekt gezollt zu bekommen, die einst auf ihn herabblickten.

Taèlione lächelte befreit von diesen Dämonen, die ihm nach Rache trachteten, denn dies gehörte der Vergangenheit an und nun durfte er sich als Teil eines Großen betrachten. Etwas, was Größer war als er selbst und wie viele Male hatte er sich unter Beweis gestellt, um sich diesen Platz verdient zu haben. Er hatte in den drei Jahren bei den Ferocez umfangreiches Wissen angesammelt und seine vorhandenen Fähigkeiten ausgebaut und präzisiert, auf das er ein einmaliges Ausnahmetalent abgab.

Eine ernstzunehmende Bedrohung für jeden, der gegen ihn das Schwert erhob.

*

*

*

Das Gras unter seinen Füßen wiegte sich im Wind, der streichelnd über das grüne Meer einfuhr und wie er die Grashalme in Bewegung versetzte, so zupfte er neckisch an dem weißen Haar und stob es auf. Die Strähnen umflogen Taèlione's Gesicht und für einen kurzen Moment vergaß er die Dringlichkeit, die ihm eigentlich die Zeit verbot, die er sich für diesen Spaziergang genommen hatte. Er musste. Der Plan war im vollen Gange und diverse Prozesse im Hintergrund wurden von der Theorie in die Tat umgesetzt. Für einen Moment, für diesen Moment, gab es für Taèlione nichts weiteres zu tun, als abzuwarten.

Seit Tagen beschränkte sich sein Alltag auf taktische Gespräche, in denen er die Ferocez von dem Grundriss des Schlosses unterwies und ihnen beibrachte, wie sie ihren Kampfstil auf den der königlichen Elfen abstimmen sollten. Er selbst war das beste Beispiel und er stellte sich in jeder freien Minute zur Verfügung, damit die Ferocez mit ihm die Angriffsmöglichkeiten erlernten und sich dieses Wissen mit der Wiederholung einprägte. Bis zur Erschöpfung bewerkstelligte es Taèlione präsent zu sein, doch irgendwann musste er sich eingestehen, dass sowohl die Zeit als auch seine Ressourcen nicht genügten, um jedem Krieger eine Unterweisung zu garantieren.

Auf den Rat von Esmeneth hin, unternahm er nun Spaziergänge durch den Stützpunkt. Es erinnerte ihn an die Anfangszeit, als er an Krüken die Pfade erkundete und sie sich einprägte. Bis heute trug er dieses Wissen verankert im Gedächtnis und wie er nun dieselben Schritte tat, wie vor 3 Jahren, da fühlte er sich weit entfernt an zu dem, der er damals gewesen war. Taèlione wuchs hier auf zu einem jungen Mann, gewann an Stärke und Selbstvertrauen und wie er sich in dieser Existenz verankerte, da vermochten die Erinnerungen an sein Prinzenleben nicht mit den Ferocez zu konkurrieren.

Es lag in weiter Vergangenheit zurück, was ihm sein Vater auf dem Sterbebett anvertraute.

Taèlione hielt den Atem an wie er sich an den Wortlaut entsinnte, und in ihm die Hürde fand, die er nicht schaffte zu überwinden. Er hinterfragte fortan das, was man ihm als Schicksal auflastete und die ersten Zweifel begannen ihm zu raten, dieses Schicksal auf Glaubwürdigkeit zu hinterfragen. War dies tatsächlich der einzige Zweck, zu dem er lebte?

„Beschütze die Reinkarnation des silbernen Soldat, Taèlione, er darf kein Duell mit der des schwarzen Magiers eingehen! Das Aufeinandertreffen ihrer gegensätzlichen Kräfte wird die Welt, wie wir sie kennen, für allzeit verändern!", verlangte der König dem Prinzen das Versprechen ab mit einer eindringlichen Gewalt, die keinen Widerspruch duldete. „Dies ist mein Vermächtnis...dies ist dein Schicksal"

In welcher Gefahr schwebt Rookėon , jetzt, da er von dieser schwarzen Magie auserwählt ist?, munkelte Taèlione unaufhörlich und schreckliche Bilder nisteten sich in ihm ein, gegen die er sich nicht wehren konnte. Die Ungewissheit quälte ihn und er ertrug es nicht tatenlos dazusitzen und abzuwarten, bis Rookėon aus einer Besprechung mit Yoontos wiederkehrte, um sich mit ihm zu beratschlagen. Das Warten zog die Stille in die Länge und mit der Stille kehrten die Sorgen zurück, vor denen Taèlione sich fürchtete.

Also hatte er sich zu diesem Spaziergang entschlossen und es passierte auf einem schmalen Pfad, den er entlang schritt, dass ihm ein blitzender Gedanke zukam und sich so fest in sein Bewusstsein bohrte, dass es schier unmöglich war ihn zu verdrängen. Taèlione schluckte und mied fortan den Blickkontakt zu ihm Entgegenkommenden, er schaffte es nicht sie anzusehen nachdem er derjenige war, der all diese Vorbereitungen angestoßen hatte.

Die Tannennadeln dämpften seine Schritte und raubten ihnen das verräterische Echo.

Wie sie Taèlione in der Bewegung tarnten, so versteckten sie die beiden Gestalten, die sich ihm annäherten. Tief in Gedanken versunken bemerkte er sie nicht und lief weiter den Pfad entlang ohne ein konkretes Ziel zu haben. Der Drang sich zu bewegen war stärker als die Ungeduld und plötzlich schreckte er zusammen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte und zupackte. Hastig drehte er den Körper unter dem Griff hinfort und noch in der Drehung nutzte er den Schwung um den Arm wegzuschlagen. Es überraschte ihn, dass seine Selbstverteidigung ebenso zügig parriert und mit einem festen Griff ausgebremst wurde. Über die verkreuzten Arme starrten sie einander an und so rasch Taèlione die Aufregung überkommen war, umso schneller verließ sie ihn und die grünen Augen durften sich gewiss sein, dass kein Feind ihn aus dem Hinterhalt überraschte.

„Schleich dich nie wieder so an", nahm er einen tiefen Luftzug und trat zurück, um sich übers Gesicht zu streichen und damit symbolisch den Schreck abzuwischen, der ihm beiwohnte. „Ich hätte dich verletzen können"

„Pft", unterdrückte Chimiras ein schallendes Gelächter und obwohl er bestens vertraut war mit den Fähigkeiten des Elf, da lag es fern, dass er tatsächlich eine ernstzunehmende Gefahr für Chimiras wäre. Er strich sich die Haarlocken aus der Stirn und gab seine Intentionen preis indem er sich erklärte: „Wir haben dich gerufen, doch du warst wohl zu sehr mit Grübeln abgelenkt um uns zu bemerken"

Argwöhnisch hob Taèlione eine Braue und die Hand senkte sich blind auf den Gürtel, an dem der Dolch hing den er von Rookėon bekommen hatte. Er legte ihn zu keiner Zeit ab, denn dieser Dolch ermöglichte es ihm aus den Verließ zu befreien und als diese wichtige Symbolik gedachte er, die Waffe bei sich zu führen. Ein Blick auf Chimiras genügte und lediglich bezeugte er die Feststellung mit seiner Stimme, weil er sie zu lange nicht hergenommen hatte und ihren Klang nie mehr wieder vergessen wollte: „Von welchem wir sprichst du?"

„Von mir und...", er drehte sich weg und bedeutete einem Mann zu ihnen zu kommen. Taèlione folgte dem ausgestreckten Finger und traf auf den Fremden mit keinerlei Anhaltspunkt, welche Besonderheit ihn für die wichtige Aufgabe wohl qualifizieren mochte. Weder erkannte er eindrucksvolle Muskeln, noch einen sicheren Gang der ihm zumindest eine angemessene Portion Selbstvertrauen zusprach. Weder noch. Die Gestalt hielt sich mit einem Umhang bedeckt und das erste, was Taèlione glaubte in ihm zu sehen, war ein Jemand, der etwas beitragen wollte. Chimiras benickte ihm zur Höflichkeit, ehe er ihm auf die Schulter klopfte und eröffnete, was diesen fremden mit dem grünen Umhang in seinen Augen für absolut fähig erhob: „...einem guten Freund. Hoėsidorr", stellte er ihn endlich mit einem Namen vor und der abwartende Ausdruck in seinen Augen verriet, dass er etwas im Schilde führte. Er schien abzuwarten, ob dieser Name in Taèlione eine Erinnerung auslösen mochte, denn das sollte er eigentlich. Zunehmend zogen sich ihm die Brauen zusammen als er feststellte, dass sich das Schweigen von Taèlione zu lange hinzögerte um es noch für ein inneres Durchdenken zu erachten.

Chimiras seufzte etwas niedergeschlagen, wobei er eigentlich schon mit dieser Reaktion gerechnet hatte und sich in seiner Vermutung bestätigt fühlte. Die grünen Augen huschten abwechselnd zu ihm und zu dem besagten Hoėsidorr, der sich mit einem Räuspern versuchte vom stummen Zuhörer zu einem aktiven Gesprächsteilnehmer zu erheben und er war es, der den ersten Schritt tat. Ablösend von Chimiras Nähe trat er auf Taèlione zu und er machte kein Geheimnis daraus, dass er sich offenkundig freute. Weswegen?

„Es freut mich sehr, dich wieder zu sehen", grüßte er sanft und obwohl er mit den besten Absichten auf Taèlione zutrat, da wich der im selben Ryhtmus zurück um den Abstand zu wahren, den er gegenwärtig als Sicherheit empfand. Seine Haltung versteifte sich kaum merklich, doch die geschärften Instinkte eines Jägers konnte er nicht täuschen und sowie Hoėsidorr das verunsicherte Antlitz auf sein Erscheinen zurückführte, hielt er inne. Er erkennt mich nicht, dämmerte es ihm und sogleich fühlte er sich unwohl dabei, ihn in Bedrängnis gebracht zu haben. Den Anstand wahrend trat er zurück und biss sich auf die Lippe. Die Emotionen in seinem Inneren kämpften um die Oberhand, die Freude wurde von der Enttäuschung überschattet und dennoch vermochten sie nicht anzukommen mit dem Wohlwollen, dass sich letztendlich als Gewinner herausstellte.

Ich halte es dir nicht vor, dass du weder meinen Namen noch mein Gesicht erkennst, dachte er gutmütig und daran hielt er fest, denn es reichte völlig mit eigenen Augen zu sehen, dass es dem Elf gut ging. Sehr lange hatte er mit sich gerungen und nachgedacht, ob er den richtigen Schritt getan hatte indem er ihn den Ferocez anvertraute. Das hatte er. Dem Tode warst du näher als dem Leben, als ich dich zuletzt sah. Wie schön es ist, dich nun bei bester Gesundheit zu wissen.

Skeptisch äugelte Taèlione von dem Fremden hin zu Chimiras, der als stummer Betrachter das Aufeinandertreffen verfolgte und die angespannte Stimmung schlichtete, indem er Taèlione eine dringend benötigte Erklärung bot, was es mit diesem Mann auf sich hatte. „Hoėsidorr geht dem Handwerk der Jagd nach. Er war es, der dich damals in den Dornenwäldern von Akantha gefunden und zu uns gebracht hat. In der Hoffung, unsere Heiler mögen dir das Leben retten...", klärte er die Präsenz des Jägers auf und grinste stolz mit den folgenden Worten, die er aufrichtig meinte wie er sie sprach: „...es gibt wenig, was Esmeneth mit seinen Fähigkeiten nicht vermag, zu heilen"

Ungläubig weiteten sich Taèlione die Augen und wie er abließ von dem anfänglichen Misstrauen, da entspannten sich seine Muskeln und die geballten Fäusten öffneten sich, gaben die einzelnen Finger frei und mit ihnen reichte er Hoėsidorr schließlich die Hand. Dankbarkeit hüllte ihn ein wie sich ihre Hände verbanden und mit ihnen überbrückt wurde, was die fehlenden Erinnerungen nicht mehr preisgaben. Eine schweigsame Idylle bescherte eine gute Grundlage für ein Gespräch, und als Hoėsidorr zum ersten Mal die Stimme des Erwachsenen Findelkindes hörte, da wurde ihm warm ums Herz und er vergaß die Zweifel, die er gehegt hatte.

„Ich danke dir aufrichtig, Hoėsidorr"

„Das musst du nicht", wehrte er verlegen ab und fasste sich mit der freien Hand in den Nacken, wo er sich beschämt die Haare durchkämmte. „Ich habe gern geholfen"

„Es erfüllt mich mit Glück, zu dem, der mich rettete, nun ein Gesicht und einen Namen zu verbinden", zeigte sich Taèlione erkenntlich und plötzlich fühlte sich diese Danksagung viel zu wenig an für das, was Hoėsidorr getan hatte. Doch Taèlione fielen keine angemessenen Worte ein mit denen er wahrlich zum Ausdruck brächte, was es ihm bedeutete nun das Gesicht von dem zu kennen, wegen dem er noch lebte. Hätte er ihn damals einfach seinem Schicksal überlassen...Taèlione fuhr ein Schauer über den Rücken und er biss sich auf die Lippe um zu unterbinden, dass sich dieser Schauer zu der Angst eskalierte, die er in dem grasigen Grab durchlitt.

Ehe sich die Angst in ihm tatsächlich festsetzte, wusste Chimiras dies zu verhindern indem er sich räusperte und an die beiden herantrug: „Wie ich dir auf der Reise bereits schilderte, Hoėsidorr, handelt es sich bei Taèlione um keinen geringeren als..."

„...als wen?", fragte Hoėsidorr etwas verwirrt nach. „An dieser Stelle brachst du die Erklärungen allzeit ab und hast mich auf jetzt vertröstet"

Die Geheimnistuerei hatte Chimiras schon auf der Reise mit keiner Erleuchtung beendet, Hoėsidorr hatte den Eindruck gewonnen, dass das Spiel aus Rätseln für Erheiterung bei Chimiras sorgte und nun, da er offenbar erneut in dieses Mysterium eintauchte, da blickte er neugierig hin zu Taèlione um vielleicht von ihm persönlich die längst überfällige Antwort zu erhalten.

Die erhielt er.

Und sie schlug ein wie ein Blitz, der vom Himmel niederzuckte und einen Baum teilte. Scharf zog er die Luft ein und obwohl es die Ferocez schon längst wussten, da senkte er trotzdem die Stimme und flüsterte mit heiserer Ehrfurcht um sich zu versichern, dass sein Gehör ihn nicht täuschte. „Prinz Taèlione? Heißt das...du bist der verschwundene Prinz Taèlione?"

„Ich wüsste von keinem Zweiten, der meinen Namen und mein Schicksal trägt", bestätigte Taèlione etwas unwohl dabei, dass auf seinen Titel so viel Wert gelegt wurde. Er kannte Hoėsidorr nicht und selbst Chimiras, dem er sein Leben anvertraute, ihm gegenüber fühlte er sich seltsam bloßgestellt, wenn er als Prinz angesprochen wurde. Sein Dasein setzte er in keine Relation mit dem Titel, er war schlichtweg ein Elf der sich im zurechnungsfähigen Bewusstsein denen angehörig fühlte, die ihm mehr Familie waren als die eigenen Blutsverwandten.

Staunend blinzelte Hoėsidorr und verarbeitete diese Information, die Wangen wurden merklich blass als ihm bewusst wurde, vor wem er da stand. Stand. Die Knie erweichten sich und er wollte vor dem Hochgeborenen niedersinken um sich der Sitte entsprechend zu verhalten, da überraschte es ihn umso mehr, als Taèlione ihn mit einem Kopfschütteln von dieser auferlegten Tradition freisprach.

„Kniee dich niemals nieder, wenn du derjenige mit Größe bist", trug er ihm auf und es bezeugte die Reife, mit der der Elf gesegnet war trotz des jungen Alters. Er reichte Hoėsidorr die Hand und mit einem Mal verstand Hoėsidorr, weshalb Jincher den Elf beseitigen ließ. Gute Tugenden zeichneten sich in seinem Verhalten ab und es waren diese inneren Werte, die ihn zum ungekrönten König erhoben. Eine Bedrohung für jene, die auf einen Thron angewiesen waren um Macht zu besitzen.

Prinz Taèlione war der einzige ungekrönte König, dem man bereitwillig Treue schwören mochte.

Weder Krone noch Zepter waren von Nöten.

Wie er sich sprachlos erhob und mit dem noblen Prinzen auf Augenhöhe stand, er als einfacher Jäger ohne ruhmreichen Titel, da streifte er Chimiras der ihnen zur Seite stand. Mit den Händen abgestützt auf der Hüfte betrachtete er seine beiden Freunde und ein Mundwinkel zuckte in die Höhe, dem ein heiteres Lächeln folgte das sich an den Jäger richtete: „Habe ich dir zu viel versprochen?"

Losgelöst von Worten schüttelte er den Kopf. Mit einem Räuspern suchte er nach der entflohenen Stimme und als er sie nicht fand, da strahlte Taèlione eine besondere Ruhe aus und mit Nachsicht betonte er: „Gib meinem Titel kein Gewicht, denn ein Prinz ohne Königreich ist kein Prinz. Wir stehen auf selber Augenhöhe, drum lass uns als Verbündete miteinander sprechen"

Ein letztes Mal räusperte sich Hoėsidorr und die Stimme kehrte ihm endlich zurück. Froh darüber nickte er, er hatte inzwischen begriffen, wer vor ihm stand und besonders, wen er in Akantha vor dem Tod bewahrte, und diese Erkenntnis führte ihn zu der trifftigen Frage, die seine benötigte Hilfe einleitete.

„Meine Güte, wüsste Jincher von dir, er würde...", mit einem Mal wurde er sich der Stille des Gesprächskreises bewusst und er hob argwöhnisch ein Braue. „...weiß er, dass du noch am Leben bist?"

Unwohl schluckte er und vergaß weiterzusprechen. Die Stille fühlte sich mit einem Mal bitter ernst an, nicht wie eine gewöhnliche Sprechpause um zuzuhören. Dieses Schweigen, in das Chimiras und Taèlione sich hüllten und sich schwer taten, hochzublicken, das war ein Schweigen bis Hoėsidorr mit dem Reden fertig wäre, um ihn dann mit bereits feststehenden Tatsachen zu konfrontieren. Mit einem unwohlen Magengrummeln bedachte er die beiden Ferocez nachdenklich, doch sie gaben keine Anhaltspunkte auf das frei, was sie ihm da anvertrauten.

„Weiß er es bis jetzt nicht, so wird er in kürzester Zeit davon erfahren", meinte Taèlione mit Anspielung auf die Bewohner von Pendilór, die sicherlich unzählige Gerüchte verbreiteten und sie mit ihrem Handelsgewerbe in ganz Therondia verstreuten. Er seufzte und eröffnete den Plan, den sie detailliert umzusetzen beabsichtigten. „Unser Vorgehen baut darauf auf, dass Jincher von mir weiß"

„Und...wofür braucht ihr mich?", erkundigte sich Hoėsidorr höchst zweifelnd, ob er diese Antwort überhaupt hören mochte.

Taèlione verschränkte die Arme und betraute ihn mit der wohl wichtigsten Aufgabe ihres Plans, die ihm die Nackenhaare aufspringen ließ und er erblasste schockiert.

„Du wirst mich ihm ausliefern" 

Wenn du das hier liest: danke fürs Lesen ^^ ich freu mich dass du bis jetzt drangeblieben bist
THE BEST IS YET TO COME

🤠

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro