∙ I S A D O R A ∙

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I.XXI


Sie hasste alles daran.

In der Luft lag der Geruch von Bier und Wein. Schmutz sammelte sich zu einer Wolke und der Geschmack von Regen hing über den Dächern. Die Stadt war nicht ansatzweise so prachtvoll, wie man es ihr erzählt hatte.

Krimor, die Metropole von Odewil. Die Handelsstadt der Welt mit dem grössten Hafen der ganzen nördlichen Zone und den gigantischen Handelsgaleeren, die zu den Schnellsten des dunklen Ozeans zählten. Dort, wo hunderte Lichter während des Thòven-Tags in die Luft stiegen und den Himmel in der Dunkelheit erleuchteten.

Auf den Strassen wimmelte es von Menschen. Ihre Kleider waren staubig. Kinder rannten einem unförmigen Reifen hinterher und ihr Lachen hallte an den Hauswänden wider.

Isadora schob die Vorhänge zu.

„Lady Isadora?" Ove stand am Türrahmen und machte einen Knicks, als ihre Herrin sich zu ihr umdrehte. Seit sie in der Stadt waren, war sie blasser geworden. Ihr blondes Haar hatte an Dicke verloren und das Mädchen wirkte kränklich. „Ein Herr ist hier für Euch."

Isadora liess sich auf die Récamiere fallen und der grüne Stoff ihres Kleides wallte sich auf wie schwankende Algen.

„Schick ihn herein."

„Gewiss."

Dann schloss Ove die Tür wieder. Isadoras Blick schwankte durch das grosse Zimmer, dessen weisse Wände mit goldigen Rändern verziert war. Das Klavier, das in der Mitte stand, war die einzige Zuflucht vor ihrer Einsamkeit, die sie zu verschlingen drohte. Sie konnte stundenlange an den Tasten sitzen und Melodien der vierzehn verwunschenen Pfade hoch und runter spielen. Dabei gab es so viel zu tun. Aber ohne Fayen war das Haus leer. Zu still.

Schritte auf dem Flur riss sie aus ihren Gedanken. Sie waren laut, bedacht und das Knarren der Dielen hinterliess bei Isadora ein ungutes Gefühl. Solche Männer kannte sie.

Als die Tür aufging, richtete sie sich auf.

„Lady Isadora." Ein junger Mann machte eine Verbeugung.

Sie musterte seinen Gehrock. Anders als bei den Männern dieser Stadt war das Hemd darunter nicht schlicht weiss. Es waren kaum sichtbare Wildblumen um den Kragen gestickt.

Dann wanderte ihr Blick über sein Gesicht. Er war jünger als sie selbst. Trotzdem hatte er einen Gehstock unter seinen Arm geklemmt, als wäre er ein alter Mann.

„Guten Tag", sagte sie und verschränkte die Arme im Schoss. Sie würde bestimmt nicht aufstehen. Wenn sie eines von ihrem Vater gelernt hatte, dann dass sie überlegen wirken musste, um anerkannt zu werden. „Verzeiht mir die Frage, doch wie lautet Euer Name?"

Der Mann schmunzelte und presste den Hut an seine Brust. „Ich muss um Verzeihung bitten. Mein Name ist Lienhard vom Hause Jogmakört. Aber bitte, nennt mich Lin."

„Isadora Vo Crasjel", sagte sie und stiess sich von der Récamiere ab. Sie streckte ihm die Hand entgegen.

Lin beugte sich vor und hauchte einen Kuss auf ihren Handrücken. Dann liess er ihre Finger los, aber nicht ohne dass seine kristallblauen Augen über das Gold glitt.

„Es ist mir eine Freude, Eure Bekanntschaft zu machen, Lady Isadora", sagte er und trat einen Schritt zurück.

Sie schenkte ihm ein trockenes Lächeln. Ihr Blick streifte seine hellen Augen. Sie glänzten wie schmelzendes Eis, dachte sie und deutete auf die Récamiere.

„Bitte nehmt Platz."

Lin setzte sich und sah sich im Raum um. Er musterte die Gemälde und die verzierten Vasen, die auf den dunklen Kommoden stand, mit den künstliche Blumen aus rotem Papier.

„Schön habt Ihr es hier", sagte er, während Isadora ihm den Rücken zuwandte und zur Tür schritt.

„Danke." Mit einem Ruck öffnete sie sie und griff nach der Klingel, die auf der Kommode stand.

Lin beobachtete sie dabei, wie sie sich zu ihm umdrehte und sich auf dem Klavierhocker niederliess.

„Darf ich fragen, was Euer Anliegen ist?", durchbrach Isadora die erdrückende Stille.

Bevor der junge Adelssohn antworten konnte, kam Ove ins Zimmer. Mehl klebte an ihrer Schürze. Sie machte einen tiefen Knicks, als sie Lin auf der Récamiere sah. Wahrscheinlich hatte sie gedacht, Isadora hätte ihn schon längst wieder zur Tür bringen lassen. Die Magd wusste, wie sehr ihre Herrin den Adel verabscheute.

„Was kann ich für Euch tun, Lady?"

„Bring Tee und Gebäck."

„Natürlich."

Isadora wandte sich Lin zu. „Oder wünscht Ihr etwas anderes?" Er schüttelte den Kopf. „Das wäre alles, danke."

Die Magd machte einen Knicks und huschte aus dem Zimmer. Die Tür blieb offen.

„Nun." Sie wandte sich Lin zu und überschlug die Beine.

Lin lehnte sich zurück. „Nun, ich bin hier, weil ich hörte, dass der Adel unserer Stadt Zuwachs bekommen hat. Es hiess, eine junge Frau, deren Eltern gestorben sind." Er machte eine kurze Pause. „Mein Beileid."

Isadora winkte ab, als würden die Worte sie nicht treffen.

„Deswegen seid Ihr hier? Um Euer Beileid kundzutun?"

Ein Lächeln zuckte über Lins Gesicht. „Nein. Eigentlich bin ich hier, weil ich hörte, dass Eurem verstorbenen Vater einen Grossteil der Tee- und Zuckergeschäfte in Odewil gehören. Ich wollte die Erbin dieses Imperiums kennenlernen."

„Eurer Familie gehört ein Grossteil der Handelsflotten, die in den Süden schiffen, und einige Teehäuser", sagte sie. „Natürlich. Deswegen seid Ihr gekommen."

In dieser Stadt lebt man von schmutzigem Geld und dem Blut, das daran klebt. Und wenn sie sehen, dass es frisches Blut in ihren Reihen gibt, dann stürzen sich alle darauf, um sich die Hände damit zu beschmutzen. So funktioniert der Adel, Isa. Das solltest du wissen. Denn wir sind nun ein Teil davon.

Ein Teil von diesen blutgierigen Geiern.

Lin wirkte nicht überrascht. Er strich sich durch das blonde Haar.

„Deswegen hat mich mein Vater geschickt."

Isadora stützte sich auf dem geschlossenen Klavierdeckel ab. Sie war zu müde, um sich mit diesen arroganten Goldblütigen herumzuschlagen, die glaubten, sie könnten in ihr Haus marschieren und sie mit einem hübschen, jungen Mann um den Finger wickeln, weil sie nichts Weiteres war als eine Frau. Und eine Karune noch dazu.

Sie werden dich nie akzeptieren, mein kleiner Engel. Aber das darfst du dir nicht zu Herzen nehmen. Sie sind zu blind, um zu sehen, dass du ein guter Mensch bist. Sie lassen sich täuschen durch Blut und das ist ihr Laster.

Aber sie hatte nie geglaubt, dass es so hart sein würde.

„Dann richtet Eurem Vater aus, dass er das nächste Mal persönlich vorbeikommen und nicht ungebeten seinen Sohn schicken soll." Sie schenkte Lin ein Lächeln.

Zwar zerfiel sein gutmütiger Ausdruck nicht, doch etwas an seinem Blick hatte sich verändert. Er richtete sich langsam auf und griff nach dem Gehstock. Er verneigte sich und presste den Hut wie ein schützendes Schild vor seine Brust.

„Tut mir leid, dass ich Euch gestört und Euch Eure teure Zeit gestohlen habe, Lady Isadora", sagte er.

Sie nickte bloss.

Dann ging er.

Sie hörte, wie seine Schritte auf dem Flur verklangen, und hob vorsichtig den Deckel des Klaviers an. Ihre Finger glitten über die Tasten und hämmerten auf sie ein, als trügen sie die ganze Schuld an der Verzweiflung in ihrer Brust. Sie schloss die Augen. Sie liess von der Melodie treiben, die durch den Raum hallte, sich ausstreckte und sie forttrug an einen Ort, den nur sie erreichen konnte.

Sie hörte nicht, wie Ove leise ins Zimmer kam und das Tablet mit Tee und Gebäck auf den kleinen Teetisch stellte.

Während sie spielte, erinnerte sie sich daran, wie gut das Leben gewesen war, als sie noch einfache Leute gewesen waren. Und daran, wie kalt die Welt geworden war, als sie es auf einmal nicht mehr gewesen war.

Irgendwann wirst du am ganzen verfluchten Geld ersticken.

Ihre Mutter hatte Recht behalten.

Die Kutsche hielt an.

Isadora wollte gar nicht den Vorhang vom Fenster wegschieben, um hinauszusehen. Dahinter war sie vor den neugierigen Blicken sicher. Regungslos blieb sie auf dem Polster sitzen und starrte die leere Bank gegenüber an. Dort hätte Fayen sitzen können. Stattdessen sass sie hier allein im weissen Kleid mit dem seidenen Ausschnitt und dem ganzen Perlenschmuck, der dazu bestimmt war, ihr das Genick zu brechen.

Sie starrte ihre Handschuhe an, die ihren Arm bis zu Ellenbogen verdeckten, und atmete tief durch. Aber sie musste das zu Ende bringen, was sie begonnen hatte. Ausser sie wollte selbst in einer dunklen Gasse landen. Verstümmelt und hingerichtet wie eine Strassenhure, die sich den falschen Kunden angelächelte hatte.

Sie schlug energisch gegen das Dach. Es dauerte keinen Atemzug, da wurde ihre Tür geöffnet.

Das Orchester hörte man bis auf den Hof. Mit einer Arroganz, die sie über die Jahre erlernt hatte, streckte sie dem Lakaien die Hand entgegen und er führte sie mit gesenktem Blick die Stufen herab. Selbst wenn sie sich nicht so fühlte, musterte sie die Menschenmassen mit der Anmut einer Königin. Als trüge sie die Krone schon auf ihrem hochgesteckten feuerroten Haar. Als wäre sie nicht erst vor wenigen Monden in die Adelsklasse behoben worden. Und das unter der Missbilligung sämtlicher einflussreicher Familien, die sie beäugten, als wäre sie ein Vieh auf dem Markt.

Das Anwesen der Jogmakört-Familie war gigantisch. Es umfasste dreimal das Gelände ihres alten Herrenhauses. Ein kleines Schloss, schneeweissgekleidet, mit hunderten Zinnen und Türmchen baute sich vor ihr auf, als wollte es die ganze Macht demonstrieren, die die Familie seit Jahrhunderten hortete. Der Springbrunnen, um den die prächtigsten Kutschen standen, war zum Teil vereist und die Nymphe, die in der Mitte auf einem Fels sass, war von feinen Eisschichten bedeckt. Aus der Muschel floss ein kleiner Rinnsaal.

Sie schluckte ihre Unsicherheit hinunter und schritt an den flüsternden Familien vorbei.

Uniformierte Männer stiessen die gläserne Flügeltür auf.

Die Eingangshalle war schneeweiss. Selbst die Kronleuchter an der Decke. Zwei Treppen, gezäunt von Familiengemälden, führten geschwungen in den zweiten Stock. Skulpturen standen an den Wänden und streckten ihre Hände aus, als wollten sie den Mond einfangen. Sie waren nachtschwarz.

Isadora musterte sie eine Weile. Solche hatte ihr Vater ebenfalls besessen. Nur hatten diese hier noch ihre Flügel, die sie weit von sich spreizten, als könnten sie so die Ketten sprengen, die sie an die Erde banden.

Tote Götter.

Ein Butler kam auf sie zu.

„Lady Isadora, soll ich Ihnen Ihren Umhang abnehmen?", fragte er und machte eine Verbeugung.

Sie schenkte ihm ein kühles Lächeln und löste den silbernen Umhang an der weissen Schnalle. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, streckte sie ihn ihm entgegen und folgte der Musik durch die hellen Gänge, bis sie den Ballsaal erreichte.

Das wilde Klopfen ihres Herzens übertönte das Klappern ihrer Schuhe, als sie den riesigen Saal betrat. Der Boden war bemalt worden und die Kronleuchter an der gewölbten Decke brannten. Alle waren angezogen, als wollten sie den Schnee begrüssen, der leise gegen die hohen Fenster klopfte, um eingelassen zu werden. Ein Orchester sass hoch über dem Saal und spielte ein odervirges Balllied nach dem anderen. In der Mitte drehten sich Paare in schneeweiss. Andere sprachen miteinander mit vorgehaltenen Händen. Butler huschten mit weissen Tablets herum.

Sie winkte einen zu sich heran und griff nach einem der Champagnergläser. Sie nippte am gezuckerten Rand, der die Bitterkeit des Champagners nicht überdecken konnte.

Langsam schritt sie durch die Menge und musterte die Menschen. Jeder hier trug einen wichtigen Namen.

„Meine Flotte wurde vom König persönlich gesegnet", sagte ein Mann mit weissem Bart. Seine Wangen waren gerötet. „Nicht einmal das graue Auge konnte sie letzten Herbst versenken. Sie sind durch diesen verdammten Sturm gesegelt, als wäre es nur ein Windhauch."

Die Frau an seiner Seite nickte.

Sir und Lady Vacris. Sie besassen Handelsflotten und gehörten zu den ältesten Adelsgeschlechtern im Saal. Ihre Bindung zu den Königen war immer gut gewesen. Bis der Prinz gekrönt worden war.

Isadora schritt weiter.

Aus dem Augenwinkel sah sie, wie ein junges Mädchen von einem älteren Mann um die eigene Achsel gewirbelt wurde.

Sir Hamten und Fräulein Fajiscar.

Der Ehebrecher, der als persönlicher Berater des alten Königs gedient hatte, und die Adelstochter eines bedeutenden Mannes, der beim Bau des ersten Gewehrs beteiligt gewesen war. Wenn sie sich nicht irrte, hatte Sir Fjiscar die neue Waffe dem jungen König persönlich vorgestellt.

Sie nippte an ihrem Glas.

Fräulein Fajiscar war häufig am königlichen Hof gewesen. Es ging das Gerücht herum, dass die Prinzessin und sie befreundet wären. Doch selbst, wenn es nichts Weiteres als eine tote Hülle war, dann war sie ein Schlüssel, der ins Schloss passen könnte, das Isadora zu öffnen versuchte.

Aber sie würde sich schwertun. Die Familie Fajiscar hatte sich gegen Karunen ausgesprochen.

„Lady Isadora, welch eine Freude, dass Ihr der Einladung meines Vaters gefolgt sind."

Sie drehte sich um. Lin neigte den Kopf, als wollte er sie necken. Ihr Blick wanderte über seine Ballkleidung.

„Guten Abend, Sir Jogmakört", sagte sie und machte einen halbherzigen Knicks.

Lin störte sich nicht daran. Stattdessen griff er nach einem Glas. „Ich sagte doch, nennt mich Lin."

Sie presste die Lippen zu einem dünnen Strich.

„Nun gut, Lin", sagte sie und leerte ihr Glas in einem Zug. Sie sah, wie Lady Benjöske ihren Ehegatten anstiess. Mit einem knappen Lächeln stellte sie das Glas auf ein Tablet und nahm sich ein Neues. „Ich muss gestehen, dass ich mir Eure Winterresidenz anders vorgestellt hatte."

Das entlockte Lin ein Grinsen und er hob das Glas an.

„Sprejch nik u tränk."

Isadora hatte diesen odervirgen Trinkspruch schon von den ruppigen Freunden ihres Vaters gehört, als sie noch in Fys gelebt hatten. Ihre Mutter hatte ihn verboten.

Wenn dich jemand hört, wird man sofort glauben, du kämst aus der Gasse.

Jetzt stand sie aber vor dem Sohn eines engen Königsvertrauten, der die verbotenen Worte aussprach.

Zögerlich hob sie das Glas.

„Bjes mär mjörn tode umfäll." Sie stolperte über den Satz, als würde eine Kutsche durch den Wald rattern.

Lins Grinsen wurde breiter und er leerte sein Glas in einem Zug. Sie umklammerte das Ihre wie den Knauf eines Messers.

„Macht Ihr Euch gerade lustig über mich?"

Das Grinsen verflog. Lin schüttelte den Kopf, während er nach einem neuen Glas griff und das Alte abstellte.

„Gewiss nicht, Lady Isadora", sagte er und klang aufrichtig erstaunt. „Das würde ich niemals wagen."

Hitze schoss ihr in die Wange und sie ertränkte die Verlegenheit in einem Schluck. Einer, über den man sich nicht den Mund zerreissen konnte.

„Wann seid Ihr angekommen?", fragte Lin.

„Gerade eben."

Sie blickte sich um, um ihm zu verdeutlichen, dass es ihn hier nicht brauchte. Doch er liess sich nicht abschütteln.

„Dann werde ich Euch einigen wichtigen Persönlichkeiten vorstellen", sagte er und streckte ihr die Hand entgegen. „Darf ich bitten?"

Am liebsten hätte sie nein gesagt. Doch das würde noch mehr Aufmerksamkeit auf sie lenken. Nicht, dass sie das nicht brauchen konnte. Aber die Menschen hier sollten sich vor ihr fürchten, sie vergöttern und darum betteln, ein Wort mit ihr austauschen zu dürfen. Sie sollten sie nicht ansehen, als wäre sie ein verlorenes Kind oder eine Karune.

Widerwillig ergriff sie sie.

Lin führte sie durch die Menge. Die Blicke der Gäste brannten auf ihr.

Die Familie Jogmakört war nicht irgendeine Familie. Sie war die Familie, die am nächsten mit dem königlichen Blut verwandt war. Sie gehörte nicht zum königlichen Stand, doch sie zweigten sich von einem Cousin dritten Blutgrads der alten Königin ab. Ein Grund genug, um sie als den Kopf des Adels bezeichnen zu können.

Lin blieb vor einem hochgewachsenen Mann stehen, der sich mit einer älteren Frau unterhielt. Sie erkannte Sir und Lady Jogmakört sofort. Als sie sich umdrehte, machte sie einen tiefen Knicks und würgte das schlechte Gefühl herunter.

„Sir Jogmakört", sagte sie, als sie sich aufrichtete. „Lady Jogmakört."

Lin sah seiner Mutter ähnlich. Sie hatten dieselben Augen, die in diesem unerträglich charmanten Blau schimmerte, als würde die Sonne über dem Eismeer aufgehen. Sir Jogmakört dagegen hatte scharfe und strenge Gesichtszüge. Er verzog den Mund, während sein Blick über sie glitt.

„Lady Isadora, ich hatte nicht mit Euch gerechnet", sagte er.

Lady Jogmakört machte ein abwertendes Geräusch. Als Isadoras Blick ihren streifte, schenkte sie ihr ein flüchtiges Lächeln, als könnte das die ganzen Gedanken verschleiern, die in ihrem faltigen Gesicht niedergeschrieben waren.

„Ich hatte auch nicht vor zukommen."

„Wenn Ihr mich entschuldigt." Lady Jogmakört machte einen leichten Knicks und huschte davon.

Lin nippte an seinem Glas.

„Das hatte ich mir gedacht, als mein Sohn vom Besuch zurückkam." Sir Jogmakörts Stimme war ebenso eiskalt wie sein Blick. „Doch es ist mir eine Freude, Euch in unserer Residenz willkommen zu heissen. Ihr seid die Erste Eures Blutes, die diese prächtigen Hallen betreten."

Seine Worte bohrten sich wie eine Klinge in ihre Brust.

„Ich fühle mich geehrt."

„Das solltet Ihr auch." Er deutete mit dem Kopf zu seinem Sohn. „Ihr solltet meine beiden Söhne kennenlernen, sobald sie aus dem Ausland zurück sind."

Lins Gesicht war nichts Weiteres als eine kühle Maske. Isadora konnte es darunter deutlich brodeln sehen.

Vielleicht, dachte sie sich. Vielleicht ist der simple Weg doch nicht allzu dumm.

Sie schenkte Lin ein flüchtiges Lächeln.



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