• Kapitel 9 •

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Nachdem sich der Cast in einer offenen Runde vorgestellt hat und wir nun wissen, welche Rolle wer übernimmt, meldet sich der Regisseur zu Wort.

„Mein Name ist Cornelius Baltus, ich bin der Regisseur und dies ist meine Regisseurassistenz Emily. Zusammen haben wir den Probenplan für die kommenden Tage erstellt. Dadurch, dass uns heute kein ganzer Tag zur Verfügung steht, werden wir alle gemeinsam einmal das Manuskript durchgehen. Wir sind heute 37 Darsteller, werden aber in der nächsten Zeit in getrennten Gruppen arbeiten, um Szenen gezielt zu üben. An jedem Abend wird euch Emily den Plan für den nächsten Tag mitgeben." Cornelius macht eine kurze Pause und drückt Emily, einer wunderschönen, rothaarigen jungen Frau Papiere in die Hand, bevor er weiterspricht. 

„Morgen gehen wir direkt ins Fitting, damit unsere Kostüm- und Maskenbildner während der Probetage eure Kostüme anpassen können. Wir haben drei verschiedene Proberäume und halten uns zunächst in diesen auf, bis die Bühnenbildner alles eingerichtet haben. Der Raum mit der Nummer 17 ist der Gesangssaal, in Raum Nummer 12 werden hauptsächlich die Tänzer ihre Choreographien einüben und in Raum 5, in dem wir uns gerade befinden, werden gemeinsame Szenen geprobt."

Es kommt häufig vor, dass zu Beginn der Proben die kompletten Darsteller, egal wie groß oder klein die Rolle ist, das gesamte Stück einmal durchlesen, um direkt aufkommende Fragen oder ähnliches aus dem Weg räumen zu können. Das führt dazu, dass es während der eigentlichen Proben zu keinen Missverständnissen kommt. 

Als ich mir durch die Haare fahre merke ich, dass die Spitzen noch leicht feucht sind. Mir blieb keine Zeit mehr, um mein dickes Haar komplett trocken zu bekommen. Wir haben Ende August und obwohl die vergangenen Tage wirklich schön warm waren, ist es heute ziemlich kalt, weshalb ich einen grauen Hoodie und eine blaue Jeans trage. 

„Nehmt euch das Manuskript zur Hand und macht es euch im Raum bequem. Unterbrechungen bitte nur mit Wortmeldung", weist uns Cornelius an und setzt sich neben Emily auf ein Podest. 

Während sich manche Darsteller einen Stuhl heranziehen, setzen Nadine und ich uns auf den Boden. Anna reist erst heute Abend an, so wie der Rest der Zweit- und Drittbesetzung. Oftmals probt man getrennt voneinander, bis jeder seine Rolle drauf hat, erst dann wird alles querbeet durchgewürfelt und jeder spielt mit jedem, um jede Eventualität abdecken zu können.

„Sobald die Proben heute vorbei sind musst du mich aufklären." Nadine sieht mich fordernd an, während ich mich schon total in das Manuskript vertieft habe. 

„Was meinst du?", frage ich sie verwirrt. 

„Du und Mark. Ich kapiers nicht", sagt sie offen heraus. Bei der Erwähnung seines Namens blicke ich mich hastig um. Zum Glück sitzt er deutlich weiter vorne und unterhält sich mit einem schwarzhaarigen jungen Mann, der, soweit ich es bei der Vorstellungsrunde mitbekommen habe den Herbert spielen wird.

„Da gibt es auch nichts zu verstehen", antworte ich ihr so knapp wie möglich, ohne dabei meinen Blick von Mark zu nehmen. Er hat sich seine Lesebrille aufgesetzt, die seine perfekten Gesichtszüge nur noch mehr zur Geltung bringt und trägt einen viel zu engen, schwarzen Strickpullover, eine schwarze Jeans und weiße Sneaker. 

Nadine legt ihre Hand auf meinen Unterarm, wodurch ich meinen Blick von Mark abwende. Sie sieht mir tief in die Augen, als würde sie sich erhoffen, dadurch meine Gedanken lesen zu können. „Mia? Ich bin weder taub, noch blind. Über euch wurde schon damals viel gesprochen und ich weiß, dass ihr zusammen gewesen seid. Außerdem habe ich Augen im Kopf und sehe doch, wie ihr euch anguckt." 

In der Szene, in der wir uns bewegen, verbreiten sich Gerüchte schneller als ein Lauffeuer. Wir wussten, dass wir immer ein großes Gesprächsthema waren. Doch damals hat es mich nicht ansatzweise so sehr gestört, wie es das jetzt tut. „Wie wir uns angucken? Wenn du richtig hinsieht, solltest du die Abneigung ganz gut in meinen Augen erkennen können", ist alles was ich ihr antworte. 

„Er jedenfalls sieht alles andere als abgeneigt aus", sagt sie nur und deutet mit einem Kopfnicken, das nicht gerade unauffällig ist, in seine Richtung. So sehr ich mich auch dagegen sträube ihrem Blick zu folgen, am Ende versage ich. 

Er sieht direkt in unsere Richtung. Schlimmer noch. Er sieht mir direkt in die Augen. Und dann lächelt er; langsam, zögernd und ... Ah, dieses Arschloch.

Bevor er dazu kommt, seine weißen Zähne zeigen zu können, gucke ich schnell wieder weg und lenke all meine Konzentration auf die geschriebenen Worte auf dem Blatt Papier in meiner Hand. Konzentrier dich Mia. Nicht den Fokus aus den Augen verlieren.

„Wirst du es mir irgendwann erzählen?" 

„Es gibt nicht viel zu erzählen", lüge ich sie an.

Ich kann Nadines Neugier verstehen, ich gehöre selber zu der neugierigen Sorte Mensch. Und vielleicht würde ich ihr gerne mein Herz ausschütten, ihr alles bis ins kleinste Detail erzählen, einfach nur, damit sie es versteht. Doch in meinem Hinterkopf bleibt immer dieser nagende Zweifel. Sie verstehen sich gut, vielleicht sind sie sogar befreundet. Vertraue ich Nadine genug? Ich wünschte ich könnte es. Aber Vertrauen ist etwas, dass ich nur sehr wenigen Leuten entgegenbringe und das sich die meisten erst einmal verdienen müssen. 

Als ich noch jung war, war ich der leichtgläubigste Mensch überhaupt. Es hat mich einiges an Schmerz und Wut gekostet zu merken, dass man lieber einmal mehr etwas hinterfragen sollte. Ich war wirklich naiv gewesen, in jeglicher Hinsicht. Doch jetzt bin ich froh, um all die negativen Erfahrungen, denn ohne sie, wäre ich nicht wer ich heute bin. 

__

Fünf Stunden später, es ist bereits 20 Uhr, sind wir fast am Ende des Manuskripts angelangt. Es gab tatsächlich die ein oder andere Person die mindestens ein Dutzend Fragen gestellt hat und den Regisseur immer wieder beim Vorlesen unterbrochen hat. 

Zwei Dinge sind mir in den letzten Stunden aufgefallen. Zum einen, dass wirklich viele aufmerksam zugehört haben, andere aber wiederum nur am tuscheln waren und zum anderen, dass die Regisseurassistentin Emily ihre Augen nur sehr schwer von Mark losreißen konnte und er dies sichtlich genoßen hat. 

Ich erinnere mich an eine Zeit, in der ich Emily war. In der ich voller Bewunderung den großen Musicalstar Mark Seibert angehimmelt habe als wäre er ein Gott. Doch ich erinnere mich auch daran, wie man mich vor ihm gewarnt hat. „Mark ist toll, wirklich. Aber als gut aussehende Frau sollte man sich vor ihm in acht nehmen." Diese Worte habe ich mehr als einmal gehört. Entweder habe ich mich einfach nicht für gut aussehend empfunden oder mir waren all diese Warnungen scheiß egal. Vermutlich beides.

„Ende", höre ich Cornelius laut und deutlich sagen und ein erleichtertes Seufzen geht durch die Menge. „Freut euch nicht zu früh, ich erwarte von allen, dass sie dieses Manuskript auswendig können. Es soll eure Abendlektüre sein und das Erste, auf das ihr blickt, wenn ihr wach werdet. Diese Geschichte muss euch ins Blut übergehen. Die nächsten Monate werdet ihr Tanz der Vampire atmen und leben."

„Wow, er nimmt das ziemlich ernst." Ein junges Mädchen aus dem Ensemble, das direkt neben uns sitzt, flüstert es ihrer Sitznachbarin nicht ganz so leise zu, wie sie es sich wohl vorgestellt hat. 

„Haben sie irgendwelche Einwände, Miss?", fragt der Regisseur sie direkt, was ihr die Blicke aller im Raum einbringt. 

Die Arme läuft komplett rot an und senkt ihren Kopf. „Nein", antwortet sie im schließlich. 

Auch nachdem alle wieder nach vorne zu Cornelius schauen, sieht das junge Mädchen noch immer ängstlich und verunsichert aus. Ich lehne mich ein wenig zur Seite und strecke meinen Arm nach ihr aus, sodass ich sie leicht am Oberarm berühren kann. 

„Hey", sage ich leise und lächle sie an. „Nimm dir das bloß nicht zu Herzen." Sie nickt mir dankend zu und sieht mit einem Mal nicht mehr ganz so verunsichert aus.

Emily beginnt den Probenplan für den morgigen Tag zu verteilen und fragt dabei jeden erneut nach seinem Namen. Verständlich. Ich könnte mir auch niemals so viele Namen auf einmal merken. Ich bin gut darin Gesichter wiederzukennen, doch bei Namen funktioniert mein Gedächtnis nicht einmal halb so gut. 

„Ich hoffe, dass wir morgen gemeinsame Proben haben werden. Hast du eigentlich was von Anna gehört?", möchte Nadine von mir wissen. 

„Sie müsste vor einer Stunde im Hotel angekommen sein. Vielleicht können wir ja gemeinsam noch kurz an die Bar", schlage ich vor und binde mir meine braunen Haare zu einem unordentlichen Knoten. Wenn ich mich mit einem Dutt auf den Kopf im Spiegel ansehe, ist es immer wieder so, als würde ich meiner Mutter ins Gesicht blicken. Sie trägt ihre Haare nie offen, was ihre hohen Wangenknochen und die vollen Lippen betont. Sobald ich meine Mähne aus dem Gesicht binde, bin ich eine jüngere Version ihrer selbst.

„Nadine? Mia?", fragt Emily, die vor uns zum Stehen gekommen ist. Wow. Ihre Augen strahlen in einem wunderschönen hellen Braun, das perfekt zu ihren rötlichen Haaren passt. 

Wir nehmen ihr dankend unsere Pläne aus der Hand und als Nadine gerade wieder zu reden beginnen möchte, ergreift Emily nochmal das Wort. „Ich bin übrigens ein großer Fan von dir", erzählt sie mir. Sofort schießt ihr ein zarter Rosaton in die Wangen. „Bevor ich Regisseurassistentin geworden bin habe ich dich einige Male in der Rolle der Sarah gesehen. Tanz der Vampire ist schon immer mein liebstes Musical gewesen und bisher habe ich keine bessere Sarah gesehen. Ich wollte dir nur sagen, dass ich mich riesig freue mit dir zusammenarbeiten zu können." 

Ihr Lächeln ist so ehrlich und niedlich, dass mir gar nichts anderes übrig bleibt als sie zu mögen. „Danke, das ist total lieb von dir. Ich freue mich auch", entgegne ich ihr lächelnd. 

„Wie süß", sagt Nadine, nachdem Emily weitergezogen ist. „Oh Gott sei Dank. Wir sind morgen zusammen in der Kostümabteilung und danach beim Gesangstraining."

______

Ich habe da mal eine Frage an euch. Wie würdet ihr am liebsten von Mia und Marks gemeinsamer Vergangenheit erfahren? Ich bin gerade sehr stark am überlegen, ob ich entweder Kapitel schreiben soll, die in der Vergangenheit spielen und dann würde ich über jedes Kapitel Gegenwart oder Vergangenheit schreiben. Oder es würde alles durch Gespräche mit Nadine und durch Mias Gedankengänge rauskommen. Mir würde beides Spaß machen zu schreiben, daher wollte ich nun wissen; was findet ihr besser? 


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