Nachdem ich aufgegessen hatte, stand ich auf und sah mir die Aussicht an, an welche ich mich niemals gewöhnen könnte. Auch wenn man in der Ferne Gewitter und weitere bedrohliche Erscheinungen erkennen konnte, war es auf eine surreale Art und Weise perfekt. Naja fast perfekt, denn es war recht einsam ohne Freunde.

,,Leider muss ich auch los Dehlia. Ich bin immer noch einer seiner Informanten. Allerdings bin ich bald wieder zurück" sagte Matthew, woraufhin ich nickte und er davon flog. Diese Chance - unbewacht und alleine zu sein - nutzte ich, um dieses Reich mehr zu erkunden. Deswegen sah ich kurz um mich, nur um im nächsten Augenblick auf den großen Wald zu zu laufen.

'Das was ich gerade tue ist höchstwahrscheinlich alles andere als schlau, aber man hat ja sonst nie die Chance dazu. Wäre aber blöd, wenn mich jemand erwischt, besonders Dre- ich meine Morpheus.'

Als ich bei dem besagten Wald ankam, atmete ich einmal tief Luft ein und sah kurz zurück zum Palast, bevor ich in den Wald hineinsprazierte. Vögel zwitscherten. Ungewöhnliche, dennoch nicht wirklich bedrohliche Tiergeräusche waren zu hören, sowie das Knacken oder Brechen von Ästen unter meinen Füßen. Es hatte etwas beruhigendes an sich durch die Natur zu laufen, obwohl es in ihr nie still war.

Ich lief weiter durch den recht dichten Wald und behielt immer eine Art Ranke im Blick, um mich orientieren zu können. Sie hatte eine violette Färbung, doch es sah so aus als würde sie Lava oder eine angenehm leuchtende Substanz einschließen. Als könnte man sehen, wie sie lebt! Schließlich lief ich weiter, abseits von irgendwelchen Wegen oder Trampelpfaden bis der Ort etwas erhellte. Dabei sah ich nach links und erkannte eine Art Gewässer.

Ich lief darauf zu und sah einen kleinen See, umschlossen von Nadelbäumen und anderen unbekannten leuchtenden Pflanzen.
Dazu gab es eine kleine Kiesinsel, wo ich versuchte hinzukommen, was jedoch relativ einfach war. Ein Sprung hier und da, und ich war angekommen. Ich setzte mich daraufhin kurz auf den Kies und lies alles auf mich wirken.

Ich sah mir dabei nochmal den See genauer an als etwas kleines, durch das Sonnenlicht im Kies unter Wasser reflektierte. Ich rückte näher heran und griff mit meiner Hand danach. Als ich es ertastete und herausholen konnte, erkannte ich eine Art goldene dezente Blume. Jedoch keine echte Blume, sondern eine aus einem Material, wo man Ketten mit herstellt. 'Wie kommt denn sowas bitte hierher?' fragte ich mich, doch steckte sie ein und war glücklich über meinen Fund.

Schließlich hüpfte ich wieder an den Rand des Sees und sah mich nach den Ranken um, welche ich schnell fand und dementsprechend weiterlief. Zu meinem Bedauern hielt das leider nicht lange an, denn die Ranken endeten auf eine merkwürdige Art und Weise. Das Leuchten verblasste und danach auch ihre lila Färbung. Sie schien verwelkt zu sein und am Ende sah es so aus als würde sie zu Staub verfallen. Ich sah mir die Ranke besorgt an, nur um im nächsten Moment nach vorne zu sehen und etwas erschreckendes festzustellen.

Nicht nur die Ranke, nein...fast alles an Pflanzen sah so leblos aus wie sie! Ich würde nicht übertreiben wollen, aber das ganze große Waldstück scheint vernichtet oder gar tot zu sein! Daraufhin überkam mich ein ungutes Gefühl und ich entschied mich zügig zum Schloss zurück zu kehren. An den Ranken orientierend dauerte es auch nicht übermäßig lange bis ich wieder beim Schloss ankam. Die Entfernung war zwar etwas größer, aber wegen dieser Sache bin ich anscheinend sehr viel schneller als normal gelaufen...

Schließlich ging ich rein und beschloss Lucienne darüber zu informieren, denn wer weiß bitte wo Morpheus wieder steckte?! Der könnte ja überall sein. Mit schnellem Schritt ging ich zur Bibliothek, nur um Niemanden aufzufinden. 'Ernsthaft jetzt? Wieso ist denn hier niemand? Na schön dann warte ich eben hier' beschloss ich letztenendes und setzte mich auf den Stuhl am Schreibtisch. Dort nahm ich die goldene Blume aus einer Tasche von mir und hing sie an einer dünnen vergoldeten Kette auf, welche ich um meinen Hals legte. Jedoch war sie so lang, dass sie unter meiner Kleidung verschwindete.

Während ich weiter überlegte woher sie wohl stammen könnte, erblickte ich den sogenannten Power-Orb auf dem Tisch vor mir, weswegen ich mich nach vorne lehnte, um ihn näher betrachten zu können.

Er sah recht simpel und unscheinbar aus, doch war in der Mitte mit einem blauen Edelstein verziert. Als ich meine Hand daneben legte erschreckte ich mich jedoch.
Denn plötzlich kam eine Art gelblicher Funke aus meiner Hand. 'War das gerade echt oder nur Einbildung' fragte ich mich, da ich es mehr oder weniger im Augenwinkel erblickt hatte. Da ich meine Hand zurückgezogen hatte, näherte ich mich dem Orb wied, nur um festzustellen, dass rein garnichts geschah.
'Natürlich war es Einbildung, was auch sonst? Es wäre ja zu schön gewesen' stellte ich enttäuscht fest.

,,Dehlia?" riss mich jemand aus meinen Gedanken. Ich sah nach vorne, nur um Morpheus zu erkennen.
,,Morpheus, da bist du ja! Gut ehm ich muss dir nämlich unbedingt von etwas berichten"
,,Ach ja?"
,,Ja" stand ich auf und ging zu ihm, woraufhin wir im Gang nebeneinander liefen.

,,Also ich weiß, dass du das nicht toll finden wirst, aber ich war alleine draußen spazieren un-"
,,Alleine?! Es hätte einiges passieren können, denn es gibt hier sehr gefährliche Geschöpfe, sowie andere Erscheinungen! E-"
,,JA! Ich weiß und du musst mir diese Predigt jetzt nicht halten, aber lass mich ausreden. Kann es sein, dass die Pflanzen oder dein Reich vom Tod verfolgt wird? Weit hinter dem Hügel im Wald, war alles verwelkt, gräulich und teilweise zu Staub zerfallen. Ist das normal?"
,,Hinter einem Hügel sagst du? Dann ist das wahrscheinlich der Reinkarnationsbereich. Es ist dort normal, dass sowas vorkommt. Jedoch nicht in dem Ausmaße, wie jetzt. Wir machen bereits Untersuchungen, aber ich danke dir trotzdem für diese Information".

Ich lächelte leicht und wir liefen weiterhin nebeneinander eine Halle entlang. Nach einer etwas längeren Stille sagte er jedoch etwas, was mich sehr aus der Fassung brachte.

,,Ich habe mir deinen Traum angeschaut."
,,WAS?" fragte ich geschockt und wurde rot.
,,Was mich aber mehr interessiert ist, dass du sagtest, dass dir der Traum gefallen hat" sagte er und schmunzelte etwas.

,,Ja ehm a-also das....ja..oh scheiße hier komm ich nicht mehr raus. M-Man ich weiß nicht was sagen soll. Das ist unangenehm. Tut mir Leid ".
,,Entschuldige dich nicht. Warum hat er dir gefallen?"
,,Muss ich das jetzt echt erklären?..Ich weiß auch nicht..."
,,Dehlia. Sag es mir."
,,Okay, Okay! Gott..Kannst du es mir denn verübeln?! Ich meine sieh dich an! Groß, muskulös, geheimnisvoll, süßes Lächeln und hübsch. Nein warte nicht nur hübsch, sondern heiß! Ja du bist ein verdammtes Model! Jetzt ist es raus! Und diese Art, wie du bist - deine Persönlichkeit - ist so anders. So anziehend und faszinierend. Da ist etwas in mir, dass sich nach dir sehnt und im Traum hat es das bekommen. Deswegen war es schön...naja aber zu schön um Wahr zu sein."

Nachdem ich fertig war mit reden fühlte es sich so an, als ob eine Last von meinen Schultern fiel. Ich hatte gerade einfach nur aus Gefühlen gesprochen und meine Befürchtung hatte sich bewahrheitet. Ich empfinde irgendwas für ihn. Schließlich sah ich zu ihm und erkannte einen merkwürdigen Gesichtsausdruck. Er schien irgendwie überrascht zu sein.
,,Das kam unerwartet"
,,Wie? Was meinst du?" fragte ich verwirrt, bis es mir einleuchtete. Mir gefror wortwörtlich das Blut in den Adern und dennoch hätte ich mir am Liebsten selbst eine verpasst.

,,Du hast dir den Traum nicht angeschaut..."
,,Nein."