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07.01.2017 15:06 Uhr

„...Hi, hier ist Lacey, ich kann grad nicht dran gehen, weil ich gerade die Welt rette oder was ähnlich wichtiges. Aber hinterlass mir ne Nachricht und ich ruf zurück, sobald ich wieder da bin. Bye...(Freizeichen)".

„Lacey, hier ist Mom. Was ist denn mit deinem Telefon los? Ich versuch dich seit gestern zu erreichen und ich erreiche nur die Mailbox. Wenn du hier kein Netz hast, versuch mich doch bitte wenigstens vom Hotel aus anzurufen. Ich weiß, dass du dir mit Zack ein paar schöne Tage machen wolltest, aber ich muss dich unbedingt nochmal sprechen, bevor du zurückkommst. Es geht um deinen Dad. Das Gericht uns einen Bescheid geschickt. Es wird wohl ein Eilverfahren geben. Also, bitte melde dich mal. Ansonsten, hab viel Spaß. Ich liebe dich. Bye"

Lacey erwachte ungefähr eine Stunde später, noch immer an Bradley geschmiegt. Dieser war nun vollständig aufgewärmt. Ein wenig erschrocken, aber auch verschlafen, blickte sie um sich. Elliot saß schräg gegenüber in einem Campingstuhl in eine Decke gewickelt und starrte ins Feuer. Caleb war nicht da.

Als sie begriff, wie nah sie Bradley war, lief sie rot an. Sie war an seiner Schulter eingeschlafen.

„Sorry, ich wollte nicht einschlafen", murmelte sie verlegen.

„Ist schon okay. Ich meine...wir waren lange unterwegs", erklärte er ebenfalls etwas verlegen, aber lächelnd.

„Okay, dann hol ich mal meine Sachen, machst du kurz die Augen zu?", bat sie ihn.

„Hmm", er nickte und schloss kurz darauf die Augen.

„Elliot?", sprach sie dann seinen Vater an.

Als dieser nicht reagierte und weiter ins Feuer starrte, kroch sie kurzentschlossen unter der Decke hervor. Hastig nahm sie ihr T-Shirt und ihren Pullover und zog sich beides über. Elliot schien davon gar nichts mitzubekommen. Er schien ganz in Gedanken versunken. Er starrte in den Ofen, als suche er dort nach Antworten. Besorgt sah sie zu ihm. Sein Verhalten... im Auto, an der Straße, auf dem See... irgendwas schien mit ihm zu passieren. Er schien immer weniger für irgendwelche anderen Meinungen und Vorschläge empfänglich zu sein. Als würde er sich in seiner ganz eigenen Welt befinden, wo nur er das Sagen hatte.

„Kann ich die Augen wieder öffnen?", fragte Bradley und riss sie aus ihren Gedanken.

„Äh... ja. Klar doch", antwortete sie.

Sie nahm sich eine der Decke, kuschelte sich darin ein und setzte sich neben Bradley auf die Bank.

„Wie fühlst du dich?", fragte sie dann.

„Ganz gut. Es nicht mehr so kalt", antwortete er dann.

„Gut, dann wirst du hoffentlich nicht so schnell krank", meinte sie.

„Wie bist du eigentlich auf die Sache gekommen mit... der Körperwärme?", fragte er dann neugierig, aber auch verlegen.

„Ich...ich hab darüber mal gelesen und...Also, nicht dass ich das schonmal vorher gemacht hätte, aber ich...ich wollte nicht, dass du krank wirst", antwortete Lacey schließlich.

Ihr war das alles ziemlich peinlich. Bradley nickte dann lächelnd.

„Danke...danke dafür."

„Ist okay. Ihr habt mich mitgenommen und du hast mir einen Anruf versprochen, irgendwie musste ich mich ja revanchieren", meinte sie dann.

Als ihr bewusst wurde, dass es irgendwie doch zweideutig klang, musste zuerst Bradley und dann sie lachen.

Die Tür ging auf und Caleb kam herein. Im Arm einige Holzstapel, in der anderen Hand das Gewehr. Als er Lacey sah, lächelte er.

„Oh du bist wach. Ich dachte schon, du wachst gar nicht mehr auf", begrüßte er sie freudig.

„Sorry, die ganze Aufregung und der lange Trip. Ich war einfach fertig, Kleiner", lächelte Lacey ihm müde zu.

Caleb lud die Holzscheite ab, zog sich einen Holzstuhl heran und setzte sich zu den dreien.

„Warum sollte jemand hier leben wollen?", fragte er dann abfällig.

„Naja...also, die Leute nutzten sie gerne für die Jagd. Oder Eisfischen oder irgend sowas und jeder hinterlässt sie genauso wie sie war.", erklärte Elliot Caleb.

Es war das erste Mal dass er sich überhaupt zu Wort gemeldet hatte, seit Lacey aufgewacht war. Caleb zog sich Handschuhe und Mütze aus. Lacey bemerkte, dass er die gleiche Haarfarbe, wie sein Vater hatte. Bradleys Haare waren dunkelbraun, vermutlich kam er mehr nach seiner Mutter. Allerdings hatten er und sein Vater dieselbe Augenfarbe, während Calebs eher grün waren. Seltsam, wie ähnlich man jemanden sehen konnte und trotzdem vom Wesen ganz anders war.

Bisher hatte Lacey noch nicht eine charakterliche Ähnlichkeit zwischen Bradley und Elliot ausmachen können.

Bradleys Husten riss sie aus ihren Gedanken.

„Bevor wir gehen sollten wir noch Holz hacken", meinte Elliot.

„Wann wird das sein?", fragte Caleb.

Oh, die Ein Millionen Dollar Frage wurde soeben gestellt, dachte Lacey.

Elliot zögerte sehr lange, bis er antworte.

„Ich weiß es nicht."

Lacey sackte in sich zusammen. Er sprach ihre schlimmsten Befürchtungen aus. Sie hatten kaum Proviant, kein Fahrzeug und keine Möglichkeit mit der Außenwelt zu kommunizieren. Sie waren gefangen. Gefangen in der Kälte.

„Scheiße, verdammt!", fluchte Elliot leise aber wütend.

„Scheiße Verdammt!", diesmal deutlich lauter.

Einen Moment schwiegen alle. Einerseits, weil sie nicht wussten was sie sagen sollten und zweitens, weil in den drei Teenagern so langsam wieder die Angst vor Elliot erwachte.

„Ist okay", sagte Caleb dann beruhigend.

Elliot reagierte nicht, starrte nur vor sich hin.

„Ist doch lustig", redete Caleb weiter.

Lacey verkniff sich nur mühsam einen zynischen Kommentar. Es gab tausend Sachen, die sie mittlerweile lustiger fand, als das hier. Aber Caleb meinte es nur gut und wollte seinen Vater beruhigen, weshalb sie schwieg. Bradley sah ebenfalls aufmerksam und angespannt zugleich zu seinem Vater. Elliot stiegen die Tränen in die Augen und er schluckte hart, ehe er Bradley ansah.

„Ich dachte, ich verliere dich", brachte er mühsam beherrscht hervor.

Er wiederholte den Satz, als müsste er es sich selbst bewusst machen. Bradley sagte nichts. Elliot senkte den Kopf und begann zu schluchzen.

Lacey, Caleb und Bradley warfen sich Blicke zu. Sie warfen alle sichtlich überfordert mit der ganzen Sache.

„Dad, ist okay. Alles gut?", versuchte Caleb seinen Vater weiterhin zu beruhigen.

Elliot weinte, schluchzte leise auf. Caleb warf seinem Bruder einen besorgten Blick zu.

„Dad?", fragte nun auch Bradley besorgt.

Anstatt zu antworten, stand Elliot auf, die Decke noch immer fest um sich gewickelt und ging zum Fenster. Verwirrt und besorgt schauten ihm die drei dabei zu, wie er zunächst ein paar Schritte hin und her ging und dann schließlich seinen Kopf gegen die Fensterscheibe knallen ließ. Unsicher blickten die drei sich untereinander an und dann zurück zu Elliot. Dieser stand nun mit dem Rücken zu ihnen und sah aus dem Fenster. Caleb stand zögerlich auf und näherte sich seinem Vater vorsichtig. Ungefähr drei Schritt von ihm entfernt blieb er stehen und legte ihm behutsam die Hand auf die Schulter. Lacey wagte es schließlich ebenfalls aufzustehen und sich Elliot langsam zu nähern.

„Elliot, komm wieder ans Feuer. Du wirst noch krank werden", sagte sie sanft, aber bestimmt.

Endlich wandte Elliot sich um und nickte.

„Ja", murmelte Elliot mehr und drehte sich wieder zu ihnen, während auch Caleb ihn zögerlich aufforderte wieder ans Feuer zu kommen.

Gemeinsam mit Lacey verfrachteten sie ihn zurück in seinen Stuhl am Kamin. Als er die besorgten und verunsicherten Blicke der Drei bemerkte, sagte er schließlich brüchig: „Ist okay, ich...ich sollte mal schlafen."

Keiner sagte etwas. Schlaf war sicher eine gute Option, aber sie bezweifelten, dass dies alle Probleme von Elliot lösen würde. Er hatte sich ganz offensichtlich nicht mehr im Griff. Sein Verhalten machte ihnen zunehmend Angst.

„Ich kann euch nicht verlieren, Jungs! Ich kann einfach nicht!"

Es klang verzweifelt und entschlossen zugleich. Als würde er gegen die ganze Welt kämpfen, nur damit ihn niemand von seinen Söhnen trennte.

„Geh...geh schlafen, Elliot. Wir überlegen morgen weiter, was mir machen, okay?", redete Lacey beruhigend auf ihn ein.

Elliot nickte abwesend und Bradley und sie tauschten einen bedeutungsvollen Blick aus. Momentan hätten sie auch telepathisch kommunizieren können. Das mit Elliot geriet mehr und mehr außer Kontrolle. Seine Handlungen hatten immer weniger einen logischen Bezug. Er wollte nur einfach seine Söhne nicht verlieren. Und er war bereit eine Menge dafür in Kauf zu nehmen. In Lacey kam immer mehr der Verdacht auf, dass Elliot sie mit Absicht in zu dieser Hütte geführt hatte. Sie war weit weg vom Highway, es gab keine Kommunikationsmöglichkeit und niemand würde sie hier suchen. So könnte niemand ihn von seinen Kindern trennen. Auch wenn sie jetzt erstmal bedingt durch das Wetter hier festsaßen, Lacey war sich nicht sicher, ob Elliot gehen würde, sollte sich das ändern. Sie kannte ihn nicht wirklich. Aber die Art wie er sich von Tag zu Tag immer mehr änderte, traute sie ihm immer mehr zu. Es war als ob man einer Verwandlung zuschaute.

Und die Art wie Bradleys Söhne immer mehr sich vor ihrem Vater fürchteten, ließ für sie nur den Schluss zu, dass sie so nicht kannten und dass sie sich immer mehr von ihm entfernten. Sie wollten ebenfalls von hier weg.

Als Elliot sich schließlich sich entspannte und für einen Moment die Augen schloss wandte sich Lacey an Bradley.

„Brad, kann ich dein Telefon haben? Ich würde jetzt versuchen, Mom anzurufen", bat sie ihn.

„Ja, klar, ist in meiner Jacke, ich hoffe nur es ist nicht kaputt, wegen dem Wasser", sagte er.

„Danke."

Lacey hob seine noch immer nasse Jacke auf und wühlte in den Taschen. Tatsächlich fand sie sein Handy und gab es ihm.

„Hier, du musst es entsperren", bat sie ihn.

„Ruf sie später an", kam plötzlich Elliot Stimme hinter ihr.

Lacey drehte sich zu ihm um. Seine Augen waren offen und er sah sie beinahe lauernd an.

„Was? Wieso?"

„Das hat jetzt keinen Zweck. Ruf sie später an."

„Elliot, jetzt ist es noch hell, in spätestens zwei Stunden, wird es stockfinster sein und sie macht sich noch immer Sorgen um mich. Sie muss mich abholen kommen."

„Hier gibt es keinen Empfang und wegen dem Sturm wird sie dich vermutlich sowieso nicht holen können. Sie würde sich nur unnötig Sorgen machen."

„Elliot, wir wissen nicht, wann wir hier wegkommen. Und ich kann nicht darauf warten, bis vielleicht Hilfe kommt oder wir hier wegkönnen. So wie ich Zack einschätze, hat das Arschloch nicht vor meiner Mutter aus freien Stücken irgendwas von meiner Abwesenheit zu erzählen und meine Mom hat nur noch mich. Ich will nicht, dass sie denkt, dass ich irgendwo tot am Straßenrand liege! Ich muss zumindest sie wissen lassen, dass es mir gut geht!", widersprach Lacey ihm nun angespannt.

Sie wusste, dass es nicht klug war, ihn jetzt zu provozieren, aber der heutige Tag hatte bei jedem an den Nerven gezerrt und sie hatte seine ständige Bevormundung satt. Er war nicht ihr Vater!

„Hey, wenn du sie jetzt anrufst, wird sie vielleicht wissen, dass du okay bist, aber wenn sie nicht weiß wo du bist, wird sie sich noch mehr Sorgen machen, wie lange das noch so bleibt und wann du wiederkommst", widersprach Elliot ihr ruhig.

Lacey zögerte einen Moment, als Bradley ihr jedoch das Handy hinhielt, nahm sie es.

„Scheiß drauf", murmelte sie, nahm das Handy und wählte die Nummer.

„Lacey...", fing Elliot an, doch sie ignorierte ihn.

Sie wählte Nummer fertig und drückte auf den grünen Hörer. Zunächst passierte nichts, dann gab das Handy ein seltsames Geräusch von sich. Es klang, als würde es jaulen und der Bildschirm wurde schwarz. Es dauerte einen Moment, bis Lacey begriff, was passiert war.

„Fuck, der See hat dein Handy mit ertränkt!", fluchte sie.

Das Ding war kaputt. Bradley sah sie bedauernd an. Auch Caleb sah mitleidig aus. Lacey seufzte.

„Tut mir leid", entschuldigte sich Bradley.

„Ist nicht deine Schuld", murmelte sie nur und gab ihm das nun unbrauchbare Handy wieder. Elliot sagte nichts. Er blickte sie auch nicht an, aber sie meinte für einen Moment Erleichterung auf seinem Gesicht zu sehen. Vielleicht bildete sie es sich aber auch nur ein.

„Ich geh mal nach nebenan, die Betten herrichten", antwortete sie dann schließlich.

Sie stand auf und ging nach nebenan.

„Aber das...", fing Caleb an, doch Bradley unterbrach ihn durch Kopfschütteln.

Er verstand die unterschwellige Nachricht in ihrer Aussage. Caleb schwieg, genauso wie Elliot. Im Raum nebenan, standen zwei schmale Betten mit durchgelegen Matratzen. In einer Kommode neben der Tür fand Lacey ein paar Kopfkissen und Decken. Nicht besonders gut, aber es würde reichen. Sie setzte sich auf eins der Betten und amtete durch.

Ihre Mutter hatte ihr immer geraten: Wenn du glaubst, dass alles aussichtslos ist, dann sieh dir erst die Fakten an und dann die Möglichkeiten. Dann ist es am Ende vielleicht gar nicht mehr so schlimm aus.

Also die Fakten waren: Ihr Freund bzw. jetzt Ex-Freund hatte sie mitten im Nirgendwo ausgesetzt, sie hatte sich von einem Familienvater und seinen Söhnen mitnehmen lassen. Caleb war neugierig, ein wenig nervig und vergötterte seinen Vater geradezu. Bradley war ein netter, schüchterner Typ, der versuchte zu helfen und von seinem Dad eher genervt war. Und Elliot, war scheinbar ein Kindskopf, der seine Söhne liebte und nun scheinbar drohte den Verstand zu verlieren, aus unbändiger Angst seine Söhne zu verlieren. Sie waren irgendwo im Wald in einer Waldhütte, draußen schneite es dauerhaft und es waren -20 Grad und sie hatten weder ein Fahrzeug um hier wegzukommen, noch die Möglichkeit mit irgendjemandem zu kommunizieren um Hilfe zu holen. Außerdem schien Elliot immer weniger weg zu wollen. Sie waren hier gestrandet auf unbestimmte Zeit.

Was waren die Möglichkeiten?

Sie mussten einen Weg zum Highway finden oder irgendeine Möglichkeit jemanden anzurufen um Hilfe zu holen. Wenn das Wetter sich besserte, mussten sie versuchen aus dem Tal herauszukommen um wieder die nächste Stadt zu kommen.

Was musste sie beachten?

Das Wetter musste mitspielen, sie brauchten Verpflegung und sie mussten bei Tageslicht reisen. Durch den Schnee würden sie nicht so schnell vorankommen und wenn das Wetter umschlug würde es schwerer werden.

Lacey seufzte. Nicht die idealsten Voraussetzungen. Vor allem fiel ihr ein, dass zuhause noch ein ganz anderes Problem auf sie wartete. Sie griff in ihren Rucksack, der an der Wand stand und holte einen Brief hervor. Sie hatte ihn zwei Tage vor ihrer Abreise erhalten. Eigentlich wollte sie ihn in einer ruhigen Minute im Hotel lesen. Aber dort war sie nie angekommen. Und jetzt lag er noch immer ungeöffnet in dem Briefumschlag in ihren Händen. Sie zögerte einen Moment. Eigentlich war sie im ersten Moment überzeugt gewesen, ihn niemals öffnen zu wollen, dass es nicht gab, was in diesem Brief stehen konnte, was ihre Meinung jemals ändern würde. Aber vielleicht war es jetzt ja ein guter Zeitpunkt. Zumindest war er momentan genauso gut, wie ein anderer.

Lacey öffnete den Umschlag und zog den Brief hervor. Sie entfaltete ihn und fing an zu lesen.


Nicht mehr lange, dann ist Helloween, ich hoffe ihr habt ein schönes Wochenende.

lg liz;)

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