Fürsorglich

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Der Junge führte Mairi zu einer alten, knorrigen Eiche und sprang sofort an einen tiefhängenden Ast, um sich daran hochzuziehen, während Mairi darunter stehen blieb und ihm lächelnd zusah, wie er sich daran hochzog.

"Ich weiß, was du denkst, aber er ist nicht mein Sohn." Chester beugte sich zu ihr herüber, als er sie erreicht hatte, um ihr dies möglichst leise zu offenbaren, damit der Junge nichts mitbekam und nicht abgelenkt wurde, während er zwischen den Ästen hangelte wie ein Affe."Sein Name ist Josh...Er ist Byrnes Sohn."

"Und du kümmerst dich um ihn?", fragte Mairi ihn und verschränkte die Arme vor der Brust, um möglichst gleichgültig zu wirken.

"Man kann es nicht wirklich als Kümmern bezeichnen. Kyle arbeitet viel und hat so gut wie keine Zeit für ihn. Der Junge wächst hier ganz alleine auf, ohne Freunde oder sonstige Kontakte, weil Kyle ihn total abschottet. Er hat eine Nanny und sogar einen Privatlehrer. Zwei alte Krähen, die ziemlich streng sind", erklärte er ihr nun, ohne den Blick von dem Jungen zu nehmen, der höher und höher hinauf kletterte.

"Und dann hast du beschlossen, dass du sein Freund sein wirst?", wandte sie schmunzelnd ein.

"Mairi, schau. Bin ich nicht gut?", rief Josh zu ihnen hinunter und stand unterhalb der Baumkrone und winkte ihnen.

"Das ist prima, Josh. Schaffst du es auch wieder runter?", rief sie ihm zu und sie sah den genervten Blick des Jungen, bevor er seinen Abstieg begann.

"Ziemlich gut, Kurzer, aber um Mairi zu beeindrucken, gehört schon ein bisschen mehr", lobte Chester den Jungen, als der wieder vor ihnen auf den Boden sprang.

"Wirklich? Warum?", sprang der Junge darauf an, wie Chester es sich erhofft hatte.

"Mairi klettert normalerweise an steilen Felswänden und in den Bergen."

"Können wir das machen? Bitte?", bettelte der Junge sofort und Mairi musste sich unwillkürlich fragen, ob alle Männer mit so einem herzergreifenden Hundeblick geboren wurden, während sie sich unwohl zu fühlen begann.

"Ich will euren Männertag wirklich nicht ruinieren. Ich gehe besser einfach wieder. Ich...", begann Mairi verlegen.

"Du würdest ihn nicht ruinieren. Du würdest ihm einen gewissen Touch verleihen", warf Chester jedoch schnell ein und fiel ihr ins Wort, um sie aufzuhalten und wirklich zögerte Mairi und konnte nicht mehr nein sagen, als die beiden sie mit diesem Blick bedachten.

"Okay...ich...aber ich habe nicht viel Zeit. Ich muss bald arbeiten", merkte sie dann an.

"Daran lässt sich was machen." Alle drei fuhren herum und entdeckten Byrne, der sie offenbar die ganze Zeit belauscht hatte und sie nun schmunzelnd musterte, amüsiert von der Begeisterung seines Sohnes für diese Frau, die noch viel mehr seinen Anwalt zu begeistern schien."Macht euren Ausflug. Du hast heute frei. Wir sehen uns Dienstag."

"Danke, Sir", antwortete Mairi ihm kleinlaut, vollkommen überwältigt, dass dieser Mann so freundlich, so menschlich, sein konnte.

"Ihr könnt eines meiner Autos benutzen. Ches, du weißt ja Bescheid. Habt viel Spaß und bringt den Jungen heil zurück", merkte er dann noch an und Josh sprang mit einem lauten Dankesruf seinem Vater auf den Arm, um ihn zu umarmen."Und morgen erzählst du mir alles, von deinem Ausflug, okay?", sagte er dann zu seinem Sohn und raufte dem nickenden Jungen die Haare, bevor er ihn wieder runter ließ und zurück ins Haus ging.

Ches winkte den beiden, ihm zu folgen und er öffnete eine Garage, als sie dort ankamen. Mairi staunte nicht schlecht, als sie feststellte, wie groß die Garage wirklich war, dass darin 5 Autos Platz fanden von 2 Nobelkarossen bis hin zu zwei schnellen und teuren Sportwagen. Nur der Pickup-Truck passte nicht wirklich in die Sammlung, aber es war genau das Auto, das Chester wählte.

"Wir brauchen Ausrüstung. Kannst du unterwegs wo anhalten?", fragte sie ihn dann, unsicher, ob es klug war, das zu tun, aber sie hatte immer schon ein Problem damit gehabt, die Ausrüstung aus dem Bergsteiger-Erlebnispark zu benutzen. Nicht, dass sie Moose nicht vertraute, die Ausrüstung richtig zu prüfen oder intakt zu halten, aber sie wollte einfach nicht etwas benutzen, was jeden Tag 20 andere benutzten.

"Klar", erwiderte er ihr und ließ sich von ihr leiten, bis sie vor einem Haus in Tonypridd stehen blieben."Wer wohnt hier?", fragte er sie dann und musterte das unscheinbare Reihenhaus.

"Eine Freundin. Bin gleich wieder da", erwiderte sie nur knapp und sprang aus dem Auto. Sie konnte ihm nicht sagen, dass es sich um ihre eigenen Wohnung im Obergeschoss der alten Mrs. Sullivan handelte, die ihr jetzt die Tür öffnete und sie herzlich begrüßte, ehe sie sie rein ließ, froh sie nach über einer Woche einmal wieder zu sehen.

Mairi packte nach einem schnellen Schwätzchen mit Mrs. Sullivan schnell ihre Sachen zusammen und ging wieder hinaus zu den beiden, die sich die Wartezeit im Auto mit Schnick, Schnack, Schnuck vertrieben hatten. Mairi konnte nichts dagegen tun, dass es ihr das Herz erwärmte, Chester so fröhlich mit dem Jungen spielen zu sehen, mehr noch, wenn er über einen seiner kindlichen Kommentare lachte.

Auch wenn sie einen Pick up fuhren, wollte Mairi Josh doch die Zugfahrt nicht vorenthalten, der, genau wie sie es sich gedacht hatte, außer sich war vor Begeisterung mit einer echten Dampflok mitfahren zu können. Oben am Bergsteiger-Erlebnispark grüßte sie Moose von weitem, ehe sie zur Überraschung ihrer Begleiter eine andere Richtung einschlug und ihnen eine nicht so steile und für Anfänger gut geeignete Stelle des Berges zeigte, die nicht so überlaufen von Touristen war, wie das Center selbst.

"Ich wünschte, ich könnte mitmachen, aber mit meinem Bein...", begann Chester ein wenig wehmütig, als Mairi Josh eines der Geschirre anlegte, dass sie extra für ihre Nichte und ihren Neffen gekauft hatte, ihn sicherte und ihm alles erklärte. Sie warf ihm einen Blick zu und schätzte ab, ob er das wirklich ernst meinte. Früher hatten ihm die Berge immer Angst gemacht, zumindest mal das hineinklettern oder daran hinauf...

"Als wäre das nicht eine willkommene Ausrede für dich", konnte sie sich daher nicht abhalten ihn zu foppen und er fasste sich theatralisch ans Herz, um anzudeuten, dass er verletzt war von ihrer Anschuldigung, ehe er dem Jungen frech zuzwinkerte, der sehr viel Spaß daran hatte, wie die beiden miteinander umgingen.

Mairi kletterte über zwei Stunden mit dem Jungen an der Felswand und stellte überrascht fest, dass es genau das war, was sie nach einer Woche in ihrem Einsatz dringend nötig gehabt hatte, um den Kopf frei zu kriegen und alles zu sortieren, was sie bisher erfahren hatte. Es änderte nichts daran, dass Chester sie noch immer verwirrte und alles in ihr auf den Kopf stellte - in mehr als einer Weise. Aber sie fühlte sich anschließend besser, wenn sie auch ein schlechtes Gewissen hatte, Chester alleine unten auf der Wiese zurückgelassen zu haben. Doch der schien alles andere als unzufrieden zu sein und dem war auch so.

Chester hatte sich ins Gras zurückgelegt und genoss es den beiden zuzusehen, ihr Lachen zu hören und den Frieden, der ihn bei deren Anblick erfasste und den er lange so nicht mehr gespürt hatte. Zu lange. Während seine Gedanken abdrifteten zu einer Vergangenheit, die anders hätte ausgehen können, wenn er sich damals anders entschieden hätte; einer möglichen Vergangenheit, die vielleicht eine Zukunft werden könnte, wenn er nur...

"Du freundest dich also mit einem 10 jährigen an?", riss ihn Mairi aus seinen Gedanken und er schaute zu ihr auf, bevor er sich aufsetzte und Josh einen Blick zuwarf, der nun alleine kletterte. Nicht hoch, aber es machte ihm dennoch Sorgen."Er will es alleine versuchen und die Stelle ist ungefährlich. Er ist ein aufmerksamer Schüler", beruhigte Mairi ihn, als sie sich neben ihn ins Gras setzte.

"Er ist 9 Jahre alt und ja, warum nicht? Er ist einsam, ich bin einsam. Es ist eine win-win Situation, oder?", antwortete er ihr dann schulterzuckend und warf den Grashalm weg, auf dem er bis gerade herum gekaut hatte.

"Ich glaube, da steckt noch viel mehr dahinter, Ches...Lawson", ermahnte sie ihn und konnte sich gerade noch abhalten, seinen früheren Nachnamen zu sagen. Ihre Blicke begegneten sich und er zog eine Augenbraue hoch, als er ihr schmunzeln sah, bevor sie wieder ernst zu dem Jungen aufschaute, der mittlerweile 2 Meter überwunden hatte."Du siehst dich selbst in dem Jungen, mit dem einzigen Unterschied, dass er nicht mal mehr eine Mutter hat und auch keine Sozialkontakte", stellte sie dann nachdenklich fest.

"Woher weißt du das mit seiner Mutter?", merkte Ches an, nicht in der Lage sich zu erinnern, dass er etwas über deren Verbleib erzählt hatte.

"Geraten, weil du sagtest, er wäre einsam", erwiderte sie ihm ernst, traurig, dass ihre Ahnung stimmte, während Chester nachgab.

"Kein Kind sollte so aufwachsen. Jeder braucht doch einen Freund, jemanden, auf den man sich verlassen kann und der für einen da ist", erwiderte er ihr also.

"Und das bist du für ihn?", hakte sie mit einem neugierigen Seitenblick nach.

"Ich mag ihn. Er ist ein aufgeweckter Bursche", erwiderte er schulterzuckend und legte die Arme auf seine angewinkelten Knie als er zu Josh aufschaute. Sie sah aber, wie es hinter seiner Stirn arbeitete, also wartete sie ab."Und da ich nie Kinder haben werde und auch keine Geschwister mit Kindern habe, warum soll ich dann nicht einfach sowas wie ein cooler Onkel für ein anderes Kind sein, damit es wenigstens etwas hat, worüber es sich freuen kann?", fügte er dann schulterzuckend hinzu.

"Wieso denkst du, dass du nie Kinder haben wirst?", wandte Mairi aber überrascht ein. Wie konnte er das sagen? Er war früher so unscheinbar gewesen, zu schüchtern, um gesehen zu werden. Sein Auftreten heute ließ ihn ganz anders wirken und sie würde schwören, dass sich ihm scharenweise Frauen zu Füßen werfen würden, wenn er das denn wollte.

"Weil es so ist. Ohne die richtige Frau würde ich das niemals in Betracht ziehen", wandte er nur knapp ein und vermied es, sie anzusehen.

"Was bedeutet das, die richtige Frau?", hakte Mairi dennoch nach, neugierig, was er von einer Frau erwartete, wenn er mit Weibern wie Vivi rummachte.

"Die Richtige eben. Jemanden, mit dem man lachen und streiten, aber sich auch wieder versöhnen kann. Jemanden, der zu einem steht, einen auffängt und einem das Leben angenehmer, leichter und wunderschön macht, nur weil man zusammen ist. Man fühlt sich perfekt, weil sie perfekt ist", erklärte er dann zögernd, weil er nicht die richtigen Worte fand, aber sich sehr wohl daran erinnerte, wie es sich vor 14 Jahren angefühlt hatte. Mit ihr.

"Es gibt keine perfekte Frau. Hak den Wunsch also besser ab", erwiderte sie ihm neckend, um zu überspielen, wie sehr sie seine Worte doch gerührt hatten.

"Doch, die gibt es allerdings", erwiderte er aber ernst und Mairi horchte auf, weil seine Stimme auf einmal so viel ernster klang. Als sie den Blick senkte, um ihn anzusehen, schaute er sie an und sein Blick verlor sich in ihren Augen, so dass sie einen Moment glaubte, dass er damit sie gemeint haben könnte. Ihr lief ein Schauer über den Rücken, als sie merkte, dass er sich zu ihr rüber beugte, den sie nicht einordnen konnte, doch sie tat nichts, um ihn daran zu hindern, was er offenbar vor hatte.

"Das war so cool! Du bist cool, Mairi. Können wir das nächste Woche wieder machen? Bringst du mir auch Bogenschießen bei?", rief Josh dann glücklich und riss sie beide aus dem Moment, als er auch schon vor ihnen auf die Knie fiel und um mehr Unterhaltung bettelte.

"Langsam, Kurzer", lachte Chester und da war wieder der Schauer, der Mairis Körper durchfuhr."Was haltet ihr davon, wenn wir auf dem Rückweg eine Pizza essen? Ich glaube,ich habe auf der Hinfahrt eine Pizzeria von Bellas gesehen?!", schlug er dann nach einem schnellen Blick auf die Uhr vor, als ihm einfiel, dass sie beide seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatten, auch wenn sie es spät zu sich genommen hatten. Josh war sofort Feuer und Flamme von der Idee.

"Ja, in Tonypridd. Einer ihrer Söhne hat die vor einem Jahr aufgemacht. Bella selbst genießt mittlerweile ihren Ruhestand in Italien", merkte Mairi nun an und Chester horchte interessiert auf, weil sie so gut über die örtlichen Gepflogenheiten informiert war, obwohl sie doch angeblich in Cardiff verheiratet gewesen war."Aber erst einmal, packen wir die Ausrüstung wieder zusammen, was auch ein Faulpelz mit einer Beinverletzung tun kann!", merkte sie dann an und warf Chester das Seil zu, der zwar die Augen verdrehte, sich aber dennoch das Grinsen nicht verkneifen konnte, bevor er begann, das Seil ordentlich aufzuwickeln, wie er es von Mairis Mutter bei ihren zahlreichen Ausflügen in die Berge gelernt hatte.

Josh fragte Mairi regelrecht ein Loch in den Bauch über ihre Hobbys, während sie in der Pizzeria saßen. Im Auto wurde er dann langsam ruhiger und sie sah ihm an, dass ihn der heutige Ausflug ziemlich ermüdet hatte, doch kaum hatte Chester wieder das Auto in der Garage geparkt verdonnerte er Chester und auch Mairi zu einer letzten Partie Stadt, Land, Fluß auf seiner Terrasse und als Mairi bei der Kategorie Bands und mit dem Buchstaben B mit Bastille haushoch gewann, gaben beide Jungs stöhnend nach. Sie waren solche schlechten Verlierer, wie Mairi nun schmunzelnd feststellte.

"Wie konnte ich nicht darauf kommen? Es ist unser Lied!", seufzte Chester genervt und legte enttäuscht das Kinn in seine auf dem Tisch abgestützte Hand.

"Wir haben ein Lied?", erwiderte Mairi ihm skeptisch, wenn auch amüsiert, als Josh zur Couch rüber ging und das Fernsehen anschaltete.

"Klar! Erinnerst du dich noch an das Lied am Abschlussball, zu dem wir das erste Mal getanzt haben?", fragte Chester sie nun beinahe geschockt und Mairi lachte leise.

"Wie könnte ich das vergessen?", antwortete sie ihm, sich sehr wohl daran erinnernd, dass er ihr ziemlich heftig auf den Fuß getreten hatte, weil er so nervös gewesen war.

Sie war regelrecht geschockt, als Ches aufsprang und sie an sich zog, um mit ihr die Tanzhaltung einzunehmen, bevor er begann, sich mit ihr zur Musik zu bewegen, die er selbst sang:"And even as I wander, I'm keeping you in sight. You're a candle in the window on a cold, dark winter's night. And I'm getting closer than I ever thought I might", Mairi zog den Kopf zwischen die Schultern, als er die hohen Töne anschlug und dabei so falsch sang, dass es beinahe in den Ohren weh tat, doch Chesters Selbstbewusstsein tat das keinen Abbruch, weil er sah, dass sie immer noch lächelte, egal wie sehr sie vor Schmerz das Gesicht verzog. Ihm war der Text entfallen, aber eine Passage hatte er noch gut im Gedächtnis und die untermalte er jetzt, indem er auf die Mauer sprang, während er sang:"And if I have to crawl upon the floor

Come crashing through your doooooor..." Er verlor allerdings auf der schmalen Mauer schnell die Balance. Auch seine wild rudernden Arme retteten ihn nicht und er fiel nach hinten ins Gebüsch. Mairi hatte noch versucht, ihm zu Hilfe zu kommen, war aber nicht schnell genug gewesen, und rannte jetzt erschrocken hinüber, um ihn in einem Gebüsch dahinter liegen zu sehen. Sie konnte ihr Lachen nicht zurückhalten, als er sein Lied mit einem verlegenen Schmunzeln beendete:"Baby, I can't fight this feeling anymore. Verdammt das piekst!", stöhnte er, als er sich aus dem Gebüsch zu befreien versuchte und Mairi reichte ihm schmunzelnd eine Hand, damit er wieder über die Mauer auf die Terrasse zurück klettern konnte.

"Es gibt Sachen, die ändern sich wohl nie", wandte sie schmunzelnd ein, als sie ihm ein Blatt von der Schulter pflückte und spielte damit auf seine schon immer dagewesene Neigung zur Tollpatschigkeit an. Sie schnippte das Blatt nach hinten weg, als ihre Augen sich trafen und sie war wie gebannt von dem Funkeln darin, dass sie so gut von früher kannte. Wieder kam er ihr näher und wieder konnte sie sich nicht abwenden oder ihn zurecht weisen, als wäre sie erneut in einen Bann geschlagen.

"Heiratet ihr und kriegt Kinder?", fragte sie eine jugendliche Stimme und ließ sie erschrocken auseinander fahren. Mairi errötete heftig, während Chester den Jungen nur verwirrt anblinzelte. Auch er schien abrupt wie aus einem Schlaf gerissen. Sie musste den peinlichen Moment überspielen. Was hatte sie sich nur gedacht? Warum dachte sie überhaupt nicht, wenn er ihr zu nahe kam?

"Ich sollte gehen", murmelte sie und drehte sich um, um durch den Garten zu verschwinden. Sie musste unbedingt hier weg, bevor sie noch etwas sehr Dummes tun würde. Ein Grummeln in der Ferne ließ sie jedoch stocken und sie sah zum Himmel auf.

"Es zieht ein Gewitter auf, du solltest vielleicht...", schlug Chester nachdenklich vor, der ebenfalls die dunklen Wolken am Horizont entdeckt hatte und sich nicht wohl mit dem Gedanken fühlte, dass Mairi auf ihrem Heimweg in das Gewitter geraten könnte.

"Ich bin erwachsen, Ches. Ich weiß, was ich tue. Ich komme klar", antwortete sie ihm nur sarkastisch. Sie wusste, worauf er anspielte und auch, wenn es besser geworden war, der Gedanke, draußen unterwegs zu sein, wenn ein Gewitter herannahte, brachte sie beinahe um. Aber sie würde ihm das niemals eingestehen. Also sagte sie noch einmal ein kurzes 'Bye' zu beiden, bevor sie den Rasen betrat, als auch schon die ersten Regentropfen zu fallen begannen.

Ein Donner, so laut, dass sie das Gefühl hatte, die Erde würde beben, ließ sie erschrocken inne halten und die Arme um sich schlingen.

Chester erkannte sofort, dass ihre alte Angst immer noch da war und sie nur versuchte, so stark zu sein. Sofort war er an ihrer Seite und legte seine Arme auf ihre Oberarme, um sie ihm zuzuwenden.

"Bleib, Mairi. Du kannst das Bett haben. Ich werde auf der Couch schlafen", beschwor er sie dann und er sah in ihren Augen, wie sie mit sich kämpfte, doch als ein Blitz den dunkler werdenden Himmel erleuchtete und sie zusammenzuckte, gab sie mit einem knappen Nicken nach und protestierte auch nicht, als er den Arm um sie legte, um sie in seine Wohnung zu führen.

Er bot ihr an, sich zum Schlafen etwas aus seinem Schrank raus zu suchen, womit sie sich wohl fühlen würde und setzte sie vor den Fernseher, bevor er Josh durch einen Kelleraufgang hinauf ins Haus brachte, wo ihn seine Nanny bereits empfing, um ihn ins Bett zu bringen.

Das Gewitter schien noch weit weg zu sein, dennoch war der Regen bereits stärker geworden, durch das Fenster sah er, wie sich die Bäume draußen zu biegen begannen, als der Wind heftiger wurde, Blitze durchzuckten den Himmel über dem Zentrum von Newtown, wie er annahm. Er war auf einmal froh, dass Mairi heute Abend nicht im Club gewesen war. Er hätte sehr mit sich kämpfen müssen und am Ende sicher verloren, um sicherzustellen, dass es ihr gut ging. Er hatte bei jedem Gewitter an sie gedacht, dass er in den letzten 14 Jahren erlebt hatte, da er sehr genau von Mairis Angst davor wusste, dank einem Erlebnis in ihrer Kindheit. Seit sie wieder in sein Leben getreten war, fühlte er sich auch wieder für sie verantwortlich, vor allem dafür, dass es ihr gut ging.

Er machte einen Tee und reichte ihn ihr. Mit einem Lächeln, dass ihn keineswegs überzeugen konnte, nahm sie ihm die Tasse ab und trank einen Schluck, als ein Grollen in der Ferne sie wieder erschauern ließ.

Mairi war sauer und enttäuscht zugleich über sich selbst, dass sie immer noch nicht über diese irrationale Angst hinweg gekommen war. Es war ein Grund mehr gewesen, warum sie den Psychiater in ihrer Dienststelle aufgesucht hatte - ebenso erfolglos, wie er ihr hatte Chester ausreden können.

Sie setzte die Tasse am Tisch ab, weil ihr die Lust auf Tee vergangen war, als Chester ihr vorschlug einen Film zu schauen. Mit einem Nicken stimmte sie zu und er fand schnell einen Film, von dem er hoffte, dass er sie genug ablenken würde, besonders als er den Ton laut genug machte, um das Donnergrollen draußen zu übertönen. Wirklich merkte er, dass sie nach ein paar Minuten zu entspannen schien, als ein greller Blitz die Dunkelheit durchschnitt, die mittlerweile übers Land gekommen war und alles taghell erleuchtete, zusammen mit einem Donner, der die Tassen in seinem Schrank zum Klirren brachte. Der Blitz musste irgendwo in der Nähe eingeschlagen sein.

Mairi kommentierte das mit einem keuchenden "Shit!", während ihr das Atmen schwerer fiel und sie keuchend nach Luft schnappte. Sie fasste sich an die Brust, weil die sich plötzlich anfühlte, als würde sie sich zusammenziehen. Ihr Schädel dröhnte, ihr Herz raste, als würde es ihr jeden Moment aus der Brust springen. Sie wollte weg hier, wollte einfach nur fort. Doch sie konnte nicht. Sie war wie gelähmt.

Jemand packte sie an den Schultern und sie schaute in die Augen von jemandem, nicht wirklich in der Lage zu fassen, wer da bei ihr war. Sie sah alles nur verschwommen und wie in einem Nebel. Alles schien sich zu drehen.

"Es ist okay, Red. Hörst du? Es ist alles gut. Hier drin kann uns nichts passieren. Du bist sicher hier bei mir, okay?", hörte sie eine Stimme, die ihr so vertraut war, aber es war viel zu lange her. Es konnte nicht sein. Sie bildete es sich nur ein, klammerte sich an Wunschdenken, wie so oft, wenn sie alleine von einem Gewitter überrascht worden war und sich gewünscht hatte, dass er bei ihr sein möge.

Warum war es nur so schwer zu atmen?

Immer noch sprach die Stimme beruhigend auf sie ein, doch es half nichts. Sie wurde von etwas angezogen. Starke Arme schlangen sich um sie, hielten sie, während sie sich an seine Brust kuschelte, als wollte sie in ihn hinein kriechen, verlor sich in seinem Duft, während ihr Gesicht an seiner Schulter ruhte.

Die Blitze blendete sie aus, indem sie die Augen schloss, aber jeder Donnerschlag schien lauter als der vorige, ertönte in immer kürzeren Abständen und ließ sie erzittern.

Lippen legten sich plötzlich auf ihre, nicht fordernd hauchten sie sanfte Küsse auf ihre Lippen, während er dazwischen immer wieder mit ruhiger Stimme Worte des Trostes hauchte, um sie zu beruhigen und mit einem Mal konnte sie besser atmen, der Schmerz in ihrer Brust ließ nach, rückte alles in den Hintergrund - selbst das Gewitter. Sie wusste plötzlich, was sie in diesem Moment brauchte, mehr als alles andere auf der Welt, als sie begann, seine Küsse zu erwidern.

Fortsetzung folgt...

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