Gefoltert

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Das Training war perfekt gelaufen. Die Zwillinge hatten in keiner Weise offenbart, dass Mairi mehr war, als jemand, den sie vom Klettern her kannten. Penny war wie immer professionell gewesen und hatte die Theorie in dieser Stunde übernommen, um Josh die wichtigsten Regeln beim Klettern beizubringen.

Dank der Tatsache, dass Mairi ihm beim ersten Mal schon einiges erklärt hatte, hatte der Junge Penny ziemlich beeindruckt, weil er sich auf Anhieb alles so gut gemerkt hatte, was Mairi ihm erklärt hatte. Das wiederum erfüllte Mairi mit einem Stolz, den sie sich nicht erklären konnte und aufgrund der Tatsache, dass Josh nicht einmal ihr Sohn war, sie es mehr als nur seltsam empfand, aber sie machte ihre gerade durchdrehenden Hormone dafür verantwortlich. Denn am Montag war Mairi bei einem Arzt gewesen und wirklich hatte der ihr die Ergebnisse ihrer Tests bestätigt.

In dem Moment, als der Arzt ihr den kleinen Punkt am Ultraschallgerät gezeigt und ihr freudestrahlend gratuliert hatte, hatte sie die Tränen nicht zurückhalten können. Der Arzt hatte es nur für Freudentränen gehalten, vielleicht hatten auch da wieder die Hormone in ihr verrückt gespielt, aber eines wusste sie mit Sicherheit: Dass dieser kleine Punkt jetzt schon dabei war, ihr ganzes Leben auf den Kopf zu stellen. Zweifel, ob sie gut genug für diese neue Aufgabe war, Sorgen, wie sie das nur hinkriegen sollte, aber vor allem Angst erfüllten sie. Angst vor der Tatsache, dass das Kind keinen Vater haben würde, der es lieben und umsorgen und Mairi zur Seite stehen würde. Mairi war weiter von ihren Kindheitsträumen entfernt, als je zuvor. Der Prinz, mit dem sie sich immer eine Familie zu gründen gewünscht hatte, war alles andere als ein Prinz - zumindest mal kein guter. Er hatte eine führende Rolle in einer der skrupellosesten Gangs des Landes. Selbst wenn Chester wider erwarten dank seiner Ausbildung heil davonkommen und frei sein würde, wenn sie Byrne endlich das Handwerk gelegt hätten, ließen die Kreise, in denen er bei Byrne verkehrt hatte, solche Leute niemals gehen und würden ihn immer einholen. Sie würde das Kind weder mit ihm aufziehen noch ihnen beiden Umgang miteinander gewähren können, wenn sie es in Sicherheit wissen wollte. Demnach war es besser, wenn er niemals davon erfuhr. Es durfte einfach nicht sein. Nicht so lange sie für das Wohl des Kindes verantwortlich war. Sie wollte für ihr Kind nicht das, was Josh hatte durchmachen müssen und was noch auf ihn zukommen würde. Sehr bald schon.

Sie hatte die nötigen Informationen. Nächste Woche Samstag traf das Schiff in Cardiff ein und dann würde alles vorbei sein. Miller hatte die Informationen, die er brauchte. Sie hatte ihm die Fotos noch am selben Abend via Handy geschickt. Sie würde noch mitspielen bis dahin, um keinen Verdacht zu erregen und sich am Samstag im Club krank melden, während sie in Wirklichkeit an dem Einsatz im Containerhafen teilnehmen würde, um spätestens in der selben Nacht noch Byrne festzunehmen, der von einem Sondereinsatzkommando überwacht werden würde, bis sie die Ware überprüft und alle Beweise gesichert hatten.

Alles würde dann vorbei sein und doch gab es zwei Schicksale, die ihr Kopfzerbrechen machten: Chester und vor allem Josh. Was würde wohl aus ihnen werden? Keiner der beiden würde ihr sicherlich noch in die Augen sehen wollen, wenn sie herausfanden, dass sie es es gewesen war, die sie so hintergangen, Chester in den Knast gebracht und Josh seinen Vater weggenommen und vermutlich ins Waisenhaus gebracht hatte. Vielleicht konnte sie wenigstens Josh helfen, in eine gute Familie zu kommen. Sie würde es auf jeden Fall versuchen. Aber darüber konnte sie sich jetzt noch keine Gedanken machen.

Was ihr aktuell ein wenig Sorgen machte, war die Tatsache, dass Byrne ihr gegenüber reservierter war, als zuvor, seit er sie und Chester in seinem Büro erwischt hatte. Letzte Woche, als es passiert war, schien er sich darüber noch amüsiert zu haben. Seit dem Tag danach, als sie ihn zum ersten Mal wiedergesehen hatte, machte er mehr den Eindruck, als wäre er stinksauer und es ließ auch nicht nach. Er redete kaum noch mit ihr, wenn sie den Cocktail brachte. Außer einem knappen Danke bekam sie nichts zu hören und sogar Chester schien am Samstag noch verwirrt darüber zu sein, meldete sich aber auf keine ihrer Nachrichten, die sie ihm übers Wochenende schrieb, um mit ihm darüber zu reden.

Selbst beim Training am Montag mit Josh hatte Bruno mitkommen müssen, weil Chester angeblich keine Zeit gehabt hatte. Sie sah Chester erst am Dienstag wieder. Doch auch dann kam sie nicht einmal dazu, ihn darüber ausfragen zu können, weil Byrne ihn mit einem Sonderauftrag beauftragt hatte, der ihn so beschäftigt hielt, dass Mairi und er kaum eine Möglichkeit hatten, miteinander zu reden. Das alles kam ihr irgendwie seltsam vor, vor allem weil Chester auch noch den Eindruck machte, als ginge er ihr aus dem Weg.

Heute war wieder Freitag und sie rechnete schon damit, dass Bruno wieder mit Josh auf sie warten würde, weil sie von Chester die ganze Woche nicht viel gesehen oder gehört hatte, doch heute war Chester wieder derjenige, der mit Josh in der Einfahrt stand und Rugby spielte. Das Tuch, dass schon die ganze Woche um Chesters Hals geschlungen war, fiel ihr erneut ins Auge. Er trug es mittlerweile seit Dienstag. Sie fragte sich unwillkürlich erneut, ob er mit einer Erkältung zu kämpfen hatte oder etwas anderes dahinter steckte. Überhaupt dachte sie viel zu viel über ihn nach...

Josh ließ sofort den Ball fallen, als er Mairi vorfahren sah und griff nach seinem Rucksack, um ins Auto zu springen, kaum dass sie angehalten hatte und auch Chester tat es dem Jungen nach, setzte sich aber neben Mairi auf den Beifahrersitz.

Außer für ein knappes Hallo und Chesters Bitte, sie möge dieses Mal anständiger fahren, als beim Letzten Mal, gab Josh ihnen sonst keine Zeit irgendetwas miteinander zu besprechen, weil er in einem so großen Freudentaumel war, seine neuen Freunde wieder zusehen, dass er ununterbrochen drauf los redete, bis sie am Bahnhof waren und nur Garreth ihnen eine kleine Verschnaufpause gewährte, der Josh anbot, auf der Lok mitzufahren. Sie rechnete schon damit, dass Chester mit auf die Lok gehen würde, weil er den Jungen ja beschützen sollte, aber zu ihrer Überraschung erlaubte er es Josh und folgte ihr in den Waggon.

"Hast du dir heute ein wenig Zeit freischaufeln können?", fragte sie ihn dann tonlos, nachdem sie an den Touristen vorne im Zug vorbei gegangen war und sich weiter hinten hingesetzt hatte, nur um sich einen Augenblick darauf neben Chester wiederzufinden.

"Wieso? Hast du mich vermisst?", warf er mit seinem charmantesten Grinsen ein, dass sie ihm nur mit einem kühlen Blick beantwortete."Ich habe alles erledigt, was Byrne von mir wollte. Was im Übrigen nicht hätte sein müssen, wenn du die Schublade an seinem Schreibtisch richtig zugemacht hättest", stellte er dann kühl fest und verschränkte die Arme vor der Brust, behielt sie aber dennoch aus den Augenwinkeln heraus im Blick.

"Ich weiß nicht, wovon du redest", merkte Mairi genau deshalb gelassen an und verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust, schaute aber im Gegensatz zu ihm auf die Rückenlehne des Sitzes vor ihr. War er deswegen so reserviert gewesen? Byrne hatte ihn also aufgrund ihres Vorgehens etwas erledigen lassen? Hatte der die Pläne geändert, weil er misstrauisch geworden war? Innerlich verfluchte sie ihre Unachtsamkeit und dass Chester ihr immer wieder in die Quere kommen musste.

"Was immer du da gemacht oder gesucht hast, das ist eine Nummer zu groß für dich Mairi. Lass die Finger davon. Bitte", merkte er dann ernst an, ohne eine Miene zu verziehen.

"Wenn es so gefährlich ist, warum lässt du dann nicht die Finger davon?", gab sie ihm prompt zurück, nicht willens, sich von seiner kühl dargelegten Bitte erweichen zu lassen. Dass er leise seufzte, bevor er antwortete, brachte sie aber doch dazu, ihn wieder anzusehen.

"Ich stecke schon viel zu lange und zu tief drin, um jetzt aufzuhören, aber meine Zeit kommt, Red, versprochen. Geh zurück in dein altes Leben und damit meine ich das Leben in Pontypandy und nicht das, was du in den letzten Jahren geführt hast", bat er sie erneut eindringlich. Als sich ihre Blicke begegneten, sah sie Sorge darin. Etwa um sie?

"Und wovon soll ich Leben? Kannst du mir das mal verraten?", erwiderte sie ihm nur knapp, um ihm eine Ausrede zu liefern, warum sie dabei bleiben würde - es sogar musste.

"Du könntest tausend ehrbare Jobs haben. Du musst nicht für einen Konkurrenten Byrnes spionieren!", brachte er zu ihrer Überraschung dann aber schnaubend vor, was er sich in seinem Kopf zurechtgelegt hatte und Mairi zuckte zusammen.

"Was?", fragte sie kleinlaut nach, nicht sicher, was sie darauf antworten sollte. Wie kam er denn auf so etwas?

"Ist es nicht das, was du in dem Büro getan hast? Hast du nicht nach Informationen für deinen Ex gesucht?", fragte er sie, teilweise verwirrt über ihre Reaktion, aber auch skeptisch. Wenn es nicht das war, würde es ihn brennend interessieren, was sie wirklich bewogen hatte, in Kyles Schublade herum zu wühlen. Dennoch ging er davon aus, dass sie noch immer nur versuchte, sich selbst durch Abstreiten zu schützen."Wie hat er dich dazu gebracht? Hat er dir versprochen, dich danach in Ruhe zu lassen? Das wird er nicht tun", merkte er dann an, um auf Nummer sicher zu gehen, dass sie endlich verstand, was dieser Reece für ein Typ war. Wie kam es nur, dass sie noch immer auf solche Kerle so hereinfiel?

Mairi hingegen konnte ihr Glück kaum fassen, dass Chester so eine ausschweifende Fantasie hatte. Sicherlich musste das von seiner und Liams Vorliebe für diese schwachsinnigen Actionfilme, rund um Spione, Verschwörungen und irgendwelche geheimnisvollen und gefährlichen Bösewichte kommen - diese Art Filme, die die beiden in ihrer Teenagerzeit regelrecht verschlungen hatten. Aber wenn Chester glauben wollte, dass ihr vermeintlicher Ex Byrne seine Geschäfte ruinieren wollte, dann würde sie ihn sicher nicht davon abhalten.

"Und warum bist du so überzeugt davon, dass er das nicht tun wird?", erwiderte sie ihm also nur skeptisch. Es verwirrte sie dennoch, dass Chester von allen Möglichkeiten ausgerechnet auf diese gekommen war, aber sie beschloss mitzuspielen, denn ihm die Wahrheit zu sagen, würde nicht nur für sie alles schwieriger machen, sondern auch für Chester. Die Ausrede, die er ihr geliefert hatte, war perfekt und war einfacher, als selbst eine plausible Ausrede aus dem Hut zu zaubern, denn sie hatte grade wirklich keine andere oder bessere Idee.

"Ich habe ihn gesehen, Mairi. Er will dich. Er wird nicht locker lassen, bis er dich hat", antwortete Chester ihr seufzend, während er an Reece und dessen Blick zurück dachte, als er Mairi in ihrem Apartment angesehen hatte. Der wollte sie um jeden Preis und nichts auf der Welt würde ihn dazu bewegen, Mairi frei zu geben.

"So wie du?", konterte Mairi aber sofort und er stutzte. Er musste ihr Recht geben. Er konnte ebenfalls nicht von ihr lassen. Aber im Gegensatz zu diesem Reece, würde Chester sie loslassen, sobald er überzeugt war, dass sie ihn wirklich nicht wollte und sie mit einem anderen oder einfach nur ohne Chester glücklicher sein würde, weil er nichts mehr wollte, als sie glücklich zu wissen, selbst wenn es ihm selbst das Herz brechen würde.

"Ja, so wie ich, aber ich meine es im Gegensatz zu ihm ernst mit dir, Mairi. Ich will dich beschützen, während er dich nur noch tiefer in die Scheiße reißt", sprach er dann aus, wovon er überzeugt war und was sein einziges Ziel war, seit sie aufgetaucht war. Mit ihrem sturem Dickkopf und der Tatsache, wie leicht sie in Probleme stolperte, wenn sie sie nicht selbst mitbrachte, wie diesen Reece, ließ sie ihm keine andere Wahl, als den strahlenden Prinzen zu spielen, den sie sich als kleines Mädchen so sehr gewünscht hatte - nur leider schien sie den Prinzen in ihm als erwachsene Frau nicht mehr zu erkennen.

"Was glaubt Byrne?", versuchte Mairi das Thema in eine Richtung zu wechseln, die sie gerade mehr interessierte. Wenn Byrne aufgrund ihres Erscheinens in seinem Büro die Pläne geändert hatte, musste sie herausfinden, in wie weit und vor allem, ob Byrne ihr dazu noch die Möglichkeit geben oder sie vorher umbringen würde.

"Er hat mich ein paar Aufträge ändern lassen, die in der Schublade lagen. Nichts Besonderes. Er hat mich ziemlich hart ran genommen, aber ich konnte ihn überzeugen, dass du nicht gefährlich bist und wir aus versehen an die Schublade gekommen sein müssen", merkte Chester an und konnte nichts dagegen tun, dass ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief, als er daran dachte, wie sehr Byrne ihn in die Mangel genommen hatte, um etwas anderes aus ihm herauszuholen.

Nach dem ersten Verhör am Freitag Abend im Club hatte er sich noch in trügerischer Sicherheit gewähnt und keinen Verdacht gehegt, als Byrne von ihm verlangt hatte, ihm am nächsten Tag sämtliche Papiere bezüglich der Lieferung der nächsten Woche und vor allem der Verträge für den Erwerb der Halle im Hafen von Cardiff auszuhändigen, die noch in Chesters Besitz waren.

Am Samstagabend, nachdem er Byrne alles im Club überreicht und erklärt hatte, hatte der ihn durch den oberen Hinterausgang von Bruno und Chris zurück in seine Villa schaffen lassen. Aber nicht etwa in seine eigene Wohnung, sondern in einen feuchten, stinkigen Keller, wo er sein Dasein mit Prügeln und Strangulationen zugebracht hatte. In den Momenten höchster Verzweiflung, wenn es schien, dass sie ihn tatsächlich töten wollten, hatte Byrne immer und immer wieder nach Mairis und auch seinen wahren Motiven gefragt. Er konnte nicht sagen, wie oft er sich gewünscht hatte, sie würden es einfach nur endlich zu Ende bringen und ihn töten. Es hatte ihn nicht gekümmert, was sie mit ihm tun würden. Alles was zählte, war, dass Mairi sicher sein würde. So war er stark geblieben und war bei seiner Geschichte geblieben, was im Arbeitszimmer seines Bosses passiert war und dass nichts anderes dort drin passiert sei, als das, was Byrne selbst gesehen hatte.

Als es den Anschein gemacht hatte, dass sein letztes Stündchen geschlagen hatte, hatte Chester Byrne mit der Frage konfrontiert, wie der seinem Sohn noch würde in die Augen schauen können, wenn er seinem Sohn und auch sich selbst den besten Freund auf diese Weise wegnehmen würde, obwohl er unschuldig war. Es war ein letzter und verzweifelter Versuch gewesen, sein Leben zu retten und offenbar hatte es gewirkt, auch wenn Byrne erst am Dienstagmorgen aufgegeben und scheinbar für sich beschlossen hatte, dass Chester ihm immer noch treu ergeben war. Er hatte sich bei seinem Freund für seine Taten entschuldigt mit der Bitte um Verständnis. Chester hatte ihm die Bitte gewährt, wenn auch nur um Joshs Willen. Jetzt konnte er nur hoffen, dass er Mairis Verständnis bekommen würde und sie ihn nicht in noch mehr Schwierigkeiten brachte. Beim nächsten Mal würde er sicher nicht mit dem Leben davonkommen.

"Was heißt das, hart rangenommen?", hakte Mairi nach, der seine Reaktion nicht entgangen war.

"Wie vertraut bist du mit dem Begriff Folter?", murrte er nur leise und sein Blick verdüsterte sich unwillkürlich ein wenig mehr bei der Erinnerung daran. Er wollte nicht mit Mairi darüber reden und dennoch musste er ihr irgendwie begreiflich machen, in welch großer Gefahr sie schwebte.

"Was hat er getan?", fragte sie alarmiert und fuhr zu ihm herum, musterte ihn von oben bis unten. Jetzt erst fiel ihr das blaue Auge auf, dass bereits so stark verblasst war, dass es gut und gerne einige Tage her sein musste, dass ihm das jemand verpasst hatte. Er hatte sie seit Tagen nicht mehr direkt angesehen, wenn sie sich begegnet waren und jetzt wusste sie auch warum - er hatte die Spuren, die Byrne an ihm hinterlassen hatte, vor ihm verbergen wollen, genau wie mit dem Tuch.

"Nicht der Rede Wert", sagte er und doch zweifelte Mairi das sehr stark an. Sie ließ ihm keine Wahl, als sie zu dem Halstuch griff, dass so untypisch an ihm war, und zog es nach unten, nur um noch die ebenfalls beinahe verblassten Male eines Seils um seinen Hals zu entdecken.Sie schnappte schockiert nach Luft, als sie realisierte, dass Byrne ihn verprügeln und strangulieren lassen hatte, um aus ihm herauszukriegen, was er oder Mairi wirklich in dem Arbeitszimmer getan hatten. Er hatte all das wegen ihr erleiden müssen."Es ist nichts, was nicht jeder getan hätte, der in solchen Kreisen einen triftigen Grund bekommt, die Freundschaft anzuzweifeln", spielte Chester es herunter, betonte das Wort 'Freundschaft' mit einem Hauch von Sarkasmus, als er ihrer Hand gerade genug auswich, um das Tuch wieder zu richten und seine Male zu verdecken.

"Ignoranz ist in so einem Fall eine bessere Methode als Scheinhinrichtungen", merkte Mairi ernst an, einen Moment froh, Byrne gerade nicht über den Weg laufen zu müssen. Sie wusste nicht, was sie tun würde, wenn sie ihm jetzt begegnen würde, aber wahrscheinlich würde es etwas sehr Dummes sein.

"Das ist deine Meinung, aber nicht die eines großen Gangsterbosses, der nichts anderes will, als sein Vermögen, seinen Sohn und seine Macht in diesem Gebiet zu beschützen", erwiderte Chester ihr gelassen und ihr klappte der Mund auf. Hatte Byrne ihn auch noch einer Gehirnwäsche unterzogen, dass er auch noch Verständnis dafür zeigte, so etwas am eigenen Leib erfahren zu haben?

"Es ist unmenschlich! Kein Grund der Welt rechtfertigt solche Methoden! Er hätte dich einfach rauswerfen können, statt dich zu verprügeln und zu foltern", begehrte sie frustriert dagegen auf und Chester konnte sich nur schwer ein Schmunzeln über ihren Protest verkneifen. Es zeigte ihm mehr, als ihr lieb sein durfte.

"Das Problem ist nur, dass ihm die Zeit wegläuft und er mich brauchte, um den Plan zu ändern. So schnell hätte er keinen Ersatz gefunden, der ihm das alles ohne Fragen zu stellen, so zügig und komplikationslos erledigt hätte", merkte er dann an, bevor doch noch ein Schmunzeln auf seine Lippen trat."Außerdem wo hätte ich hingehen sollen? Zu dir? In die Wohnung deiner Freundin?", erwiderte er ihr und Mairi stutzte, als er sie daran erinnerte, dass er sein altes Leben scheinbar wirklich vollkommen aufgegeben hatte. Hatte er wirklich nichts mehr? Keine eigene Wohnung? Irgendwas, außer seinem Auto?

"Ich hätte dich nicht unter einer Brücke schlafen lassen", erwiderte sie ihm dennoch zögernd, wohl wissend, dass er ihr Eingeständnis sicher irgendwie ausnutzen würde.

"Hättest du nicht?", hakte er dann auch sofort nach, aber viel schlimmer war das freche Schmunzeln, das sich in sein Gesicht stahl. Sie hatte es ja gewusst, oder? Er war so fürchterlich überzeugt von sich und sie gab ihm auch noch allen Grund dazu.

"Höchstens auf einer ausgesessenen Couch", murrte sie beleidigt und schaute bewusst aus dem Fenster, während sie versuchte ihre rasenden Gedanken in Ordnung zu bringen, die danach schrien, Byrne für das, was er Chester angetan hatte, zur Rechenschaft zu ziehen und sie gleichzeitig in einen inneren Konflikt stürzten, weil sie Schuld daran war, dass das Chester überhaupt passiert war. Er würde ihr das sicher niemals verzeihen, wenn er herausfand, warum sie wirklich hier war und das getan hatte.

Sie keuchte überrascht auf, als Chester sie aber im nächsten Moment und ohne Vorwarnung zu sich herum zog und sie sich in seinen Armen wiederfand, ihre Nasenspitzen einander berührend, mit seiner Hand an ihrer Wange, um zu verhindern, dass sie seinem eindringlichen Blick ausweichen konnte, der sich in ihren bohrte und ihr bis in die Seele zu schauen schien.

"Das wäre auch Folter. Eine schlimmere sogar, als die, die ich erlebt habe. Genau so, wie es das ist, zu wissen, dass du so nah bist und mich dennoch nicht haben willst", murmelte er leise und seine Worte, das Geständnis darin und vor allem seine Nähe und seine Berührung ließen sie schwach werden und alles vergessen, warum sie sich besser von ihm fern halten sollte.

"Wenn du wüsstest", gab sie ihm nur zur Antwort, weil ihr nichts besseres einfiel, doch sie ließ ihn gar nicht zu Wort kommen, sondern überbrückte die letzten Zentimeter, die sie noch trennten und versiegelte seine Lippen mit den ihren. Sofort zog er sie an sich und vertiefte den Kuss, während er spürte, dass sie ebenso dahin schmolz wie er selbst. Sie vergaßen alles um sich herum, bekamen nicht einmal mit, wie Josh das Horn der Dampflok ertönen ließ und nur einen Moment darauf der Zug zischend stoppte.

"Ches! Mairi!", rief Josh dann irgendwann in den Zug und sie fuhren auseinander, atmeten schwer vor Sauerstoffmangel, Aufregung, aber auch dank dem Schrecken, den der Junge ihnen eingejagt hatte. Verwirrt schauten sie zu ihm hinüber, der immer noch im Eingang zum Waggon stand."Kommt ihr jetzt?!", fragte er sie ungeduldig.

"Musst du uns so erschrecken?", maulte Chester ihn dann an, überhaupt nicht glücklich, gerade gestört worden zu sein, als sie Josh aus dem Zug heraus und den Bahnsteig hinunter folgten.

"Wenn ihr nicht rumknutschen würdet, hättet ihr mitgekriegt, dass der Zug schon seit 5 Minuten hier steht. Ich durfte sogar hupen!", erklärte der Junge ihnen auf dem Weg zu der Felswand beinahe gelangweilt, an der Mairi bereits aus der Ferne ihre Mutter mit Liams Zwillingen entdecken konnte, die ihnen nun fröhlich winkten.

"Wir haben nicht geknutscht", murmelte Mairi, die knallrot war und immer noch hoffte, Josh irgendwie glaubhaft zu machen, dass er sich auf die Entfernung verguckt hatte.

"Ach wirklich? Nach Reden sah das aber auch nicht gerade aus", antwortete Josh ihr grinsend und auch Chester konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen, der dafür sofort Mairis Ellenbogen in der Seite zu spüren bekam.

"Was hat euch aufgehalten?", fragte Penny die beiden, als sie schließlich bei ihnen ankamen. Sie waren alle drei schon fertig ausgerüstet und warteten nur noch auf Mairi und ihre beiden Begleiter.

"Die beiden mussten unbedingt im Zug rumknutschen!", antwortete Josh wieder gelangweilt, bevor Mairi etwas sagen konnte und Pennys Blick schoss zu ihr und Chester hoch, die knallrot wurden. Auf das angewiderte "Urgh" der Zwillinge antwortete Josh mit einem frechen Grinsen "Mit Zunge!", was die Zwillinge nur noch mehr anwiderte, während Penny ein neugieriges "Ach?!" in Mairis Richtung schoss und Chester nach dem Jungen griff, um ihn mit seiner Hand auf dessen Mund verlegen an sich zu ziehen.

"Josh! Mund zu!", maulte Ches den Jungen an, der sich dadurch das Grinsen nicht aus dem Gesicht wischen ließ, während Mairi dem Blick ihrer Mutter begegnete, die sie immer noch ebenso frech frech angrinste.

"Was? Wollen wir dann anfangen?", murmelte sie betreten und griff nach ihrem eigenen Rucksack und dem von Josh, um sie beide auch auszurüsten. Penny beschloss, sich den Seilen zu widmen und die Zwillinge in die Sichtkontrolle einzuweisen, während Mairi und Josh sich fertig machten, konnte sich aber das Grinsen nicht vom Gesicht wischen. Egal wie sehr ihre Tochter sich dagegen wehrte, das Schicksal hatte sie mit Chester wieder zusammengebracht und nichts würde es verhindern, dass die beiden sich wieder voneinander entfernten, davon war sie fest überzeugt, obwohl sie niemals das esoterische Interesse ihrer Schwägerin geteilt hatte. 

Fortsetzung folgt...

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