Razzia

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Mairi hatte am nächsten Mittag CC Miller am Telefon Rede und Antwort gestanden, wo sie am Wochenende gewesen war. Zumindest hatte sie ihm gesagt, dass sie die Tage wirklich mit Ches Lawson verbracht hatte, aber auch dass sie sich mehr davon versprochen hatte und der sie zu keiner weiteren Spur führen würde. Was immer Miller sich darüber auch dachte, sie hoffte, dass sie Ches damit um der alten Zeiten willen genug Gefälligkeiten getan hatte.

Zu der Frage nach dem Jungen, gab sie Miller dieselben Antworten, die sie Reece auch gegeben hatte und der gab sich fürs Erste damit zufrieden, aber nicht ohne sie noch einmal streng zu ermahnen, so etwas nicht noch einmal zu tun, ohne jemanden darüber zu informieren. Sie hatte ruhigen Gewissens zustimmen können. Noch einmal mit Ches ein paar Tage, geschweige denn auch nur eine Nacht zu verbringen, würde ihr im Traum nicht mehr einfallen.

Zu ihrer Überraschung hatte Ches am Nachmittag auf sie am Eingang gewartet, hatte noch einmal mit ihr reden wollen. Doch sie hatte ihn einfach stehen lassen und war an ihm vorbei, hinein gegangen. Sie war sowas von fertig mit diesem Vollpfosten, der so viel Feingefühl hatte wie ein Elefant in einem Porzellanladen.

Sie hatte dem Boss wie jeden Nachmittag seinen Cocktail gemacht und sich danach in die Vorbereitungen gestürzt, um ihren Arbeitsplatz herzurichten. Mittwochs war immer Happy Hour und das nutzten einige Gäste aus. Es kamen nie so viele, wie an Freitagen und Samstagen, aber dennoch genug, um sie auf Trab zu halten. Langsam gewöhnte sie sich gut ein in das Leben einer Barfrau und sie war sich sicher, dass dies ein Job war, mit dem sie gut würde leben können, sollte sie irgendwann mal ihre Dienstmarke abgeben wollen oder müssen - wenn sie sich dann ganz sicher auch nach einer Bar umsehen würde, die ein wenig kleiner und familiärer war, vor allem im Hintergrund alles legaler ablaufen würde.

Sie spülte gerade noch einmal ein paar Gläser nach, die Wasserflecken aufwiesen, weil sie gestern an der Luft getrocknet und nicht mit einem Abtrockentuch trocken gewischt worden waren, als vom Vordereingang her ein lauter Tumult erschallte. Verwirrt schaute sie auf, als eine Gruppe in schwarz gekleideter Männer herein stürmten, die sich sofort in der Halle verteilten, um alle Ecken und vor allem Ausgänge abzusichern. Sie alle trugen Helme und schwarze schusssichere Westen. Einer von ihnen stellte sich vor ihr und Finlay auf und hielt ihnen den Lauf seiner Waffe entgegen, um sie davon abzuhalten, etwas Unüberlegtes zu tun.

"Was ist hier los?", raunte sie Finlay zu, als sie, wie er auch, die Arme hob, um zu zeigen, dass sie sich ergab, aber sie ahnte es bereits, ebenso wie sie ahnte, wer die Typen waren.

"Eine Razzia! Tu einfach was die sagen und bleib an der Wand", flüsterte Finlay ihr zu, als ein weiterer Mann hereinkam, der offenbar das Sagen über diese Truppe hatte und sich mit einem Foto in der Hand umzusehen begann.

Für Finlay schien dies nichts Neues zu sein und sie überlegte einen Moment, ob er ihr schonmal erzählt hatte, wie lange er eigentlich schon für Byrne arbeitete. Sie würde ihn irgendwann mal fragen müssen, beschloss sie, als sie dem Einsatzleiter mit den Augen folgte.

Irgendetwas stimmte hier nicht und ihr wurde eiskalt, als sie einen Blick auf das Foto erhaschen konnte, als der Mann es hoch hielt um einen ihrer Kollegen an der gegenüberliegenden Bar damit abzugleichen, nur um dann festzustellen, dass es sich nicht um denselben handelte, den sie suchten.

Ihr Blick schoss nach oben zur Empore, die die Kerle bisher noch nicht gestürmt hatten, und ihr Blick traf Chesters. Mit einem knappen Nicken deutete sie ihm an, zu verschwinden, was auch Byrne zur Kenntnis nahm. Die beiden Männer konnten von dort oben nicht das Bild in den Händen des Einsatzleiters sehen und schauten sich nach Mairis Geste verwirrt an. Sie verdrehte genervt die Augen. Standen eigentlich alle Kerle so auf dem Schlauch oder sprachen Männer und Frauen wirklich nur einfach nicht dieselbe Sprache?

Keiner der Agenten hatte bisher Notiz von den beiden Männern und den Bodyguards dort oben genommen. Offenbar wussten sie auch nichts von dem zweiten Ausgang und das würde sie zu Chesters Gunsten auszunutzen wissen, auch wenn sie wieder mal nicht wirklich wusste, warum sie das überhaupt tat.

"Mairi!", zischte Finlay geschockt, als sie einfach an dem Kerl vor ihnen vorbei ging, der sie so offensichtlich bewachen sollte, aber gerade einen Moment eine Tänzerin begutachtete, die einer seiner Kollegen zu ihnen rüber geschickt hatte. Als der Typ bemerkte, was hier passierte, war Mairi schon an ihm vorbei und stand vor dem Einsatzleiter dieser Razzia. Sie hörte etliche Pistolen und Gewehre Klicken, als sie entsichert wurden und sie musste sich nicht umsehen, um zu wissen, dass sie alle auf sie gerichtet waren. Was hatte sie noch zu verlieren? Jeder von ihnen wusste, welchen Aufwand an Papierkram und wie viele spätere Rechtfertigungen es bedeuten würde, wenn sie auf eine Zivilistin schossen. Jeder von ihnen würde das Vermeiden, wo er nur konnte - hoffte sie zumindest.

"Wer sind sie und wer hat sie beauftragt, hier diese Razzia durchzuführen?", verlangte sie zu wissen und der Mann, etwa zehn Jahre älter als sie, schmunzelte unbeeindruckt, als sie von ihm eine Antwort verlangte.

"Wir haben einen heißen Tip gekriegt, Kleine. Halt dich einfach da raus, okay?", gab er ihr nur gelangweilt zurück und wollte seine Suche fortsetzen, doch Mairi ließ sich nicht so einfach abschütteln.

"Können Sie sich ausweisen?", erwiderte sie ihm erbarmungslos und verschränkte die Arme vor der Brust, als er sich ihr mit einem mehr als nur missbilligenden Blick über ihre Frechheit wieder zuwandte.

"Ich glaube kaum, dass ich...", begann er, doch er stockte, als er sah, wie Mairi warnend die Augen zusammen kniff. Mit der Antwort hatte sie schon gerechnet.

"Nach Paragraph 58, Absatz 7 müssen Sie sich ausweisen, wenn sie dazu aufgefordert wurden, besonders einer durch ihr Handeln geschädigten Person", zischte sie ihn an und sie sah, dass ihm dämmerte, dass sie die Undercover-Polizistin sein musste, über die sie informiert worden waren. Sie hoffte nur, dass sie leise genug gesprochen hatte, dass es nicht jeder in der Halle mitkriegen, denn wer kannte schon das Handbuch des Polizeidienstes auswendig? Eine einfache Barfrau ganz sicher nicht. "Als Bürgerin Großbritanniens ist es mein Recht. Also, zeigen sie mir ihren Ausweis nun, oder möchten sie mir den Namen ihres Vorgesetzten nennen?", sagte sie dann lauter, so dass es jeder in der Halle hören konnte.

"Wir wollen nichts von dir Kleine, also halt dich da gefälligst raus!", knurrte er sie an, in der Hoffnung, dass sie verstand und sie sie endlich ihren Job machen ließ, aber er griff dennoch genervt in seine Tasche und zog seinen Ausweis heraus. MI5. Sie hatte richtig vermutet und es schnürte ihr einen Moment die Kehle zu.

"Aber von mir, wie ich annehme? Also würde ich auch gerne einen Blick in ihren Ausweis werfen!", stellte nun Byrne fest, als er die Treppe zwischen seinen beiden Bodyguards herunterkam. Jetzt schauten auch die anderen Kerle auf und folgten der Treppe mit den Augen hinauf zur Empore - genau wie Mairi, als der Einsatzleiter knurrend nachgab und auch Byrne seinen Ausweis zeigte. Erleichtert stellte Mairi fest, dass die Empore leer war.

"Mr. Byrne. Auch sie sind heute Abend nicht das Zielobjekt. Nicht in erster Linie. Wir wollen nur ihren Anwalt!", gab der Einsatzleiter ihm zur Antwort und Byrne stutzte überrascht, aber auch skeptisch.

"Warum?"

"Weil er einwandfrei identifiziert worden ist, an einer Drogenübergabe teilgenommen zu haben, die wir Freitagabend gestört haben. Die Käufer haben wir aufgegriffen. Zwei von ihnen waren ziemlich übel zugerichtet", antwortete der ranghöhere Polizist ihm kühl und jetzt war es Mairi, die stutzte. Sie war erleichtert zu hören, dass die Drogen es nicht bis zu Endverbrauchern geschafft hatten, aber dennoch war sie verwirrt. Das war alles? Deswegen stürmten sie einen Club? Warum nahmen sie sie dann nicht mit? Wer immer Ches gesehen hatte, musste auch sie gesehen haben.

"Und deswegen fahren sie solche Geschütze auf? Das erscheint mir ein bisschen übertrieben!", wandte Byrne ziemlich amüsiert ein und winkte dem Mann, als er sich schon wieder umwandte, um die Treppe hinauf zu gehen."Wenn sie mit ihm reden wollen, kommen sie mit. Wir können das hier erledigen", lud er den Mann ein und Mairi erstarrte. Chester war also immer noch oben?

"Tut mir leid, aber die Vorschriften sehen ein Verhör in dieser Angelegenheit in unserer Dienststelle vor", lehnte der Mann nun kalt ab.

"Und das sicher noch im dunkelsten Keller, wo er niemals wieder raus kommen wird", zischte Mairi dem Einsatzleiter des MI5 zu, was sie dazu bewogen hatte, niemals wirklich in Erwägung zu ziehen, bei dieser Agency anzufangen. Deren Methoden waren ihr einfach zu fragwürdig, um nicht zu sagen, zu brutal.

"Seien Sie vorsichtig, Kleines. Ich könnte das als Widerstand gegen die Staatsgewalt auslegen", knurrte der Einsatzleiter sie nun an und sie beschloss, das auszunutzen und für genug Ablenkung zu sorgen, damit Chester endlich verschwinden konnte.

"Wissen sie eigentlich, was Widerstand gegen eine Staatsgewalt ist?", fragte sie ihn freundlich lächelnd, was ihren unwissenden Kollegen stutzig machte. Zu Recht. Denn im nächsten Moment packte sie ihn bei den Schultern und rammte ihm ihr Knie zwischen die Beine, dass der aufschrie, bevor er sich krümmte."Das zum Beispiel!", untermalte sie ihren Tritt noch mit Worten.

"Festnehmen!", keuchte der Mann, als schon zwei seiner Männer reagierten und Mairi links und rechts am Arm packten, um ihr Handschellen anzulegen."Und findet mir diesen verdammten Lawson!", fauchte er die anderen an.

Sofort schwärmten zehn der an die 30 Mann starken Truppe aus und begannen jetzt auch den Hinterausgang und die Räume davor, sowie die Empore und alles, was dahinter war zu durchsuchen.

Erst eine halbe Stunde später hatten sie ihre Durchsuchung beendet und kamen mit fast leeren Händen in der Halle wieder zusammen. Sie nahm zur Kenntnis, dass einer eine Hülse und Klebeband anschleppte und mit dem Einsatzleiter etwas abseits sprach, doch der winkte nur gelangweilt ab.

"Er ist nicht hier, Sir! Wir konnten ihn nirgendwo finden", gab dann ein anderer der Männer Meldung an seinen Einsatzleiter.

"Verdammt!", fluchte der leise und wandte sich ihr zu."Dann kommst du eben mit. Schauen wir mal, was du weißt und wie aufmüpfig du gleich noch sein wirst!", knurrte er sie an, doch er machte ihr keine Angst. Sobald sie ihm ihre Dienstnummer gesagt hatte, würde sie einen gewissen Schutz genießen, selbst vor den brutalen Vorgehensweisen dieser Einheit."Abführen!",befahl er dann den beiden Männern, die keine Zeit verschwendeten und Mairi unsanft aus dem Club schubsten und auf die Rückbank eines ihrer Fahrzeuge verfrachteten.

"Hey, wer schnallt mich an? Mit den Handschellen kann ich das wohl kaum selbst tun, oder?", protestierte sie, als der eine der beiden schon die Tür zuschlagen wollte und sich jetzt doch wieder genervt hinein beugte, um das für sie zu erledigen."Sicherheit geht eben vor, Kumpel. Haben dir das deine Eltern nicht beigebracht?", kommentierte sie ihre Forderung noch und der Typ schnaubte nur abfällig, ehe er dann doch die Tür zuwarf und sich nach vorne setzte.

Als sie losfuhren, glaubte sie einen Moment ihren Augen nicht zu trauen, als sie in dem dunklen Schatten eines Hauseinganges einen Schemen ausmachte, der ihr seltsam vertraut zu sein schien. Er beobachtete sie, wie sie ihn beobachtete, bevor er aus ihrem Blickfeld verschwand und er sich selbst abwandte, um durch eine dunkle Gasse zu verschwinden, sich sehr wohl bewusst, dass sie ihm heute Abend die Flucht ermöglicht hatte, aber auch darüber nachdenkend, wie er sie dort wieder heraus hauen sollte. Der tätliche Angriff auf einen Polizeibeamten war niemals nur ein einfaches Kavaliersdelikt.

Kaum im Hauptquartier des MI5 in Cardiff angekommen, hatte Mairi dem Einsatzleiter ihren Rang, ihre Dienstnummer und den Grund ihrer Anwesenheit in dem Club genannt, was er umgehend überprüft hatte.

Er hatte sie eine halbe Stunde warten lassen, obwohl sie wusste, dass er die Daten innerhalb von Minuten hatte abrufen können.

Sie wusste, dass das nur seine Taktik gewesen war, um sie weich zu kochen für sein Verhör, dass er anschließend mit ihr geführt hatte. Die Frage, ob Ches Lawson ihr bekannt sei, bejahte sie. Die Frage, ob er am Abend im Club gewesen war, beantwortete sie mit einem Schulterzucken. Die Frage, ob sie mehr von ihm wusste, verneinte sie. Auch wenn sie hier eine Falschaussage machte, würde sie denen garantiert nichts über Chester verraten, damit sie ihn einsperren und foltern konnten. Vor allem nicht, weil der Einsatzleiter ihre Frage, warum Ches überhaupt interessant für sie war, auch nicht beantwortete. Er beharrte weiterhin auf seinem Tip, den sie gekriegt hatten und zeigte ihr das Foto. Es kostete sie alle Mühe, ihre Überraschung nicht zu zeigen, als sie realisierte, dass es aus der Nacht stammte, als sie ihn mit nach Hause genommen hatte, denn sie identifizierte den Hintergrund eindeutig als den Flur und die Tür zu ihrer falschen Wohnung.

Sie verlangte, dass er Miller anrufen solle, als er sie in eine Zelle bringen ließ und er versprach, es zu tun. Doch wider erwarten kam Miller nicht und auch sonst keiner und so fiel sie irgendwann in einen unruhigen Schlaf auf der unbequemen Pritsche in der Zelle, auf der sie auf ihre Freilassung gewartet hatte.

Lautes Klirren und ein schnappendes Geräusch weckten sie am nächsten Morgen und blinzelte gegen den Schlaf an, bevor sich die Tür öffnete. Miller trat ein und die Tür wurde gleich hinter ihm wieder verschlossen, während ihr Vorgesetzter mit hinter dem Rücken verschränkten Händen davor stehen blieb und auf sie hinunter schaute.

"Jones!", begrüßte CC Miller sie knapp, während sie sich aufsetzte.

"Morgen, Sir", erwiderte sie ihm ebenso wortkarg und ein wenig beleidigt, weil er sie hier wirklich die Nacht hatte verbringen lassen.

"Hatten sie eine angenehme Nacht?" Miller lehnte sich, nun mit den Händen in den Taschen, gegen die Wand, um mit einem Schmunzeln auf sie nieder zuschauen. Er konnte sehen, dass sie das nicht hatte, während sie sich mit der Hand durch den verspannten Nacken fuhr. Er war bewusst nicht sofort heran geeilt, um sie rauszuhauen. Er hatte gehofft, sie würde die Zeit nutzen, um runterzukommen. Erst verschwand sie für zwei Tage spurlos und legte sich dann mit dem MI5 an, während sie beobachtet hatten, wie Ches Lawson durch den oberen Hintereingang geflohen und in der Nacht verschwunden war. Das würde sie ihm erst einmal erklären müssen, denn langsam bekam er das Gefühl, dass ihr Kollege Cox vielleicht auf einer richtigen Spur sein könnte, mit seinem Verdacht, dass Jones zumindest mal mit diesem Lawson unter einer Decke steckte und das in mehrfacher Hinsicht.

"Die Pritschen sind ein wenig unbequemer als das alte schrottreife Bett, dass sie mir in die Wohnung haben stellen lassen, aber sonst okay, danke", entgegnete sie ihm schnippig und er lachte leise."Sie sind doch nicht hier her gekommen, um Small Talk mit mir zu halten, oder?", fragte sie ihn dann gerade heraus. Sie wollte einfach nur hier raus und nicht noch ein Kaffeekränzchen mit ihrem Vorgesetzten veranstalten.

"Nicht wirklich", wandte er schmunzelnd ein und zog sich einen Stuhl vom Tisch ab, um sich darauf zu setzen."Ich komme, um sie abzuholen. Byrne hat übrigens ihre Kaution bezahlt", warf er dann ein und sie schaute verwirrt zu ihm auf.

"Wirklich?"

"Sie scheinen großen Eindruck auf ihn zu machen. Soviel ich weiß, hat er das noch nie zuvor für jemanden getan", stellte er dann fest und ließ nicht erkennen, was er wirklich davon hielt. Mairi wusste es ja selbst nicht, geschweige denn, was sie getan haben sollte, dass Byrne sie irgendwie honorierte. Nur weil sie einen guten Cocktail mixte, schien ihr kein plausibler Grund zu sein.

Andererseits sorgte die Tatsache, dass Byrne die Kaution gezahlt hatte, immerhin dafür, dass sie sich keine Ausrede einfallen lassen musste, warum das MI5 sie so schnell und unverletzt hatte gehen lassen, wenn sie gleich wieder auf freien Fuß kam. Eins konnte sie ihrem Vorgesetzten allerdings mit Sicherheit sagen.

"Man tut, was man kann, aber die Zeit läuft und ich bin Byrne immer noch nicht wirklich näher gekommen. Solche Aktionen wie mit Reece in meiner Wohnung oder die Razzia gestern tragen nicht unbedingt dazu bei, es mir leichter zu machen", erwiderte sie ihm, in der Hoffnung, er möge die stumme Warnung verstehen. Immerhin hatten nur er und das Team im Bus Zugriff auf die Aufnahmen der Überwachungskameras vor ihrer Wohnung.

"Tut es das denn, ein langes Wochenende mit Mr. Lawson zu verbringen?", gab er direkt zurück, aber er klang nicht vorwurfsvoll, nur neugierig und Mairi seufzte, unzufrieden, dass sie sich damit so viel mehr Probleme aufgehalst hatte, als ohnehin schon - Vor allem weil sie sich deswegen rechtfertigen musste.

"Vielleicht. Ich musste das erst herausfinden", gab sie dann offen zu, was sie sich nach dieser Nacht eingeredet hatte. Sie hatte sich eingeredet und erhofft, über Chester an die nötigen Informationen zu kommen, da er so eng mit Byrne befreundet war. Ob es funktioniert hätte oder nicht, konnte sie jetzt nicht mehr sagen, da Chester sie mit der blöden Wette so aufgebracht und auch verletzt hatte, dass nichts und niemand sie mehr dazu bringen würde, diesem Vollidioten jemals wieder zu nahe zu kommen. Bedachte man einmal, wie sehr es ihre Gefühlswelt auf den Kopf gestellt hatte, war es wohl ohnehin besser so.

"Und zu welchem Ergebnis sind sie gekommen?"

"Dass er es nicht wert ist", schnaubte sie abfällig.

"Aber er ist es wert genug, dass sie sich mit einem MI5 Agenten anlegen, um ihm Zeit zu geben, abhauen zu können?", stellte ihr Vorgesetzter dann das fest, was der Einsatzleiter ihr gestern Abend auch schon im Verhörraum vorgeworfen hatte. Ihm hatte sie nur an den Kopf geworfen, dass er sich nichts aus den Fingern ziehen sollte, weil das MI5 in einen Fall eingegriffen hatte, den die Newtowner Polizei bearbeitete und sie somit die Regeln in mehr als nur einer Hinsicht verletzt hatten. Er hatte die Füße daraufhin still gehalten. Er hatte aber auch Chester ganz sicher nicht, dank den Überwachungskameras, aus dem Club fliehen sehen, so wie Miller.

"Er spielt eine wichtige Rolle in Byrnes Kreisen. Es wäre verkehrt ihn einzulochen", gab sie Miller gegenüber dann offen zu, was sie sich selbst einzureden versuchte, warum sie das getan hatte.

"Jones, ihr Kollege Cox fängt an, ihnen zu misstrauen, weil sie Lawson vor uns verheimlicht haben", wies Miller sie auf das Offensichtliche hin, ohne zu sagen, dass ihm gerade das selbst ziemlich aufstieß, aber aus Erfahrung wusste er, dass es weniger Druck erzeugte, wenn die Vorwürfe von woanders kamen, als von einem selbst.

"Ich habs gemerkt", antwortete sie ihm genervt, wusste aber, dass Reeces Gründe doch ein wenig tiefer lagen, als nur wegen ihrer Heimlichtuerei um Chester.

"Nachdem, was sie gestern für Lawson getan haben, könnte man wirklich glauben, dass sie ihn zu schützen versuchen. Warum haben sie das getan?", fragte er nach, bewusst seine Stimme neutral haltend.

"Um zu verhindern, dass zu früh die falschen Schritte eingeleitet werden", antwortete sie ihm nur.

"Um nicht zu sagen, um ihn wirklich zu schützen?!" Das ließ Mairi aufhorchen. Misstraute sogar Miller ihr mittlerweile? Und das alles nur wegen diesem Idioten?

"Ich schütze hier niemanden, Sir. Dieser Lawson kann mir den Buckel hinunterrutschen. Das einzige, was ich sicher weiß, ist, dass er erst seit ein paar Monaten bei Byrne ist und schon zu dessen rechter Hand geworden ist. Er hat sich in kürzester Zeit sein Vertrauen erworben und ist zumindest mal im Club immer in seiner Nähe. Wenn jemand über Byrnes Pläne Bescheid weiß, dann Lawson", erwiderte sie ihm arg.

"Und sie haben die letzten Tage damit verbracht, Informationen aus ihm heraus zu kriegen, indem sie...Zeit mit ihm verbracht haben?", wandte er dann ein und Mairi warf ihm einen genervten Blick zu, weil sie genau wusste, was er andeutete."Mit ihm und seinem Sohn?", fügte Miller dann noch hinzu.

"Ich sagte es bereits Reece und auch ihnen, dass der Junge nicht Lawsons Sohn ist", erinnerte sie ihn genervt an ihr Telefonat gestern morgen.

"Wessen dann?", hakte er nach und Mairi schaute auf ihre Hände in ihrem Schoß."Jones! Erzählen sie mir nicht, dass ein Mann, der in solchen Kreisen verkehrt, Sonntags los zieht, um irgendein x-beliebiges Kind zu bespaßen!", stellte er dann ernst fest, sehr zu Mairis Frustration. Sie wollte nicht über den Jungen sprechen, wollte ihn nicht zu einer Zielscheibe machen, vor allem nicht beim MI5.

"Der Junge hat mit all dem nichts zu tun, Sir. Er sollte nicht ins Fadenkreuz geraten, nur weil er das Pech hatte, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Er ist nur ein Kind. Wenn das MI5 davon Wind kriegt, werden die ihn sich holen und als Druckmittel benutzen", gab sie ihm leise zurück, damit niemand, der draußen eventuell mit hörte, sie verstehen konnte.

"Ich weiß um ihre Vergangenheit beim MI5, Jones und dass die Vorgehensweisen haben, die sicher nicht für jeden vereinbar sind. Aber Kinder? So schlimm sind die dann doch nicht. Es gibt Vorschriften", merkte Miller an.

"Glauben Sie mir, es gibt einige Leute in deren Reihen, die die Vorschriften gerne mal übergehen", erwiderte sie ihm, wohl wissend, dass sie damals nicht geträumt hatte, was sie gesehen hatte, als sie in den Keller geschickt worden war, um Akten zu archivieren und in ein Verhör geplatzt war, dass sie dazu gebracht hatte, sich zu übergeben.

"So, wie sie, als sie sich am Wochenende eine Auszeit genommen haben, ohne uns zu informieren?", lenkte Miller das Thema wieder zurück. Hörte das denn nie auf?

"James wusste, wen er kontaktieren musste, um Bescheid zu kriegen, dass ich wohlauf bin", zischte sie beleidigt und Miller gab seufzend nach.

"Tun sie das nur nie wieder Jones! Wenn sie wieder verschwinden, ohne Bescheid zu sagen, werden wir nach spätestens 15 Stunden eine Großfahndung nach ihnen herausgeben und sie sind raus aus dem Fall", ermahnte er sie ernst.

"Verstanden, Sir!", erwiderte sie ihm fügsam. Auch wenn ihr Kopf ihr sagte, dass ihre Mutter Recht gehabt hatte und sie besser hätte aussteigen sollen, als Chester ihr begegnet war, war es das Letzte, woran sie denken wollte.

"Dann verschwinden sie jetzt! Ich werde noch eine angemessene Zeit warten. Falls Byrnes Männer draußen irgendwo auf der Lauer liegen und sie beobachten, sollten wir nicht zusammen gesehen werden. Haben sie genug Geld für ein Zugticket zurück nach Newtown?", stellte er dann fest und Mairi nickte zur Antwort, bevor sie aufstand. Auf dem Weg zur Tür stockte sie jedoch und wandte sich ihrem Vorgesetzten noch einmal zu, als ihr ein Gedanke in den Kopf schoss.

"Warum sind sie überhaupt hergekommen, wenn Byrne die Kaution gestellt hat? Doch nicht nur, um mir dieselben Fragen noch einmal zu stellen, die wir gestern am Telefon schon besprochen hatten?", merkte sie skeptisch an und Miller lächelte, bevor auch er sich von dem Stuhl erhob.

"Ich wollte Ihnen dabei in die Augen schauen, wenn sie mir auf die Fragen antworten, um mir selbst ein Bild zu machen", antwortete er ihr schmunzelnd und Mairi schenkte ihm einen mehr als nur kritischen Blick.

"Und wie sieht das Bild aus, dass sie sich von mir gemacht haben, Sir?"

"Dass sie eine Frau mit Pflichtbewusstsein und Überzeugungen sind, aber auch sie sind nur ein Mensch. Rutschen sie da nicht in irgendwas rein, was ihnen gefährlich werden kann, Jones. Das Herz ist mal schnell verloren, aber in einer Situation wie die, in der sie sich befinden, das Leben auch", warnte er sie und ließ zum ersten Mal erkennen, dass er ahnte, dass Mairi mehr mit Ches Lawson verband, als nur die 2 Tage, die sie miteinander verbracht hatten.

"Ja, Sir", gab sie kleinlaut nach, vergeblich darum bemüht zu kontrollieren, dass sie nicht zu rot anlief, doch da fielen ihr noch zwei weitere Punkte ein."Zwei Dinge noch, Sir!"

"Sprechen sie, Jones", forderte er sie abwartend auf, als sie nicht weitersprach.

"Das MI5 hat ein Foto von Ches Lawson von Freitag Nacht vor meiner Wohnungstür. Es stammt von unserer Überwachungskamera. Ich dachte, das sollten sie wissen", teilte sie ihm mit und sah mit Genugtuung, dass sein Gesicht sich verdüsterte. Zumindest zeigte es Mairi, dass er nicht der Verräter in den eigenen Reihen war, der das Bild ans MI5 ausgehändigt hatte, zusammen mit der Identität desjenigen, der darauf zu sehen war. Aber Mairi ahnte sowieso schon, wer das getan hatte, um ihr eins rein zu würgen - oder einen vermeintlichen Konkurrenten aus dem Weg zu schaffen.

"Ich kümmere mich darum. Was ist das andere?", fragte Miller dann.

"Sie müssten mir einen Gefallen tun und Reece an der kurzen Leine halten. Er ist dank Lawson jetzt in gewisser Weise involviert. Vielleicht nutzt es uns zu irgendeinem Zeitpunkt auch etwas, aber im Moment sollte er sich deswegen zurückhalten", gestand sie ihm dann die Tatsachen und auch wenn Reece sie gerade zur Weißglut trieb mit seiner unangebrachten Eifersucht, war er immer noch ihr Partner. Sie hatte wenig Lust darauf, dafür verantwortlich zu sein, wenn jemand aus ihren neuen Kreisen als Mairi Taylor beschloss, aus Sympathie ihr gegenüber ihren Kollegen verschwinden zu lassen.

"Wie kommt das?", fragte Miller verwirrt nach.

"Lawson hat ihn vorgestern Abend in meiner Wohnung getroffen und hält ihn für meinen gewalttätigen Ex, der ganz groß im Meth-Geschäft war und vor dem ich abgehauen bin."

"Wie kommt er darauf? Das war nicht die Geschichte, die wir abgesprochen hatten", merkte Miller skeptisch an.

"Ich musste improvisieren", gab sie nur knapp zurück. Sie wollte ungern erläutern, wie es dazu kam, dass sich Ches mehr oder weniger diese Geschichte selbst zurechtgelegt hatte und noch weniger, warum er wusste, wie sie wirklich mit Nachnamen hieß.

"Was sie offenbar ziemlich gut können", erwiderte Miller ihr schmunzelnd und Mairi atmete innerlich erleichtert auf."Dann weiterhin viel Erfolg, Jones und passen sie gut auf sich auf", sagte er dann und sie wusste, sie hatte sein Vertrauen wieder gewonnen. Nun würde sie garantiert nichts mehr tun, um es zu gefährden. Es zählte einzig und allein der Fall und dass sie Byrne endlich Drogen- und Waffenhandel im großen Stil nachweisen und einlochen konnten. Also nickte sie und gab dem Zellenwärter mit einem Klopfen zu verstehen, dass sie raus wollte.

Fortsetzung folgt...

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