8. Kapitel

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Irritiert blinzle ich Devon an.

Wenn es doch so leicht ist, unser Problem aus der Welt zu schaffen, wieso haben wir es dann bisher noch nicht gemacht? Wenn wir die Möglichkeit haben, unsere Verbindung zu lösen, dann sollten wir es tun.
Wir müssen es tun, um unser beider Leben zu retten. Wenn man seine Existenz als Leben bezeichnen kann. Aber ihr wisst, was ich meine.

Devon schüttelt mit seinem Kopf. »Unsere Verbindung kann nur auf eine Art gelöst werden.«

Meine Gedanken überschlagen sich. Ich gehe einige Möglichkeiten durch und schnappe nach Luft, als mir die einzig logische Antwort einfällt.

Panisch sehe ich ihn an und keuche auf, als er nickt. Nein, das kann nicht sein. Das darf nicht sein.

Ich möchte es nicht wahrhaben, nicht akzeptieren. Aber ich muss.

Die nächsten Worte kommen nur flüsternd über meine Lippen. Sie sind so präsent in meinem Kopf, dass ich sie laut aussprechen muss. Auch wenn ich gleichzeitig Angst davor habe, dass sie sich dadurch noch weiter manifestieren.

»Ich werde mich selbst umbringen müssen.«

Devons Stirn legt sich langsam in Falten. Er kratzt sich mit der Hand am Kopf und lässt meine Worte auf sich wirken. Seine sonst so selbstbewusste Körperhaltung ist verschwunden, seine Schultern eingefallen und selbst sein Drei-Tage-Bart hat mittlerweile eine Länge, die über die drei Tage hinausgeht. Unsere Verbindung, beziehungsweise dass wir aufgeflogen sind, scheint ihm echt zu schaffen zu machen.

Aber mit der Lösung, die ich gerade laut ausgesprochen habe, scheint er alles andere als zufrieden zu sein.

»Na... also ich weiß nicht...wenn du das so laut aussprichst, klingt es schon sehr dramatisch...« Nachdenklich fährt er sich mit den Fingern durch die Haare, bis sie in alle Himmelsrichtungen abstehen und er seine Hand sinken lässt. Ein kurzes Grinsen zuckt um seine Mundwinkel herum, was völlig unpassend für unser aktuelles Thema und die gesamte Situation ist.

Aber irgendwie hat er recht, es klingt sehr dramatisch. Steigern wir uns gerade in ein Problem rein, was in dieser schlimmen Form gar nicht existiert? Sind wir blind, sodass wir eine offensichtliche, andere Lösung nicht sehen?

Nachdenklich lasse ich mich auf den braunen Sessel in der Sitzecke fallen. Ohne es richtig zu realisieren, fische ich mir ein Blatt der Pflanze aus dem Nacken und ignoriere das süffisante Grinsen von Devon, weil er diesmal auf dem Sessel Platz nehmen kann, der nicht von der Pflanze heimgesucht wird.

»Wir sollten das vielleicht nochmal überdenken«, sage ich nachdenklich und rupfe das nervige Blatt von der Pflanze ab.
»Mörder«, kommentiert Devon meine Tat trocken und ich verdrehe meine Augen. »Sagt der Richtige.«

Er grinst mich unschuldig an und ich wedle mit dem Blatt in der Hand kurz zwischen uns hin und her. »Okay jetzt konzentrieren wir uns wieder. Wir haben ein Problem zu lösen.« Ich stocke. »Hört uns jetzt eigentlich jemand zu? Oder können wir miteinander reden, ohne dass einer von uns umgebracht wird?«

Devon winkt ab. »Uns hört niemand zu. Wenn wir allein sind, ist es in Ordnung. Nur die anderen Engel dürfen es nicht merken.«

Langsam nicke ich und verarbeite seine Erklärung. Je weiter ich darüber nachdenke, desto seltsamer finde ich es, dass wir aufgeflogen sind. Denn wo sollen uns die anderen Engel denn verpetzen?

»Gibt es einen Gott? Haben sie es ihm gesagt und du würdest von ihm bestraft werden?« Neugierig platzen die Fragen aus mir heraus. Gleichzeitig wundere ich mich, dass ich bisher überhaupt nicht hinterfragt habe, wer Devon geschickt hat. Beziehungsweise auch alle anderen Schutzengel. Wieso sind sie da?

»Naja.. Ihr Menschen könnt nicht auf euch selbst aufpassen. Bei so vielen dumme Entscheidungen, die ihr täglich trefft, würdet ihr euch innerhalb kürzester Zeit selbst vernichten. Deswegen gibt es uns. Wir steuern euch ein bisschen, meistens unterbewusst, sodass ihr es gar nicht merkt. Abgesehen davon versuchen wir natürlich, Unfälle zu vermeiden und dem Menschen, dem wir zugeteilt wurden, das Leben zu retten, wenn er in Gefahr ist.« Devon lehnt sich während seiner Erklärung entspannt zurück und blickt ausnahmsweise recht zufrieden drein.

Ich ziehe meine Augenbrauen hoch. »Mittlerweile bist du also nicht mehr sauer, dass ich keine Frau bin?«, hake ich amüsiert nach. Mein Gegenüber lacht kurz auf. »Nein du bist tatsächlich ganz in Ordnung. Auch wenn du einen Schwanz hast.«

»Beruhigend«, antworte ich trocken und nehme den Faden wieder auf. »Aber wo haben die anderen Engel uns verpetzt? Und wer hatte dich mir zugeteilt? Wenn es keinen Gott gibt, wer würde dich bestrafen? Habt ihr wie wir Richter und sowas? Gesetze?«

Devon sieht mich an, als würde ich gerade komplett durchdrehen. Seine Augen werden rund und sein Mundwinkel zuckt verräterisch. »Nein es gibt keinen Gott. Nicht in der Form, in der ihr ihn seht. Das ist Blödsinn. Solche Entscheidungen werden von Erzengeln getroffen.«

Jetzt bin ich es, der laut auflacht. Devon blinzelt irritiert. Es dauert eine Sekunden, bis ich mich wieder unter Kontrolle habe und dazu in der Lage bin, einen vollständigen Satz rauszubringen. »Also einen Gott gibt es nicht, aber Erzengel. Hörst du dir noch selbst zu?«, frage ich amüsiert und er nickt ernst. »Ja natürlich. So ist es eben.«

Kopfschüttelnd sehe ich ihn an. Eine neue Frage taucht in meinem Gehirn auf und ich öffne gerade den Mund, um sie laut zu stellen, als Devon mich warnend ansieht. »Vergiss es. Nicht schon wieder das Thema mit den Flügeln.«

Drohend hat er seinen Zeigefinger auf mich gerichtet, aber das interessiert mich gerade überhaupt nicht. Ich muss es einfach wissen. »Aber wieso denn nicht? Was ist an dem Thema so schlimm? Engel haben nun mal Flügel.«

Devon sieht mich völlig genervt an. Seine Gesichtsfarbe wird einige Nuancen dunkler und seine Augen blitzen gefährlich auf. Aber davon lasse ich mich nicht beeindrucken, ich möchte endlich eine Antwort haben. Devon brummt. »Ist dir schon mal aufgefallen, dass keiner von den Schutzengeln, die du siehst, Flügel besitzt?«

Mit geschürzten Lippen denke ich nach. Damit hat er Recht. Weder Samira, noch die anderen Schutzengel der Ärzte oder Patienten haben Flügel. »Aber wieso habt ihr keine? Engel haben Flügel, so ist das eben.«

Devon schnaubt. »Sagt wer? Eure Kirche? Zeichnungen für Kinder? Dir ist schon bewusst, dass sich das ganze Zeug irgendwelche Menschen ausgedacht haben?« Er feuert eine Frage nach der anderen heraus und ich ziehe langsam meine Augenbrauen nach oben.

»Das ist keine Antwort auf meine Frage. Haben eure Erzengel Flügel?« Motiviert versuche ich, auf einem anderen Weg eine Antwort aus ihm heraus zu bekommen. Es überrascht mich, als er nickt. »Ja natürlich. Das sind auch keine Schutzengel, sie stehen über uns.«

Meine Augenbrauen wandern noch ein Stück höher, während ich ihn weiter ansehe. Devon merkt, dass ich ihn ausgespielt habe und seufzt tief auf. »Also gut, du lässt eh nicht locker, bis du die ganze Wahrheit erfährst.«

Begeistert nicke ich und lehne mich zufrieden grinsend zurück, um ihm zuhören zu können. Er sieht mich vernichtend an, räuspert sich dann aber und liefert mir eine Erklärung, die mein komplettes Weltbild ins schwanken bringt.

»Ich war nicht immer ein Schutzengel gewesen. Ich war vorher...ein ganz normaler Mensch, wie du es jetzt bist. In meinem Leben habe ich viel Scheiße gebaut, hatte mit Drogen gedealt und so ein Kram. Ich bin...an einer Überdosierung gestorben, den letzten Schuss hatte ich mir selbst gesetzt.« Er atmet tief durch und ich merke, wie unangenehm es für ihn ist, darüber zu reden. Daher verkneife ich mir den Kommentar, dass ich ihn von Anfang an für einen Badboy gehalten hatte.

»Als ich tot war, stand ich vor den Erzengeln. Sie haben mir die Chance gegeben, die Fehler, die ich in meinem Leben gemacht habe, wieder gut zu machen. Indem sie mich zurück auf die Erde schicken, als Schutzengel für jemanden. Sie haben mich dir zugewiesen und um ehrlich zu sein, war ich da absolut nicht begeistert von. Die Alternative wäre aber der direkte Weg in die Hölle gewesen. So habe ich die Möglichkeit bekommen, für meine Fehler zu büßen und gleichzeitig etwas gutes zu tun. Wenn sie mit meiner Arbeit zufrieden gewesen wären, dann hätte ich Flügel bekommen und wäre in den Himmel gekommen. Daher hasse ich es, wenn du über die Flügel sprichst... Mir standen sie nicht zu und du erinnerst mich ständig daran.«

Ich starre ihn aus großen Augen an und brauche einige Minuten, bis ich das Gesagte verarbeitet habe. »Du hast...wow...das ehm... tut mir leid zu hören«, stottere ich aus dem Konzept gebracht. Insgeheim habe ich mit jeder Erklärung gerechnet, aber nicht mit so etwas. Und vor allem nicht mit so viel Ehrlichkeit. Devon war immer so mysteriös und verschlossen, daher fühle ich mich fast schon geehrt, nun seine komplette Hintergrundgeschichte zu kennen.

»Also heißt das, dass alle Schutzengel die ich hier sehe, in Wirklichkeit gescheiterte Existenzen sind? Ehemalige Menschen, die für ihre Entscheidungen während ihres Lebens bestraft werden? Und sie wieder gut machen können?«

Devon blickt mich fast schon ein bisschen stolz an, dass ich das System verstanden habe. Zwar verzieht er bei dem Ausdruck der gescheiterten Existenzen kurz sein Gesicht, aber er nickt als Bestätigung.

»Ja genau. Den meisten gelingt es. Und dann gibt es solche Idioten wie mich, die nicht mal das hinbekommen. Ich bin zu blöd dazu, ein Schutzengel zu sein und meine Aufgabe zu erfüllen. Irgendwas habe ich falsch gemacht bei dir... Meine Flügel werde ich wohl nie bekommen.«

Traurig sieht er mich an. In mir steigt das Bedürfnis hoch, ihn kurz in den Arm zu nehmen. Aber sein warnender Blick, als ich darüber nachdenke, hält mich davon ab, es wirklich zu tun. Also wechsle ich das Thema.

»Wir wollten an einer Lösung arbeiten«, erinnere ich ihn seufzend. »Damit keiner von uns stirbt.
Und du deine Flügel bekommst.«

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