Mein Weckruf

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Trigger Warnung: Diese Geschichte behandelt Themen wie Tod, Suizid und Siuzidgedanken, sowie Verlust und Trauer. Bitte nicht lesen, wenn ihr sensible Themen nicht vertragt oder es euch selbst grade nicht gut geht! Diese Geschichte soll zum einen andere informieren, zum anderen aber auch die schlechten Seiten des Lebens zeigen. Du kennst diese Seiten schon und musst sowas nicht lesen! Außerdem: Wenn es dir schlecht geht, sei dir sicher, dass man mich immer anschreiben und mit mir reden kann. Ich höre zu!

Ich öffnete meine Augen. Es dauerte nur einen kurzen Moment, in welchen ich mich umsehen musste. Nur eine kurzen Moment und ich erkannte das Auto. Nur einen kurzen Moment und ich erkannte die Straße vor mir. Nur einen kurzen Moment und ich erkannte den Laster neben mir. Nur einen kurzen Moment und ich erkannte sie noch lebend neben mir. Und sofort wusste ich, wo genau ich grade war.

Mein Herz schlug laut und langsam. Jeden einzelnen Schlag konnte ich spüren, wie er sich in meiner leeren Brust verteilte. Wie mein Kopf plötzlich schwerer wurde und die Atemzüge das einzige waren, was mich von dem plötzlichen schweren Schwindel versuchten zu retten. Es war der Moment, in dem ich alles verlor. Der Moment, in welchem ich sie zum letzten Mal lebend sah.

Aber wie war ich hier wieder gelandet? Grade lag ich noch in meinem Bett, weinend und denkend an sie, doch nun war ich wieder hier. Alles sollte ich es noch einmal durchleben? Wie sollte ich bitte all das noch einmal durchleben?

"Vielleicht solltest du das einfach nicht.", hörte ich plötzlich die Stimme eines kleines Mädchens. Das Auto, auf dessen Beifahrersitz ich saß, fuhr in Zeitlupe, so wie der Laster, welcher auf uns zu kam und so wie sie, immer noch nicht ahnend, was passieren würde. Wie konnte also jemand mit mir reden? Und meine Gedanken lesen?

"Nicht auf alles gibt es eine Antwort, weißt du.", erklärte die Stimme. War sie in meinem Kopf?

"Nein!", sie lachte fröhlich,"Ich bin hier."

Ich drehte mich um und sah ein kleines Mädchen auf den hinteren Plätzen. Sie war nicht angeschnallt, kam mir nicht bekannt vor und sah auch nicht so als, als würde sie in dieses Bild gehören. Ihre blonden Locken wirkten wie auf den Hintergrund aufgeklebt und ihr Lächeln war so strahlend, dass sie tatsächlich blendete.

Während ich sie erschreckt anstarrte, spürte ich immer mehr Schweißperlen mein Gesicht hinunter laufen.

"Wer bist du?", fragte ich. Ich sprach schnell. Sehr schnell. Schneller als mein Herz schlug. Wir durften nicht zu viel Zeit verlieren. Gleich würde es passieren.

"Kennst du mich nicht mehr?"

Kurz dachte ich nach, doch nein, das Mädchen war fremd. Ich schüttelte den Kopf.

Wieder lachte sie.

"Ich bins Nora! Deine beste Freundin!"

Sobald sie ihren Namen sagte, fiel es mir wieder ein.

"Nora... du warst meine imaginäre Freundin! Als ich fünf war!"

"Ganz genau!"

"Nora... was machst du hier?"

Sie schaute grade aus, genau auf... auf sie.

"Ich erfülle dir deinen Wunsch.", erklärte sie,"Das woran du seit diesem Tag denkst. Ich habe dich zu diesem Zeitpunkt zurückgebracht, damit du es nun genauso ändern kannst, wie du es von Anfang an wolltest!"

"Was?!", ich konnte kaum verarbeiten, was sie gesagt hatte. Nicht nur, dass es wenig Sinn ergab, doch das komplette Szenario verwirrte mich. Der Stress und die Trauer, welche dazu kamen, machten es kaum besser. Ich konnte mich nur schwer auf Nora konzentrieren, da ich noch immer verarbeitete hier zu sitzen.

Ich drehte mich wieder nach vorne. Nur eine Ampel weiter. Nur eine und genau da war unser Ziel. Unser Lieblingsrestaurant. Und ich war derjenige, der darauf bestanden hatte, an diesem Tag dorthin zu gehen. Nein, ich konnte das nicht. Ich konnte es nicht ansehen. Sofort sah ich wieder nach hinten.

Nora saß noch immer dort. Sie starrte mich an, doch das so liebevoll und kindlich, dass es kaum graselig war.

Als ich in ihre Augen sah und nocheinmal in Gedanken durch ging, was sie grade gesagt hatte, füllten sich meine Augen schließlich mit tränen. Sie kamen raus wie aus dem Nichts und hätte ich sie durchgelassene, wäre ich zerbrochen wie ein dünnes Stück Glas, welches man einen Wasserfall hinunter wirft.

Ich schluckte die Tränen runter, doch als ich wieder anfing zusprechen, konnte ich zwei Schluchzer nicht verstecken.

"Du meinst du... du kannst sie wieder zu... zu mir bringen?", fragte ich. Ich wagte es nicht sie anzuschauen. Weder Nora, noch sie. 

"Nicht einmal Gott kann das."

Sofort zerbrach alles in mir und die Tränen kamen durch. Ich konnte es nicht aushalten, es musste raus.

"Nicht weinen! Ich hab etwas besseres für dich!", erklärte sie.

"Was könnte besser sein als sie?", flüsterte ich. Es kam schon fast nicht mehr raus.

"Schau sie an!", sagte Nora. Aber ich weigerte mich.

"Scchau sie an!", befahl sie nun in einem harten Ton. Mehrere Tränen schlichen sich mein Gesicht hinunter, als ich langsam den Kopf drehte.

Sie. Mit rotem, lockigen Haar, tief grünen Augen und einem Lächeln, welches nicht liebevoller sein konnte. Sie sah nicht nur unglaublich schön aus, sondern auch zuversichtlich. Sorglos. Nichts ahnend, dass während sie mich ansah, aus dem Fenster hinter ihr ihr Mörder schon zu sehen war.

Ich konnte nicht weiter. Ich konnte einfach nicht. Ich fühlte das selbe wie als es zum ersten Mal passierte. Grade noch war ich fröhlich und verliebt in ihr süßes Lachen, doch dann entdeckte ich den Laster und mein eigenes verschwand langsam.

"Was hast du dir seit du aufgeawacht bist jeden Tag gewünscht?", fragte Nora.

"Das sie noch Leben würde."

"Nein. Geh tiefer!"

"Das ich sie nie auf ein Essen eingalden hätte."

"Noch tiefer!"

"Das... das ich gefahren wäre."

"Fast geschafft, nur noch ein wenig tiefer!"

"Das ich an ihrer Stelle gestorben wäre."

"Gut. Doch was du wirklich wolltest ist so tief, dass du es nicht mal in Gedanken aussprechen wolltest. Weil es dir so unangenehm war."

Ich schluckte. Ich wusste was sie meinte. Ich wusste es ganz genau. Doch ich konnte es nicht sagen. Ich durfte es nicht.

"Tu es! Sag es Leon!"

"Nein!"

"Sag es!"

"NEIN!"

"SAG ES LEON! GANZ TIEF IN DIR, WAS HAST DU DIR VON TAG EINS AN GEWÜNSCHT!?"

"DAS ES UNS BEIDE GETROFFEN HÄTTE!!! 

Das es uns beide getroffen hätte..."

Mir wurde wieder schwindlig, nachdem ich es aussprach. Mein Kopf drehte sich und fühlte sich an, als würde er gleich abfallen.

"Ganz genau. Sieh sie dir an. Du kannst sie nicht retten. Niemand kann das. Es ist schon geschehen. Doch du kannst es trotzdem noch verändern. Du kannst den Schmerz stoppen!"

"Wäre ich an diesem Tag auch gestorben, hätte ich nie erfahren müssen, dass sie von mir gegangen ist..."

"So ist es."

Ich schaute Nora wieder an.

"Und du kannst das machen? Dafür sorgen, dass auch ich getötet werde?"

Nora schaute verwirrt.

"Nein, ich kann gar nichts. Der einzige, der etwas an seinem Schicksal ändern kann, bist du. Denk nach! Was hatte dir das Leben gerettet?"

Ich hatte keine Ahnung, was sie meinte. Dabei war es so simpel. So leicht. So leicht, dass es mir schließlich doch klar wurde. Was, was ich in diesem Moment ändern konnte, hatte mir das Leben gerettet?

"Der Gurt."

Nora nickte.

"Es ist deine Entscheidung. Du kannst ihn lösen. Du kannst mit ihr zusammen gehen."

Und genau das war es, was ich wollte.

Ich sah wieder noch vorne. Das Restaurant, welchem ich seit Wochen mit verschiedenen Accounts schlechte Bewertungen gab, damit es geschlossen und meine Schuldgefühle beendet werden. Ein Pärchen, welches grade über die Ampel ging. Sie würden leben. Sie würden gemeinsam alt werden. Ich sah zur Seite. Ihr Lächeln, welches langsam verschwand, da sie meinen Gesichtsausdruck bemerkte. Der Laster, welcher mit voller Geschwindigkeit auf uns zuraste. Der Bastard, welcher ihn fuhr. Er wurde nun doppelter Mörder sein. Sein Schmerz doppelt so schwer. Ja, mein Schmerz wäre weg, aber nur weil ich ihn auf ihn übertragen würde. Und auf meine Familie. Wie meine Freunde. Und alle meine Bekannten. Sie müssten nicht nur um sie trauen, sondern auch um mich. Manche, die sie gar nicht kannten, würden überhaupt erst anfangen zu trauern. Einige würden so fühlen wie ich. Einige würden sich vielleicht auch das Leben nehmen. Und so würde dieser Teufelskreis weitergehen. War es das wert? War es das wirklich wert?

Ich hatte mich entschieden.

Ich wusste nun, was richtig war.

Noch einmal sah ich sie an. Nun war das Lächeln fast verschwunden und sie drehte sich langsam nach hinten.

Ich streckte meine Hand aus und berührte ihre Wange. Sie fühlte sich genauso an wie immer. Eine neue Träne fiel mein Gesicht hinunter.

"Ich liebe dich, Anabeth.", flüsterte ich.

Dann nahm ich meine Hand zurück.

"Ich habe mich entschieden.", sagte ich, doch als ich mich umdrehte, war Nora weg. Verwirrt drehte ich mich wieder nach vorne. Nicht lange dachte ich nach. Sofort löste ich den Gurt und sah zu Anabeth. 

Ich lächelte.

"Jetzt wird alles wieder gut.", flüsterte ich. Die Zeitlupe wurde langsam schneller, bis es nur noch Wimpernschläge dauerte, bis alles wieder in normal Zeit war.

Anabeth sah aus dem Fenster zum Laster. 

"Leon? Was ist das?", fragte sie mit zittriger Stimme.

Noch bevor sie antworten konnte, schlug der Laster, auch wenn er bremmste, auf uns ein. Ich hatte es getan.

Doch dann blieb wieder alles stehen. Verwundert sah ich mich um. Was war passiert? Als ich aus den Fenstern sah, waren schon erste Reaktionen von Passanten zu erkennen. Ich blickkte zur Seite und sah Scheiben, die langsam zerschlugen, Beulen, die sich langsam bildeten und eine schwarzen Laster, welcher die komplette Sicht verdeckte. Und davor. Davor war Anabeth, welche mich traurig ansah.

"Anna?", fragte ich.

Plötzlich fing sie an zu weinen.

"Ich hatte gehofft, du würdest es nicht tun.", sagte sie. Im Hintergrund hörte man ein Echo, welches auf die einsame Stille einbrach. Ihre Hände umklammerten noch das Steuer, so als wäre es das einzige, was sie noch am Leben hielt.

"Wie konntest du nur?", flüsterte sie.

Sofort stachen neue Schuldgefühle in mein Herz. Es machte mir das Atmen sofort schwer, genau wie das Sprechen, wordurch ich mit offenem Mund vor ihr saß.

"Ich wollte nicht...", doch mehr brachte ich nicht heraus.

"Leon. Du musst mich gehen lassen. Und du musst mich allein gehen lassen. Das hier ist das letzte, was ich wollte."

Ich starrte sie weiter an, wie ihr Gesicht mit Tränen überströmt war.

"Weißt du, was mein letzter Gedanke war?"

Sie wartete auf keine Antwort und redete weiter.

"Lieber Gott, wenn du wirklich existiert, bitte bitte mach, dass die Liebe meines Lebens hier lebend raus kommt. Ich weiß, ich schaffe es nicht, aber wenigstens bitte ihn.", sagte sie, während sie sich an Tränen verschluckte. Auch ich konnte nicht aufhören zu weinen.

"Es tut mir leid."

"Jetzt tut es dir leid. Leon du hast die Chance zu leben also bitte tu es! Wenn nicht für mich, dann bitte wenigstens für dich! Das Leben hatt so viele verschiedene Seiten und du kannst nicht wissen, was dich erwarten wird. Was würden deine zukünftigen Kinder sagen, wenn sie dich so jetzt sehen könnten? Was würde deine zukünftige Frau sagen? Dein Chef? Deine Mutter? Dein zukünftiges Ich? Dein Wille zu leben?"

"Diese Kinder sollen auch deine sein. Du sollst diese Frau sein."

"Ich will das selbe. Aber Leon. Es geht nicht. Es geht nicht. Es geht nicht. Es geht nicht. Es geht nicht. Es geht nicht."

Und nachdem letzten Satz sah sie wieder nach vorne und in wenigen Sekunden ging alles wieder normal weiter. Noch bevor ich nach dem Gurt greifen konnte, krachte der Laster in uns rein und das Auto begann wieder sich zu drehen. Ein totaler Schock durchlief mich. Ich wollte nicht sterben. Ich hatte mich falsch entschieden! Und dann war es plötzlich vorbei. Dann öffnete ich plötzlich meine Augen.

Mein ganzer Körper hatte gezuckt, weswegen ich aufgewacht war. Ich hatte geschlafen. Es war nur ein Traum...

Nein. Es war nicht nur ein Traum. Es war meine Chance Abschied zu nehmen. Es war mein Weckruf. Wäre das wirklich passiert und hätte ich das wirklich getan, hätte ich es bereut. Ich wollte leben. Ich wollte, dass es besser wird. Und nun war ich auch zuversichtlicher, dass es besser wird.

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