16. Kapitel

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Harper Thea Osborn
Ich wusste zwar, dass ich eine Mörderin war, dass ich viele Leben auf dem Gewissen hatte. Doch bis heute hatte ich gedacht, dass ich diesen Teil meiner Selbst zurückgelassen hatte, dass ich keine Mörderin mehr war.

Und doch starrte ich nun auf den Bildschirm und sah einen toten Jungen vor mir. Überall war Blut, tiefrotes Blut. Das Gesicht des Jungen war weiss und seine sonst so strahlenden Augen starrten durch alles hindurch.

Und alles war meine Schuld, meine Schuld, meine Schuld. Ich hatte sein Leben auf dem Gewissen.

Mit Tränen in den Augen starrte ich weiter auf den Bildschirm. Wie hatte ich das Rune nur antun können. Wie hatte ich sein Leben als Preis geben können, um das meiner Schwester zu beschützen?

Ich hatte die Spielmacher bestochen, damit sie ihm zwölf Punkte gaben. Ich hatte die Spielmacher bestochen, damit die Karrieros ihn in ihrem Bündnis haben wollten. Doch das war nicht der Fall gewesen. Stattdessen war das Gegenteil eingetroffen, die Karrieros hatten ihn umgebracht, weil er besser gewesen war als sie. Er war nur besser gewesen, weil ich es so gewollt hatte.

Ich dachte an die Zeit zurück, in der ich mit ihm zur Schule gegangen war. In der er immer so nett zu mir gewesen war, mich die Hausaufgaben hatte abschreiben lassen, wenn ich sie einmal vergessen hatte und mir das richtige Zimmer gezeigt hatte, als ich mich einmal verirrt hatte.

In lauter Knall holte mich aus meinen Gedanken in die Wirklichkeit zurück. Mein Blick huschte wieder zum Bildschirm und meiner Schwester die gerade weinend auf die Knie sank und das Gesicht zwischen den Händen vergrub.

Es ist meine Schuld. Alles ist meine Schuld.

Nicht nur Runes Tod war meine Schuld, auch der Tod von Willow würde meine Schuld sein. Ich war diejenige die bei den letzten Spielen gerettet wurde. Nur wegen meinem Handeln hatten die Spiele manipuliert werden müssen. Und nur deswegen hatte Willow davon erfahren können, und nur deswegen wollten die Spielmacher sie nun töten.

Nun flossen mir auch die Tränen über das Gesicht. Hatte ich nicht schon genug Leben auf dem Gewissen? Konnte ich nicht einfach aufhören das Leben anderer zu zerstören? Ich raufte mir die Haare und wischte mir mit den Handrücken die Tränen von den Wangen. Doch es flossen bereits wieder neue hinab, als ich fertig war.

Wenn ich nicht auf den Sofa gesessen hätte, würde ich nun auf den Boden sinken, da ich einfach keine Kraft mehr hatte. Meine Schultern bebten, da ich immer noch schluchzte. Am liebsten würde ich meinen Frust hinausschreien.

Nach mehr als einer halben Stunde hatte ich mich wieder einigermassen gefasst. Ich musste immer wieder an Rune denken, doch ich versuchte das Geschehene so gut wie möglich zu verdrängen.

Wenn ich schon schuld an Willows momentaner Lage war, würde ich wenigstens diejenige sein, die sie wieder da rausholte. Ich würde dafür sorgen, dass sie die Spiele überlebte. Doch ich würde kein weiteres Leben nehmen. Ich wollte nicht noch ein Leben auf den Gewissen haben.

Doch wie brachte man eine Person lebendig aus einer Arena, aus der nur einer entkommen konnte? Vor allem, wenn man beschlossen hatte, keinem etwas zuleide zu tun.

Wieder machte ich mir Notizen mit allen Ideen, die ich zumindest einigermassen in Erwägung zog.

-        Die Spielmacher hypnotisieren, damit sie Willow in einer Notsituation helfen

Nicht wirklich realistisch. Nicht nur, weil ich  keinen Zugang zu der Zentrale der Spielmacher hatte, sondern auch, weil ich nicht wusste, wie man jemanden hypnotisierte.

-        Mich in die Arena schleichen, um Willow vor Ort zu helfen

Wie blöd war ich eigentlich. Wie konnte ich nur glauben, dass ich in die Arena kommen könnte? Die Wahrscheinlichkeit musste ich mir noch nicht einmal ausrechnen, um zu wissen, dass sie gar nicht vorhanden war.

-        Das System der Spielmacher hacken, um Willow zu helfen

Auch diese Idee war völlig verblödet. Ich meine, ich konnte noch nicht einmal das Zehnfingersystem. Wie sollte ich mich dann in ein Hochsicherheitssystem hacken können. Da gab es wahrscheinlich hunderte von Sicherungen, Verschlüsslungen und Passwörter, die man kennen musste.

Ich dachte weiter und schrieb noch ein paar weitere Ideen auf. Im ersten Moment klangen sie ganz logisch, doch schon beim zweiten Mal lesen merkte ich, dass es nicht funktionieren würde.

Doch auf einmal schlich sich eine weitere, viel bessere Idee in meine Gedanken. Eine Idee, die nicht nur im ersten, sondern auch im Zweiten Moment noch logisch erschien. Damit würde ich nicht nur Willow, sondern auch allen anderen Tributen helfen.

-        Das Geheimnis aufdecken, die Bevölkerung muss von den Machenschaften der Spielmacher erfahren

Denn wenn die Bevölkerung von den Machenschaften der Spielmacher erfuhr, würden sie alles in Frage stellen. Sie würden sich fragen, ob die Spielmacher schon einmal an der Wahrheit herumgepfuscht haben. Die Menschen würden Misstrauisch werden und die Menschen werden anfangen sich zu wehren.

Wie sollte das Kapitol die Spiele dann weiterführen? Konnten sie die Spiele weiterführen, wenn sie betrogen hatten, wenn sie die Wahrheit zu ihren Gunsten verändert hatten?

Noch war mein Plan bloss ein Entwurf, ein verzweifelter Versuch das Leben meiner Schwester zu retten. Das Leben der anderen Tribute zu retten. Doch ich würde ihn ausbauen, jede freie Minute daran arbeiten, bis er bereit war.

Doch für meinen Plan würde ich Verbündete brauchen. Leute, die mir beistanden und ebenso an dem Gelingen interessiert waren wie ich. Also würde ich erst Verbündete suchen und dann mit meinem Plan beginnen.

Das erste Mal seit den Neuigkeiten, die Willow mir überbracht hatte, fühlte ich mich so, als könnte alles gut enden. Vielleicht war die Situation nicht so verloren wie gedacht, vielleicht würde alles ein gutes Ende nehmen.

Ich musste nur daran glauben.

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