13. schmerzhafte Notfallsitzung

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d r e i z e h n

"Verdammt!" Wutentbrannt schmiss Francis den Ordner auf den Tisch und das laute Geräusch hallte beängstigend im Raum wider. "Das ist katastrophal!", brüllte er und tigerte mit schnellen, hektischen Schritten durch den Besprechungsraum.

Gott sei Dank, galt sein Wutausbruch nicht mir. Viel zu oft musste ich das über mich ergehen lassen und ich konnte aus Erfahrung sagen, dass das wirklich nicht lustig und von Spaß extrem weit entfernt war.

Heute hatte ich mir den Luxus gegönnt und war erst Mittags zu eben dieser Besprechung, in der ich mich gerade befand in die Firma gekommen und hatte den Morgen stattdessen gemütlich zuhause verbracht.
Ich hatte ausgeschlafen, gut gefrühstückt, lange geduscht, meine Nägel geschnitten, meinen Bart gestutzt, meine Wäsche gewaschen und mit Moritz und Tina geskyped.

Tinas war mittlerweile kurz vor dem neunten Monat, was hieß, dass der Countdown bis ich Patenonkel wurde langsam startete.

Während Moritz und Tina noch immer entspannt waren, war ich extrem nervös und hatte das Gefühl nur bei dem Gedanken an das kleine Baby zu platzen.
Ich konnte es kaum erwarten ihn oder sie kennen zu lernen und gleichzeitig hatte ich bereits jetzt Angst es kaputt zu machen.

Francis war über mein spätes Erscheinen nicht erfreut gewesen und irgendetwas sagte mir, dass er heute mit dem falschen Fuß aufgestanden war und nur deswegen wegen jeder Kleinigkeit explodierte.

Er hatte unser Gespräch gestern nicht mehr erwähnt und ich war froh darum und würde es deswegen auch nicht zur Sprache bringen. Das Gespräch konnte gern in der Vergessenheit verschwinden. Generell der gesamte Abend gestern war würdig vergessen zu und aus jedermanns Gedächtnis gestrichten zu werden.

Ich war zugegebenermaßen stolz auf mich, dass ich keine weiteren Tränen vergossen hatte und war meinem Körper unendlich dankbar, dass meine Augen heute morgen normal ausgesehen hatten und nicht rot und geschwollen und blutunterlaufen.

Charles hatte sich für diese Besprechung entschuldigen lassen und ich musste ehrlich sagen, dass ich froh war nicht mit ihm in einem Raum sitzen zu müssen. Das Geschehene nagte auch ohne seiner Anwesenheit an mir wie Ratten an einem Küchenschrank.

"Hat keiner etwas dazu zu sagen?", knurrte Francis offensichtlich wieder etwas gefasster.

Keiner sagte etwas und da ich ehrlich gesagt nicht einmal wusste, was das Problem war oder warum er sich so aufregte, weil ich neunzig Prozent der Zeit mit meinen Gedanken abgedriftete war, blieb auch ich stumm.

Francis atmete tief ein und setzte sich wieder auf seinen Stuhl, schob den Ordner, den er vor wenigen Augenblicken brutal auf den Tisch geworfen hatte, von sich und begann seinen Nasenrücken zu massieren. Die obligatorische Ader auf seiner Stirn pulsierte angespannt.

"Der Einzige, der in dieser Sache einen einigermaßen akzeptablen Job abgeliefert hat, waren Sie, Zachary." Überrascht sah ich zu Francis, der mich jedoch nicht ansah, sondern seinen Blick wütend über die anwesenden Personen schweifen ließ.

"Kann mir jemand erklären, wie ein Laie, der rein gar nichts damit am Hut hat, bessere Ergebnisse liefern konnte als studierte Köpfe mit jahrelanger Berufserfahrung?!" Francis Stimme war ruhig, doch die Wut schwang unterschwellig mit und abermals war ich froh, dass sie nicht mir galt.

Das indirekte Lob seinerseits - wahrscheinlich das erste Lob, das ich jemals von ihm erhalten hatte - ließ meinen Stolz wachsen und ich fühlte mich als hätte ich gerade eine Goldmedaille gewonnen, wie damals in der Schule bei den Sportfesten.

Francis seufzte schwer und erhob sich erneut aus seinem Stuhl. "Ich beende das heute. Denken Sie darüber nach was Sie falsch gemacht haben."
Mit diesen Worten verließ er mit lauten Schritten den Raum und kaum war die Tür hinter ihm wieder zugefallen, löste sich die Anspannung merklich und leise wurde Gespräch begonnen, während jeder seine Sachen zusammenpackte und sich der Raum nach und nach leerte.

"Zachary.", überrascht über die mir unbekannte Stimme, die mich beim Vorname nannte, sah ich mich fragend um. "Hallo Zachary." Sam erschien vor meinem Gesicht und lachend hielt er mir die Hand entgegen.

"Hallo Sam, sind die zwei Wochen schon um?", fragte ich ehrlich verwirrt nach und legte die Mappen in meinen Händen auf Klaras Tresen ab, an dem ich gerade stand. "Nein.", lachte er und rückte seine Krawatte zurecht, "Ich war nur da um mein Büro schon einzuräumen. Hast du Lust auf Mittagessen?" Beim Stichwort Mittagessen begann mein Magen laut zu Knurren. "Ja, Mittagessen hört sich sehr gut an. Lass mich noch kurz meine Jacke aus dem Büro holen."

Nachdem ich gestern beinahe unterkühlt zuhause angekommen war, hatte ich mich heute dazu entschieden einen Mantel überzuziehen und bemerkte gleich am Weg in die Arbeit wie Gold richtig diese Entscheidung war.

"Auf was hast du Hunger?", fragte Sam als wir das Firmengebäude verließen und uns zwischen den Passanten den Weg Richtung Restaurant schlugen. "Ehrlich gesagt ist mir das total egal. Hauptsache etwas Warmes." "Zwei Blocks weiter ist ein guter Italiener. Hört sich Pasta gut an?" Sams Grinsen steckte mich sofort an und genauso breit grinsend wie er nickte ich nur.

Schnell waren wir im Restaurant angekommen und kurz nachdem wir bestellt hatten wurden unsere Getränke gleich gebracht.

"Ich war letztens wieder bei Fred.", begann Sam zu erzählen nachdem er einen großen Schluck von seiner Coke getrunken hatte, "Er hat sich richtig über deine Grüße gefreut und hat erzählt, dass du eh letztens erst da warst."

"Ja stimmt." Bei dem Gedanken an den Abend musste ich irgendwie schmunzeln. Mal abgesehen von der Ohrfeige, die ich kassiert hatte, war der Abend eigentlich ganz gut gewesen, immerhin hatte Charles mich dort von sich aus das erste Mal geküsst.

"Er meinte, dass es langsam gruselig ist wie viele Anzugträger bei ihm rumlaufen. Ihr ward anscheinend zu zweit?" Ich nickte nur, nicht genau wissend, was ich darauf antworten sollte.
Eigentlich wollte ich ihm nicht erzählen, dass Charles auch dabei war.
"Offenbar auch ein Anzugträger.", lachte Sam und ließ damit das Thema, Gott sei Dank, fallen.

"Wie geht es deinem Sohn?", fragte ich beiläufig nach, da ich die Stille am Tisch, die zwar keines Falls unangenehm war, vertreiben wollte. "Gut. Diesen Freitag ist eine Party auf die er unbedingt gehen möchte und ehrlich gesagt bin ich weniger dafür das er hingeht, aber er konnte mich mit seinen exzellenten Argumenten umstimmen." Als das Gespräch auf seinen Sohn fiel, wechselte sein Gesichtsausdruck zu einem zarten gutmütigen Blick. Allein an der Art und Weise wie er von ihm sprach, merkte man, dass er seinen Sohn über alles liebte.

Bald wurde uns auch das Essen gebracht, was den Gesprächsstoff jedoch nicht milderte.
Nachdem wir uns gegenseitig über die Schmackhaftigkeit unseres Gerichts aufgeklärt hatten, erzählte ich ihm von meinem Patenkind, das nur noch wenige Wochen davon entfernt war das Licht der Welt zu erblicken und im gleichen Atemzug auch von meinen Ängsten dem Baby gegenüber.
Samuel konnte mir mit aufbauenden Vatertipps gut weiterhelfen und es war irgendwie schön sich mit einem außenstehenden Vater, der nicht Moritz war, über so etwas zu unterhalten. Tatsächlich konnte er meine Ängste etwas mildern.

"Darf ich dich etwas fragen, Zachary?" Überrascht von der Ernsthaftigkeit in seiner Stimme, von der schon das gesamte Essen lang keine Spur gewesen war, sah ich von meinem halbleeren Teller auf. "Natürlich."

"Es gibt viele... naja Gerüchte darüber wie du in die Firma gekommen bist und was du vorher gemacht hast und ich halte nicht viel von Gerüchten, deswegen wollte ich einfach mal nachfragen." "Welche Gerüchte kursieren denn?" Ich wusste, dass viel geplaudert wird und ich wusste auch, dass die Chefetage viel Wert darauf gelegt hat, dass niemand davon erfuhr, wie ich zu meinem Job gekommen war. Tatsächlich war mir selber nie ein Gerücht zu Ohren gekommen. was wahrscheinlich auch daran lag, dass ich mich nie großartig dafür interessiert hatte.

"Das Dubioseste, das ich bis jetzt gehört habe war, dass du dich mit mehreren Millionen in die Firma eingekauft hast und die Millionen hast du durch Drogenverkäufe auf dem Schwarzmarkt erzielt."

Ich ließ das Gesagte einige Augenblicke sacken und starrte Sam ungläubig an. "Das wird erzählt?", fragte ich perplex nach und wusste, dass ich im Moment wahrscheinlich einen Blick hatte wie ein Goldfisch. Samuel begann zu lachen und nickte nur.

"Also ich kann dir versichern, dass das nicht die Wahrheit ist." Jetzt musste auch ich lachen. Auf was für Ideen die Leute kommen. Ich und Drogenverkäufer? Das ich nicht lache. "Was noch?"

"Naja, das meiste ist wirklich normal und auch logisch irgendwo, aber es wird so viel erzählt, dass ich nicht weiß, was davon jetzt richtig sein könnte." Er zuckte mit den Schulter. "Was denkst du denn?" Er zuckte erneut mit den Schultern und offenbar etwas unbehaglich schob er eine Nudel auf seinem Teller hin und her. "Dass du einfach gute Connections hattest und wahrscheinlich auch das nötige Kleingeld."

So sympathisch mir Sam auch war, ich konnte ihm nicht die Wahrheit sagen.

Erstens, weil ich das selber nicht wollte, er brauchte nicht sofort wissen, dass ich schwul war, zweitens, würde Francis mich wahrscheinlich vierteilen, wenn er erfährt, dass ich es Sam gesagt hatte.
"Ja, so in etwa war es auch.", antwortete ich deshalb wage und begann weiter mein Essen zu essen, das Thema damit beendend. Sam nickte nur und machte sich ebenfalls wieder an seine Speise.

"Kanntest du Mister Johnson? Also den Verstorbenen?", fragte Samuel plötzlich und obwohl die Frage beiläufig und eher gelangweilt von ihm kam verschluckte ich mich vor Überraschung und begann laut zu husten. Wie kam er bitte jetzt darauf?

Versucht wieder etwas zu Atem zu kommen und das Brennen in meinem Hals zu lindern, trank ich einen großen Schluck.
Irritiert beobachtete Sam mich und ehe meine Reaktion noch komischer wurde antwortete ich ihm mit einem schlichten Ja. Da ich an seinem Blick erkennen konnte, dass ihm das offenbar als Antwort nicht genug war, räusperte ich mich und richtete mich etwas auf meinem Stuhl auf. "Wir haben uns damals auf dem College kennengelernt."

"Oh mein Gott. Das tut mir so leid. Warte... hier." Völlig von der Rolle und mit hoch rotem Kopf halte ich dem Schwarzhaarigen, dem ich vor wenigen Sekunden meinen Kaffee über das Polohemd geschüttet habe, eines meiner Shirts hin, das ich in meiner Tasche habe, da ich mich meistens mit Farbe bekleckere und dann gerne etwas neue anziehe. "Ich wasche es für dich.", füge ich schnell noch dazu.

Mein Gegenüber jedoch beginnt nur zu lachen und nimmt mein Oberteil mit einem Augenzwinkern an. "Schon in Ordnung. Das passiert jedem Mal.", kommt es gelassen von ihm und ohne sich groß Gedanken zu machen zieht er plötzlich Mitten auf dem Gang, wo einige Studenten unterwegs sind, sein Polohemd aus und zieht sich meines über den Kopf.

Unbewusst fällt mein Blick auf seine markanten Bauchmuskeln und schlucke trocken.
Ich kann mir nur knapp ein enttäuschtes Seufzen verdrücken als er wieder ganz angezogen vor mir steht.

"Wieso hast du es denn so eilig?", fragte er wieder nach und zieht mein Oberteil etwas zu recht. Es ist ihm eine Nummer zu klein, was zum Glück nicht sehr auffällt. Es wirkt eher so als wollte er damit seine zugegebenermaßen heißen Muskeln zur Schau stellen.
"Ich wollte pünktlich zu meiner Vorlesung kommen." Mit einem Blick auf meine Armbanduhr muss ich jedoch feststellen, dass ich jetzt sowieso zu spät kommen werde.

"Da bist du jetzt wahrscheinlich eh schon zu spät, oder?" Seine grauen Augen blitzen keck und sein intensiver Blick lässt mich nur Nicken, zu sehr bin ich von seiner Schönheit gefangen.
"Was hältst du davon, wenn wir einen Kaffee trinken gehen? Immerhin hast du deinen gerade großzügig verteilt." Der Namenlose grinste und hält sein nasses Oberteil zur Verdeutlichung hoch. Automatisch wurde ich wieder rot.

Gott ist das peinlich. Wieso habe ich meine Aufmerksamkeit auf meinen Kaffeebecher gehabt und nicht auf dem Weg? Dann wäre ich jetzt nicht in diesem Schlamassel.

"Uh... äh, ja-a gerne."
Innerlich ohrfeige ich mich für mein dummes Gestottere.

Da treffe ich mal einen hübschen Kerl, der mich auch noch zum Kaffee einladen möchte und kann dann nicht einmal einen richtigen Satz sagen. Gleich bereut er es mich überhaupt gefragt zu haben.

"Supi. Dann komm. Um die Ecke ist ein süßes Café, die haben richtig guten Kuchen. Du magst Kuchen, oder?" Schüchtern nicke ich. "Ich bin übrigens Jonathan, aber meine Freunde nennen mich John." 

Noch heute kann ich mich an das Glitzern in seinen Augen erinnern.

Wir hatten den gesamten Tag in diesem Café verbracht und einfach geredet, gelacht und jede Menge Kuchen gegessen. Danach hat er mich sogar noch zurück zu meinem Studentenwohnheim gebracht und sich mit einem Kuss auf die Wange bei mir verabschiedet. 

Wenige Tage später hatte er seinen einundzwanzigsten Geburtstag gefeiert und zu dessen Anlass eine riesen Party geschmissen, auf die er mich persönlich eingeladen hatte.
An diesem Abend hatten wir unseren ersten Kuss und von da an waren wir ein Paar.
Zehn Jahre lang.

Gedankenverloren schüttelte ich den Kopf. Ich wollte nicht daran zurück denken, die Erinnerungen taten mir nicht gut.

"Über was denkst du nach? Du lächelst so glücklich.", fragte Sam interessiert nach und lehnte sich etwas über den Tisch hinweg zu mir. Ertappt spürte ich wie meine Ohrspitzen heiß wurden.

"Ach nur an die Collegezeit. Ich vermisse es irgendwie." Sam schmunzelte. "Oh ja. Das waren wilde Zeiten. Was genau hast du studiert?" "Kunst mit Schwerpunkt Freie Kunst.", antwortete ich schneller als ich über die Antwort nachgedacht hatte. Augenblicklich biss ich mir auf die Zunge.

Verdammt, spätestens jetzt würde Sam über meine Qualifikationen für meinen Beruf stutzig werden. Ich wollte keine Informationen über meine Vergangenheit preisgeben, aber natürlich war mein Mund schneller als mein Kopf.

Überrascht hob er die Augenbrauen. "Das hätte ich jetzt nicht erwartet."
Ich zuckte nur mit den Schultern in der Hoffnung, dass das Thema damit abgeschlossen war.
Irgendwie war dieses Essen doch anstrengender als erwartet.

Samuel wollte gerade wieder etwas sagen, da kam, Gott sei Dank, eine Bedienung und räumte unser leeres Geschirr weg. "Wir würden dann gerne zahlen.", teilte ich der Blondine mit und sie nickte. Nach dieser Unterbrechung ging Sam zum Glück nicht mehr weiter auf das vorherige Gesprächsthema ein.

Der Weg zurück zur Firma war von einer angenehmen Stille geprägt und in der Lobby verabschiedete sich Sam, da er keinen Grund hatte noch einmal mit nach oben zu kommen.
"Wir sollten öfter Mittagessen gehen.", teilte ich ihm mit und zustimmend nickte er. "Ja, das finde ich auch. Bis dann Zachary." Ich winkte ihm zum Abschied noch einmal zu und stieg dann in den Aufzug.

"Zachary." Kaum hatten sich die Türen des Aufzugs geöffnet, griff Francis nach meinem Arm und zog mich mit sich. "Notfallsitzung. Jetzt.", waren seine einzigen Worte und ohne Gnade schliff er mich durch die Gänge.

Ohne anzuklopfen riss er Charles Bürotür auf und blieb im selben Moment wie angewurzelt stehen.

Charles war nicht alleine.

Eine Brünette räkelte sich gerade nur im BH auf seinem Schreibtisch, ihr Kleid dabei achtlos am Boden liegend, während Charles mit offensichtlich heruntergelassener Hose hinter ihr stand.

Sie hatten Sex.

"Dad!", kam es einerseits wütend andererseits erschrocken von Charles und auch die Brünette ließ einen erschrockenen Schrei los.

Mein Herz in meiner Brust zersprang in tausend Teile und hinterließ eine gähnende Leere an dem Platz an dem es vorher noch für Charles geklopft hatte.

Ich wusste, dass ich nichts besonderes für ihn war. Dass es nur Sex war.
Doch jetzt mit eigenen Augen zu sehen wie er es dieser Frau besorgte, verursachte eine andere Art Schmerz als das bloße Wissen, als die bloße Vermutung davon.

Denn tief in mir hatte ich noch immer gehofft, dass er in dem Moment als er mich allein in meine Büro zurückgelassen hat, realisiert hatte, dass er mich vielleicht doch mochte und dass er früher oder später auf mich zu kommen würde.

Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Versuchte gelassen dabei zu stehen, während Charles und sein Vater wild diskutierten.
Ich wusste nicht wieso sie diskutierten und eigentlich war es mir auch egal.

Die Brünette zog sich schnell mit hoch roten Kopf ihr Kleid über und verschwand innerhalb wenigen Sekunden aus dem Büro.

Auch Charles zog sich seine Hose wieder an und wand sich von uns ab.
Francis beobachtete das Flittchen, wie sie mit gesenkten Blick an uns vorbeihüpfte, ihre Brüste dabei gefährlich wackeln, da sie von dem engen Kleid kaum gehalten wurden. "Deinen Frauengeschmack werde ich nie verstehen.", seufzte Francis und strich sich durchs Gesicht. "Ach, ich vergass. Du hast ja gar keinen Geschmack. Du fällst über alles her was nicht bei Drei auf dem Baum ist."

Francis Worte hallten in meinem Kopf wider und augenblicklich wurde mir schlecht.

Wie gestern Abend fühlte ich mich wieder dreckig und benutzt und abermals wurde mir schmerzlich bewusst, dass ich ihn ohne Kondom in mir hab kommen lassen und bekam daraufhin das Gefühl als müsste ich mich übergeben.

Ich war nicht besser als die Brünette.
Ich war nicht bei Drei auf dem Baum.
Ich hatte Charles machen lassen. Mich ihm hingegeben und mich damit auf die selbe Stufe gestellt wie das Mädchen, das ich vor wenigen Sekunden noch als Flittchen beleidigt hatte.
Ich war selber ein Flittchen. Ich war keinen Deut besser als sie.

"Was macht ihr überhaupt hier?", fragte Charles mit kalter Stimme nach und schenkte sich in aller Seelenruhe etwas zu trinken ein.
"Du warst heute nicht beim Meeting.", knurrte Francis und ohne in ansehen zu müssen wusste ich, dass seine Stirnader pulsierte. Allein sein Tonfall verriet dies.

Charles würdigte mich keines Blickes, während er mit seinem Vater wieder eine Diskussion begann und versuchte Francis mit seinen Blicken zu töten.

Ich fühlte mich extrem unwohl, wollte einfach nur weinen, mich in meinem Bett vergraben und nie wieder nur einen Fuß in diese Firma setzten.
Vor allem wollte ich mich übergeben. Wollte das schlechte Gefühl aus meinem Bauch bekommen, auch, wenn ich wusste, dass es auch nach dem Entleeren meines Mageninhalts nicht besser werden würde. Es war zu spät. Die Missetat war begangen und nichts in der Welt konnte es rückgängig machen.

"In zehn Minuten in meinem Büro.", kommandierte Francis seinem Sohn und wand sich wieder mir zu. "Sie kommen gleich mit." Mit strammen Schritten verließ Francis das Büro und ich folgte ihm dicht auf den Fersen.
Niemals würde ich auch nur seine Sekunde mit Charles alleine in einem Raum verbringen.

"Sie sind ja ganz blass.", lachte Francis und öffnete seine Bürotür, "Haben Sie noch nie eine nackte Frau gesehen?" Das freche Grinsen auf seinen Lippen und die Augen, die dabei spitzbübisch blitzten, ließen nichts von seinem vorherigen Wutausbruch erkennen.

Tatsächlich hatte ich schon einige nackte Frauen in meinem Leben gesehen. Etwas was vor allem an einem Sexualität lag, weshalb sich Frauen in meiner Gegenwart ihrer Nacktheit nicht schämen.
Da es jedoch gut war, dass Francis dachte, dass ich deswegen so reagiert hatte, nickte ich einfach nur.

"Woher wollen Sie dann wissen, dass Frauen nichts für Sie sind?" Eine Frage, die ich tatsächlich schon öfter gestellt bekommen hatte. "Ich weiß es einfach.", antwortete ich schulterzuckend. Das war auch die Wahrheit. Ich hatte noch nie eine Frau, die nicht meine Mutter oder meine Großmutter war, geküsst oder auch nur daran gedacht eine Frau sexuell zu berühren.
Allein die Gedanken daran waren irgendwie abstoßend.

Francis nickte nur stellte mir netterweise ein Glas Whisky hin und setzte sich selber mit einem zu mir auf die Sitzgarnitur.

"Ich weiß nicht mehr was ich mit Charles noch machen soll." Ich war mir nicht sicher, ob er mit mir sprach oder eher ein Selbstgespräch führte. "Warum kann er sich nicht einfach ein nettes Mädel suchen, sie heiraten und aufhören andauernd wild durch die Gegend zu vögeln." Francis seufzte und begann seinen Nasenrücken zu massieren.
In diesem Moment wirkte er tatsächlich wie ein liebender Vater und nicht wie der strenge Firmenbesitzer, der durchgehend von seinen Kindern enttäuscht war und nur dessen Enkel ihn glücklich machen konnte.
Er wirkte gerade so normal.

Das änderte sich jedoch in dem Moment als Charles zur Tür hereintrat.

Jetzt wieder ganz angezogen sogar mit Jackett und selbst seine Haare hatte er wieder in Form gebracht.
Das Einzige, was auf seine vorherige Beschäftigung hindeutete war der Lippenstift, den man an seinem Hemdkragen eindeutig erkennen konnte.
"Du solltest dir später ein neues Hemd anziehen.", murmelte Francis und richtete sich weiter auf.

Grob zusammengefasst teile er seinem Sohn mit was im Meeting passiert war und worum es ging. Dabei ließ er es sich nicht nehmen erneut meine überraschend gute Leistung zu erwähnen.
Ich versuchte mich ganz auf das geschäftliche Gespräch zu konzentrieren und dabei meine Gefühlswelt komplett zu verdrängen. Gerade war nicht die Zeit um zu trauern.

Gerade als wir kurz davor standen uns auf eine Lösung zu einigen, klopfte es an der Tür und Francis trat für einige Minuten aus dem Raum.
Kaum hatte seine Präsenz den Raum verlassen fühlte ich mich allein gelassen, spürte die Panik und die Tränen in mir aufsteigen und wollte am liebsten vor Charles weglaufen.

Versucht meine Fassung zu behalten nippte ich mehrmals an meinem Glas und wobei mir meine zitternden Hände auffielen.

Meine meine Selbstbeherrschung verfluchenden Gedanken wurde von Charles Hand unterbrochen, die sich plötzlich auf meinen Oberschenkel legte. "Zach–" "Fass mich nicht an!" Die Worte brachen wütend aus mir heraus und reflexartig erhob ich mich vom Polster, wodurch sich seine Hand löste und brachte damit einen wohltuenden Abstand zwischen uns.

Ich konnte ihn nicht ansehen, weil ich wusste, dass er zu viel aus meinem Blick hätte lesen können.
Ich konnte auch keine weitere Sekunde mehr mit ihm in diesem Raum verbringen, weshalb ich das Glas beiseite stellte und ohne noch einmal zu ihm zu sehen Francis Büro verließ.

Ich murmelte etwas von Telefonat als ich an Francis vorbei stürmte und auf direktem Weg in mein Büro jede weitere Person ausblendete, die versuchte mich anzusprechen.

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