3. Kapitel

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"Penny, wie oft muss ich dir noch sagen, dass du die Beine vom Tresen nehmen sollst?"
"Dad, es sind kaum Menschen im Café."
Ihren Vater ignorierend heftete Penelope ihren Blick weiterhin auf das vor ihr liegende Backbuch.
"Liebling, Arbeit ist Arbeit."

Kurz blickte das Mädchen von dem Blaubeermuffinrezept auf.
"Haben wir noch Mehl da?", fragte sie, ohne auf die davorige Aussage einzugehen.
"Deine Mutter und ich haben bereits alle Backwaren für die nächsten Tage vorbereitet. Wozu brauchst du es denn?"
"Ich wollte diese Muffins hier machen", Penelope hielt ihrem Vater das Backbuch vor die Nase, während dieser in seiner Tätigkeit, nasses Geschirr zu trocknen, innehielt.
"Als Art Geschenk für die anderen aus der Forschertruppe."
Ihr Vater nickte nachdenklich.
"Ich denke, ich werde ein bisschen im Voraus auftreiben können."
Penelope grinste und widmete sich zufrieden wieder ihrem Rezept.
"Aber solange ich danach suche, liegt deine Aufmerksamkeit auf deinem Job, junge Dame. Und Füße vom Tresen!"
"Danke Dad", trällerte sie ihm noch hinterher, bevor der Mann wieder in der Backstube verschwunden war.

"Wow, man kann dich vor lauter Arbeitslust ja gar nicht stoppen, Penny."
Penelope ließ sich von Aristis' Bemerkung nicht davon abhalten, weiterhin alle benötigten Zutaten für ihre Blaubeermuffins zu überprüfen.
"Für dich heißt es Penelope", murmelte sie, ohne den jungen Mann anzusehen.

Aristis Temple arbeitete halbtags, genau wie Penelope, in dem Café ihrer Eltern.
Penelope wusste nicht viel über den mysteriösen Angestellten mit den merkwürdigen Handschuhen, welche er für Penelopes Geschmack viel zu selten abzulegen schien.
Sie wusste weder wo er wohnte, noch was er sonst tat, wenn er nicht gerade arbeitete oder Penelope mit den immer gleichen unüberlegten Sprüchen aufzog.
Nicht einmal sein Alter war ihr bekannt und ihren Eltern wohl genau so wenig.

Deswegen wurde sie umso misstrauischer, als vor ein paar Monaten mehrere antike Porzellanteller, welche ihre Mutter bereits seit Jahren sammelte und im Café aufhing, spurlos verschwunden waren.
Penelope würde Aristis dieser Tat nicht beschuldigen, aber die Vermutung abstreiten, würde sie auch nicht.
Ihre Eltern sahen in dem Angestellten nur einen stattlichen jungen Mann mit atemberaubenden blauen Augen, der unmöglich etwas im Schilde führen könnte.
Laut ihrer Freundin Reyna machte dieses geheimnisvolle Verhalten Aristis nur umso attraktiver.
Dazu konnte Penelope nichts sagen.
Sie fühlte sich ohnehin nicht zu Männern hingezogen und selbst wenn, verstand sie nicht, was genau an Aristis so unglaublich faszinierend sein sollte.

"Ich bewundere es wirklich tagtäglich, wie du ohne jeglichen Aufwand zu betreiben, deine Eltern nach deiner Pfeife tanzen lassen kannst."
"Sie können mir nun mal nichts abschlagen."
"Ein bisschen Arbeit wäre aber nicht verkehrt, meinst du nicht?"
Penelope gab ein genervtes Schnaufen von sich und drehte sich mit schief gelegtem Kopf zu Aristis um.
"Ich arbeite hier schon seit ich dreizehn Jahre alt bin. Ich denke, ich kann ganz gut einschätzen, wann ich wo gebraucht werde. Außerdem wurde ich, im Gegensatz zu dir nebenbei bemerkt, bei einer sehr wichtigen Mission angenommen, bei der ich einen guten ersten Eindruck auf meine Begleiter und die anderen Mitglieder machen möchte. Also lass mich bitte meine Muffins backen."
"Meinst du die Begleiter, die gerade das Café betreten haben?"
Verwirrt blickte Penelope den Braunhaarigen an, der mit einer hochgezogenen Augenbraue in Richtung Eingangstür deutete.
Tatsächlich hatten sich eben diese Begleier an einen Tisch nicht weit vom Tresen entfernt niedergelassen und waren gerade dabei, einen Haufen an Dokumenten und Papieren zu studieren.

Entsetzt schnappte sich Penelope ihr Backbuch und hielt sich dieses vor das Gesicht.
Mit großen Augen starrte sie Aristis hilflos an.
"Was machen die denn hier?", flüsterte sie aufgeregt. "Ich bin darauf nicht vorbereitet. Die Expedition beginnt doch erst morgen!"
Aristis hatte entspannt die Arme vor seiner Brust verschränkt und beäugte die Männer unbekümmert.
"Hattest du nicht einmal was von zwei Begleitern gesagt? Das sind nämlich drei", fragte er und schien die Panik Penelopes gar nicht zu bemerken.
"Ja, Chester Wilson und mein Geschichtslehrer Colin West."
Selbst wenn es nicht Aristis' Absicht gewesen war, hatte dies eine merkwürdig beruhigende Wirkung auf Penelope und nach ein paar zögerlich Atemzügen, senkte sie die Hand, in der sie das Backbuch gehalten hatte.
"Der dritte ist Nicolas Wesley. Bei ihm habe ich Technik. Er ist aber recht kurzfristig Begleiter geworden."
"Sagtest du Wesley?"
Etwas entspannter blickte Penelope Aristis an, welcher nun an der Reihe war, mit gerunzelter Stirn ihren Lehrer zu mustern. Sie glaubte für einen kurzen Augenblick etwas anderes über sein Gesicht streifen zu sehen, als seine sonst so aufbrausende und teilweise auch arrogante Ausstrahlung, aber was genau dies war, konnte sie nicht deuten.
"Ja, wieso?"

Zu einer Antwort Aristis' kam es nicht.
Denn während Penelopes kleiner Angstattacke hatte sie gar nicht mitbekommen, wie sich einer der dreien vom Tisch erhoben und sich zum Tresen bewegt hatte.
Colin West und Nicolas Wesley kannte Penelope bereits durch die Schule, aber Chester Wilson war sie noch nie persönlich begegnet.
Nun stand genau dieser vor ihr und sie hatte keine andere Wahl, als sich ihrem Begleiter für die nächsten paar Monate zuzuwenden.

"Guten Morgen", begrüßte dieser die beiden Barista mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen.
Als seine dunkelbraunen Augen auf Penelope landeten, hielt er kurz inne, als würde er sich an etwas erinnern wollen.
"Kennen wir uns?", fragte er schließlich.
Nervös schüttelte das Mädchen den Kopf und strich sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr.
"Nein, aber ich bin Teil der geplanten Forschergruppe. Meine Akte müsste in in dem Ordner sein, die die Leiterin zusammengestellt hat. Ich bin Penelope."
"Aah, natürlich!", gab er verstehend von sich.
"Ich wusste doch, dass die schwarzen Locken und grauen Augen mir bekannt vorkamen. Ich bin Chester Wilson."
Fröhlich streckte er seine Hand aus, woraufhin Penelope ihm die ihre reichte.
"Dann weißt du ja sicherlich, dass ich dich und die restlichen Forscher und Forscherinnen begleiten werde."
Das Mädchen nickte aufmerksam.
"Es ist mir eine große Ehre, dass ich Teil dieser Mission sein darf. Sie wissen schon für ein Mädchen, das in einem Café arbeitet. Ich bin ja keine Wissenschaftlerin oder Soldatin oder so. Nicht dass ich nutzlos wäre, aber Sie wissen schon, was ich meine", blubberte es so aus Penelope heraus und schon im gleichen Moment bereute sie alles, was sie gerade gesagt hatte.
Aristis, der noch immer neben ihr stand, unterdrückte sich sein Lachen.

Chester Wilson dagegen sah sie nur mit warmen Augen an und kratzte sich kurz hinter seinem Ohr.
Er lächelte wieder.
"Ein jeder Bewohner der Elyktra sollte die gleichen Chancen haben, an einer Mission teilzunehmen, die unser aller Zukunft betrifft. Ob Wissenschaftler oder nicht."
Penelope lächelte wieder zurück.

An dem Tag der Abreise erwachte Penelope früher als sonst.
Normalerweise nutzte sie jede Sekunde Schlaf, die sie bekommen konnte und blieb für gewöhnlich so lange im Bett liegen, wie es möglich war.
Doch die Aufregung aufgrund der bevorstehenden Reise hatte dafür gesorgt, dass Penelope bereits die halbe Nacht wach gelegen, wie verrückt auf die Uhr gestarrt und nur auf den Zeitpunkt, an dem es so weit war aufzustehen, gewartet hatte.

Genau eine Minute vor halb sieben hatte sich die junge Frau aufgerichtet, die Bettdecke von sich gestülpt und das warme Bett verlassen.
Die Kälte, die sie empfing, hatte sie ihre Entscheidung für einen kleinen Moment bereuen lassen, aber im nächsten hatte sie schon wieder an nichts anderes als ihre Mission denken können.

Voller Energie war sie für eine halbe Stunde in ihrem Zimmer hin und hergerannt, auf der Suche nach der einen oder anderen Socke sowie nach anderen Dingen, wobei sie vor lauter Unruhe schon wieder vergessen hatte, wonach sie eigentlich suchte.
Eine weitere halbe Stunde hatte sie einfach auf ihrem Bett sitzend verbracht, in der sie, während sie wie besessen ins Nichts gestarrt hatte, das erste Mal wirklich den Gedanken erfasst hatte, was für eine Reise nun auf sie zu kommen würde.

Erschrocken darüber, wie viel Zeit bereits vergangen war, bis sie wie die anderen Forscher und Forscherinnen zur Abreise bereit bei den Militärlagerhallen ankommen sollte, hatte sich das Mädchen flüchtig einen lockeren Zopf gemacht, nun endlich die verschollene Socke ausfindig machen können und sich für ein vorerst letztes Frühstück mit ihren Eltern in der Küche niedergelassen.

Eigentlich hatte sie sich mit Reyna noch in der Bibliothek verabredet, aber als ihre Freundin eine dreiviertel Stunde vor der Abreise noch immer nicht erschienen war, hatte sie sich lieber in der Begleitung ihrer wohl noch unruhigeren Eltern auf dem Weg zu den Lagerhallen gemacht.

Penelope war erst sehr wenige Male auf dem Gebiet des Militärs gewesen, aber sie war sich sicher, diesen Platz noch nie voll von so vielen Menschen gesehen zu haben.
Ein paar Gesichter, von denen sie glaubte, sie bereits in der Akte der Leiterin gesehen zu haben, konnte sie erkennen.
Von den meisten hatten sich die gesamten Familien rund um ihre Kinder versammelt, um sich zu verabschieden.
Nur einzelne hatten sich schon in den riesigen zwei Jeeps, welche in der Mitte des ganzen Wirbels standen und von nun an vermutlich ihre Transportsmittel waren, eingefunden.

Nach einer sehr emotionalen Verabschiedung von ihren Eltern, die die Blicke einiger Anwesenden auf sich gezogen hatte, hatte es Penelope schließlich geschafft, sich ebenso in eines der ihr zugeteilten Fahrzeuge zu setzen, nachdem Colin West ihr noch geholfen hatte, ihr Gepäck im Jeep unterzubringen.

Unruhig saß das Mädchen nun da und suchte aufgeregt die Blicke der anderen Personen, welche bereits Platz genommen hatten.
Gegenüber von ihr saß ein Junge in Uniform.
Seine Hände hatte er in seinem strohblonden Haar vergraben und seine olivgrünen Augen waren konzentriert auf das Buch in seinem Schoß gerichtet.
Neben Penelope selbst saß ebenfalls jemand in Soldatenuniform.
Ein braunhaariges Mädchen, das sich demonstrativ von ihr weg an die andere Fensterscheibe gelehnt hatte.
Keiner der beiden schien auch nur ansatzweise an ihr interessiert zu sein.

"Ich bin übrigens Penelope", räusperte sie sich.
Die beiden warfen Penelope einen kurzen überraschten Blick zu, als ob sie noch nie jemand im Leben angesprochen hatte, woraufhin sie ihnen ein breites Grinsen schenkte.
"Ich hab mich schon total auf diese Mission gefreut", fügte sie hinzu.
Vorerst kam wieder keine Antwort.
"Ich hoffe, du weißt, dass diese Mission hier keine Kinderparty wird", ergriff das Mädchen neben ihr das erste Mal das Wort.
Wow, die waren ja gut gelaunt.

Irritiert drehte sich Penelope zu der Soldatin um und blickte sie fragend an, aber der Blick des Mädchens lag immer noch hinter dem Fenster und nicht auf ihr selbst.
"Ich bin Niyol Rachid", stellte sich nun der andere vor und bemühte sich nicht einmal um ein Lächeln. Er nickte Penelope einfach nur höflich zu, ehe er sich wieder seinem Buch widmete.
Immerhin war einer bereit, auch nur ansatzweise Konversation zu betreiben.

Penelope, die sich unbemerkt in ihrem Sitz nach vorn gelehnt hatte, ließ sich mit einem leisen Seufzer zurück in die Lehne fallen und akzeptierte den Fakt, dass nicht jeder Mensch extrovertiert sein konnte.
Dieser Gedanke wurde von der Stimme ihrer Freundin unterbrochen, deren Kopf soeben vor der Fensterscheibe aufgetaucht war.
Reynas unterschiedlich farbige Augen blickten in die grauen Penelopes, während sie mit ihrer Hand an das Glas klopfte.
"Penny, du hast nicht auf mich gewartet!", konnte sie die verärgerte Stimme der Braunhaarigen dumpf dahinter hören.
Schnell öffnete sie die Tür des Fahrzeuges und sprang aus ihm heraus, um ihre Freundin zu umarmen.
Dies war aber nicht einmal so einfach, da Reyna, wie sie feststellte, zwei Kisten voller Muffins in den Händen hielt, Penelopes Muffins.

"Die hier haben mir deine Eltern in die Hand gedrückt", erklärte sie ihr und erwiderte die Umarmung, sobald sie eine Muffinkiste weniger zu tragen hatte.
"Die habe ich total vergessen", lachte Penelope und sah das andere Mädchen dankbar und entschuldigend zugleich an.
"Tut mir wirklich leid, dass ich nicht gewartet habe", sagte sie.
Reyna schüttelte nur gleichgültig den Kopf.
"Ist schon ok. Ich hatte einen kleinen Unfall im Labor, deswegen bin ich etwas zu spät gekommen. Aber wie es aussieht, bin ich ja nicht die Letzte."
Reynas Blick fiel auf das Pärchen, das ein bisschen weiter entfernt von dem Jeep wohl in ein tiefes Gespräch verwickelt war.
Penelope erkannte die stellvertretende Leiterin der Elyktra Velina Yenen, die gerade mit einem kleinen, zierlichen, jungen Mann mit langen schwarzen Haaren zu reden schien.

"Das ist Cyrias Teferin", erklärte ihr Reyna leise.
"Er ist so etwas wie Mrs. Yenens Schützling. Ich hab gehört, er kommt eigentlich aus Paris."
Penelope war nicht besonders überrascht darüber, dass die Wissenschaftlerin bereits alles über ihre Forschermitglieder ausgekundschaftet hatte und beobachtete die beiden für einen kurzen Augenblick.
Als der Schwarzhaarige sich irgendwann von der Frau abwandte und sich in ihre Richtung zu begeben schien, nahmen die zwei Mädchen schnell eine andere Position ein und setzten eine unschuldige Miene auf, als ob sie ihn bis eben nicht angestarrt hätten.
"Guten Tag", begrüßte sie dieser unberührt, bevor er auch in den Jeep stieg, vor dem sie standen.

"Was ist denn jetzt eigentlich mit den Muffins, Penny?", hakte Reyna nach.
"Ah, ja. Die wollte ich austeilen." Penelope steckte ihren Kopf wieder in den Jeep hinein.
"Ich habe gestern ein paar Blaubeermuffins gebacken. Möchtet ihr welche haben?"
Sie hielt den dreien die eine Muffinkiste hin.
Zögerlich nahm sich jeder einen Muffin und beäugte ihn kurz skeptisch, als ob man ihnen soeben ein Wollknäul zum Essen gegeben hatte.
Penelope und Reyna wechselten einen kurzen aber vielsagenden Blick.
Besonders die braunhaarige Soldatin schien der Muffin eher an eine Bombe zu erinnern.
"Ich glaube, du hattest doch mit einer Kinderparty gerechnet", sagte sie reserviert.

"Ich möchte einen haben", ergriff ihre Freundin nun das Wort und lehnte sich neben Penelope in die Autotür.
Sie reichte ihr ebenfalls einen, dabei entging dem Mädchen nicht, wie sie den jungen Soldaten, der sich als Niyol vorgestellt hatte, sowie sein Buch beäugte.

"Hallo, Rachid", begrüßte die Braunhaarige den Jungen, der bei der säuselnden Stimme Reynas verwirrt hochblickte.
"Ähm, hallo", stammelte er, erlang aber schnell wieder die Fassung.
"Was liest du da?", fragte sie.
Als wäre es ihm unangenehm, schloss er das Buch und steckte es wieder in seinen Rucksack.
Verwundert beobachtete Penelope die Szene, die sich gerade vor ihr abspielte.
Sie hatte nicht gewusst, dass Reyna den distanzierten Soldaten kannte.

"Das ist eher unbekannt", sagte er.
"Ja? Es sah stark nach 'Felia' aus. Dieses blanke Cover würde ich überall erkennen. Um ehrlich zu sein, hätte ich nicht gedacht, dass du auf solche Geschichten stehst", entgegnete Reyna, die entspannt ihren Muffin aß.
Niyol schluckte kaum merklich, ohne etwas zu erwidern.
"Zu schade, dass die Autorin anonym ist", fuhr sie unbekümmert fort.
"Ein Freund hat es mir ausgeliehen."
Mehr kam von Niyol nicht als Antwort.

"Sicher", Reyna schmunzelte.
Sie schaffte es wirklich immer, nach einem Gespräch Menschen verdattert stehen zu lassen, ohne dass sie sich groß anstrengte.
"Was ist jetzt eigentlich mit Pennys Muffins? Es gibt bestimmt Alternativen, als sie nur die ganze Zeit anzustarren."
Penelope warf ihr einen dankbaren Blick zu.
"Soldaten", flüsterte Reyna ihr grinsend ins Ohr und schüttelte den Kopf.
"Sind wahrscheinlich auf Diät", fügte sie schulterzuckend hinzu.

"Wie bitte?", fragte Sienna angespannt.
Penelope wollte einfach den Jeep wechseln.
Vielleicht würde Reyna ja mit Niyol weiter über ihre anonyme Autorin reden wollen und würde mit ihr tauschen.

"Sienna", sprach Niyol das braunhaarige Mädchen mit drängender Stimme an.
Diese erwiderte seinen Blick nur eisig, biss zu Penelopes Überraschung dann aber doch von dem Blaubeermuffin ab.
Neugierig war Penelopes Blick auf das andere Mädchen geheftet und wartete auf eine Reaktion.
"Seht mich nicht so an", zischte Sienna, fuhr dann aber mit etwas sanfterer Stimme fort: "Kann man essen."
"Das nehme ich als Kompliment."

"Oh, ich glaube, ich muss zurück zu meinem Jeep."
Reyna hatte den Blick auf Chester Wilson gerichtet, der gerade die Autotür hinter sich zugeschmissen hatte.
"Die anderen Muffins würde ich dann in deinem Namen auch austeilen", sagte sie zwinkernd.
"Danke, wir sehen uns später." Penelope sah ihrer Freundin sehnsüchtig hinterher und ließ sich schließlich wieder neben Sienna auf ihren Sitz fallen.
Auch bei ihnen öffnete sich die vorderen Türen und Colin West sowie Nicolas Wesley stiegen in den Jeep.
Nachdem ein paar Fragen, Antworten und Willkommensgrüße ausgetauscht wurden, die hauptsächlich zwischen Penelope und Colin West stattfanden, setzte sich das Auto in Bewegung.

Enttäuscht stellte sie fest, dass wohl keiner ihrer Jeepgenossen allzu gesprächig waren, geschweige denn ihre Muffins wertschätzten. Also gab sie ihre Bemühungen nach Kommunikation auf und lenkte ihre Aufmerksamkeit stattdessen auf den Trubel außerhalb des Autos.
Die Menschen, die noch nicht zu den Kuppeln zurückgekehrt waren, wie Penelopes Eltern, winkten ihnen noch zum Abschied zu und schon bald konnte man am Horizont nichts weiter erkennen als die riesigen Kuppeln der Elyktra, umgeben von sandiger, trockener Landschaft.

Erneut machte sich dieses merkwürdige Gefühl in ihr breit.
Vielleicht war es frühes Heimweh, vielleicht aber auch die Feststellung, dass sie ab nun an nicht nur eine normale Teenagerin in der Elyktra war, sondern Teil einer Forschungsgruppe, auf deren Schultern die Zukunft der neueren Generationen lag.
Auf ihren Schultern.
Aber Penelope entschied sich dazu, nicht diesen gedanklichen Weg zu gehen.

"Ist alles in Ordnung bei euch?"
Colin West hatte sich am Steuer ein wenig zu Penelope und den anderen gewendet.
Auch wenn sein Blick konzentriert auf der Strecke vor ihm lag, schien er sich aufrichtig um ihr Wohlergehen zu sorgen.

"Alles Bestens, Sir", sagte Niyol zuerst in der vornehmen Stimme, in der er bereits gesprochen hatte, als Penelope den Jeep betreten hatte.
"Ja, alles in Ordnung", schloss sie sich an.
Die anderen beiden schwiegen.
"Ich hätte bloß gerne die andere Hälfte unserer Truppe kennengelernt", fügte sie hinzu.
Mr. Colin lächelte ihr über den Rückspiegel ruhig zu.
"Wir werden in zwei Stunden den ersten Zwischenstopp machen, um noch ein paar Dinge auszutauschen. Dort habt ihr Zeit, einander kennenzulernen."
Penelope nickte verstehend.

Die Fahrt schien für Penelope am aufregendsten zu sein.
Ihre Nase war so gut wie an die Fensterscheibe gedrückt und am liebsten hätte sie sich aus dem Fenster gebeugt, um die für sie unbekannte Landschaft noch mehr ausschöpfen zu können.
Niyol hatte sein Buch wieder hervorgekramt, Sienna schien sich Kopien von dem Ordner der Leiterin anzuschauen und der Junge namens Cyrias hatte angefangen etwas zu zeichnen. Dabei musste er immer wieder die Augen schließen und sich in seinem Sitz zurücklehnen, als ob ihm schlecht sei.
Neben dem Rattern des Wagens hörte man nichts.

"Woher kanntest du eigentlich Reyna?", fragte Penelope in die Ruhe hinein.
Niyol schaute diesmal nicht von seinem Buch auf und steckte es auch nicht zurück in seine Tasche, wie er es bei Reyna getan hatte.
"Tu ich auch nicht. Wir haben uns nur flüchtig vor dem Büro der Leiterin getroffen", sagte er.
"Warum?", diesmal hatte er für einen kurzen Augenblick aufgeschaut.
"Nur so."
Penelope sah wieder aus dem Fenster.
"Ihr scheint, euch gut zu verstehen."

Die Mittagssonne stand hoch am Himmel, als sie ihren ersten Zwischenstopp machten.
Die Umgebung, in der sie sich nun befanden, glich zwar noch stark der, in der die Elyktra sich befand, jedoch war deutlich zu erkennen, dass der Boden noch trockener und sandiger wurde.
Hie und da standen ein paar Bäume und Sträucher, aber besonders viele Grüntöne konnte man nicht finden.
Die Jeeps hatten die Erwachsenen neben einer kleinen Steinformation geparkt, die sie vor dem Wind schützte, welcher ihnen sonst nur Sandkörner in die Augen geweht hätte.

Penelope war aus dem Fahrzeug herausgestürmt und hatte sich zu allererst aufgeregt auf dem sandigen Boden fallen gelassen.
Sie war noch nie so weit weg von Zuhause gewesen.
Sie hatte sich noch nie in so unbekannter Umgebung befunden und sie hatte sich noch nie so am Leben gefühlt.

"Wehe, du verteilst den Sand später im Auto", ermahnte sie Sienna, die mit den anderen auch ausgestiegen waren.
"Ich kann nichts versprechen."
Nach ein paar entspannten Minuten war nun auch der zweite Jeep mit Chester Wilson und dem Rest der Gruppe eingetroffen.
Penelope erhob sich aus ihrer Liegeposition und beobachtete die anderen Menschen.

Die erste Person, die aus dem Gefährt herausstieg, sah Cyrias recht ähnlich.
Seine ebenso längeren Haare waren zu einem kleinen Zopf zusammengebunden und seine Gesichtszüge wirkten zart und sogar etwas feminin.
In seiner Hand hielt er ein Notizbuch, in das er kritzelte, während er sich ab und zu nach links und rechts umsah.
Danach erschien ein Mädchen, von das Penelope glaubte, es schon einmal bei Reyna im Labor gesehen zu haben.
Sie meinte, sich an den Namen Nichachu zu erinnern.
Die bunten Haare, die nicht unbedingt zu der dominanten und auch bissigen Wissenschaftlerin passten, würde Penelope schwer vergessen.
Nach ihr folgte Reyna mit einem weiteren Mädchen an ihrer Seite, das Penelope ebenfalls etwas kannte.
Ashyln Winter war zum einen eine gute Freundin von Reyna und zum anderen des öfteren bei ihrer Familie im Café zu sehen, wo sie immer das gleiche bestellte: Eiskaffe.
Penelope hatte sie früher immer aufgrund ihrer perfekten Figur und ihrer besonderen fast weißen Haare bewundert.
Dann hatte sie sie einmal durch Reyna kennengelernt und gemerkt, dass sie eigentlich eine sehr freundliche Person war, auch wenn sie zu Beginn etwas distanziert und zurückhaltend gewirkt hatte.

Der Zwischenstopp hatte nicht länger als eine Stunde gedauert, in der den Forschungsmitgliedern ganz genau nochmal erklärt wurde, worauf sie außerhalb der Elyktra achten mussten, welche Wege sie einschlagen würden und generell wie ihre Forschungsexpedition aussehen würde.
Außerdem hatten sie sich in Paaren aufteilen müssen, um eine Liste an Übungsaufgaben zusammen abzuarbeiten.
Bei dem Aufbau der Schlafzelte stellten sich Penelope und Reyna ziemlich unbeholfen an und kassierten mehrere Ermahnungen von Penelopes Techniklehrer.
Zum Glück hatten sie keine großen Probleme mit der Benutzung ihrer technischen Ausrüstung gehabt.
Denn Penelope war sich nicht sicher, ob Nicolas Wesley sie nicht einfach zurück nach Hause geschickt hätte.

Danach ging die Fahrt weiter und erst als es begann, dunkler zu werden, hielt die Gruppe erneut an.
Diesmal schien der Zeltaufbau schon besser zu funktionieren, wenn es nicht ein kleines Problem geben würde.
"Ich bringe mich um, Penny", stöhnte Reyna fassungslos und vergrub ihren Kopf in ihren Händen.
"Was machen wir denn jetzt? Alle anderen sind schon fast fertig mit dem Aufbau. Mr. Wesley bringt uns um!"
Penelope wühlte bereits zum dritten Mal in der Zelttasche herum, in der Hoffnung die kleinen Teile zu finden, die ihnen diese Probleme bereiteten.
"Es sind doch nur ein paar Heringe", versuchte sie Reyna und sich selbst zu beruhigen. Ein kleines Lachen konnte sie sich dabei nicht unterdrücken.
"Solange wir sie nicht bei der Übung verloren haben, müssen sie doch irgendwo sein. Notfalls schlafen wir in einem der Jeeps."

"Braucht ihr Hilfe?", ertönte die Stimme von Mr. West, der neben ihnen aufgetaucht war.
Reyna und Penelope sahen sich kurz an, lächelten den Mann dann gezwungen an.
"Nein, nein." Reyna machte eine abweichende Handbewegung.
"Wir haben alles unter Kontrolle."
Ehe Mr. West darauf antworten konnte, hatte Mr. Wesley, der nun auch bei ihnen aufgetaucht war, drängend seinen Namen gerufen.
"Ich muss kurz mit Ihnen reden. Chester würde auch gleich dazukommen."
Was auch immer die drei zu bereden hatten, es war wohl so wichtig, dass Penelopes und Reynas offensichtliches erneutes Scheitern des Zeltaufbaus gar nicht auffiel.
"Falls ihr doch Hilfe braucht, Mädchen, dann fragt ruhig nach."
Mit diesen Worten waren beide Lehrer in Richtung der Jeeps verschwunden.

"Ich suche nochmal im Auto. Vielleicht ist er ja irgendwie aus der Tasche gefallen."
Reyna nickte Penelope zu, welche sich erhoben hatte und den eben verschwundenen Lehrern zu den Fahrzeugen folgte.

Dort angekommen nahm sie sich zuerst ihren privaten Rucksack, um nach möglichen Heringen zu suchen, die sie einfach ausversehen in die falsche Tasche gepackt hatte.
Dabei entging ihr nicht das energische Tuscheln, dass, wie Penelope vermutete, nicht weiter als ein paar Meter entfernt sein konnte.
Vielleicht kam es sogar von hinter dem Auto.

Die Stimmen gehörten definitiv Mr. Wesley und West.
Da war sie sich sicher.
Es fühlte sich komisch an, das Gespräch der Lehrer mit anzuhören, wenn die beiden offensichtlich nicht wollten, dass jemand anderes außer den Begleitern anwesend war.
Aber Penelopes Neugier siegte und sie hörte auf, in ihrem Rucksack zu wühlen, um die Stimmen besser verstehen zu können.

"Wenn diese Vermutung stimmt, können wir uns nicht lange an einzelnen Orten aufhalten", konnte sie Mr. Wesley hören.
"Auf gar keinen Fall", stimmte der andere Lehrer zu.
Von Mr. Wilson war nichts zu hören.
"Das gefährdet diese Expedition im hohen Ausmaß!"
Penelope wurde von dem Gespräch abgelenkt, als sie eine flüchtige Bewegung in ihrem Augenwinkel, als auch kaum merkliche Schritte in ihrer Nähe zu vernehmen glaubte.
War ihr jemand gefolgt?
Aber als sie sich umsah, bekam sie weit und breit niemandem zu Gesicht.

Sie bemerkte, dass sie einen Teil des Gesprächs nicht mitbekommen hatte und konzentrierte sich wieder darauf.
Bestimmt hatte sie sich die Bewegung nur eingebildet.
"Zurückkehren steht aber nicht zur Debatte."
Ein kurzes Schweigen trat ein.
"Ich fürchte nicht. Aber sollte es wirklich zu einem Überfall kommen, können wir das nicht verschulden", sagte Mr. West besorgt.
"Die Kinder stehen unter unserer Obhut. Es ist unsere Aufgabe, sie zu beschützen."
"Ein paar sind keine Kinder mehr. Man hat sie vorgewarnt, dass diese Mission gefährlich wird."
"Deswegen müssen wir trotzdem nichts überstürzen. Vorerst warten wir ab, oder nicht? Wenn eine weitere Meldung bezüglich dieser Rebellen einkommt, denken wir weiter. Wir müssen das ganze doch sowieso noch mit Chester besprechen. Wo bleibt er denn?"

Rebellen?
Worüber redeten die Lehrer?
Warum war ihre Mission gefährdet?
Fragen über Fragen machten sich in ihrem Kopf breit, aber es folgten keine Antworten, nur ein mulmiges Gefühl.
Vor allem, wenn sie an die flüchtige Bewegung dachte, von der sie eigentlich gedacht hatte, dass sie sie sich nur eingebildet hatte.
Was war, wenn dem nicht so war?

Penelope beschloss, dass sie sowieso genug gelauscht hatte und sie vielleicht noch einmal im anderen Jeep oder ein viertes Mal in der Zelttasche nachschauen könnte.
Sie entfernte sich von den zwei Lehrern und wollte gerade zurück zu Reyna gehen, doch ein lauter Knall ließ sie auf halbem Wege innehalten.
Penelope kannte sich nicht besonders gut mit Waffen aus, doch nur ein Idiot würde das Geräusch einer Schusswaffe nicht erkennen.
Der Schuss war so nah gewesen.
Das leise Tuscheln der anderen, das man bis eben sogar noch aus der Ferne gehört hatte, war verstummt.
Sie hielt die Luft an, zu sehr Angst davor, zu atmen.
Ihr ganzer Körper zitterte und in ihrem Kopf spielten sich vermutlich tausend verschiedene Szenarien ab, was in den nächsten fünf Sekunden passieren würde.
Aber nach fünf Sekunden passierte nichts.
Und nach zehn auch nicht.
Jedoch hatte sich Penelope nun endlich aus ihrer Schockstarre befreien können und nahm all ihren Mut zusammen.

Vielleicht war es nur eine Fehlzündung gewesen oder einer der anderen übte, richtig zu zielen.
Der Schuss musste nicht zwangsläufig etwas mit dem Gespräch zu tun haben, dass Penelope soeben mitbekommen hatte.

Ganz langsam und vorsichtig drehte sie sich wieder in die Richtung, aus der sie eben gekommen war.
Sie wusste, dass es eine dumme Idee sein könnte, mitten auf die potenzielle Gefahr zu zu laufen, aber ihre Schritte trugen sie trotzdem dorthin.
Jeder Muskel in ihrem Körper war angespannt, als das Mädchen den Jeep umrundete.
Und jeder Instinkt, den sie besaß, sagte ihr laut loßzuschreien, bei dem Anblick, der sich ihr dahinter bat.
Doch der Schrei blieb ihr im Halse stecken, wie ein Stein, schwer und wund.

Der reglose Körper Colin Wests lag dort im Sand, der Oberkörper an die Räder des Fahrzeuges angelehnt.
Seine Augen waren geschlossen, an seiner Schläfe eine offensichtlich blutende Wunde.
Jetzt konnte Penelope nicht mehr anders.
Übelkeit und Erschrecken machte sich in ihr breit.
Das konnte nur ein schlechter Traum sein, oder eine Einbildung.
Alles, bloß nicht Realität.
Es traf sie wie einen Schlag.
Sie musste jemanden holen.
Wo war Mr. Wesley hin?
Hatte er ihm das angetan?

"Hil-", gerade als Penelope endlich nach Hilfe rufen wollte, hatte sich eine Hand auf ihren Mund gepresst und eine weitere ihren linken Arm so nach hinten auf ihren Rücken gezogen, dass sich das Mädchen nicht aus dem Griff der Person winden konnte, egal wie sehr sie es versuchte.

"Sei leise", zischte eine bekannte Stimme ihr ins Ohr.
Penelope hörte schnell auf, sich zu winden und hielt in ihrer Bewegung inne.
Dies bemerkte der andere und nahm die Hand von ihrem Mund herunter.

Sie drehte sich ruckartig zu der Person um und sah Nicolas Wesley mit aufgerissenen Augen an.
Die braunen Haare des Mannes schienen noch verwuschelter zu sein, als sonst und sein Gesicht schien auch etwas verwundet zu sein.

"Was ist passiert?", stieß Penelope entsetzt aus und blickte wieder zu dem am Boden liegenden Körper neben ihnen.
"Ist er tot? Woher kam der Schuss? Hat das etwas mit diesen Rebellen zu tun?"
Erneut verbietete er dem Mädchen das Reden mit seiner Hand und durchbohrte sie mit finsteren Blicken.

"Keine Zeit für Erklärungen", sagte er mit drängender Stimme.
"Zieh ihn in den Jeep hier, nicht in den anderen und versteck dich dort, bis ich oder Mr. Wilson wiederkommen.
Falls nicht, dann fahr los!"
Penelope nickte mit zitternden Lippen und bevor sie noch etwas sagen konnte, hatte sich Mr. Wesley aus dem Staub gemacht.

Es kostete sie unglaublich viel Selbstkontrolle nicht hier und jetzt in Tränen auszubrechen.
Sie öffnete die Beifahrertür des Gefährts und gerade, als sie dabei war, an dem Körper des Mannes zu ziehen, tauchte noch jemand hinter dem Auto auf.
Zu Penelopes Erleichterung war es nur Sienna, die ebenso wie sie verstreut und sogar ein bisschen erschrocken aussah.

"Was ist mit Mr. West?", fragte sie und stürzte zu Penelope, um ihr beim Tragen des Mannes zu helfen.
Gemeinsam hieften sie den erstaunlich leichten Körper in den Jeep.
"Ich weiß es nicht. Ich habe nur diesen Schuss gehört und wollte nachsehen, was passiert ist. Da habe ich ihn so gefunden. Mr. Wesley hat mir aufgetragen, mich mit ihm hier zu verstecken, bis er oder Mr. Wilson zurückkommen", schilderte sie, was sie bis erlebt hatte, während sie nach dem Puls von ihrem Geschichtslehrer suchte.
Beruhigt stellte sie fest, dass er nicht tot war, sondern nur ganz schwach atmete.

"Weißt du, was passiert ist?", fragte sie Sienna, die ihr aufmerksam zugehört hatte und nun vorsichtig aus dem Fenster schaute.
"Wir haben auch den Schuss gehört. Manche sind dann los und haben nach Mr. Wilson gesucht. Keine Ahnung, was jetzt mit ihnen ist."
Penelope hatte endlich den Notfallkoffer unter einem der Sitze gefunden und wollte die Blutung des Lehrers stoppen, doch ein weiterer Schuss sorgte dafür, dass sie stoppte.

Dieses Mal folgte keine Stille, sondern mehrere Schreie und laute Stimmen, doch Penelope konnte nicht erkennen, was sie sagten.
"Das sind die Leute", murmelte Sienna.
"Welche Leute?", fragte sie panisch.
"Die kamen auf einmal an, wie aus dem Nichts. Haben uns mit Waffen bedroht und gefragt, wo unsere Ressourcen sind. Aber geschossen hat von denen niemand."
Penelope konnte nicht fassen, wie Sienna ihr diese Informationen enthalten hatte können.
"Wo sind denn jetzt die anderen?"
Penelope war nun wirklich den Tränen nah.
Ihre Augen waren so wässrig, dass sie nicht erkennen konnte, was sie mit der Wunde des Mannes anstellte.

Sienna hatte dies bemerkt und blickte Penelope kurz verständnislos an, dann verließ sie kopfschüttelnd ihren Platz am Fenster und rückte näher an das ängstliche Mädchen heran, um ihr den von Desinfektionsmittel durchtränkten Wattebausch aus der Hand zu reißen.
"Hast du noch nie eine Wunde versorgt?"
Die Frage sollte vermutlich sarkastisch und provokant sein, jedoch hatte Sienna sie viel ruhiger gestellt, als sie eigentlich vorgehabt hatte.

Ein kleines bisschen ruhiger sah Penelope dem Mädchen dabei zu, wie sie die Kopfwunde abtupfte und dann begann, sie mit einer Binde und anderem medizinischen Kram abzudecken.
"Niyol wollte nur etwas holen, glaube ich", fuhr Sienna fort.
"Er und dieser Schwarzhaarige kommen bestimmt bald."
"Danke", schluchzte Penelope leise, auch wenn sie nicht ganz wusste, wofür sie sich bedankte.
Sie wagte es, für ein paar Sekunden Augenkontakt mit der Soldatin zu halten, welche diesen erstaunlicherweise sogar erwiderte.

Dieser Moment wurde von den drei Personen unterbrochen, die in dieser Sekunde in das Auto stürmten.
Zwei in den Fahrer- und Beifahrersitz, ein anderer zu den Mädchen nach hinten.
Penelope merkte, wie Sienna sich bereits in Kampfhaltung begeben hatte, aber es waren nur Niyol, Cyrias und Mr. Wesley, wie die Soldatin es vorausgesagt hatte.

"Warum hat das so lange gedauert?", stieß Sienna aufgebracht aber auch ein wenig erleichtert aus.
"Wo sind die anderen?", fragte Penelope.
"Überfall", brachte Niyol völlig außer Puste heraus.
"Der andere Jeep wurde lahm gelegt."
"Und was ist mit den anderen?", wiederholte sich Penelope.
Das Auto begann, loßzufahren.
"Warten Sie!", bat Penelope Mr. Wesley, der am Steuer saß.
"Warum fahren wir los?"
"Wenn die unseren Jeep auch lahm legen, inwieweit sind wir dann eine Hilfe?", brummte dieser nur und ignorierte Penelopes Protest.
"Aber wir können sie doch nicht zurücklassen!"

Fassungslos stürzte sie zu einem der Fenster, in der Hoffnung den anderen Jeep hinter sich fahren zu sehen, aber da war keiner.
Nur ihr überfallenes Lager und die zwischen den Zelten hin und her rennenden Gestalten, von denen Penelope nicht einmal mehr erkennen konnte, ob sie zu ihnen oder zu den besagten Rebellen gehörten.
Und irgendwo dazwischen war Reyna, welche sie zusammen mit den anderen zurückließen.

Dieser Gedanke versetzte ihr einen Stich in die Brust.
Das war das letzte, was sie von ihrer Mission erwartet hatte.
Doch egal, was Penelope hätte sagen können, sie war sich sicher, Nicolas Wesley würde nicht anhalten.
Und sie würde nichts tun können, um ihrer Freundin und den anderen zu helfen.

"Wir kommen wieder und klären das alles", versicherte ihr Sienna, die sie die ganze Zeit beobachtet hatte.
Penelope schnaubte und drehte dem Fenster den Rücken zu.
Sie wollte den Anblick dieses Chaos' gar nicht zu Gesicht bekommen und es am liebsten einfach vergessen.

In ihrer Bewegung war sie gegen etwas loses und hartes mit ihrem Fuß gekommen.
Sie bückte sich, um es aufzuheben.
Als sie das, was sich in ihrer Hand befand, erkannte, wusste sie nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.
Es war ein Zelthering.

《⊙》

So, hoffentlich schaffe ich es auch mal ohne monatliche Pause ein Kapitel rauszubringen.
Mit diesem habe ich mich ungelogen etwas schwer getan...
Aber ich habe zu meiner Verteidigung die GESAMTE Story fertig geplant, mit allen Charakteren verknüpft und auch ein Notizbuch vollgeschrieben, wo ich alle Pläne sowie jedes kleinste Detail oder Ship eurer Charaktere reingepackt habe.
Das wird mir auf jeden Fall helfen, schneller und besser zu schreiben. :)

Außerdem danke für all die lieben Worte unter den bisherigen Kapiteln, das bedeutet mir wirklich viel.
Ansonsten hoffentlich viel Spaß weiterhin beim Lesen dieser kleinen Geschichte und danke für eure Geduld. <3
Ich habe übrigens noch keine Zeit gehabt, Korrektur zu lesen also weist mich gerne auf Schreib- oder Grammatikfehler hin. :D

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