Unter der Wasseroberfläche

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*Triggerwarnung: In der Geschichte werden Gewalt, Schmerz und Ertrinken beschrieben. Solltest du dich beim Lesen unwohl fühlen, such dir bitte jemanden, mit dem du über deine Gefühle/Ängste/Sorgen sprechen kannst.


Du stolperst in den Sand als sich die Welt um dich herum endlich nicht mehr dreht. Eine mit Sommersprossen überzogenen Hand greift nach dir und du stehst auf. Der Portschlüssel, ein alter Flipflop, liegt ein paar Meter von dir entfernt. 

"Bin ich so umwerfend?", lacht dein Gegenüber. 

"Fred...", du verdrehst die Augen. 

Der große, rothaarige Junge grinst und zieht dich an sich heran. Du schaust aufs türkise Meer und kannst immer noch nicht glauben, dass du dich von Fred, George, Lee, Angelina und Katie in den Sommerferien zu einem Surftrip nach Costa Rica überreden lassen hast: "Ich freue mich, dass wir dich doch noch umstimmen konnten und du mitgekommen bist." Fred drückt dir einen Kuss auf den Mund. Seine Lippen schmecken salzig. 

"Nehmt euch ein Zimmer", Lacht George und klopft seinem Zwillingsbruder auf die Schulter. Fred erwidert das Lachen. Dann löst er sich von dir, um seinen Bruder in den Schwitzkasten zu nehmen: "Sei doch nicht neidisch, Georgie. In unserem Zelt ist immer auch Platz für dich."

Angelina zwinkert dir zu. Sie seufzt halb genervt, halb belustigt: "Apropos, schlagen wir unsere Zelte dort hinten in den Dünen auf?" Katie und Lee stimmen dem Vorschlag zu und während sich die Zwillinge spielerisch gegenseitig versuchen ins Meer zu schubsen baut ihr zu viert die drei Zelte auf. Als alles steht, setzt du dich in den Sand und beobachtest nervös die ansteigenden Wellen. 

Angelina stupst dich an: "Keine Sorge, ich bin mir sicher, nachdem sich die beiden ausgetobt haben, hast du wieder die ungeteilte Aufmerksamkeit von Fred." 

Ein erneuter Blick aufs Wasser. Du entscheidest dich deine eigentliche Sorge zu verschweigen und zuckst mit den Schultern: "Hast du Lust am Strand nach Treibholz fürs Lagerfeuer zu suchen?"

Angelina nickt: "Gute Idee, ich freue mich schon auf den Sonnenuntergang mit Lagerfeuer! Katie, willst du uns begleiten?" Aber Katie schüttelt den Kopf und winkt in eine Unterhaltung mit Lee vertieft ab. 

Zu zweit geht ihr nebeneinander den Strand entlang. Solange das Wasser deine Füße nicht streift kannst du die ansteigende Unruhe ignorieren. Während du dir den Kopf darüber zerbrichst, wie du deine panische Angst vor Wasser vor den anderen verheimlichen kannst, erzählt Angelina dir lässig von ihren Surferfahrungen: "Es ist eigentlich voll ähnlich zum Fliegen auf 'nem Besen. Du brauchst Gleichgewicht und lässt dich dann statt durch den Wind eben von den Wellen leiten. Und ein Vorteil zum Quidditch ist definitiv, dass dich im Wasser keine nervigen Klatscher vom Board hauen wollen." 

Du greifst nach einem auf dem Boden liegenden Stück Treibholz während du nervös lachst: "Das klingt so einfach wenn du davon erzählst. Ich wette, ich werd mich vor euch richtig blamieren und es gar nicht hinbekommen." 

Angelina zuckt die Schultern: "Ach, quatsch, das wird schon. Niemand erwartet, dass das alles am Anfang rund läuft. Und vergiss nicht, Lee war auch noch nie Surfen. Wir geben euch morgen einfach einen richtig lockeren Anfängerkurs und nehmen uns ganz viel Zeit für die Basics." Die dunkelbraunen Augen der hübschen Hexe strahlen dich herzlich an: "Ach, ich freue mich einfach wirklich, dass du dabei bist."

Als ihr genug Holz gesammelt habt, macht ihr euch auf den Rückweg zu dem Zeltlager. Das Gespräch mit Angelina konnte dir zwar nicht die Angst vorm Wasser nehmen, aber du fühlst dich deutlich gelassener. Bei den anderen angekommen, legt ihr das Holz als großen Stapel zusammen. 

Freds schlaksige Arme umschließen deine Taille: "Danke fürs Holzsammeln, kleine Maus!" Er steht hinter dir und drückt dir einen Kuss auf den Hinterkopf. 

Als er seine Umarmung lockert drehst du dich um und blickst herausgefordert hoch: "He, so klein bin ich doch gar nicht." 

Lee, der ein paar Meter von euch entfernt steht, lacht laut auf: "Das ist der beste Witz, den ich heute gehört hab." 

"Wie?! Was ist mit den ganzen Witzen, die Fred und tagtäglich zu eurer Belustigung droppen! Wir geben uns immer so Mühe und dann werden wir so leicht vom Thron gestoßen", mischt sich George gespielt entrüstet ein. Fred ergänzt: "Jeden Morgen treffen sich George und ich zu einem Meeting, um die besten Witze für den Tag zu planen und die dann immer möglichst spontan in die Runde zu werfen... Und meine Freundin macht einen Spruch und schon ist Lee hin und weg... Wofür geben wir uns eigentlich noch Mühe, George?" Lee, George und Fred verfallen in schallendes Gelächter, während Katie, Angelina und du mit den Augen rollen. Allerdings musst du dir eingestehen, dass du tatsächlich mit Abstand die Kleinste in der Runde bist und dich nicht nur die Zwillinge, sondern tatsächlich alle überragen. Du hebst die Hände, um Waffenstillstand zu signalisieren: "Ich muss ja eingestehen, dass ich im Vergleich zu euch wirklich nicht die Größte bin. Schon gut, beruhigt euch wieder..." Angelina, die jetzt, wo du drauf achtest auch mehr als einen Kopf größer als du bist, stellt sich neben dich und legt den Arm um deine Schulter: "Ich bin mir sicher, dass das auch etwas ist, was Fred besonders an dir mag, da kann er sich besonders gut als großer Beschützer aufspielen." Lee kann sich gar nicht mehr einkriegen. Mit Tränen in den Augen kichert er: "Der war gut, A! Man sollte wohl eher vor Fred beschützt werden!" 

Fred grinst: "Was ihr aber vergessen habt...", er hebt dich hoch: "Kleine Menschen kann man besonders gut ins Wasser werfen! Die können sich nämlich nicht so gut wehren." Schlagartig vergeht dir das Lachen. Dein ganzer Körper versteift sich während Fred dich schon Richtung Meer trägt." Panisch trommelst du mit deinen Fäusten gegen Freds Arm: "Bitte lass mich los, Fred! Das ist nicht witzig!" Ihr seid fast am Wasser angekommen. Hinter dir hörst du jemanden: "Immobilus" rufen. Fred hält auf seinem Weg zum Meer inne und fällt in den Sand. Du befreist dich aus seinem Griff, gehst vorsichtshalber einige Schritte zurück und schüttelst dir dann den Sand ab. Du drehst dich zu den anderen um. George, Lee und Katie lachen über den am Boden liegenden Fred: "Das war grandios, Angy!" Angelina steht mit erhobenem Zauberstab vor den dreien. Ihr Gesicht ist dir zugewandt und sie mustert dich besorgt. Du nickst ihr dankend zu, während dir das Atmen schwer fällt. Es dauert noch fünf Minuten, bis Freds Fluch und deine aufbrausende Panik langsam nachlassen und Fred - immer noch unbeweglich - am Boden zu kichern Anfängt.

Während die Stimmung immer ausgelassener wird, lässt dich die Panik nicht mehr los. Am Abend, als die Sonne langsam am Horizont verschwindet sitzt ihr alle ums Lagerfeuer herum. Katie reicht eine Flasche Feuerwiskey herum und jeder nimmt einen Schluck. Die Gespräche kreisen um das letzte Schuljahr in Hogwarts, um Quidditch und um die bevorstehenden Urlaubstage. Du sitzt schweigend daneben, mit den Gedanken weit entfernt. Angelina raunt dir so leise ins Ohr, dass niemand anders sie hört: "He, ist alles okay bei dir? Du sahst vorhin ganz schön blass aus, als Fred dich ins Wasser werfen wollte." Gelöst vom Wiskey schüttelst du den Kopf. Angelina legt ihre Hand auf deine Schulter: "Was ist denn los?" Ihr warmer Atem kitzelt an deinem Ohr. Möglichst leise antwortest du: "Das Wasser..." "Was ist damit?", fragt Angelina besorgt nach. Doch bevor du weitersprechen kannst, leiten die Jungs eine Runde Ich-hab-noch-nie ein und der restliche Abend verschwimmt zwischen Lachen und Wiskey. Deine Sorgen verblassen, während sich die Dünen um euch herum zu drehen beginnen. Tief in der Nacht verkriechen sich irgendwann alle in ihre Schlafsäcke. Lee und George winken aus ihrem Zweipersonenzelt bevor sie den Reisverschluss zuziehen. Dann kriechst du mit nackten Beinen zu Fred ins Zelt. "Ich finds verrückt, dass wir tatsächlich in Muggelzelten schlafen.", bemerkst du. Fred kuschelt sich an dich und murmelt: "Ich finds fantastisch. Gerade genug Platz um dir ganz nah zu sein."

****

In der Nacht träumst du von tiefschwarzem Wasser, weit entfernten Schreien und leeren, weiße Augen. Als sich deine Lungen mit der dunklen Flüssigkeit füllen und du nach Atmen schnappst, wachst du auf.

****

Am nächsten Morgen steht die Sonne schon weit am Himmel, als du wach wirst. Fred liegt neben dir und grinst dich leicht verknautscht an: "Der Feuerwiskey war echt stark, ich bin noch etwas neben der Spur." "Ich wünsch dir auch einen guten morgen.", zwinkerst du. Fred gibt dir einen Kuss und streicht dir ein paar verirrte Strähnen aus dem Gesicht. Ihr bleibt noch einen Moment so liegen. Erst als es jemand den Reisverschluss des Zelteingangs öffnet rappelst du dich auf. George lugt herein: "Wollt ihr euren Tee mit oder ohne Milch?" Lees Kopf gesellt sich dazu: "Beeilt euch, wir wollen heute möglichst früh starten, die Wellen sehen vielversprechend aus.", lachend fügt er hinzu: "Das hat zumindest Katie gesagt, nicht dass ich davon eine Ahnung hätte." Als dir klar wird, dass ihr heute ins Meer wollt, wird dir schlecht. Hastig springst du aus dem Zelt und schaffst es noch ein paar Meter weiter, bevor du dich hinter einer der Dünen übergibst. Erst nach einem gründlichen Zahnputzzauber gesellst du dich zurück zur Gruppe. 

"Da hat jemand wohl den Feuerwiskey noch besser als ich vertragen", begrüßt Katie dich ebenfalls noch nicht ganz fit. 

Du zuckst entschuldigend mit den Schultern und setzt dich neben Katie: "Hast du denn gut geschlafen?"

 "Oh, ja... Mir ist nur irgendwann Nachts total schlecht geworden und ich hab meinen Magen im Zelt entleert."

Angelina blickt Katie mürrisch an: "Das war echt das ekeligste, das ich seit langem erlebt hab, Katie! Obwohl wir das Zelt mit allen möglichen Putzzaubern gereinigt haben, hab ich das Gefühl, dieser Kotzgeruch klebt immer noch an mir."

"Du duftest wie eine Blume, Johnson", entgegnet Lee charmant und reicht ihr eine Tasse Tee.

Du lehnst dich an Fred an, während du an deinem Tee nippst. Wäre die Idee mit dem Surfen nicht, wäre es hier wirklich wundervoll, denkst du. 

Nachdem alle Teetassen geleert und die Mägen mit Porridge gefüllt sind, bereitet ihr euch auf euren ersten Tag Surfen vor. Du bist dir immer noch nicht ganz sicher, wie du das durchstehen sollst. Doch bevor es ins Wasser geht, gibt Angelina dir und Lee tatsächlich einen "trocken"-Workshop an Land. Während die Surfbretter auf dem Sand liegen, zeigt sie euch wie man auf dem Board paddelt, steht und das Gewicht verlagert. Lee ist ungeduldig. Neidisch schielt er zu Fred, George und Katie, die bereits mit den Boards im Wasser sind. Aber du bist dankbar dafür, dass Angelina die bevorstehende Situation so lang hinauszögert. 

Doch irgendwann ist es soweit nachdem ihr alle Grundübungen etliche male wiederholt habt. Lee paddelt glücklich ein kleines Stück aufs Meer hinaus und fällt beim Versuch aufzustehen immer wieder ins Meer. Das macht ihm aber nichts aus. Angelina lächelt dich ermutigend an: "Schau mal, Lee ist furchtbar. Er schafft es nicht mal sich aufzustellen und fällt schon ins Wasser. Ich glaub du brauchst echt keine Angst zu haben, dich zu blamieren." Du nickst. Dein Mund ist ganz trocken. Durchatmen. Leg dich einfach aufs Board und paddel los, versuchst du dich selbst zu beruhigen. Das Wasser kann dir nichts tun. Du gehst mit dem Surfboard unterm Arm einige Schritte nach vorn. Das Salzwasser erreicht deine Füße. Du schauderst. Einen weiteren Schritt. Holst tief Luft. Wie es Angelina dir gezeigt hat, legst du dich mit dem Bauch auf das Surfbrett und richtest dich auf. Dann beginnst du mit den Händen zu paddeln. Das Wasser ist nur Wasser. Da lauert nichts, du wiederholst die Sätze immer wieder in deinem Kopf, um nicht in Panik auszubrechen. Doch dann siehst du aus deinen Augenwinkeln einen kleinen Schatten unter der Wasseroberfläche... Flashback!

Tausend Hände greifen aus dem Wasser nach dir. 

Knochige Hände mit aufgequollener, glipschiger Haut kriegen deine Beine und Arme zu packen. 

Eine Hand ergreift deinen Nacken. 

Finger graben sich in deine Haare.

Reißen am Kopf.

Du wirst unter die Oberfläche des Sees gezogen, schluckst Wasser und blickst in die leeren Augen eines Inferius. 

Überall an deinem Körper tasten dich die leblosen Wesen ab. 

Wollen dich in ihren Rängen auf dem Grund des Bodens aufnehmen, sobald dir die Luft zum Atmen ausgeht. 

Ein Arm greift von hinten um dich herum und reißt dich entgegen der Inferi nach oben. 

Zurück Richtung Oberfläche.

Du hustest. Schnappst nach Luft. Salzwasser sprudelt aus deinem Mund. Panisch tastest du deinen Körper ab. Du wimmerst: "Bitte nicht. Bitte nicht. Bitte lasst mich los." Doch  dein Blick wird langsam klarer. "Shhh. Alles wird gut.", flüstert Angelina und beugt sich über dich. "Aquamenti", jemand reicht dir Trinkwasser zum Mund. Du nimmst einen Schluck und das Salz verlässt langsam deinen Mund. Du hustest erneut. Wieder ein Schluck Trinkwasser. 

Als sich die Dunkelheit um dich herum langsam auflöst hörst du auch die Stimmen der anderen lauter werden: "Was ist passiert?" Freds besorgtes Gesicht taucht vor deinem auf. Angelina antwortet: "Sie ist richtig unglücklich gefallen und mit dem am Surfboard aufgekommen." Stimmt das? Am Kopf spürst du keinen Schmerz, der auf einen Aufprall schließen lassen könnte.  Angelina spricht weiter: "Lasst sie mal lieber in Ruhe. Ihr könnt ruhig weiter surfen. Ich glaub nach dem Schock braucht sie erstmal Ruhe." Du siehst in Freds Blick, wie es ihm widerstrebt euch allein zu lassen, aber als du zustimmend nickst, lassen euch die anderen allein. Du liegst immer noch im Sand und schmeckst Salz auf deiner Zunge.

Du stützt dich mit den Ellbogen ab und richtest dich auf: "Oh... äh... wie peinlich. Ich glaub ich hab Lees Surfkünste übertroffen, oder?", versuchst du einen Witz. Angelina lacht nicht, zuckt nur mit den Schultern und fragt besorgt: "Was war denn da grad los? Da im Wasser warst du grad nicht mehr bei uns, oder?" Ihre Stimme klingt ganz besorgt und sie mustert dich prüfend. Sie hat recht. Du hattest ein Flashback und warst in dem See. Du bist unsicher, ob du dich ihr anvertrauen sollst. Eigentlich würdest du deine Vergangenheit gern hinter dich lassen. Aber anscheinend holt sie dich gerade jetzt wieder ein. Angelina streicht merkwürdig vertraut mit ihrer Hand über deine. Du bemerkst wie blass du neben ihr aussehen musst. Nach langem überlegen räusperst du dich: "Ich hab davon noch nie jemandem erzählt...", beginnst du. Angelina schaut dir in die Augen: "Ich werd es nicht weitererzählen." Du vertraust ihr und nickst: "Aber lass uns nicht hier reden." Angelina reicht dir die Hand und hilft dir auf. Ich beginnt langsam den Strand entlang zu schlendern. Weg von den anderen. Dann, als man nur noch das Wellenrauschen hört, beginnst du zu erzählen:

"Du weißt doch, dass meine Eltern beide früher... naja du weißt schon... bevor sie...", deine Stimme bricht ab. Du holst tief Luft und redest weiter: "... Auroren waren" Angelina nickt anerkennend: "Ja, mein Dad hat mal erzählt, dass sie wohl ziemlich gut gewesen sein müssen. Haben etliche schwarze Magier nach Askaban geschickt." "Anscheinend war ein Teil von Du-weißt-schon-wers Anhängern gar nicht Glücklich darüber. Sie wollten Rache für ihre Freunde, Familienmitglieder, Verbündeten... Vielleicht wollten sie auch nur ihre Macht demonstrieren..." Du schaust auf den Sand vor dir. Neben dir atmet Angelina laut auf. Du zwingst dich weiterzusprechen: "Irgendwie haben sie herausgefunden, wo wir wohnten. Eines Nachts standen mindestens ein Dutzend maskierte Gestalten in unserem Garten. Ihre silbernen Masken haben im Licht der Laterne reflektiert. Es waren einfach zu viele um sich zu wehren. Ich kann mich nicht mehr an alles erinnern. Aber sie haben meine Eltern und mich zu einem See gebracht. Da waren überall Felsen. Alles war dunkel. Der Steinboden war glitschig. Eine maskierte Frau hat begonnen, meine Mom mit Flüchen zu quälen. Mein Vater hat noch versucht dazwischen zu gehen, wurde von einem Fluch getroffen und ist auf dem nassen Steinboden ausgerutscht." Du möchtest nicht weitersprechen. Du willst dich nicht daran erinnern. An den schlimmsten Moment in deinem Leben. Aber du zwingst dich weiterzusprechen. Hoffst, dass es weniger schlimm ist, wenn du es endlich ausgesprochen hast: "Mein ist ausgerutscht und sein Fuß hat das Wasser des Sees berührt... Und dann ging alles ganz schnell. Der See war voller Inferi. Die toten Körper haben die schwarze Wasseroberfläche des Sees durchbrochen, sind auf den Felsvorsprung auf uns zu geklettert. Die Todesser sind appariert, haben uns dort allein gelassen. Aber wir hatten keine Zauberstäbe, konnten nicht weg, waren diesen Monster ausgeliefert." Du fröstelst, als du dich daran erinnerst, wie dich ein Inferius am Knöchel zu fassen bekommen hat und ins eiskalte Wassers des Sees gezogen hat. Gänsehaut breitet sich über deinen ganzen Körper aus. "...Da waren überall Hände. Arme. Beine. Leere Augen." Angelinas Augen sind geweitet und sie hält sich die Hände vors Gesicht: "Wie hast du es geschafft zu überleben?" "Die Hauselfe meiner Eltern ist uns wohl gefolgt. Sie hat es nicht geschafft, Mom und Dad zu retten, aber sie hat mich von den Fängen der Inferi befreit und ist mit mir appariert." Als wärst du wieder unter der eiskalten Oberfläche des schwarzen Sees gefangen, schnappst du nach Luft. Die Hände, die dich jetzt ergreifen sind allerdings warm und der warme, weiche Körper des großgewachsenen Mädchens drückt sich an dich: "Es tut mir so leid. Deshalb wolltest du nicht mit in den Urlaub und meidest du das Wasser. Wir waren so ignorant. Bitte verzeih mir." Du wischt dir eine Träne von der Wange: "Nein, ist schon okay, ihr wusstet es ja nicht besser. Ich dachte, wenn ich es verschweige, kann ich es vergessen."

****

Nach eurem Gespräch fühlst du dich etwas leichter. Die Angst vor dem Wasser macht dich zwar immer noch nervös, aber die Panik hat sich gelegt. Angelina verspricht, den anderen nichts von deiner Angst du erzählen. Ihr verbringt die nächsten Tage meistens zu zweit, während der Rest der Clique surfen geht. Du liest Angelina aus deinem Lieblingsbuch vor, zeichnet abwechseln Portraits von den anderen in dein Skizzenbuch, baut die Muggelzelte mit Magie doch etwas luxeriöser aus und besucht den naheliegenden Fischerort. 

Eines Abends holt dich das Thema allerdings doch wieder ein. Ihr sitzt alle zusammen ums Lagerfeuer und spielt Wahrheit oder Pflicht. Du bist an der Reihe und wählst unüberlegt Pflicht. Katie tut so als würde sie überlegen und formuliert dann deine Pflicht: "Nimm dir ein Surfboard, geh ins Wasser und versuch zumindest einmal 'ne Sekunde drauf zu stehen." 

Dir sackt das Blut bis in die Zehen. Bevor du reagieren kannst schaltet sich Angelina wütend ein: "Das ist doch eine beschissene Pflicht. Was soll das, Katie?" 

Katie zieht eine Augenbraue hoch und verschränkt die Arme: "Naja, wir sind hierher gekommen zum Surfen. Surfurlaub. Nur weil ihr jetzt jeden Tag zu zweit abhängt..." Das ist wohl Katies Problem. Sie ist eifersüchtig und will dir eins auswischen. 

Bevor Angelina erneut für dich in die Bresche springt wirfst du zaghaft ein: "Kannst du dir nicht was anderes überlegen?" 

"Traust du dich etwa nicht?", Katie funkelt beleidigt. 

Du blickst auf den Boden: "Dann nehm ich doch lieber Wahrheit." 

Die Hexe schüttelt den Kopf: "Das sind nicht die Spielregeln."

"Sei keine Spielverderberin. Ist doch easy. Einmal ins Wasser. Aufs Brett. Und geschafft.", lenkt Fred ein und drückt dir einen Kuss auf die Wange. 

Du drehst deinen Kopf weg. Angelinas Stimme wird lauter. Sie brodelt: "Was soll das eigentlich hier mit diesem ätzenden Gruppenzwang?!" 

"Chillt doch mal.", murmelt Fred. Er fährt sich durch die roten Haare und ergänzt: "Ist doch nur'n Spaß."

Du bist enttäuscht und sauer, dass dein Freund dir in den Rücken fällt und schüttelst seinen Arm von deiner Schulter ab.

Wütend stehst du auf und schnappst dir das nächstliegende Surfboard. Angelina läuft hinter dir her: "Lass dich von den Idioten nicht provozieren. Du muss niemandem hier was beweisen." Als sie realisiert, dass du dich nicht aufhalten lässt, keucht sie außer Atem: "Ich steig mit aufs Board." Ihr paddelt gemeinsam ein kleines Stück aufs Meer. Die anderen stehen am Strand und beobachten euch. Als ihr weit genug draußen seid, schwingt Angelina ihren Zauberstab: "Impervius" Ein weiteres mal bewegt sie ihre Hand und du siehst, wie eine Welle sich langsam aufbaut und näherrollt. "Bereit?", Angelinas Lippen kitzeln an deinem Ohr. Du nickst. Gleichzeitig richtet ihr euch auf dem Board auf. Als du kurz das Gleichgewicht zu verlieren drohst, spürst du Angelinas Hand an deiner Hüfte. Sie Flüstert: "Ich bin bei dir." Die dunkle Welle umschließt euch, während ihr durch sie hindurch gleitet. Es ist - wie Angelina am ersten Tag versprochen hat - als würdet ihr fliegen. Ihre Hände greifen nach deinen. Dein Körper kribbelt. Als ihr letztendlich doch ins Wasser fallt sind da immer noch nur zwei warme Hände, keine tausenden kalten. Unter Wasser pocht dein Herz. Das Adrenalin setzt sich frei. Angelina schwimmt zur Wasseroberfläche, du ziehst an ihrem Arm. Sie hält inne und taucht wieder auf deine Höhe. Sieht dich fragend an. Du ziehst sie an dich heran. Willst ihren warmen Körper hier im kalten Wasser näher an deinem. Küsst sie. Ihr Mund öffnet sich leicht als sie deinen Kuss erwidert. Als ihr, um Luf zu holen, wieder auftaucht, drückt sie dir einen weiteren Kuss auf die Nasenspitze und flüstert: "Ich bin stolz auf dich." "Danke, dass du da bist."

Die letzten Tage im Paradies traust du dich gemeinsam mit Angelina noch ein paar Mal, wenn auch weiterhin zögernd, ins Meer. Nach einem Streit mit Fred gab es eine Neuverteilung der Schlafplätze. Der rothaarige Zauberer hat es versucht mit Humor zu nehmen, als du ihn für Angelina verlassen hast. Allerdings beobachtet er euch manchmal immer noch aus den Augenwinkeln halb eifersüchtig, halb sehnsüchtig, während er mit George herumalbert. 

Du aber bist Dankbar, dass du Angelina an deiner Seite hast, bei der du dich fallen lassen kannst, nicht immer einen coolen Spruch auf den Lippen haben musst und die dir in jeder Situation den Rücken stärkt.

Bei eurem letzten Abend mit Lagerfeuer vertraust du dich dann auch dem Rest der Clique an und erklärst deine Angst vor dem Wasser. Alle entschuldigen sich für ihr unsensibles Verhalten und Fred sucht noch einmal ein Gespräch unter vier Augen:

"Bevor wir die restlichen Ferien alle getrennt bei unseren Familien verbringen und uns dann erst in ein paar Wochen in Hogwarts wiedersehen, wollte ich mich noch einmal bei dir entschuldigen. Das wollte ich eigentlich schon machen, bevor du uns heute deine Geschichte erzählt hast, nun tut mir mein idiotisches Verhalten aber umso mehr leid. Ich hätte mehr Rücksicht nehmen sollen... Ich wünsch dir und Angelina aber alles Gute und freu mich für euch. Trotzdem wird es sicher komisch, dich im neuen Schuljahr dann in Johnsons, statt meinen Quidditch-Pullovern zu sehen." Ein Grinsen huscht über sein Gesicht und er fügt schnell hinzu: "Aber wenn ihr mal auf der Suche nach Spaß zu dritt seid... Ich steh in eurer Schuld und würd mich wohl oder übel opfern." Du boxt ihn spielerisch: "Alles klar, Freddy." Du bist etwas nervös, wenn du darüber nachdenkst, wie es wohl nach den Sommerferien sein wird und wie die restlichen Griffindors auf Angelina und dich reagieren. Die unterschwelligen Sorgen verfliegen aber schnell, schließlich weißt du, dass du mit der schönen Hexe alles durchstehen kannst.


* Inferius =  Ein Inferius (Plural: Inferi) ist ein toter Körper, wiederbelebt von einem Schwarzmagier, ähnlich wie ein Zombie.

* Impervius = Zauberspruch um Wasser abzustoßen.


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