Kapitel 22 - Ins Dunkel

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Zane unterdrückte ein verärgertes Schnauben und brummte nur leise vor sich hin.

Sosehr es ihm auch missfiel, er wusste, dass Myra recht hatte. Seit die steinernen Wächter zum Leben erwacht waren, war es für sie fast unmöglich geworden, ungesehen aus dem Palais zu entkommen. Das Auktions- und das Opernhaus waren zu groß und das Gelände zu gut bewacht. Vor allem nach dem Aufruhr.

Trotzdem fühlte er sich alles andere als wohl bei dem Gedanken, sein Leben in die schmutzigen Klauen des Vampirsprosses zu legen. Es stank zum Himmel, dass er ihnen seine Hilfe anbot. Knirschend mahlten die kräftigen Kiefer in den kantigen Zügen.

„Ich traue dieser Schlange nicht über den Weg ...", grollte Zane leise.

„Ich auch nicht", antwortete seine mehr oder weniger aufgedrängte Begleiterin leise, als sie um eine Ecke bogen und den gewundenen Gängen weiter in die Tiefe folgten. „Aber Casimir ist ... ungesund ehrgeizig. Die Aussicht, sich dem Meister zu beweisen, ist genau das, was er will."

Zane grunzte mehr oder weniger zustimmend. Er hatte diesen Ehrgeiz am eigenen Leib zu spüren bekommen und litt noch immer unter den Folgen. Jeder Schritt war eine Qual. Der Schmerz strahlte vom Fuß und Unterschenkel das ganze Bein hinauf bis zur Hüfte. Der Schweiß vom Fieber und der Anstrengung tropfte ihm bereits vom Kinn. Es würde nicht mehr lange dauern, bis er das Gewicht seines eigenen Körpers nicht mehr tragen konnte, weil die Muskeln ihren Dienst versagten. Auch das Atmen fiel ihm immer schwerer.

„Außerdem hat er das, was wir beide unbedingt haben wollen - den Dolch", erinnerte Myra ihn.

Ja, den verdammten Dolch. Das Werkzeug, das das eine Leben genommen hatte, um das sie beide trauerten. Das einzige Band zwischen ihnen, so absurd es auch erscheinen mochte.

Die einzige Waffe, die nicht in den Händen der Menschen sein sollte. Im ersten Zyklus, als der Krieg tobte und die Vaesen in diese Welt kamen, hatten sie als erste Maßnahme alles vernichtet, was ihnen gefährlich werden konnte. Die Trolle stürzten sich auf Kirchenglocken, Vampire rissen Weiß- und Schwarzdornbüsche aus oder brannten heilige Stätten nieder. Auch jetzt noch war es ihm deshalb ein Rätsel, wie der Dolch in die Hände der Verräter gelangt war. Das hätte nie passieren dürfen.

Ein Knirschen vor ihm lenkte seine Aufmerksamkeit weg von seinen eigenen Gedanken, zurück zu ihrem Führer in der Dunkelheit. Casimir war mitten im Gang auf die Knie gesunken und tastete mit seinen dürren Fingern den unteren Teil der Wand zu ihrer Rechten ab.

Die Stirn in tiefe Falten gelegt, beobachtete Zane den Blonden einige Herzschläge lang, bevor er den Kopf wandte und vorsichtig in die Gänge hinter ihnen spähte. Es war still, fast zu still, und das gefiel ihm immer weniger.

Das Ganze erschien ihm viel zu... leicht.

Als er den Mund öffnete, um Myra sein Misstrauen auszudrücken, wurde er von dem Geräusch eines kratzenden Steins unterbrochen. Eine Kachel glitt im Mauerwerk zurück, und eine dunkle Platte vor ihren Füßen hob sich ein paar Zentimeter. Casimir griff nach dem sich hebenden Rand und schob die schwere Platte beiseite, als wöge sie nicht mehr als ein Blatt Papier.

„Ich soll da rein?", knurrte Zane leise, trat einen Schritt näher und blickte in das Loch, dessen Boden er in der Dunkelheit nicht erkennen konnte. Misstrauisch glitt sein Blick zwischen Myreille und Casimir hin und her.

„Was ist los? Hast du etwa Angst? Entweder da runter oder hier dem Tod ins Auge sehen, Kater", grinste Casimir ihm frech ins Gesicht und der Cait-Sith spürte, wie sich seine Lippen hoben, bevor das Knurren aus seiner Kehle drang.

„Wie wäre es, wenn ich dich zuerst mit gebrochenen Knochen vorausschicke?", schnappte er gereizt zurück und Zane zeigte seine scharfen Fänge in einer offenen Drohung. Die Krallen an seiner Hand waren ausgefahren und zuckten schon voller Gier, das Leben aus dem untoten Körper zu quetschen.

„Hört auf, wir haben keine Zeit für solchen Unsinn", mischte sich Myra ein und warf ihm und Casimir einen warnenden Blick zu, bevor sie sich selbst dem Loch näherte. „Ich gehe vor", intervenierte sie, als würde sie ahnen, dass Zane keinen Fuß in diese Finsternis setzen würde, in der er eher einen Hinterhalt als eine Zuflucht vermutete.

Bevor er auch nur ein Wort sagen konnte, verschwand Myra mit einem einzigen Satz in der Dunkelheit.

Die beiden Zurückgebliebenen warfen sich kurz feindselige Blicke zu... dann folgte Zane als nächster, damit Casimir den Fluchttunnel wieder verschließen konnte. Unten angekommen, übernahmen die beiden Vampire die Führung.

Es war so finster in dem Gang, dass Zane die Gestalten vor ihm kaum erkennen konnte. Stattdessen stießen die Spitzen seiner Stiefel immer wieder gegen kleine Steine, die klappernd das Schweigen für einen kurzen Moment zerrissen.

Die Luft war stickig und modrig. Kein Lüftchen verirrte sich in die dunklen Gänge. Stattdessen wurde jeder ihrer Schritte von den Wänden zurückgeworfen. Es herrschte eine unheimliche Stille hier unten. Jeder seiner Atemzüge schien unnatürlich laut.

Unter seinen Fingern spürte der Caith-Sith feuchte Erde und hin und wieder raue Holzbalken, die den Tunnel stützten. Die beiden Vampire vor ihm drangen immer weiter vor, während er zurückfiel.

Seine Schritte wurden zunehmend unsicherer. Immer wieder knickte sein verletztes Bein unter ihm weg und ließ ihn stolpern. Mit verzerrtem Gesicht musste er sich wiederholt an den alten Wänden abstützen, um nicht zu Boden zu stürzen. Der einzige Lichtblick war schließlich der helle Schimmer, der ihm aus der Ferne entgegen blinzelte, begleitet von einem leichten Windhauch.

„Zane?"

Erschrocken zuckte er zusammen, als er plötzlich eine kalte Hand auf seinem Arm spürte. Kribbelnde Funken sprühten von der Berührung und schickten eine wohlige Wärme durch seinen Körper. Er spürte, wie der Blick der silberweißen Augen über ihn glitt. Abschätzend, mit einem Funken ... Sorge?

„Lass mich dir helfen."

Noch während die Strigoi sprach, spürte er, wie sie seinen Arm anhob. Nur ein Stück, um ihn dann auf ihre Schultern zu ziehen. Etwas in ihm raunte, dass er sich anlehnen sollte, doch...

„Fass mich nicht an!", fauchte er stattdessen drohend. Obwohl sie es nur gut meinte, riss er ihren Arm von sich, bevor er sich abstieß und leise vor sich hin knurrend weiter den Korridor entlang schritt, dem nächtlichen Schein entgegen.

Ein Teil von ihm wusste, dass es dumm und undankbar war, ihre Hilfe abzulehnen. Aber ein anderer, viel stärkerer Teil war stärker: sein Instinkt und die kriegerischen Lehren, die man ihm über die Jahre eingetrichtert hatte, seine Ablehnung ihrer Art, sein Stolz und sein Starrsinn.

Er drängte sich an Myra vorbei und straffte die Schultern, um den letzten Rest seiner Würde zu bewahren, bevor er seine Schritte steif, aber schnell in die Richtung des leichten Windes lenkte, der durch den Gang wehte.

Der Gedanke, dem engen, kalten Tunnel unter der Erde zu entkommen, trieb ihn an.

Ein leises, hohles Geräusch durchbrach die Stille, als er mit dem Fuß gegen etwas stieß, das er zunächst für einen Stein hielt. Er bückte sich nach dem kleinen, hellen etwas, seine kräftigen Finger umfassten einen weichen, glatten Gegenstand und hoben ihn hoch. Er drehte es in der Hand und blickte einen Herzschlag später in zwei leere Höhlen. Ein Schädel - der eines Menschen - lag in seiner Hand und zwei leere, schwarze Augenhöhlen starrten ihm entgegen. Anscheinend hatte Casimir die Wahrheit gesagt, dass dieser Tunnel für Kriegsflüchtlinge gedacht war. Schnaubend warf er den Knochen achtlos wie ein Stück Holz weg, bevor er seinen Weg fortsetzte.

Schließlich bildete ein bogenförmiges Loch das Ende ihres Fluchtweges. Blendend hell erschien selbst die schlichte Nacht, nachdem sie so lange durch die Finsternis geirrt waren. Das silberweiße Mondlicht empfing sie wie Scheinwerfer die Hauptdarsteller eines Theaterstücks.

Tief sog er die Nachtluft in seine Lungen und war versucht, erleichtert die Augen zu schließen, während der Wind an dem schweren Stoff um seine Schultern zupfte. Doch stattdessen blieb er abrupt stehen, und seine Augen weiteten sich in einer Mischung aus Erstaunen und Interesse.

Vor ihnen lag eine kleine Grünfläche, auf welcher die langen Halme eines verwilderten Parks sanft im Wind tanzten. Es war ein seltsames Bild, das ihn fast an seine Heimat in der Anderswelt erinnerte. Zumindest, wenn da nicht das deplatziert wirkende Wrack mit den gebrochenen Flügeln und den zerborstenen Fensterscheiben gewesen wäre, das aus dem wilden Grün hervorragte.

Den Kopf gebeugt, trat er vorsichtig einen Schritt zurück und damit neben Myra, die dort auf ihn zu warten schien. Er wusste, was das war. Obwohl der Krieg schon zwei Zyklen zurücklag, konnte er sich noch gut an die Anfänge erinnern. Damals, als diese Dinger noch über den Himmel flogen und das schreckliche Dröhnen der Motoren in den Ohren klingelte. Die Menschen nannten es Flugzeug. Er hatte noch nie eines dieser Dinger aus der Nähe gesehen und war hin- und hergerissen, ob er nähertreten oder lieber fauchend davonspringen sollte.

Eine Entscheidung, die ihm abgenommen wurde.

Der Wind trug ihm einen neuen Geruch entgegen. Ein Duft, den er gut kannte, denn er hatte ihn lange durch die Katakomben geführt: Menschen.

Fast hätte er geglaubt, es handle sich um die Überreste dieses überwucherten Schlachtfeldes. Doch schnell wurde ihm klar, dass diese Gerüche zu frisch, zu lebendig waren.

Knurrend zeigte Zane seine scharfen Zähne, während seine Augen sich verengten. Jetzt erkannte er die Umrisse in der Dunkelheit. Mit jedem Herzschlag wurden die Gestalten zahlreicher. Es schien, als kämen sie aus der Deckung des zerstörten Flugzeugs.

Es war nicht die Furcht vor dem Feind, die ihn immer lauter knurren ließ. Menschen waren nichts gegen die Vaesen. Selbst in seinem geschwächten Zustand wären sie kaum mehr als Opferlämmer, die man zur Schlachtbank führte. Aber das Mondlicht brach sich vereinzelt an silbernen Fäden - und er kannte dieses Emblem, das Rad mit den seltsamen Strichen darauf.

Plötzlich war ihm, als wäre er in die Kanalisation zurückgekehrt, und hörte seinen Bruder schreien. Der Anblick brachte sein Blut in Wallung.

„Verräter!", knurrte er durch die friedliche Stille. Das aufsteigende Adrenalin verdrängte den Schmerz in den letzten Winkel seines Bewusstseins. Unter dem weiten Mantel zitterte sein Körper wie bei einem Erdbeben. „Dreckiges, mörderisches Pack!"

Sein Verstand zerfaserte wie ein Teppich, an dessen Haltefaden gezogen wird.

„Ich werde euch alle in Stücke reißen!"

Wortanzahl: 1.670 Wörter

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