Auszeit? Nicht mit ihm

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„ Ich hab ehrlich kein Bock mitzufahren. Im Spätsommer geht das ja noch, aber jetzt ist es unerträglich. Bei der brütenden Hitze möchte ich nicht mit den Jugendlichen Volleyball spielen. Die letzten Jahre sind viele dehydriert oder mit Kreislaufproblemen im Schatten gelegen und dafür möchte ich nicht verantwortlich sein. Ich übernehme gerne Anfang Herbst die zweite Auszeit, aber nicht die." Im Sommer an diesen Campingplatz zu fahren war wirklich nicht auszuhalten. In der Hitze zu Zelten war purer Selbstmord. Und die kleinen Holzhütten, die sie eventuell gemietete hatten, heizten sich leider genauso schnell auf. Bäume die Schatten und angenehme kühle spendeten, gab es so gut wie keine mehr und auch das Volleyballfeld lag komplett in der Sonne, wie die restlichen Aktivitäten auch. Der See war eine willkommene Abkühlung, wenn es a nicht so brechend voll wäre und b er sich nichts so aufheizen würde. In den oberen Schichten erreichte der kleine künstliche See schon so an die dreißig Grad. Das war dann auch keine Abkühlung mehr. Einzig Eis und gekühlte Getränke halfen noch und das konnte gar nicht alles so schnell kalt werden, wie es verbraucht wurde. Und die ganzen Stechinsekten waren die Krönung. Nein er würde einen Teufel tun und mitfahren. „ Ach komm, so schlimm ist es nun wirklich nicht. Sie haben recht milde Temperaturen angesagt. Außerdem ist sonst niemand mehr frei und wir brauchen noch mindestens eine Person. Zumal alle gesagt haben, sie wollen dich dabei haben, weil es mit dir immer lustig wäre. Also tu ihnen den Gefallen.", bat ihn Pat nun schon zum mindestens zwanzigsten Mal. Die Taktik würde bei ihm ziehen und das wusste er zu gut, aber heute nicht. Er wurde sich auf Teufel komm raus nicht freiwillig für diese Auszeit melden. Sollten sie jemand anderen finden. Sicher war noch jemand hier, der mitgehen würde. Nur kam er halt besser bei den Jugendlichen an und sie wollten ihn deswegen dabei haben. Dieses Jahr aber nicht. „ Ach komm schon Schatz. Das wird super, da bin ich mir sicher. Verdirb dir und den anderen doch nicht den Spaß. Außerdem ist es sicher romantisch unter dem Sternenhimmel im Gras zu liegen, fernab der Zivilisation. Dein nackter Körper dicht an meinen geschmiegt." Eins musste er ihr lassen. Sie war verdammt gut ihm süße Versprechungen ins Ohr zu flüstern und ihn damit zu überzeugen. Wenn er so unbedingt mit sollte, würde er halt gehen, aber zu seinen Bedingungen. Kurz gab er Lu einen Kuss auf die Wange, bevor er sich zurück an Pat wandte. „ Okay ich komme mit." Er sah schon, wie Pat sich innerlich freute und ihm zu Füßen liegen wollte. Na das wollen wir mal sehen, dachte er. „ Aber nur unter einer Bedingung. Ich habe keine Aufsicht oder Schuld daran, wenn noch mal einer mit Kreislaufproblemen am Boden liegt. Ich werde Trinkpausen einrichten und mich um dir kümmern, die trotzdem umkippen, aber ich werde nachher wenn sich Eltern beschweren mit keinem Ton erwähnt. Das Gemotze tu ich mir nicht mehr an. Wir nehmen drei Kühlboxen mehr mit, damit jeder immer etwas kühlen zu trinken hat und ihr stellt Mückenspray gegen diese lästigen Viecher. Wenn das passiert, komm ich mit." Pat sah ihn einige Sekunden verwundert an, dann lachte er aber, als wären seine Forderungen lächerlich. „ Gut das kann ich einrichten. Darf es sonst noch was sein? Das waren keine Forderungen, dass war ein reines Sicherheitsnetz, was wir sowieso hätten überarbeiten müssen, damit es weniger Beschwerden gibt." Gut okay was fehlte ihm sonst noch? Eigentlich nichts. Mehr Schatten wäre schön, aber sie nahem sicher wieder drei Dutzend Schirme mit, damit es auszuhalten war. Eine Klimaanlage wäre schön, aber die konnten sie da unten vergessen. Ventilatoren gab es ja schon in den Aufenthaltszelten, damit sie einen Ort zum runter kommen hatten. Eigentlich war da nichts mehr, was er noch fordern konnte. „ Sonst passt das. Ich würde mich allerdings ungern ums Essen kümmern." Das er's mit einer der schlimmsten Sachen. Zwar hatten sie eine Portable Küche dabei, aber der Großteil wurde in den Gemeinschaftsräumen da zubereitet und die hetzten sich unheimlich auf. Da zu stehen und zu kochen war, als würde man in der Sauna stehen. Jedem lief nur noch der Schweiß und man war bemüht, dass nichts davon im Essen landete. Das war mit die größte Qual. „ Fürs Essen haben wir schon jemanden. Dann kommst du also mit. Sehr schön. Dann sind wir vorerst vollzählig. Dann würde ich vorschlagen, ist die Versammlung hier erstmal beendet. Wenn ihr es noch mitgetan habt, fangt an Koffer zu packen, damit wir übermorgen pünktlich losfahren können. Tobi auf ein Wort unter vier Augen bitte." Was den jetzt noch? War nicht schon alles geklärt. Sie sollten ihn einfach in Ruhe lassen. Trotzdem blieb er stehen und gab seiner Freundin noch einen Kuss auf die Wange, bevor sie raus ging und dort sicherlich auf ihn warten würde. Als der Raum endlich leer war und die Tür sicher zum, sprach Pat ihn an. „ Danke dir. Ich hatte echt Mühe jemanden zu finden. Du warst meine fast letzte Rettung. Ich wollte Elouise nicht fragen, ob sie mit ihrem verstauchten Knöchel mitkommen will und der Rest hat sich im Urlaub gemeldet, oder ist krank. Ich hatte wirklich nur noch dich und ich bin sehr dankbar, dass du ja gesagt hast. Eine Kleinigkeit gibt es da allerdings noch. Ich weiß, du kommst mit Rafael nicht sonderlich gut klar, aber er wird ebenfalls mitkommen. Ich hatte wirklich Personalknappheit, sonst hätte ich dich nicht gefragt. Ihr werdet zwei verschiedene Gruppen haben und am jeweils anderen Ende unseres Camps einen Platz haben. Ihr solltet euch so gut wie nicht über den Weg laufen. Tut mir leid, aber es ging nicht anders." Tobi seufzte. Natürlich war er dabei. Die Kinder liebten Rafael fast so sehr, wie ihn. Leider sahen sie nicht, was er für ein arroganter Idiot war. Tobi hatte nur zu Beginn mal ein paar Worte mit ihm gewechselt, aber allein da war ihm schon aufgefallen, wie überaus aufgeblasen sein Ego war. Vor den Jugendlichen gab er bei jeder Gelegenheit an und die fanden das natürlich toll. Er allerdings nicht. Aber wenn sie unterschiedliche Gruppen hatten und jeweils am anderen Ende waren, sollten wirklich keine Probleme entstehen. „ Schon okay. Solang ich nicht mit ihm zusammen arbeiten muss, kann mir das herzlich egal sein, dass er dabei ist. Beim Training kann ich ihn schließlich auch ertragen." Ertragen war ein sehr gutes Wort. Denn mehr konnte man bei diesem Typen wirklich nicht. Naja es waren nur zwei Wochen. Das würde er durchhalten. „ Danke dir. Du rettest mir echt den Arsch. Ich wäre ja selbst mitgefahren, aber meine Ex hat mir ie Kinder verfrüht aufgedrückt. Klar liebe ich sie über alles und hab sie gerne um mich, aber ich wäre auch gerne mit euch Campen gefahren. Ist halt jetzt so und ich mach mir ne schöne Woche mit den beiden. Wirklich noch mal danke das du mit gehst. Hast was gut bei mir." Das Pat selbst nicht mit ging, war ihm neu. Bis jetzt hatte er keine dieser Auszeiten verpasst. Aber er kannte auch seine beiden Zwillinge, die null Interesse für Volleyball zeigten. Oder Campen. Es war schon in Ordnung. Es war nur eine Woche und bis dahin hatte sicher Doris das Kommando. So schlimm würde es schon nicht werden. Zumindest redete er sich das erfolgreich ein.

Schon als er zwei Tage später auf dem Parkplatz eintraf bereite er seine Entscheidung gehörig. Sie hatten jetzt schon zwanzig Grad, obwohl es gerade mal acht Uhr war. Der Himmel war wolkenlos und versprach einen heißen Tag. Das aller schlimmste war, dass Pat nicht da war und der einzige andere Betreuer neben ihm im Moment Rafael war. Mit missmutigen Blick ging er auf ihn zu, da er mit Sicherheit die Anwesenheitsliste und den ganzen Kram hatte. Mit einem Gesicht wie zehn Tage Regenwetter grüßte er ihn und wollte sich die Blätter schnappen, da zog Rafael ihm die Blätter vor der Nase weg. „ Ich kann nichts für deine schlechte Laune. Wenn du so die nächsten Tage mit den Jugendlichen bist, komm doch das nächste mal gar nicht erst mit. Pat treibt schon jemanden auf, der mitgehen würde." Und genau das hasste er an diesem Typen so. Er war einfach unausstehlich und arrogant. „ Keine Sorge, meine Laune wird besser, wenn du mir aus der Sonne bist. Kann ich jetzt meine Liste haben?", murrte Tobi und versuchte erneut an das Klemmbrett mit Zettel zu kommen, doch Rafael hielt sie über seinen Kopf. „ Kannst du mir mal sagen, was ich dir getan hab? Ich hab nie ein schlechtes Wort über dich gesagt. Wo ist also dein Problem mit mir?" Sein Problem war, dass der andere ein Idiot mit aufgeblasenem Ego war. Das er ihm persönlich nichts getan hatte, würde er sogar unterschreiben. Aber er kam mit dieser Art Mensch nicht klar. „ Getan hast du mir nichts, aber ich hasse arrogante Leute mit aufgeblasenen Ego abgrundtief.", zischte er leise, da er immer noch Jugendliche um sich hatte, die sich nichts von seinen Worten anschauen sollten. Sonst bekam er wohl mal wieder mehr Probleme, als er haben wollte. Er schnappte Rafael einfach das Klemmbrett weg und stapfte dann ein gutes paar Schritte abseits, wo er seine Sachen hatte stehen lassen. Mit dem musste er sich nun wirklich nicht abgeben. Pat hatte ihm versprochen, dass er seine Ruhe bekam und die wollte er auch genießen. Er musste sich mit Rafael nicht rum schlagen. Es gab noch genügend andere Betreuer, die mit ihm arbeiten würden. Eine Gruppe neu eintreffender Jugendlicher kam auf ihn zu und er hakte die Namen ab. Er half die Koffer im Bus zu verstauen und schickte sie dann in den Bus, um sich noch eine Platz zu sichern. Es war ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass Rafael im anderen Bus sitzen würde. Das machte seinen Tag gleich viel entspannter. Als dann endlich die letzten anwesend waren -ein Geschwisterpaar aus einem Volleyballverein in der Nähe, der wie vier weitere mit ihnen diese Auszeit machten- verstaute auch Tobi seine Sachen im Bus und stieg ein. Aus Gewohnheit zählte er nochmals nach, einfach nur um sicher zu gehen, bevor er dem Busfahrer das okay gab loszufahren. Derweil wollte er sich das Mikrofon schnappen, um wie jedes Mal eine kleine aber feine Sicherheitsbelehrung mit anschließender Unterweisung, was sie durften und was nicht zu halten. So weit kam er allerdings nicht. Denn vor ihm schnappte Rafael sich das Mikro und nahm ihm die Ansprache ab. Genervt ließ Tobi sich auf einen freien Sitz weit vorne fallen und hörte mit halbem Ohr zu, während er seine Kopfhörer raus holte. „ Guten Morgen allerseits. Freut mich, dass es alle von ihnen pünktlich hier her geschafft haben. Wie jedes Jahr haben wir etwa zwei Stunden Fahrzeit und legen in der Mitte eine kurze zehn Minuten Pause ein. Im Bus bitte nicht rennen oder unnötig rum laufen. Wenn wir auf dem Campingplatz sind, teilt ihr euch selbst in kleine Gruppen ein und baut gemeinsam die Zelte auf. Ich erinnere nochmals daran, dass ihr niemals alleine schwimmen geht und uns das bitte mitteilt. Wir können nicht überall sein. Ansonsten verhaltet euch ruhig und eurem alter angemessen. Verlasst den Platz und die Waschräume bitte sauber und lasst keinen Müll liegen. Ansonsten wünsche ich euch eine angenehme Fahrt und viel Spaß." Rafael legte unter Applaus das Mikro weg und suchte sich dann einen freien Platz. Und Tobi wurde schlagartig bewusst, als er sich umsah, dass der einzige freie Platz neben ihm war. Womit hatte er das verdient. Tobi machte sich auf beiden Seiten Kopfhörer rein, um ja kein Wort mit Rafael reden zu müssen. Dieser setzte sich neben ihn und vertiefte sich in sein Handy.

Er musste irgendwann kurz eingeknickt sein, denn als er sanft gerüttelt wurde war es unerträglich heiß und er hörte keiner Musik mehr und auch keinen Lärm. „ Wir sind da.", sagte Rafael in angenehmere Lautstärke und stand dann auf, ohne darauf zu achten, was er tat und ob er folgte. Tobi wischte sich über die verschwitze Stirn und stieg mit den letzten paar Leuten aus dem Bus. Draußen traf ihn dann der Schlag. Sie hatten sicherlich die dreißig Grad Marke schon geknackt. Er fing sofort an stärker zu schwitzen unter der heißen Mittagssonne. Zusätzlich wurde ihm kurz schwindelig, als er einen weiteren Schritt nach vorne machte. Es war jetzt schon mehr auszuhalten. Die nächsten Tage wurde schlimmer als erwartet. Noch bevor er zu irgendwas kam, wurde er rüber gewunken. Rafael wer sonst. Eigentlich wollte er es ignorieren, bis er sah, dass ein Mädchen am Boden lag. Tobi kniete sich zu ihr runter und ließ seinen Blick auf erste Anzeichen über ihren Körper huschen. Sie schwitzte sehr, war total blass und atmete hektisch. Ihre Haut fühlte sich ziemlich überhitzt unter seiner Hand an. Mit so viel Gefühl wie möglich drehte er sie erstmal auf die Seite und brachte sie dann halbwegs in eine stabile Seitenlage. Jemand anderes kniete sich zu ihm runter und reichte ihm eine Flasche Wasser und einen kühlen Lappen. Tobi legte ihr den Lappen um den Hals, möglichst das Blut in ihren Kreislauf runter zu kühlen und ihr so Linderung zu verschaffen. Über ihnen spannte sich ein Schirm, um zusätzlich Schatten zu spenden. „ Danke. Hast du dir den Kopf angeschlagen, oder tut dir sonst noch was weh?", fragte er einfühlsam und legte ihr die kühle Flasche an die Stirn, da ihr wohl der Kopf am meisten Schmerzen bereitete. „ Nein. Mein Kopf dreht dich und mir ist schlecht. Kann ich was trinken?" Das war auch mit das einzige was wirklich half. Tobi schraubte ihr die Flasche auf und half ihr sich ein wenig aufzurichten, damit sie trinken konnte. Sie bekam gleich wieder etwas mehr Farbe im Gesicht, auch wenn sie immer noch sehr blass war. Sie musste dringend ganz aus der Sonne raus. Jemand kniete sich neben ihn und schob seine Arme unter die Beine des Mädchens. Tobi griff ihr unter die Arme und hob sie gemeinsam hoch. Sie brachten das Mädchen in eine der kleinen Holzhütten, in denen eigentlich sie wohnen würden und legten sie da in ein Bett. Das es Rafael war, verdrängte sein Gehirn erstmal. Er stellte ihr die Flasche auf den kleinen Nachtschrank. „ Ich hol jemanden, der bei dir bleibt. Ich werd den Zeitaufbau mit koordinieren müssen.", versprach er ihr und sah dann zum ersten Mal denjenigen an, der ihm geholfen hatte das Mädchen herein zu tragen. Rafael. Natürlich war es Rafael wer sonst? Manchmal könnte er echt kotzen. „ Wieso bist es eigentlich immer du? Kannst du dich nicht aus solchen Angelegenheiten raus halten?", zischte Tobi im raus gehen und wank die besorgte beste Freundin des Mädchens zu sich, die schon fast angerannt kam, um sich nach ihrer Freundin zu erkundigen. „ Weil ich ebenso wie du verantwortlich für diese Kinder bin. Die anderen sind beschäftigt genug alle unter Kontrolle zu halten.", wisperte Rafael zurück. Mehr konnte er nicht sagen, denn das Mädchen stand nun neben ihnen und verwehrte ihnen jede Möglichkeit sich zu streiten. „ Geh ruhig zu ihr rein und bleib bitte bei ihr. Wir haben genug Leute, die die Zelte aufbauen und eure Sachen wird man unterbringen. Wenn was sein sollte, kommst du zu einem von uns. Wenn's ihr besser geht, könnt ihr natürlich raus gehen. Auch wenn ich Hitze heute meiden würde." Hastig nickte das Mädchen und verschwand nach drinnen zu ihrer Freundin. Tobi hatte ihren Namen sicher schon mal gehört, aber sie war von einem anderen Verein und die Namen konnte er nicht über ein Jahr später noch dem passenden Gesicht zuordnen. Zum Glück verschwand Rafael von seiner Seite und half auszuladen. Konnte er sich um die Zelte kümmern. Wie üblich für jeden Verein vier Zelte, zwei für die Jungen, zwei für die Mädchen. Machte in Summe vierundzwanzig Zelte zum aufbauen. Plus noch mal Aufenthaltszelt und Krankenzelt, Lager und Essenszelt. Tobi holte die Taschen mit den Zelten aus dem Bus und wischte sich dabei immer wieder den Schweiß von der Stirn. Von wegen nicht so heißt, er starb hier bald an nem Hitzeschock. Trotzdem, drückte er kleinen Gruppen die Taschen mit den Zelten in die Hand und ging dann selbst mit, um ein bisschen hier und da zu helfen. Die Plätze für die Zelte waren markiert, somit mussten sie nur aufbauen. Bei einigen klappte es ganz gut, da sie es schon Jahre lang machten, bei manchem musste er ein bisschen mithelfen, doch nach einer guten halben Stunde standen alle Zelte und die Taschen wurden verräumt. Während das getratsche begann und sich die meisten umzogen, um im Wasser zu verschwinden, ging Tobi zu den restlichen Betreuern und half die Versorgungs- und Essenszelte mit aufzubauen. Als das zu großen Teilen gemacht war, kam auch endlich der letzte Bus an. Unter den Betreuern fand er Doris und seine Freundin, der er zur Begrüßung flüchtig einen Kuss auf die Lippen drückte und sie umarmte. Seine Laune war gleich viel besser, auch wenn er unter der Sonne schwitzte wie sonst was und am liebsten seine verschwitzten Klamotten ausziehen wollte, um sich in den Schatten zu legen. Aber er hatte Aufsicht. „ So danke fürs aufbauen der Zelte. Wir standen leider viel zu lang im Stau. Ich bin froh, dass das schon vom Tisch ist und danke euch für euer Engagement. Sicher habt ihr die Schlüssel für die kleinen Holzhütten schon abgeholt. Dieses Jahr müsst ihr sie euch teilen, aber ich bin sicher das macht euch nichts. Da auch die Zelte neu gemischt werden, damit sich die Jugendlichen untereinander besser kennenlernen, finde ich es nur gerecht, wenn ihr auch mischen würdet. Deswegen haben wir ausgelost. Rafael du teilst dir das Zimmer mit Tobi." Das war jetzt nicht ihr Ernst, oder? Wo es schon hieß, mischen hatte er nichts gutes geahnt. Aber Rafael im Zimmer zu haben für zwei Wochen, das ging zu weit. Er wollte die Zeit mit seiner Freundin verbringen. Abends zumindest, aber das konnte er jetzt auch vergessen. Er musste es dennoch versuchen Einwand einzulegen. Ihm wäre jeder lieber als Rafael. Sonst flogen bei ihnen bald die Fetzen. „ Das geht nicht!", riefen sie beide im Chor und sahen einander kurz verwundert in die Augen, bevor sie wieder zu Doris sahen. „ Na das klappt doch schon recht gut. Den Rest kriegt ihr auch noch hin. Keine Widerrede und kein tauschen. Zwei Wochen haltet ihr schon aus. Ihr seid schließlich erwachsen. Und jetzt Abmarsch." Tobi schloss seinen Mund wieder, dem die Worte ich hab eine Freundin mit der ich gerne zusammen in einer Hütte schlafen würde und Pat hat mir versprochen weit weg von Rafael zu kommen lagen. Und jetzt mussten sie sich ein Zimmer teilen. Keine besonders angenehme Vorstellung. Zwei Wochen hielt er es nicht mit diesem Idioten aus. Außer sie sprachen beide kein Wort miteinander und Tobi verzog sich so schnell es ging nach dem aufstehen und kam erst wieder, wenn er schlafen wollte. Erstmal schleppte er dennoch seinen Koffer unter der brütenden Mittagssonne zu der kleinen Holzhütte, die er mit Rafael bewohnen würde. Genervt schmiss er seine Sachen in die Ecke und musterte dann Rafael, der in aller Ruhe seine Sachen neben die Tür stellte. Noch bevor er sich umgedreht hatte, ließ Tobi seine Wut an ihm raus, auch wenn das nun wirklich nicht gerecht war. Für die Einteilung konnte er nämlich ausnahmsweise mal nichts. „ Wieso eigentlich immer du? Kannst du nicht wo anders sein?" Jetzt wurde auch Rafaels Blick genervt und er war mindestens so pampig wie er gerade. „ Hör mal. Was immer du gegen mich hast, behalt es für dich. Ich hab dir nichts getan und ich bin auch kein Stressball. Lass mich einfach in Ruhe, wenn das geht und spar dir deine Kommentare. Das tu ich nämlich auch." Und mit diesen Worten knallte Rafael die Tür hinter sich zu und verschwand nach draußen. Tief durchatmen. Irgendwie musste es schon auszuhalten sein. Da die meisten eh unten am Wasser waren, schenkte er sich das umziehen und ging  nach unten zum Wasser, wo bereits einige der Jugendlichen versammelt waren. Ein paar wenige schwammen Bahnen, andere ließen sich im kühlen Wasser treiben und der Rest spielte mit einem Wasserball Volleyball. Also in den Schatten setzen, Shirt aus und zuschauen. Er brauchte sich ja nun wirklich nicht schämen für seinen Körper. Im Schatten an einen Baum gelehnt sah er den jüngeren beim Spielen zu. Sicher würde es nicht lange dauern, bis jemand ihn zum Spielen aufforderte. Gerade entdeckten ihn auch zwei Mädchen und tuschelten angeregt, während sie in seine Richtung kam. In letzter Sekunde drehten sie jedoch ab und gingen zu einem Baum weiter links, wo natürlich Rafael ohne Shirt saß. Das die beiden nicht kreischten, war alles. Dennoch fragen sie mit roten Wangen und peinlich berührt, ob er mitkommen würde, um mit ihnen zu spielen. So einen Wunsch schlug man selten aus, um den Jugendlichen ihren Spaß zu lassen. Meist hatte man ja selbst auch Spaß daran. Und natürlich sagte auch Rafael ja, während ihm die beiden Mädchen ziemlich offensichtlich auf den Bauch starrten. Alles weiter unten wäre, nun ja ein bisschen fragwürdig und würde sicher Gelächter mit sich bringen. Wobei man objektiv betrachtet sagen musste, dass Rafael einen ziemlich guten Körper hatte. Perfekt zum angeben auf jeden Fall. Dagegen konnte er nicht ankommen. Wollte er allerdings auch nicht. Schüler und Trainer war sowieso eine fragwürdige Kombi was Beziehungen anging und bereiteten meist nichts als Neid, Spott und Verachtung. Das hatten sie bereits einmal gehabt. Sie hatten sich nach einem halben Jahr wegen Spott und Lästereien getrennt und das Mädchen hatte in Angst die Gruppe verlassen, weil alle ihre Freundinnen sie nieder gemacht hatte, wie sie nur mit ihrem Trainer zusammen sein könne. Dabei hatten mindestens die Hälfte von ihnen ebenfalls geschwärmt, was sie im Nachhinein nicht zugeben wollten. Verletzt hatten sie die arme trotzdem. Schade eigentlich, denn Tobi fand, dass sie gut zusammen gepasst hatten. Ihr Altersunterschied waren auch gerade mal drei Jahre gewesen. Eigentlich war alles in Ordnung gewesen. Sie Sechzehn, er neunzehn und eine süße, kleine Romanze mit kuscheln, Händchen halten und küssen. Durch die anderen hatten sie sich aber unter Druck gesetzt gefühlt und daran waren sie Stück für Stück zerbrochen. Jedenfalls konnten er jetzt zusehen, wie sich der durchtrainierte Körper in Richtung Wasser bewegte, um mit der Gruppe Volleyball zu spielen. Ab da wurde es ihm zu viel. Siedend heiß viel ihm plötzlich ein, dass vorhin ein Mädchen umgekippt war und in ihrem Zimmer gelegen war und er seither nicht mehr nach ihr geschaut hatte. Auch wenn er sich sicher sein konnte, dass jemand anderes sich um sie gekümmert hatte, so ging er sie aus schlechtem Gewissen doch suchen. Er erwartete sie in einem der gekühlten Zelte zu finden, weil sich dort meistens alle mit Kreislaufproblemen und Hitzschlägen tummelte, als er jedoch die Plane zur Seite schieben wollte, hörte er ein Stöhnen. Eigentlich wollte er sich unauffällig zurück ziehen und die beiden nicht stören, doch dann sah er durch den kleinen Spalt die beiden Personen, die hier miteinander rum machten und ihm verschlug es die Sprache.

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